Ein faszinierendes Pilzwochenende ist zu Ende

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.630 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Chorknabe.

  • Hallo Leute,
    faszinierendes Pilzwochenende, geniale Funde. So etwas gab es in meiner Heimat für mich seit drei Jahren nicht mehr.
    Das Wochenende startete am Freitag mit dem Fund einer Lepiota, welche meiner Meinung nach zu den übel giftigen gehören könnte. Ab morgen wird mikroskopiert, Auflösung folgt nach.

    Am Samstag ging es dann in den für mich besten Pilzwald Hohenlohes, der ganz am östlichen Rand der Region liegt: den Virngrund.
    Zunächst mal ein relativ unspektakulär aussehendes Phlegmacium der Sektion Calochroi:

    Aber was KOH 20% auf dem Pilz anrichtet, ist alles andere als unspektakulär:

    Dazu kam ein wahrhaft majestätisches Phlegmacium, von oben wie ein dicker Hexenröhrling rüberkommend, aber ungleich sensationeller. Einer der schönsten Pilze, die ich je gesehen habe:

    mit ebenfalls markanter KOH-Reaktion am Hutrand: leuchtend orange (in dieser Farbe noch nie an einem Phlegmacium gesehen):

    Auch hier kann die Auflösung erst nach erfolgter Bestimmungsarbeit gegeben werden.


    Diesen hier kenne ich dagegen mittlerweile ganz gut, erst letztes Wochenende in Ilmenau auf der Pilzausstellung gesehen, jetzt auch in "meinem" Wald: Cortinarius luhmannii. Der vom Farbenspiel sehr ähnliche C. anserinus fällt wegen der braunen KOH-Reaktion auf Hutrand und im Knollenfleisch und der unbitteren Huthaut raus.


    Und dann noch drei sehr nette Tigerritterlinge:

    Bei diesen habe ich wieder mal mit Guajak herumexperimentiert. Da ich dieses Wochenende drei weitere grauweiße Ritterlings-Arten fand, bot sich natürlich auch ein direkter Quervergleich an. Dazu ebenfalls morgen mehr.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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  • Hallo Oehrling!


    Wie schön, endlich gibt es bei euch auch tolle Funde! Und besonders freut mich für dich, dass du spannende Sachen gefunden hast. Die KOH-Reaktion auf dem zweiten Pilz ist ja krass! So blutrot!


    Dann bin ich mal gespannt auf die Auflösung. Cortinarien - obwohl für mich immer noch ein Buch mit sieben Siegeln - finde ich nämlich irgendwie faszinierend.

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Hallo Oehrling,


    schöne Funde hast Du da gemacht. Um den Tigerritterling beneide ich dich. Der ist mir noch nie über den Weg gelaufen. Dein zweiter Schleierling kommt mir bekannt vor aber das kann auch täuschen. Von denen habe ich keinerlei Ahnung.


    VG Jörg

  • Hallo Oehrling,


    sehr schöne Funde, ich freue mich mit für Dich und bin auf die Auflösung gespannt. Die sind nämlich alle Neuland für mich :(

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
    ----------------------------------------------------------------------------
    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18

  • Hallo Oehrling,


    Herzlichen Glückwunsch zu den Funden!


    Ich kann Deine Freude im Moment gut nachvollziehen. Da das thematisch hier in zweierlei Hinsicht passt muss ich kurz berichten: Der Pilzgott hat uns heuer doch nicht im Stich gelassen, er hat nur etwas vorbereitet ;) - Phlegmacien-Herbst!


    Auch für mich geht ein faszinierendes Pilzwochenende zu Ende. Cortinarien-Einführungs-Kurs in Hornberg - den perfekten Zeitpunkt erwischt. Bereits am Donnerstag wurde ich von einem der Dozenten zu einer Einstimmungs-Runde in heimischen Gefilden (Kalk-Buchenwald hier am Bodensee) eingeladen, wo wir zahlreiche, wunderschöne Phlegmacien fanden.
    Das Wochenende im Schwarzwald war dann unglaublich. Selbst die erfahrensten Leute waren aus dem Häusschen. Neben zahllosen wunderbaren Funden aus verschiedensten Gattungen fanden wir besonders im Kalk-Nadelwald Cortinarien (viele Arten von Phlegmacien) in Massen (z.T. sicher weit über hundert FK je Art in einem Waldstück). Ich werde hier demnächst sicher auch noch etwas zeigen.
    Ich stehe mykologisch in vielerlei Hinsicht noch am Anfang, Cortinarien betreffend natürlich insbesondere. Die Gattung hat mich aber von Anfang an fasziniert - darum das Seminar.


    Jetzt bin ich angefixt und gerade "gut eingeschlüsselt", das Mikro ist schon wieder ausgepackt, morgen ist der letzte freie Tag ohne Regen.
    Werd ´ich morgen meine überfällige To-Do-Liste abarbeiten oder doch nochmal in den Wald gehen :saint: ?


    Bin gespannt auf Deine Fortsetzung,


    LG


    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    fein. Mit den Phlegmacien können wir uns zusammentun; die mag ich auch. Ok, bei den Rittern auch. :D Schön, dass du die KOH-Reaktionen einstellst. Witzig ist die Übrigens bei C. infractus auf dem Hut; eine türkisfarbene Reaktion. :D :cool:


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Stefan,


    ich freue mich sehr, dass jemand meine Beobachtung der KOH-Reaktion bei C. infractus bestätigen kann. Ich habe das auch schon mal zur Bestimmung dieser Art eingesetzt, aber bisher in keiner Literatur etwas darüber gefunden. Und C. infractus ist sehr farbvariabel und manchmal schwer zu erkennen, da hilft die KOH-Reaktion schon weiter.


