Hallo, Leute!
Anna, Stefan, Max und ich haben am Samstag kurz nausg'schaut. Unterwegs haben wir ein paar Pilze gefunden und einige von ihnen fotografiert.
Jetzt wollten wir eigentlich nur wissen, welche das sind (vielleicht Braunkappen?) und ob man die essen kann.
Ich fange mal mit denen an, die uns im Feld unklar / strittig waren.
Bei einigen bin ich auch nach der Untersuchung noch nicht sicher (aber entweder essbar oder giftig oder nix davon solltens doch scho sein, die Schwammerl, gell?).
Erschdns: Agrocybe cylindracea = Südlicher Ackerling
Ist doch nicht so ganz einfach, wie ich gehofft hatte, den mikroskopisch von Agrocybe erebia abzugrenzen. Daß die Sporen teils einen keimporus haben, sollte wohl noch das beste Merkmal sein. Auch sollten die Sporen mehr elliptisch als spindelig sein, hier sind sie beides. Also elliptisch bis zugespitzt / spindelig. Aber ein keimporus ist meist gut zu sehen (und schwer abzubilden), teils wohl wegen der Reife sogar ausgestülpt. Cheilos habe ich noch im Bild, gelegentlich auch Pleuros vorhanden (Form ähnlich), Basidien überwiegend zweisporig, gelegentlich aber mit viersporigen untermischt.
Zusammen mit dem stark büscheligen Wuchs um einen alten laubholzstumpf herum, der Größe und dem bleibend milden, angenehmen Geschmack (ohne mehlgurkige Komponente täte ich da beim Südlichen bleiben. Aber die weiter unten auf dem gelände, das waren schon klare Laberbraune (Agrocybe erebia).
Zwodns: Tricholoma inocyboides = Risspilzähnlicher Erdritterling
verwirrend, wegen dem Fundort unter zwei großen Tannen (Abies spec.) und der etwas übertriebenen Größe der Fruchtkörper. Ich hatte den bisher nur kleiner gesehen. Aber sie sind klassisch dünnfleischig, gilbend, extrös mehlgurkiger Geruch. Sporenform passt nicht zu Tricholoma scalpturatum, Tricholoma argyraceum gilbt noch weniger und hat noch mal einen Tik schlankere Sporen, wobei das vermutlich ein variables Merkmal ist. Mit den weißen fruchtkörpern und angesichts der Tatsache, daß der nächste laubbaum auf dem Gelände auch nie weiter als 6 bis 8 Meter entfernt steht, bleibe ich bei Tricholoma inocyboides.
Driddns: Der Sonderbare Cortinarius cf. ochroleucus (Trockener Schleimfuß)
Am selben Standort wie Tricholoma inocyboides. Hutoberfläche zunächst etwas glänzig, aber trocken. Stieloberfläche trocken. beim Anfeuchten Hutoberfläche schmierig, dann bald wieder klebrig, dann trocken. Stieloberfläche wird beim Anfeuchten feucht, sonst tut sich nix. Dennoch bringe ich den nirgends sonst unter außer bei Myxacium. Die Sporen machen mich auch konfus, die sind nämlich fast glatt. Die sehr feinen Warzen sind mit meiner Ausrüstung nicht mehr abzubilden, also ungefähr wie bei Ramaria stricta. Wenn ich Myxacium schlüssele, komme ich im Grunde nur bei der Art raus, die beiden Nachbararten müssten beim Anfeuchten deutlicher schleimig werden.
Mehr als ein cf ist da momentan nicht drin für mich.
Vierdns: Eher nicht essbarer Cortinarius spec. = Klumpfus mit satt gelbem Fleisch
Da findet man mal was Interessantes und ich dabbischer Depp dapp noch druff.
