Welcher Cortinarius?

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  • Hallo zusammen,


    zwischen Pantherpilzen und Fliegenpilz wuchsen heute zahlreiche, teils gruppierte Pilze vor einem innerstädtischen Wohnblock auf Rasen unter Linde. Ich vermute mal, dass ich mit einem Cortinarius nicht so schief liege, habe aber noch nie einen aus dieser Untergruppe bestimmt. Hättet Ihr vielleicht einen Tipp, wie ich weiter suchen könnte?


    Der Hut ist bis 6 cm breit, und mit einer Art Furche im äußeren Drittel abgesetzt, so dass er breit gebuckelt wirkt. Die Huthaut glänzt vom Regen beim Pflücken, ist aber nicht klebrig.
    Die Fruchtkörper bis 7 cm hoch.
    Er hat einen sogar für meine Nase deutlichen, angenehmen Geruch, so etwa Rettich und Schokolade, aber da sind meine Warnehmungen meist eher nicht hilfreich.


    Danke für Eure Hilfe im Voraus
    LG, Dieter


    (Die gelb-orangen Farbtöne im ersten Bild stammen vom Blitz)

  • Hallo Dieter,


    bei Cortinarien müsstest du so anfangen:


    1) 20 % KOH auf die Huthaut;
    binnen 10 Sek. schwarz oder schwarzbraun... Telamonium
    nicht so... eine andere Sektion --> 2


    2) Stiel und Hut schleimig... Myxacium
    Nur Hut, aber nicht Stiel schleimig, Stielbasis auffallend knollig... Phlegmacium
    weder Hut noch Stiel schleimig, Farbe des Pilzes irgendwo zwischen blau, violett und bräunlich... Sericeocybe
    weder Hut noch Stiel schleimig, Lamellen leuchtend gelb, orange oder rot... Dermocybe
    weder Hut noch Stiel schleimig, Hutoberfläche rau, Lamellen nicht leuchtendfarbig... Leprocybe


    Bist du in der Sektion, kommt dann das jeweilige sektionstypische Bestimmungsvorgehen.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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    • Offizieller Beitrag


    Hi,


    was ist das denn für eine geile Vorgehensweise? :D So hatten wir das bei Andreas nicht im Cortinarienkurs letztes Jahr. Besonders schön ist das "sektionstypische Bestimmungsvorgehen". *rofl* Das hat richtig was von Beamtendeutsch, das muss ich mir merken. *Spaßmodus aus*


    Sorry, ich fand die Wortwahl deines Beitrages gerade sehr komisch. Was aber auffällig ist, dass du Sericeocybe noch separat stehen hast. In der Funga Nordica wurde die von Telamonia einkassiert. Was benutzt du denn für die Schleierlingsbestimmung? Andreas hat uns zur FN geraten und ich bin immer mehr von dem Werk begeistert. Phlegmacien machen damit richtig viel Spaß. Auch was die Inocyben angeht; ein Genuss sag ich dir. Leider ist der Inocyben-Teil arg unvollständig.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Stefan,
    leider hatte ich im Gegensatz zu dir noch keine Gelegenheit, an einem Cortinarienkurs teilzunehmen. Daher kann es schon sein, dass mein Vorgehen ein bisschen wald-wiesen-mäßig ist und zum Späßemachen reizt. Wie wäre es, wenn du deinerseits einmal vorstellst, wie du bestimmungstechnisch anfängst, nachdem du einen Pilz als Cortinarius identifiziert hast, damit ich lerne, wie man es "richtig" macht?
    Edit: könntest du mich bitte aufklären, aus welchem Grund Sericeocybe bei Telamonium "eingemeindet" wurde? Ich fand immer, dass das Sektionskonzept Sericeocybe (filziger, seidiger bis glimmeriger Hut, bräunliche bis violettblaue Farben) gut bei der Einordnung eines Cortinarius geholfen hat.
    FG
    Oehrling

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    • Offizieller Beitrag


    Hallo,


    da ich die Funga Nordica nicht habe und also bis zur Neuauflage warten muss, endet es für mich zwangsläufig hier, wenn ich Euch richtig verstanden habe.


    LG, Dieter


    Hallo Dieter,


    nicht unbedingt. Du kannst ja mal die Hutoberfläche deines Fundes küssen/befeuchten. Wenn sie sich hinterher schleimig anfühlt, hast du ein Phlegmacium und das wäre günstig. In dem Falle einen Tropfen 20%ige KOH auf den Hutrand, Oberseite der Knolle beim Stielansatz geben. Eine Bräunung oder Nicht-Färbung der betroffenen Stellen ist negativ. Eine Rot-Rosafärbung positiv. Natürlich noch das Schnittbild anfertigen und einen Tropfen KOH auf die Stieltrama der Schnittfläche geben. Hier wäre dann auf eine Gelbfärbung zu achten, ggf. ist die Gelbfärbung auch nur am Rand der Stelle zu sehen, wo du das KOH draufgegen hast. Dann fehlt "nur" noch die Sporengröße und eine Einschätzung des Sporenornamentes; ggf. siehst du auch Cheilzystiden. Darauf wäre auch zu achten. Eine Geruchsangabe wäre auch hilfreich. Wichtig wäre, dass du bitte noch das Schnittbild als Foto hier einstellst und auf Farbveränderungen nach dem Schneiden achtest (ähnlich wie bei Röhrlingen). Das alles sind bestimmungsrelevante Merkmale.
    Wenn du mir die Angaben lieferst, dann kann ich gerne für dich schlüsseln.