    So, jetzt zum Tigerritterling. Wie ihr wisst, experimentiere ich seit zwei Jahren mit diversen Reagenzien an Ritterlingen herum. Da Ritterlingsarten sehr unterschiedlich auf Guajak reagieren, in etwa mit Täublingen vergleichbar, könnte dies zur Bestimmung eingesetzt werden, wenn es sich als hinreichend reliabel herausstellen sollte. Bei Ritterlingen reagiert das Guajak generell etwas langsamer als bei Täublingen. Es erwies sich als am praktikabelsten, nach dem Auftragen etwa 30 Sekunden abzuwarten und dann das Foto zu machen. So ergaben sich die größten Abweichungen in der Reaktion.
    Hier sind ein paar Fotos ungiftiger grauweißer Ritterlingsarten: T. terreum (der geruchlose graufilzige unter Kiefer), T. scalpturatum (der gilbende, mehlig-ranzig riechende aus meinem eigenen Garten), T. orirubens (der an den Lamellen rötende, am Stiel blauende mit dem gelben Myzelfilz - alles auf dem Bild wegen versehentlicher Überbelichtung kaum zu sehen):



    Wie man sieht: T. orirubens hat die schwächste Guajak-Reaktion, dann kommt T. terreum, dann T. scalpturatum. Aber alles ziemlich schwach.
    Und jetzt: T. tigrinum/pardalotum:

    Man sieht eine starke Reaktion, die sofort nach dem Auftragen beginnt und nach 30 Sekunden dunkelblaugrüne Farbe ergibt. Eine ähnlich starke Reaktion habe ich bisher nur beim Halsbandritterling (T. focale) feststellen können. Das wäre doch eine tolle Sache, wenn man den Tigerritterling von anderen weißgrauen Ritterlingen durch die unterschiedliche Guajak-Reaktion abgrenzen könnte.
    In dieser Sache bleibe ich auf jeden Fall am Ball.
    Demnächst folgt ein ähnliches Experiment mit den weißen Ritterlingen T. lascivum, T. stiparophyllum und T. album.
    FG
    Oehrling

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  • Hallo liebe Mitleser,


    ich habe ein erstes Bestimmungsergebnis für die Lepiota. Sie gehört zu den Ovisporern, die Sporen sind ellipsoid und haben die Maße 7 - 8 x 4 - 5 My. Damit lande ich in der Gruppe um Lepiota brunneoincarnata. Innerhalb dieser Gruppe werden lt. BON aufgrund der Huthautstruktur mehrere Arten unterschieden. Da ich keine Erfahrung mit der Huthautstruktur von Lepioten habe, bleibt als Ergebnis die Gruppenzugehörigkeit. Es ist also in der Tat eine der schlimm giftigen Lepiota-Arten.


    Die Cortinarien kommen heute abend dran.


    FG
    Oehrling

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  • Hallo,


    hier das Bestimmungsergebnis für den ersten Cortinarius - der, der mit KOH am Hutrand rot und an der Knolle pinkrot reagiert. Am ehesten überzeugt mich das Konzept Cortinarius arquatus/subarquatus aus den Großpilzen BW Band 5 (vg. S. 86/S. 171). In der Funga Nordica, 1. Aufl., kommt eine Art dieses Namens nicht vor. Stattdessen wird derjenige Pilz, der die größte Ähnlichkeit mit meinem Fund aufweist, Cortinarius barbaorum (vgl. S. 696) genannt. Ich tendiere zu dem ersteren Konzept, da nur hier ein am Knollenrand befindliches gelbbraunes Velum propagiert wird, welches bei meinem Fund auffällig zu sehen ist. Die KOH-Reaktionen werden hingegen in beiden Literaturquellen übereinstimmend beschrieben, ebenso wie die auf der Hutmitte entstehenden ockerbraunen Flecken.
    Da dies für mich ein persönlicher Erstfund ist, bleibt ein Rest Unsicherheit bestehen.


    Der braunhütige Cortinarius wird auf jeden Fall schwierig. Er sieht entweder untypisch aus oder ist sehr selten.


    FG
    Oehrling

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  • So, jetzt zum Tigerritterling. Wie ihr wisst, experimentiere ich seit zwei Jahren mit diversen Reagenzien an Ritterlingen herum. Da Ritterlingsarten sehr unterschiedlich auf Guajak reagieren, in etwa mit Täublingen vergleichbar, könnte dies zur Bestimmung eingesetzt werden, wenn es sich als hinreichend reliabel herausstellen sollte. Bei Ritterlingen reagiert das Guajak generell etwas langsamer als bei Täublingen. Es erwies sich als am praktikabelsten, nach dem Auftragen etwa 30 Sekunden abzuwarten und dann das Foto zu machen. So ergaben sich die größten Abweichungen in der Reaktion.
    [..]


    Hallo,


    das sind spannende Experimente die Du uns hier vorstellst. Wenn die kräftige Reaktion beim Tigerritterling tatsächlich reproduzierbar wäre dann wäre das in der Tat ein tolles Werkzeug um diese Art von den ähnlich aussehenden Erdritterlingen abzugrenzen. In jedem Fall ermutigt mich Dein Bericht selbst mal gefundene Erdritterlinge mit Gujak zu traktieren. :cool: Ich freu mich auf weitere Erkenntnisse zu diesem Thema!