Hallo,
am gestrigen Sonntag unternahm ich mit einem Bekannten aus der ThAM eine gemeinsame Exkursion. Er zeigte mir ein wirklich tolles Gebiet - der Schlosspark rund um das Schloss Belvedere in Weimar. Ich kenne die Anlage dort natürlich von Besuchen - aber Pilze hab ich dort noch nicht gesucht. Ein Fehler - der Artenreichtum ist wirklich immens.
Neben unzähligen Arten die wir dort finden konnten gab es dort auch zahlreiche Erdritterlinge, denen schon bei der Auffinde-Situation anzusehen war dass es sich nicht immer um die gleiche Art handelt. Ich habe mal einen ganzen "Schwung" mit nach Hause genommen und mich an einer Bestimmung versucht. Als Literatur stand mir hauptsächlich das Fungi of Northern Europe Band 4 (FNE4) zur Verfügung. Ich möchte hier mal meine Versuche vor- und zur Diskussion stellen.
Um eines vorweg zu nehmen: ich muss mir unbedingt angewöhnen sauberer zu arbeiten. Gerade in einem sehr alten Park mit sehr vielen unterschiedlichen und teils exotischen Bäumen sollte ich mir unbedingt die Fundsituation aufzuschreiben. Das habe ich leider unterlassen - und so kann ich mich nun bei den wenigsten Funden erinnern welche Bäume in unmittelbarer Umgebung standen (und welche nicht). Ich bitte Euch mir diese Unterlassung nachzusehen - bei meinen kommenden Exkursionen muss ich mir das ganz dringend angewöhnen. Zu allem Überfluss rutschte mir kurz vor Ende der volle Pilzkorb aus der Hand - und alles war durcheinander. Ich musste daher zu Hause jeden Fruchtkörper einzeln bearbeiten, so einige Fruchtkörper überlebten diesen Unfall auch nicht.
Sämtliche Detail-Bilder sind etwa 24 Stunden nach dem Fund erfolgt, die Pilze lagen über Nacht in der warmen Küche (ich wollte eventuell Farbreaktion forcieren).
Hier zunächst ein Bild mit allen Funden:
3) Fundort vermutlich an bei Laubbäumen (aber welche?). Beim Finden fiel mir die bläuliche Verfärbung an der Stielbasis noch nicht auf; zu Hause war sie jedoch recht auffällig. Im Grunde kam hier nur noch T.orirubens und T.atrosquamosum in Betracht. Gelbliches Basismycel konnte ich nicht entdecken; allerdings hatte ich den Pilz auch nicht besonders achtsam "geerntet". Nach einem Tag liegen lassen fand ich die Lamellenscheiden und Hutrand merklich errötet vor. Ich traue mich daher diesem Fund den Arbeitstitel T. orirubens zu verpassen.
4) Die recht einheitlich hell gefärbten Hüte dieses Fundes erinnerten mich gleich an den Gilbenden Erdritterling - und der Verdacht bestätigte sich beim Umdrehen: Fraßgänge in den Lamellen waren kräftig gelb verfärbt. Der merklich mehlige Geruch des unverletzten Fruchkörpers und der mehlige Geschmack waren weitere Indizien. Auffällig ist auch die kräftige Gelbverfärbung an der Stielbasis die meines Erachtens erst über Nacht so richtig auftrat. Leider habe ich es versäumt einem jungen Fruchkörper mitzunehmen - ich meine aber einen solchen in der Hand gehabt und einige zwischen Hut und Stiel gespannte Cortina-Fäden entdeckt zu haben. Andererseits hatte ich an diesem Tag viele Erdritterlinge in der Hand - war es genau an der Fundstelle dieses hier abgebildeteten Fruchkörpers?! Wen dem so wäre und zudem annehmend dass diese nur sehr gering ausgerpägte Cortina repräsentativ ist dann könnte man T. scalpturatum ausschließen (dieser weißt keine Cortina auf) und T. argyraceum ebenso (dieser hat eine kräftig ausgeprägte Cortina?) - und ich lande bei T. inocybeoides. Aber letzten Endes ist das jetzt alles nur wild spekuliert. Wie bekomme ich (ohne Mikro?) diese drei Arten halbwegs sauber auseinander dividiert?
