Unbestimmte Pilze an Holz

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.937 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mykologicus.

  • Guten Tag liebe Pilzfreunde,
    ich habe noch ein paar Pilze, die an Holz wuchsen und bei deren Bestimmung ich nicht sicher bin oder bei denen noch völlig ratlos bin. Vielleicht kann jemand weiterhelfen? Alle Funde aus dem nördlichen Hamburger Umland Ende Januar/Anfang Februar.


    UMO 1 Rindenpilz
    An einem liegenden Laubholz-Ast bemerkte ich resupinate Pilze von heller Farbe und einem Durchmesser von etwa 4 - 5 cm. Als ich mir den Ast fürs Foto zurechtlegen wollte, kam auf der Unterseite, dort wo der Ast am Boden lag, ein ca. 1 m langer Pilzbelag zum Vorschein - hier ein Ausschnitt:


    Die Oberfläche ist mit Pusteln, Höckern und Löchern übersät, am Rande wirkt der Pilz "fransig" und geradezu weiß.


    Als ich mit dem Fingernagel über die Oberfläche gefahren bin, hat er sich verfärbt, allerdings nicht rötend, sondern nach braun hin.


    An einem Birkenast wuchs ein Pilz, der für mich so gleich aussieht, dass ich denke, dass es dieselbe Art ist:


    Könnte es in beiden Fällen der Ablösende Rindenpilz Cylindrobasidium laeve sein?


    UMO 2
    Einen weiteren Pilz von ähnlicher Farbe fand ich an verbautem, naturbelassenen Holz. Ich vermute wegen dem Rindenrest Eiche.


    Der Pilz wuchs voll resupinat und die Oberfläche war schokoladenbraun, am Rand beigefarben. Um Löcher im Holz sind regelmäßige, sehr dicht beieinander liegende Wülste erkennbar, die sich fast konzentrisch um das Loch herum gebildet haben. Wo keine Löcher im Spiel sind, wächst der Pilz auch flächiger. Keine Farbveränderung beim Drücken.


    Könnte es eventuell der Wilde Hausschwamm Serpula himantioides sein?


    UMO 3
    Dieser lilafarbene Pilz wuchs an einem unberindeten Ast eines Schwarzen Holunders (Bilder 1 und 2). Er scheint auch auf anderen Laubhölzern zu wachsen. An den Rändern ist er etwas abgehoben vom Substrat, und man kann ihn wie einen Schorf abziehen. Er scheint Wirte zu bevorzugen, deren Rinde bereits weg ist und schon Moos angesetzt haben. Genauso habe ich ihn neulich auch gefunden (Bild 3).


    UMO 4
    Auf der Stubben-Schnittfläche einer alten Buche wuchs neben Buckeltramete, Schmetterlingstramete, Geweihförmige Holzkeule auch dieser unscheinbare Pilz. Resupinat mit starker "Höckerbildung". Farbeindruck gesamt = grau, differenziert betrachtet auch bräunlich und mit Violettanteilen, oben auf den Höckern schwarz (vielleicht von Berührungen?), in Randbereichen weißlich gerandet.


    Könnte es eine Peniophora sein? Allerdings wächst er ja nicht auf Rinde, und die Peniophora heissen auf deutsch alle Rindenzystidenpilz. Eine andere Idee habe leider auch nicht.


    Vielleicht hat jemand eine Idee? Würde mich sehr freuen.
    Danke im Voraus fürs Ansehen und
    viele Grüße
    Sabine

  • Hallo Sabine!


    UMO 1: Cylindrobasidium laeve (Ablösender Rindenpilz) wäre auch mein Gedanke. Das Hellocker ist seine "Frostfarbe". Allerdings sollte er nach meinem ökologischen Verständnis mehr luftig wachsen, also an Holzstapeln oder ansitzenden Ästen. Wenn er an der Unterseite von liegenden Ast gewachsen ist, sollte der Ast zumindest nicht in die Laubschicht eingebettet gewesen sein, sondern nur locker daraufgelegen haben.


