Hallo ihr Lieben,
Nach den vielen schönen Urlaubsberichten in letzter Zeit kommt nun auch ein kleiner Kurzurlaubsbericht von mir. Mit vielen Fotos, sowohl von der Landschaft als auch von den Pilzen. Habt Nachsicht mit mir - es war einfach zu schön!
Vor ca 2 Wochen hatten wir hier langes Wochenende - einer unserer beiden Nationalfeiertage fiel auf einen Freitag. Mein Freund hatte beschlossen, sich aufzuopfern und ein Pilzwochenende in Nordgriechenland organisiert, nahe der Stadt Grevena. Die Stadt ist bekannt als "Stadt der Pilze", denn Pilze haben dort, im Gegensatz zu den meisten anderen Gegenden in Griechenland, eine lange Tradition. Viele Leute beschäftigen sich seit Jahren und Jahrzehnten dort mit Pilzen (auch wissenschaftlich), in der Stadt gibt viele kleine Firmen und Geschäfte mit Pilzen (z.B. Pilzzucht, getrocknete Pilze, etc), es gibt ein Pilzmuseum, viele Pilzfeste und mitten in der Stadt ein Pilzdenkmal!
Wir waren allerdings nicht in der Stadt selbst, sondern im nahe gelegenen Pindos-Gebirge. Dieses große Bergmassiv mit bis zu 2600m hohen Gipfeln ist ein riesiger Nationalpark, in dem es sogar noch Bären gibt.
Entlang der Autobahn stehen dort z.B. solche Schilder:
Der Nationalpark ist in verschiedene Zonen eingeteilt, in denen verschiedene Aktivitäten erlaubt sind, so darf man z.B. in allen Zonen, außer in den ganz inneren, wandern und Pilze sammeln.
Das Wetter spielte sogar auch mit - war es doch an dem Wochenende in ganz Griechenland stürmisch und regnerisch, aber wir hatten Glück - Wolken an den ersten beiden Tagen, aber strahlender Sonnenschein am letzten Tag.
01. Um nach Grevena zu gelangen, fährt man die Egnatia-Autobahn, die Westgriechenland mit Nordostgriechenland verbindet, und zum Teil durch das Pindosgebirge führt. Durch die schwierige Landschaft bedingt, fährt man fast 70 km lang nur durch kürzere und längere Tunnel und über Brücken, mit fantastischen Aussichten auf das Gebirge.
02. Auf dem Weg in das Dorf, wo wir ein Zimmer gemietet hatten: prächtig gefärbte Eichenwälder empfangen uns.
03. Kurzer Fotostopp - durch die tief hängenden Wolken eine ganz seltsame Atmosphäre. (Auf dem "Parkplatz" gab's natürlich schon die ersten Pilze auf der Wiese... die musste ich da grad mal in Augenschein nehmen).
04-05. Das kleine Dorf, in dem wir drei Tage wohnten
Natürlich mussten wir nach der Ankunft erstmal einen kleinen Spaziergang in der näheren Umgebung machen. Könnte ja Pilze geben
07. Gnolmig-hundige Herbstlorchel (Helvella crispa)
08. Weiße Ellerlinge auf einem Flechtenpolster - wuchsen büschelig.
09. Im Eichenwald dann überall der Geflecktblättrige Purpurschneckling (Hygrophorus russula). Der sich übrigens durchaus auch auf dem Teller ganz gut macht (im Gegensatz zu einer Handvoll anderer Schnecklingsarten... )
10. Unglaubliche Herbstfarben überall
11. Fotogene Rosa Rettichhelmlinge (Mycena rosea)
12. Orangeseitlinge (Phyllotopsis nidulans). Ein für mich seltener Fund, auf dem Peloponnes hatte ich den noch nicht.
13. Leuchtende kleine Becherchen auf Holz - makroskopisch würde ich einfach mal Zitronengelbes Reisigbecherchen (Bisporella citrina) dazu sagen
14. Riesenscheidenstreifling (Amanita celiae). Ein auffälliger, großer Pilz, mit gräulichen Lamellen und deutlichen zwei häutigen Zonen im unteren Stielbereich.
15. Alles voller Stoppelpilze (Hydnum), rötliche Form (jaja, da braucht's wieder das große M). Egal welche Form,die machen sich übrigens ganz hervorragend als Frikasse...
16. Ein kleiner Bergmolch (Ichthyosaura alpestris). Da war dann der Freund wieder hellauf begeistert, der bei meiner Pilzbegeisterung meist ein eher nachsichtiges Lächeln an den Tag legt und tapfer alles bewundert...
Am nächsten Tag wollten wir dann weiter hoch in die Berge, zu den Buchenwäldern, die hier in Griechenland erst so ab ca 1400 m Höhe wachsen. Dummerweise war es an dem Tag wolkig. Wolken auf 1500 m Höhe sind aber einfach nur dichter Nebel... :nana:
17. Neben dem Zielwald: Skizentrum Vasilitsa. Im dichten Nebel war das riesige Schild kaum zu erkennen. Gruselige Atmosphäre!
