Hallo,
ich möchte heute einen neuen Versuch starten und Euch einige Funde von verschiedenen Erdritterlingen vorstellen. Diese grauen Kerle haben es mir einfach angetan; und da die Wälder hier gerade voll davon stehen liegt es nahe sich damit etwas näher auseinander zusetzen. Ich habe sehr wohl schon bemerkt dass ich mir da nicht die leichteste der Ritterlings-Gruppen ausgesucht habe - gleichwohl möchte ich mich gern mehr damit beschäftigen auch wenn ich merke dass ich hier und da schnell an Grenzen stoße. Ich freue mich daher sehr über Anmerkungen zu meinen Funden bzw. meinen Bestimmungsversuchen.
1)
Fundort war direkt am Wegesrand im Buchenwald; dort war es recht verbuscht - es könnten auch noch andere (junge) Bäume gestanden haben. Die recht großen und kräftigen Fruchtkörper weisen einen glockigen Hut mit Buckel auf. Der Hut war schleimig, die Fasern sind nicht fühlbar auf der Huthaut angeordnet sondern in die Huthaut eingewachsen. Der zylindrische Stiel was weißlich und glatt - und mehr oder weniger über die gesamte Länge gelblich gründlich überhaucht (auf den Bildern leider schlecht zu erkennen). Die Stielbasis war leicht zugespitzt und bräunlich verfärbt. Ein Geruch war zunächst kaum auszumachen, erst am verletzten Fleisch war ein merklicher Mehlgeruch wahrzunehmen. Der Geschmack war ebenfalls mehlig. Nach einem Tag liegen lassen konnte ich keinerlei auffällige Verfärbung wahrnehmen.
Der schleimige Hut, die eingewachsenen radialen Fasern und der gelbliche Stiel bringt mich zu T. portentosum. Die farbstichigen Bilder stammen vom Fundabend, die anderen Bilder entstanden 36h später (die Pilze lagerten über diese Zeit im Kühlschrank).
2)
Fundort war ebenfalls ein Kalkbuchenwald, am Wegrand unter alten Buchen. Auffällig war das alle Fruchtkörper an dieser Stelle (Umkreis ca 2m) diesen auf den BIldern gezeigten stämmigen Stiel mit einer ordentlich ausgrpäften keuligen Stielbasis hatten. Der Hut war gräulich-braun samtig überfasert und nicht schleimig. Der Stiel war weißlich und stellenweise spärlich dunkel überfasert Die Stielbasis wies blaue Flecken an der Stielbasis ein die umso mehr zu Tage traten je länger der Fruchtkörper zu Haus lag. Der Geruch war, vor allem einige Stunden nach dem Fund, beim unverletzten Fruchtkörper süßlich (Honig), das verletzte Fleisch roch dann eher mehlig. Auch der Geschmack war mehlig. Nach einer Nacht im Warmen konnte man vor allem bei einem älteren Exemplar stark gerötete Lamellen sowie leinen leicht geröteten Stiel erkennen. Die blauen Flecken war nun sehr stark ausgeprägt, auch margenta-farbene Flecken waren nun zu erkennen.
Der süßliche Geruch, das Röten und die blaue Stielbasis weisen aus meiner Sicht auf T. orirubens hin. Etwas verwundert bin ich jedoch über den doch recht keuligen Stiel?
Bilder vom Fundtag - leider bei Kunstlicht aufgenommen:
..und ca 36h später (die Pilze lagen währenddessen im Warmen)
3)
Beim 3. Fund fand ich leider nur diesen einzelnen Fruchtkörper. Fundort war ebenfalls ein Kalkbuchenwald. Der Hut ist grau-braun radial faserig geschuppt auf hellerem Grund und am Hutrand heller. Der mehr oder weniger zylindrische Stiel weist eine markante dunkle Schuppung auf hellem Grund auf die fast genattert wirkt. An der Stielbasis konnte ich keine markanten Verfärbungen beobachten. Der unverletzte Fruchtkörper roch leicht mehlig mit einer kräftigen stechenden Note (Pfeffer?); das Fleisch roch kräftig mehlig; ebenso der Geschmack. Nach dem Liegenlassen über Nacht fiel eine deutlich gelb-braune Verfärbung des Hutrandes auf.