    Wenn allerdings die Hutoberfläche nicht schmierig werden sollte, hast du eine dickstielige Telamonie/Sericeocybe gefunden und dann wirds richtig kompliziert. Dann können wir nur noch einzeln alles durchschlüsseln. Schnittbild, inkl. Verfärbungen, Sporengröße und -ornament, Geruch und das Vorhandensein von Cheilocystiden sind aber auch in jedem Fall prüfen/durchzuführen.


    l.g.
    Stefan


    Hallo Oehrling,


    :shy: :shy: es lag mir fern mich über dich lustig zu machen. Ich fand einfach den Begriff: "sektionstypische Bestimmungsvorgehen" einfach zu köstlich. Ich hab in meinem Leben schon sehr viel in Behöden gearbeitet und bin großer Freund von Beamtendeutsch. :giggle: Mich hat das einfach total daran erinnert. Sorry falls ich dich verletzt haben sollte.


    Mich hat vor allem acuh sehr die interessierst, wo du die Sache mit dem KOH auf dem Hut von Telamonia (Schwarzfärbung) her hast. Das steht in keinem mir bekannten Werk drin. Zu deinen anderen Fragen hast du eine PN. ;)


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    weder Hut noch Stiel werden feucht klebrig
    20% KOH am Hutrand führt zu einer braunschwarzen Verfärbung
    20% KOH am Stiel bringt eine bräunliche Verfärbung
    20% KOH auf die Stieltrama macht bräunliche Verfärbung ohne rosa Randzone
    Melzer und Guajak auf Stieltrama ergeben gelbbraune Verfärbung
    die Trama verfärbt sich nicht nach dem Durchschneiden
    den Geruch habe ich als schokoladig mit leichtem Rettichton notiert
    Sporen im Mittel 9,5 x 5,75 µm, feinwarzig
    Lamellenschneiden hab ich abgesucht und auch was gefunden (letztes Bild), weiß aber nicht, ob das tatsächlich Cheilozystiden sind oder nur Basidiolen


    LG, Dieter


    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    sehr gut; bzw. schlecht ;), dann haben wir jetzt eine dickstielige Telamonia/Sericeocybe.


    Ich schlüssel mal. Das sind übrigens Basidiolen.


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Dieter,
    ich bin mir auch sehr sicher, dass es sich um eine Telamonie handelt. Damit bin ich aus der Sache raus, Telamonien kann ich nicht bestimmen.
    FG
    Oehrling
    [hr]


    [quote pid='340607' dateline='1477428458']


    Mich hat vor allem acuh sehr die interessierst, wo du die Sache mit dem KOH auf dem Hut von Telamonia (Schwarzfärbung) her hast. Das steht in keinem mir bekannten Werk drin.


    [/quote]
    Hallo Stefan,
    z. B.
    Ewald Gerhardt, Der große BLV-Pilzführer für unterwegs, 2. Auflage 2001, S. 280
    Michael/Hennig, Handbuch für Pilzfreunde, Band 4, Ausgabe 1967, S. 119
    Lüder, Grundkurs Pilzbestimmung, 2. Auflage 2008, S. 267
    Diese Werke kennst du alle nicht?
    FG
    Oehrling

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Dieter,


    ich hab mal angefangen mit Schlüsseln. Allzuweit bin ich nicht gekommen. Das Hauptproblem sind die Geruchsangaben. Schon bei einer Schlüsselfrage bin ich geschietert: fruchtiger Geruch in den Lamellen. Ich hab denen mal unterstellt, dass die nicht fruchtig rochen.


    Dann nächste wichtige Frage: Was für Begleitbäume waren da? Laub-, Fichte, Kiefer?


    Das ist sehr schwer für jemanden zu schlüsseln, wenn man nur die Bilder hat. So was geht nur, erst recht bei den Telamonien (inkl. Sericeocybe), wenn man die Pilze selber in der Hand hat.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


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  • Hallo Stefan,


    jedenfalls danke ich Dir für Deine Mühe.
    Ich habs auch versucht und bin nach den Großpilzen Baden-Württembergs bei C. diosmus gelandet. Da passen alle der beschriebenen Merkmale einschließlich der basidiolenartigen Cheilozystiden. Leider fehlt mir weitere Bestimmungsliteratur. Bis sich das ändert, werd ich ihn unter c.f. ablegen.


    LG, Dieter