    UMO 2: Serpula himantioides (Wilder Hausschwamm) sollte beizeiten ein netziges Hymenium bilden, aber die Richtung stimmt meiner Meinung nach. Vieleicht sowas wie Coniophora puteana (Dickhäutiger Braunsporrindenpilz).


    Bei UMO 3 bin ich mir relativ sicher, dass es sich um Peniophora quercina (Eichen-Zystidenrindenpilz) handelt. Können die Äste vielleicht auch von einer Eiche stammen? Wenn das Substrat mit Schwarzen Holunder verbürgt ist, dann ist es ein interessantes Substrat für die Art.


    Zu UMO 4 kann ich nichts sagen. Aber Lothar (Krieglsteiner) hat mich neulich etwas über den Begriff Rindenpilz aufgeklärt: hat nichts damit zu tun, dass sie auf Rinde wachsen, sondern damit, dass sie +- berindete (corticioide) Fruchtkörper bilden.


    VG Ingo W

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  • Hallo Ingo, guten Abend,
    danke zunächst für deine ausführliche Antwort.


    zu UMO 1
    ja der Ast hat nur locker auf dem Laub aufgelegen. Der Hauptanteil war unten, aber aufmerksam wurde ich durch die kleineren Placken, die oben zu sehen waren.


    zu UMO 2
    die Abbildung im Laux zur von dir genannten Art sieht sehr anders aus, da werde ich nochmal googeln, wie andere Aufnahmen das abbilden.


    zu UMO 3
    bei den beiden linken Aufnahmen bin ich ganz sicher, dass das Substrat Schwarzer Holunder ist, deshalb mochte ich an den Eichenrindenzystidenpilz nicht denken, der aber vom Aussehen her passt. Dieser Schwarze Holunder sieht haargenauso aus wie andere, an denen ich Judasohren finde. Am Fundort wachsen meiner Erinnerung nach keine Eichen. Ich kann das aber nachprüfen, ist in fußläufiger Entfernung. Für wen wäre das Substrat Schwarzer Holunder interessant?


    Bei dem rechten Bild bin ich mir nicht sicher, ob es nicht auch Eiche gewesen sein könnte. Am Fundort wachsen sehr viele unterschiedliche Gehölze (alles völlig "ungepflegt") mit etlichen großen Eichen. Das Ästchen ist auch völlig bemoost, das Holz darunter hell. Liegt noch vor der Haustür...


    Zu UMO 4
    danke für die Erläuterung. Wieder etwas dazu gelernt. Den Lothar kenne ich als Referenten von einem Pilzkurs.


    Danke nochmals und einen schönen Abend!
    Liebe Grüße Sabine

  • Zitat


    zu UMO 3
    bei den beiden linken Aufnahmen bin ich ganz sicher, dass das Substrat Schwarzer Holunder ist, deshalb mochte ich an den Eichenrindenzystidenpilz nicht denken, der aber vom Aussehen her passt. Dieser Schwarze Holunder sieht haargenauso aus wie andere, an denen ich Judasohren finde. Am Fundort wachsen meiner Erinnerung nach keine Eichen. Ich kann das aber nachprüfen, ist in fußläufiger Entfernung. Für wen wäre das Substrat Schwarzer Holunder interessant?


    Nun, zumindest ist in der BaWü-Flora kein Eintrag für die Art an Holunder verzeichnet. Insofern wäre es schon was besonderes, was sich lohnen würde, genauer zu untersuchen und kartierungsmäßig weiter zu melden.


    Holunder lässt sich ja im Zweifelsfall relativ leicht im Bruch oder Querschnitt erkennen, aber das weißt du ja.


