Hallo zusammen!
Die Sache mit den braunen Ritterlingen ist bekanntlich nicht ganz einfach. Nur leider stehen hier um Mannheim erstaunlich viele herum, die erstmal alle beinahe gleich aussehen. Und es aber bei genauerer Betrachtung doch nicht sind.
Die ersten fielen mir ungefähr vor zwei Jahren auf, im letzten Jahr dann etwas mehr, in diesem Jahr taste ich mich noch ein wenig näher ran und im nächsten Jahr hoffe ich, auch mal welche bestimmen zu können.
Die Rede ist hier ausschließlich von braunhütigen Arten, die bei Kiefern wachsen und mehr oder weniger mehlgurkig riechen.
Was schon mal die hier vorkommenden Buchenbegleiter (Tricholoma ustale = Brandiger Ritterling) ausschließt, ebenso den Birken- und Fichtenbegleiter –žGelbblättriger Ritterling–œ (Tricholoma fulvum und / oder Tricholoma pseudonictitans), zudem den Pappelritterling (Tricholoma populinum), der sich in diesem jahr übrigens an keinem bekannten Standort gezeigt hat. Der Bärtige Ritterling (Tricholoma vaccinum) sieht ja sehr eigen aus und ist auch unkritisch. Die Arten mit Pseudoringzone oder echtem Ring aus der Braunhütigen Gruppe kommen hier nicht vor, oder wenn, dann habe ich sie noch nicht gefunden.
Auch den Feinschuppigen Ritterling (Tricholoma imbricatum) kann man da rausnehmen, das ist eine unkritische Art, die zwar bei Kiefern wächst, aber eben keineswegs mehlgurkig riecht.
Von der habe ich der Vollständigkeit aber auch in diesem Jahr ein Bildchen gemacht. Dieses wie auch alle weiteren Bilder kann man Anklicken und groß machen!
Nicht irritieren lassen, das ist keine positive Guajak - reaktion. Das Bild ist knapp 10 Minuten nach dem Auftragen zustande gekommen.
Das aber nur so am Rande.
Los geht's mit ein paar Funden, die mir eher unvorbereitet ins Netz gegangen sind und einen heftigen Massenaspekt gebildet haben:
Das ist eine mittelalte Kiefernschonung auf nährstoffarmem, sandigem Boden. Durch die dicken Nadelstreupolster sollte der Untergrund ordentlich sauer sein, wenn auch in der Ecke (Oberrheinebene nahe Mannheim) immer wieder mit basischen Flugsandablagerungen gerechnet weden muss.
In diesem Waldstück dominieren ansonsten Gemeine Erdritterlinge (Tricholoma terreum), Butterpilze (Suillus luteus), Edelreizker (Lactarius deliciosus) und diverse Risspilze und Gürtelfüße, die ich meist nicht näher bestimme.
Das Problem: Da kommen offenbar mehrere braune Ritterlingssarten vor, die teils üppige Hexenringe bilden, die sich gegenseitig überlagern, durcheinanderlaufen und die Fruchtkörper dann teils eher einen chaotischen Teppich bilden, wo es schwer fällt, einzelne Kollektionen sicher zusammenzustellen.
Eine Dokumentation ist es trotzdem wert, auch wenn ich da keine Transportkapazität dabei hatte, kein KOH, kein Guajak. Das wird im nächsten jahr mit mehr Zeit akribisch nachgearbeitet, das Ziel dieser Zusammenstellung ist primär auch nicht, den einzelnen Kollektionen irgendwelche endgültigen Namen zuzuweisen.
Darum nun einfach mal der Reihe nach.
Aufsammlung 1 aus oben gezeigtem Waldstück:
FK eher klein (Skala auf Alex–˜ Messer: 1 Strich = 1 cm), Hutoberfläche fein aber deutlich radialfaserig, kaum schmierig schmierig; Geschmack ca. 2-3 Sekunden mehlgurkig, dann sofort exorbitant bitter; Geruch mehlgurkig
Diesen Pilz kenne ich schon vom letzten jahr, auffällig sind die bräunenden Stiele, dieoft auch schuppig sind (nicht so in dieser Kollektion), striate Hutoberfläche und der abartig bittere Geschmack und die kleinen Fruchtkörper.