Die Auswahl an Klumpfüßen mit so leuchtend gelbem fleisch ist allerdings nicht besonders groß. Odenwald knapp südlich von Heidelberg, da sind die Böden schon nicht mehr wireklich sauer aber teils gut durchmischt, hier ist vermutlich auch noch Kalk durch Weg im Spiel. Fichten gibt's am Standort auch, aber der riecht nicht nach Pfeffer und Buchen swind dominanter, also nicht der Cortinarius meinhardii. Ich müsste mich zwischen Cortinarius splendens und Cortinarius citrinus entscheiden, finde die negative KOH - reaktion auf dem fleisch für beide Arten wunderlich. Der nach und nach bräunlich fleckende Hut würde eher zu C. citrinus führen, aber wenn ich das richtig verstanden habe, wäre bei dem das fleisch nicht so leuchtend gelb, sondern blasser, eher gelbocker und in der Stielspitze mit Olivton? Frage ist jetzt, welches merkmal stärker wiegt. Da fehlt mir die Erfahrung, ich bleibe vorerst bei cf. splendens und warte weitere Funde ab (am besten ohne drauf rumzulatschen) und kann das ggfs immer noch ändern.
Fümpfdns: Cortinarius anserinus = Buchenwald - Klumpfuß
Wächst an der selben Stelle vergesellschaftet mit Cortinarius cf splendens und Tricholoma sulphureum und solchen Laubwaldarten. Riecht lustig blumig und die Huthaut schmeckt bitter, KOH auf Hutrand und Stielbasis macht bisschen dunkler, sollte wohl negativ sein. Im Stielfleisch ebenfalls negativ, im Hutfleisch ockergelblich. Lilatöne im und am Stiel deutlich (kommt auf den Bildern nicht so schön raus), in den lamellen teils auch noch erkennbar, auf der Huthaut null violett.
Sollte kaum was anderes rauskommen, denke ich.
Segschdns: Cortinarius variicolor var. nemorensis = Erdigriechender Schleimkopf
Im Ring auf dem Rasen um eine riesige Hainbuche herum wachsend. Der krasse Geruch, der schon beim Einsammeln da war, hat sich noch mal fundamental verstärkt. Dazu mit einer wunderhübschen, typischen Variicolores - KOH - Reaktion im Fleisch. Die Kollektion ist nicht mehr die frischeste, aber immer noch mit deutlichen violetten Farben zumindest an den Huträndern.
Siebdns: Cortinarius hinnuleus = Erdigriechender Gürtelfuß
Wächst quasi vergesellschaftet mit Cortinarius variicolor um die Hainbuche herum. Lustig, daß zwei so ähnlich riechende Pilze erstens so unterschiedlich aussehen und zweitens vergesellschaftet auftreten. Normalerweise mache ich um Telamonien einen Bogen, aber diese Kollektion war einfach zu hübsch, um nicht einen versuch zu starten. und lustigerweise bin ich noch nie so glatt durch einen Gürtelfuß - Schlüssel gestolpert. Dennoch soll das eine schwere und diffuse Gruppe zu sein, aber hier passt inklusive Geruch alles so wunderbar, daß ich das cf oder das s.l. mal wegzulassen gedenke.
So, das waren mal die heiklen Kandidaten. Mitdiskutieren der Funde ist ausdrücklich erwünscht.
Ein paar Bilder habe ich noch, einfach so zum hübsch finden. Nichts Besonderes und nichts kompliziertes, darum ohne viele Worte. Aus drei verschiedenen Habitaten.
a) Amanita muscaria = Fliegenpilz
b) Chalciporus piperatus = Pfefferröhrling
c) Cystoderma carcharias = Starkriechender Körnchenschirmling
d) Entoloma lividoalbum = Weißstieliger Rötling
e) Gomphidius maculatus = Fleckender Schmierling
f) Hygrophorus agathosmus = Marzipanschneckling
g) Hygrophorus eburneus = Elfenbeinschneckling
h) Lactarius glyciosmus = Blasser Koksflockenmilchling
i) Postia caesia = Blauender Saftporling
j) Russula sanguinaria = Bluttäubling
k) Tricholoma psammopus = Lärchenritterling
l) Tricholoma saponaceum = Seifenritterling
m) Tricholoma sulphureum = Schwefelritterling
LG, Pablo.