18. Und kalt war's da oben! Am Tag zuvor fiel dort der erste Schnee Griechenlands. Irgendwie schaffe ich es jedes Jahr, genau an dem Ort zu sein, wo der erste Schnee des Landes fällt! Aber warm eingepackt war es selbst bei Nebel ein wunderschöner Wald - auch wenn es für die meisten Pilze schon zu kalt war.
19. Faszinierende Muster der Flechten auf Buchenstämmen
Dann gibt's da ganz wunderbare (für euch banale) Pilze, die für mich immer ein Erlebnis sind, weil sie in "meinen" Wäldern sonst nicht vorkommen. Bei uns im Süden gibt es keine Buchen...
20. Schichtpilz, Stereum sp. Vermutlich S. hirsutum.
21. Winter-Stielporling (Polyporus brumalis)
22. Tintlinge an verrottenden Buchenstämmen.
23. Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon)
24. Ein kleiner Schwindling (Marasmius) auf Buchenblatt
25. Grüngelbes Gallertkäppchen (Leotia lubrica)
Aber viel mehr war in dem Wald dann auch nicht los. Wunderschöne Atmosphäre, aber wenige Pilze. Dreihundert Höhenmeter tiefer sah das dann aber so aus:
26 - 27.
28. Und neben den Buchen eine Wiese und vereinzelte mächtige Kiefern
Da wachsen dann ganz feine Sachen:
29. Jungfernellerlinge (Cuphophyllus virgineus)
31. wunderschöne rote Saftlinge - alles voll von denen
32. Orangefarbene Wiesen-Ellerlinge (Cuphophyllus pratensis)
34. andere gelbe Wiesenkorallen
35. Im Buchenwald dann ein wunderschön gefärbter Schleierling - die Farben der Lamellen waren schwer einzufangen: tiefrot, aber mit irisierendem zimtfarbenem Schimmer.
36. Und dann - endlich! - meine ersten Herbsttrompeten (Craterellus cornucopioides)!
37. Und weil's so schön ist, noch ein Erstfund hinterher: die Graue Kraterelle (Craterellus cinereus)
Der nächste ist weniger schön. Das ist so ein Pilz, den ich irgendwie bemitleide. Sozusagen die Hyäne unter den Pilzen. Irgendwie wohl nützlich, aber nicht schön anzusehen und auch irgendwie nicht schön zu riechen. Nachdem ich schon zehnmal an dem vorbeigelaufen war und immer an vergammelte Semmelstoppelpilze glaubte, fiel mir dann ein umgestoßenes Exemplar ins Auge.
38. & 39. Gelbgrüner Kammporling (Albatrellus cristatus). Hier mal eines der schöneren Exemplare.
40. Dann noch eine kleine Tour zu den Kiefern. Die Gegend hier beheimatet eine seltene Kiefernart, die Schlangenhaut-Kiefer (Pinus heldreichii). Diese Art kommt sehr zerstreut auf dem Balkan vor, und selbst im Pindos-Gebirge nur an einer einzigen Stelle. Die Bäume sind extrem kräftig und ausladend, und haben lange, dunkle Nadeln. Die Rinde formt wunderschöne Muster - der Name kommt also nicht von ungefähr!
41. Unter einer der Kiefern dann ein Pilz, der mir >hier< schon Kopfzerbrechen bereitet hat. Es scheint ein Krempentrichterling (Leucopaxillus) zu sein. Auffällig groß, auffällige Farbe. Sehr schöner Pilz.
42. Ein starkriechender Körnchenschirmling (Cystoderma carcharias). Geruch unangenehm, aber kann ich irgendwie noch nicht definieren. Den muss ich nochmal öfter beriechen.
43. Noch ein Erstfund: eine riesige Gruppe Safranschirmlinge (Chlorophyllum rachodes). Fein, das Röten auch mal in der Realität beobachten zu können!
44. Wohlriechende Schnecklinge (Hygrophorus agathosmus). So ein deutlicher Marzipangeruch ist mir noch bei keinem anderen Pilz untergekommen! Auf der Rückfahrt durften die vorne im Auto mitfahren, damit ich immer mal dran riechen konnte . Schmecken aber leider gar nicht so schön wie sie riechen
Am letzten Tag, der Heimfahrt, wurden wir dann mit schönstem Wetter belohnt. Die Rückfahrt ging nicht über die Autobahn, sondern quer durch die Berge auf kleinen Bergstraßen, mit atemberaubenden Ausblicken und unglaublicher Wildnis - stundenlange Fahrt ohne ein einziges Haus, kein Zeichen von Zivilisation außer der Straße...
Ein paar Bilder ohne Worte zum Abschluss.