5) Dieser Fund erinnerte mich sofort an den Gemeinen Erdritterling, und freudig bemerkte ich das Vorhandensein von herrlichen alten und sehr mächtigen Kiefern in unmittelbarer Umgebung. Der Hut war auffallend dicht und fein grau geschuppt; die Lamellen sehr hell, fast weiß. Der Stiel ebenfalls nahezu weiß und nicht von schwärzlichen oder bräunlichen Fasern/Schüppchen überzogen. Der Geruch war nicht mehlig, weder beim intakten noch beim zerschnittenen Fruchkörper. Auch der Geschmack war nicht mehlig. Ich meine daher hier T. terreum vor mir zu haben.
6) Diesen Fund fand ich bereits bei Entdecken spannend weil mir solch eine große Hutschuppung bislang selten begenet ist. Leider ist mir der Pilz beim Transport in seine Einzelteile zerfallen. Bäume in der Nähe vermutlich nur Laub. Der Geruch des intakten Fruchkörpers war nicht mehlig sondern leicht süßlich mit einer stechenden Note die man als pfeffrig interpretieren könnte. An der Schnittfläche roch jedoch deutlich mehlig. Geschmack war mehlig und mild. Verfärbungen am Stiel oder Lamellen konnte ich am Abend des Fundtages nicht feststellen. Auffällig erscheint mir der kräfitg überfasterte/bzw. geschuppte Stiel mir schwärzlichem Filz. Mit dem FNE4-Schlüssel bin ich dann recht zügig bei T. squarrulosum gelandet.
7) Dieser Fund landet unter der Annahme im Korb es sei vermutlich die gleiche Art wie Pilz 6. Zu Hause bemerkte ich dann jedoch Unterschiede. Der Geruch war zunächst nicht mehlig, im Schnitt trat dann aber eine Mehl-Note zutage. Der Geschmack war kräftig mehlig und mild. Nach einer Nacht im Warmen wies der Fruchtkörper jedoch eine merkliche rötliche Verärbung an der Stielbasis auf die mir Tags zuvor nicht aufegfallen war. Nach einem weiteren halben Tag ist nun der gesamte untere Bereich des Stiels leicht rötlich angelaufen. Ich bin daher versucht diesen Fund T. basirubens zu benennen.
1) Hier kenne ich die Fundsituation nicht mehr. Hut ist grau und fein geschuppt, Lamellen sehr hell. Geruch nicht mehlig, auch Geschmack nicht. Der Stiel ist ebenso fast weiß und kaum überfasert. Verwundert hat mich der keulig verdickte Stiel. Im Schnitt viel der hohle Stiel auf. Nach einem Tag liegen lassen fällt keine Verärbung an Lamellen oder Stiel auf. Ich würde ihn daher als T. terreum bezeichnen. Detail-Bilder habe ich leider nicht gemacht.
2) Zur Bearbeitung dieses Fundes bin ich nicht gekommen. Nach einem Tag liegen fiel mir beim Fotografieren die bläuliche Stielspitze auf. Die Lamellenscheiden haben sich zudem rötlich/bräunlich verfärbt. Daher könnte man hier (ohne Geruchs- und Geschmacksprobe) ebenfalls den Namen T. orirubens vergeben? Detail-Fotos liegen leider nicht vor.
8) Bei diesen Funden fand ich den extrem dünnen Stiel auffällig; mangels Zeit habe ich mich jedoch mit diesen Funden nicht befassen können; nun liegen sie nur noch arg eingetrocknet vor. Detail-Fotos liegen leider nicht vor.
Fazit: wieso immer Wald wenn der Park mindestens ebenso viel zu bieten hat? Der Artenreichtum war wirklich gewaltig; allein Hygrocybe und Hygrophoris zusammen brachten mehr als 10 Arten zusammen. Dass derartig viele mutmaßlich! unterschiedliche Erdritterlinge auf so kleinem Terrain zu finden sind hat mich ebenfalls sehr überrascht.
Ich freue mich über Meinungen und Kritik zu meinen Bestimmungsversuchen. Ritterlinge machen mir gerade viel Freude (weil man ohne Mikroskop doch recht weit kommt) - daher bin ich über jedwede Anmerkungen zu meinem obigen Bericht sehr dankbar.