Mit der Bestimmung tue ich mich hier schwerer. Der auffällige geschuppte Stiel weist Richtung T. squarrulosum. Andererseits das Gilben/Bräunen - vielleicht doch einer der gilbenden Arten mit einen untypischen Stiel?
4)
Fund wiederum mitten im Buchenwald in Wegnähe. Der Hut Erdritterlingstypisch grau-braun überfasert (die Bilder täuschen etwas, die Farbe war deutlich grauer als auf den Bildern zu sehen). Die Stiele waren eher schlank und zylindrisch. An der Stielbasis konnte man wenige Stunden nach dem Fund einige blaue Stellen erkennen. Im Schnitt erwies sich der Stile teils hohl. Nach 36 Stunden war die Stielbasis kräftig blau. Geruch zunächst süßlich mit pfeffriger Note; im Schnitt dann mehlig. Mehlig auch die Geschmacksprobe. Die Lamellenscheiden waren nach 36 Stunden rot-bräunlich verfärbt - aber nicht so lebhaft wie bei Nr. 2
Ich würde diesen Fund ebenfalls als T. orirubens ansprechen. Aber warum dann der zu Nr.2 so unterschiedliche Habitus (die Fundstellen lagen ca 200m auseinander). Oder hab ich hier doch T. atrosquamosum vor mir der laut FNE4 auch etwas im Alter röten darf?
5)
Fund in einem Hainbuchenlaubwald; am Waldrand standen einige Kiefern. Genau dort fanden sich diese Erdritterlinge in größerer Zahl dicht gedrängt. Der Hut war grau (quasi keine Brauntöne) gefasert. Die Lamellen auffällig hell. Geruch und Geschmack waren nicht mehlig. Ich würde den Fund daher als T. terreum ansprechen.
6)
Fundort war wiederum unter Buchen/Hainbuchen auf Kalk. Die Fruchkörper waren recht groß und sehr robust. Der trockene Hut war grau überfasert und war vor allem in der Hutmitte schwärzlich; am Hutrand waren teils schwärzliche Punkte erkennbar. Der zylindrische Stiel war etwas dunkel überfasert. An der Stielbasis konnte man einige Stunden nach dem Fund eine leichte bläuliche Verfärbung erkennen, sie war aber im Vergleich zu den obigen Funden kaum erkennbar. Nach einem Tag liegen wiesen die Lamellenscheiden eine deutlich rot-bräunliche Verfärbung auf (nicht so farbenfroh wie Nr. 2) Geruch war zunächst stark süßlich, im Schnitt mehlig. Geschmack ebenso mehlig.
Im Grunde stellen sich hier die gleichen Fragen wie bei Nr.4 - T. orirubens oder T. atrosquamosum? Eine blaue Stielbasis können beide - spricht dann die eher bräunliche denn rötliche Verfärbung eher für letzteren?
7)
An einer Hainbuchenhecke am Waldrand (neben einem kleinen Reitplatz) fand ich diese Fruchtkörper. Ich war zunächst sicher hier eine Inocybe vor mir zu haben - der schmächtige Habit, der glockige Hut mit spitzem Buckel (den größeren Fruchtkörper fand ich erst etwas später), der radial-feinfaserige Hut, der lange dünne Stiel passt zunächst ganz gut. Stutzig machten mich aber die weißlichen Lamellen. Der Geruch war mehlig - also doch ein Erdritterling!
Meiner Ansicht nach einer der gilbenden Arten - auch wenn die Fruchtkörper beim vertrocknen nur zaghaft bräunten. Genaueres traue ich mir nicht zu sagen. Allerdings erinnerte ich mich an einen Beitrag von in einem anderen Thread:
Zitat von zuehli
Tricholoma inocybeoides kenne ich anders. Für mich ist das ein relativ schmächtiger, ziemlich heller Pilz mit ausgeprägter Papille (Risspilz-Habitus), der gesellig (!) unter Birken wächst.
Ob Birken anwesend waren kann ich nun nicht mehr mit Bestimmtheit sagen (ich kann mich jedoch an Pappel erinnern) - aber der Risspilz-Habitus war definitiv gegeben. Könnte man daher unter Vorbehalt den Arbeitstitel T. inocybeoides vergeben?