Aufsammlung 2 aus oben gezeigtem Waldstück:
Die Fruchtkörper sind etwas größer, aber eben auch etwas älter; Hutoberfläche hier noch feiner radialfaserig, aber immer noch mit blosem Auge gut erkennbar, nicht schmierig; Stiele hier schon deutlicher bräunend und teils fein faserschupppig. Auch schlägt der Geschmack nach wenigen Sekunden kauen von mehlgurkig nach intensiv bitter um, wenn auch nicht so brutal bitter wie bei Aufsammlung 1.
Das ist für mich die selbe Art wie Aufsammlung 1, nur eben einen Ticken weiter in der Fruchtkörperentwicklung.
Aufsammlung 3:
Dieser hier gehört auch dazu, stand einige Meter abseits, wieder eine junge Kollektion, diesmal mit noch deutlicher radialfaseriger Hutoberfläche. Auch hier wider der brachial bittere Geschmack, der bei jüngeren Fruchtkörpern noch wesentlich intensiver zu sein scheint, als bei älteren.
Aufsammlung 4:
Ist ein etwas größerer Pilz (siehe Messerskala), die Huthaut nur leicht schmierig / klebrig, aber vor allem: Ohne jede Radialfaserung.
Die Hutränder haben vor allem bei jüngeren Pilzen eine etwas feinfilzig –“ wattige Haptik und sind recht trocken.
Bei älteren Fruchtkörpern deutet sich eine leichte Rippung des Hutrandes an.
Der Geschmack ist nur schwach bitter, viel weniger als bei den Aufsammlungen 1 bis 3. Auch kommt hier der bittere Geschmack zögerlicher, allmählicher beim Kauen aus dem Mehlgurkigen hervorgekrochen. Einzelne Exemplare mögen dabei auch fast mild sein.
Die Stiele bräunen ebenfalls, wobei die Stielspitze aber (zumindest bei dieser Kollektion) weiß abgesetzt ist. Da ist aber keine Pseudoringzone, also kein Faserband, es ist lediglich ein recht abrupter Farbübergang nahe dem Lamellenansatz.
Aufsammlung 5:
Ist vermutlich die selbe Art wie Aufsammlung 4, mit noch etwas weiter entwickelten Fruchtkörpern, die auch größer sind. Geschmack ist identisch (leicht bitter nach einiger Zeit), nur die Hüte pp ein wenig schmieriger, wobei nach wie vor die Hutränder diese Filzigkeit haben.
Aufsammlung 6:
Und nochmal das Ganze, also aus meiner Sicht die gleiche Art wie Aufsammlung 5, nun aber mit richtig schönen, gerippten stans –“ Huträndern und auch in der richtigen, klotzig-großen stans-Wuchsweise
Aufsammlung 7:
Scheint erstmal das selbe zu sein. Die in den Kollektionen 5 und 6 vorgestellte Art kann bisweilen auch mal solche Tropfflecken entwickeln, auch wenn–™s auf den Bildern oben kaum zu sehen ist.
Hier aber sind die Flecken viel ausgeprägter, die Hüte richtig schleimig. Auch die Hutränder, aus den kleinen Tropfkratern quillt regelrecht der Schleim hinaus. Wenn man mit dem Finger den Hutrand antippt, kann man da regelrechte Fäden ziehen, das hat kein Fruchtkörper aus den Aufsammlungen zuvor zu bieten gehabt.
Was ebenfalls auffällt: Die Stärker und länger eingerollten Hutränder. Vor allem aber: Die Hutoberflächen sind hier wieder ganz fein eingewachsen radialfaserig.