    VG Ingo W

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo Ingo, guten Abend,
    nein das mit Holunder im Schnitt bzw. Bruch weiß ich nicht. Unpraktischerweise kann ich Bäume und Sträucher noch weniger als Pilze und bin mir klar darüber, wie sehr unpraktisch das für Pilzinteressierte ist.
    Wäre vor dem weitermelden zur Kartierung nicht eine mikroskopische Absicherung notwendig? Das kann ich nämlich nicht und habe leider auch niemanden in meinem Umfeld mit der entsprechenden Ausrüstung und Wissen. Und auch niemanden, der etwas weitermelden könnte. Ein bisheriger Versuch in diese Richtung ging leider ins Leere.
    Sollte sich jemand dafür interessieren, könnte ich Material zur Verfügung stellen. Das mit der Kartierung finde ich nämlich durchaus auch wichtig, ich habe für Schleswig-Holstein mal den Zweitnachweis für einen Weberknecht erbracht. Das war für mich als Hobbynaturfreund echt was tolles.
    Viele Grüße Sabine

  • Hallo Sabine!


    Logisch muss das erst mal abgesichert sein. Zuerst vielleicht trotzdem das Ästchen mal untersuchen, müsste ja bei Holunder so einen Markkern haben, wie zusammengepresster Schaumgummi. Irgendwie gefällt mir das leicht kurvige Wachstum des Astes nicht so recht für Holunder.
    Ich habe gedacht, du bist in einem Pilzverein und kannst das zur Not jemanden zur Bestimmung geben, wenn ihr euch mal seht? Geht ja auch als Exsikkat.


    VG Ingo W

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  • Hallo und guten Abend Sabine,


    Zitat

    Wäre vor dem weitermelden zur Kartierung nicht eine mikroskopische Absicherung notwendig? Das kann ich nämlich nicht und habe leider auch niemanden in meinem Umfeld mit der entsprechenden Ausrüstung und Wissen.


    nicht ganz.


    Wenn du ein frisches Stückchen Pilz und ein kleines Behältnis dafür hast, 1,45€ ausgeben möchtest und keinen –žDickmacher–œ mit einpackst schau ich mir den Pilz gern an.


    Eine gute Zeit
    Gelbfieber & Co

  • Guten Abend Holger und Uschi,
    danke an Holger für die Aufklärung mit dem Holunderholz. Das kann ich nachprüfen. Wenn ich dann immer noch an Holunder "glaube", dann nehme ich nach Absprache sehr gern Uschis Angebot an - versprochen kalorienarm.
    Ich mache mich morgen mal auf die Socken und melde mich mit dem Ergebnis.
    Schönen Abend noch und
    liebe Grüße Sabine

  • Hallo Holger und Uschi,
    wegen des Eichen-Zystidenrindenpilzes an vermeintlichem Holunder bin ich heute wieder unterwegs gewesen. Mehrere Holunderäste habe ich mit den Angaben auf schaumgummiartiges Mark untersucht und wie beschrieben vorgefunden.


    Beim Wirt des Zystidenrindenpilzes bin ich einer ungenauen Beobachtung aufgesessen. Der Wirt ist ca. 2 m lang und lag mit dem oberen Ende in einem Holunderstrauch. Diesem Wirt fehlt eindeutig das vorher untersuchte Mark, womit Holunder als Wirt eindeutig ausscheidet.


    Zwei Bilder vom Holz hänge ich hier an. Was genau für ein Holz es ist, da bin ich mir immer noch nicht sicher. Links das Bild von der Bruchstelle am oberen Ende, rechts ein Bild vom unteren, schon angewitterten Ende.


    Viele Grüße Sabine

  • Hallo Sabine!


    Eiche passt schon!
    Da musst du Uschi eigentlich auch nichts schicken. Es sei denn, du willst eine mikroskopische Bestätigung für Peniophora quercina (Eichen-Zystidenrindenilz).


    VG Ingo W

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  • Hallo Ingo und guten Abend,
    schön dass du an dem Holz die Eiche erkennst. Nein, du hast völlig Recht, da brauche ich Uschi nichts zu schicken. Die Peniophora quercina sollte damit ausreichend abgesichert sein.
    Einen schönen Abend noch und
    viele Grüße Sabine