Und das war bei keiner anderen Aufsammlung im Umkreis der Fall. Hier liegt kein Messer daneben, die Hutbreiten gingen so bis 10 oder schwach 12 Zentimeter. Also auch durchaus größere Pilze.
Beim Geschmack wird–™s hier schwierig. Notiert hatte ich –žbitter?–œ, das Problem ist aber, daß nach knapp einer halben Stunde rumkauen auf diversen braunen Ritterlingen alles bitter schmeckt, was man in den Mund nimmt.
Aufsammlung 8:
Nur der Vollständigkeit halber. Der gehört zur selben Art wie die Aufsammlungen 5 & 6, nur noch älter. Den Fruchtkörper ganz rechts muss man wohl rausnehmen, der sollte zu was anderem gehören. Beachtlich: Die nach wie vor weißen Lamellen (auch Lamellenschneiden nicht gefleckt).
Aufsammlung 9:
Ist die vielleicht lustigste Kollektion. Davon gab es mehrere Büschel zwischen all den anderen Ritterlingen. Wegen den schuppipgen Hüten dachte ich freilich an Tricholoma imbricatum, aber die Hutfarbe passt nicht und: Der hier riecht deutlich mehlgurkig. Geschmack: Eher mild, soweit das nach den ganzen Proben noch zu beurteilen war.
Jung sind die Hüte ganz fein eingewachsen radialfaserig, etwas schmierig, und eben bald deutlich aufschuppend (und das machen die immer so). Gerippte Hutränder finden sich nur andeutungsweise vereinzelt bei älteren fruchtkörpern, Tropfpunkte kann der auch haben, aber das sind eher richtige Dellen, Schleim kommt da jedenfalls nicht raus.
Aufsammlung 10, anderes Waldstück, aber ähnliche Ökologie:
Der stammt aus einem Kiefernwald nördlich von Mannheim, ebenfalls Oberrheinebene und wächst vergesellschaftet mit Grünlingen (Tricholoma equestre) und Feinschuppigen Ritterlingen (Tricholoma imbricatum).
Das sind ziemlich kleine, schlanke Fruchtkörper (ohne Guajak –“ Reaktion) mit radialfaseriger, aber deutlich klebriger Huthaut. Hutränder im Alter gerippt, das kommt wohl in den besten Familien vor. Der Geschmack bei diesen Pilzen ist mild, was mich erstmal ziemlich schockiert hat. Aber gut, es gibt halt mehr als eine Tricholoma albobrunneum.
Aufsammlung 11, Nordoe, Dünenlandschaft:
Ebefalls ein kleines, dünnes Pilzchen mit striater Hutoberfläche, aber eben auch etwas schmierig, wobei das auf dem Bild noch extremer aussieht, als es ist. Die standen beim Aufsammeln in strömendem Regen. Geschmack: mild. Reaktion mit Guajak: negativ.
Auffällig ist der Hutbuckel, ansonsten passt das für mich sehr gut zu Aufsammlung 10.
Nun habe ich mir zu allen Aufsammlungen noch den Spaß gegönnt, denen Namen zu geben, sie mit FNE4, Riva und Ingos Artikeln im Tintling abzugleichen. Was nicht immer ein eindeutiges Ergebnis brachte, aber doch einige interessante Erkenntnisse.
Die Namen lasse ich aber vorerst noch weg. Wer mag, möge sich bitte eigene Namen für diese Aufsammlungen ausdenken. Kann ja nicht schaden, wenn wir dann die Ideen so ein bisschen vergleichen.
Wie gesagt, das oll jetzt nicht primär der Bestimmung dienen.
Ist eher so als Ritterlings –“ Brainstorming zu verstehen.
Oder noch besser: Als Tafelrunde.
Ein wenig Entspannung könnte jetzt gut tun, oder? Mit ein wenig Beifang?
Tricholoma portentosum = Schwarzfaseriger Ritterling:
Tricholoma equestre = Kieferngrünling:
LG, Pablo.