Klumpfuß aus dem Pfälzer Wald

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.904 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Schleierlingsversteher!


    Die multiformis - Gruppe mit dem Honiggeruch bringt mich zur Verzweiflung.
    Das ist eine Steinlaus bei Funga Nordica, daß man C. multiformis und C. talus nur anhand des Standortes (bei Nadelbäumen vs. bei Laubbäumen) unterscheiden soll, oder?!?
    Weil auch die Autoren von Funga Nordica müssten ja wissen, daß solche Pilze immer genau in der MItte zwischen einem nadel- und einem Laubbaum stehen.


    Darum habe ich in die Großpilze Baden-Württembergs reingeguckt, festgestellt, daß es da noch mehr Arten gibt, die wiedersprüchlich beschrieben werden (Cortinarius allutus sowohl mit als auch ohne Honiggeruch und dadurch besonders gut von den anderen Arten mit schwachem Honiggeruch zu unterscheiden), dann noch eine multiformis "var. coniferatum" gefunden (Hä? ist var multiformis dann eine Laubwaldart? Und talus jetzt einer mit ganzblassem Hut?)...
    Also habe ich im Netz noch ein wenig nachgeguckt, um noch etwas verwirrter zu sein.


    Anyway, hier ist der Pilz. Ich habe keinen Plan.




    Bilder anklicken, die werden dann groß.


    Dazu die Fundnotiz zu der Kollektion:
    12.11.2016
    Pfälzerwald oberhalb Weisenheim am Berg; sandiger Boden, sauer (ob kalkeinfluss durch Wegrand?); unter Kiefer und Esskastanie; Bei kalter Spätherbstwitterung (Nachttemperaturen um 0 °C); Fruchtkörper groß (bis ca. 14cm Hutbreite); Huthaut deutlich schmierig / klebrig, eingewachsen radialfaserig; Hüte wellig verbogen, schon jung abgeflacht ?, keine ganz jungen FK vor Ort); Hutoberflächen in der Mitte orange, zum Rand hin etwas blasser (orangeocker); Gesamthabitus kräftig, stämmig; Fruchtkörper komplett ohne Violettöne, ohne Grüntöne; Lamellen jung cremeockerlich, Schneiden undeutlich schartig; Velum am Stiel deutlich, längsfaserig; Stielknolle gerandet, aber nicht überall deutlich; KOH auf Huthaut negativ, Am Knollenrand bräunlich (am Velum), in Trama ockergelblich; Trama weißlich, teils blassockergelblich eingefärbt (Kälteeinfluss?); Geschmack in allen Teilen mild, Geruch im Schnitt deutlich honigartig (wie Cortinarius stillatitius);
    Sporen zugespitzt elliptisch, deutlich aber flach warzig, 7,5 –“ 9 (10) x 4 –“ 5;
    Lamellenschneide fertil, keine Zystiden oder Zystiden basidiolenartig;
    HDS = Ixocutis, doppelt, Hyphen teils fein inkrustiert

    6414-441


    Wenn jemand Licht in mein Gedankenchaos bringen kann, wär's eine schöne Sache. :)



    LG, Pablo.

  • Weil auch die Autoren von Funga Nordica müssten ja wissen, daß solche Pilze immer genau in der MItte zwischen einem nadel- und einem Laubbaum stehen.


    LG, Pablo.


    Hallo Pablo,


    ich kann zwar zur Bestimmung nichts beitragen aber bist Du dir sicher das es so war. Vielleicht standen sie ja doch 10cm näher an den Laubbäumen ;) .


    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Hi Pablo,


    wir reden morgen mal drüber. Da können wir dann live schlüsseln. ;)


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Pablo, der sieht ja interessant aus. Bin gespannt, was da herauskommt... :)

  • Hallo Pablo,
    Danke für diese gute Dokumentation deines Fundes.
    Bei der Bestimmung kann ich dir nur unwesentlich helfen.
    EIn paar Anmerkungen habe ich aber dazu
    Die Multiformis Gruppe ist im JEC Heft 2015 ( Journees europeennes du Cortinaire) detailiert beschrieben, ein Fschartikel von T.E. Brandrud und Kollegen
    Es werden insgesamt 10 genetisch gute Arten unterschieden
    Wenn man davon ausgeht dass dein Fund ein Laubwald Pilz ist, bleiben zwei mögliche Arten übrig
    C. talus und C.frondosomultiformis
    Bei beiden passen die Sporenmasse und der Honig Geruch sehr gut
    Mehr kann ich dazu nicht sagen, meine talus Funde waren alle deutlich blasser und schlanker
    Falls du Interesse hast kann ich dir den Artikel scannen und per PM schicken


    beste Grüße
    Uwe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Ja, also was ich mit absoluter Bestimmtheit sagen kann: Das sind ausnehmend schöne Pilze.
    Neben den Bestimmungsschwierigkeiten ist halt auch die Frage, ob die kalte Witterung nicht eventuell schon manche Merkmale beeinflusst hat. Aber das ist ein sehr spannendes Gebiet, in das Alex mich da entführt hat. Wie so einige Ecken am Rand des Pfälzer Waldes zur Weinstraße hin.


    In der Tat standen die Pilze etwas näher an einer Esskastanie, aber das hat nichts zu sagen. Die nächsten Kiefern standen auch keine 5 Meter entfernt. Ist halt die Frage, ob die Nadelwaldarten der Gruppe auch Kiefer als Mykorrhizapartner akzeptieren.


    Geschlüsselt habe ich ja schon, Stefan. Aber eben nur mit Funga Nordica und den Großpilzen. Jeweils mit unbefriedigendem Ergebnis. Kein Wunder: Siehe den Beitrag von Uwe. Also gibt es da durchaus noch Arten, die in den benutzten Schlüsseln nicht berücksichtigt sind, und das macht mitunter eine Einordnung schwierig.


    Uwe, ich habe dir eine PN mit Mailadresse geschickt. Vielen Dank für das Angebot. :)
    In der Tat scheint auch das, was auf einigermaßen belastbaren Seiten im Netz als Cortinarius talus abgebildet wird, eine andere Art zu sein. Der in meiner Vorstellung momentan >ungefähr so< aussehen sollte.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo


    Es wird Dich kaum trösten, aber aus den von Dir genannten Gründen nehme ich Phlegmacien nur noch mir, wenn sie entweder im Laub- oder im Nadelwald stehen und wenn zumindest ein sehr junger noch fast geschlossener Frk. dabei ist. Eventuelle schwache (violette) Töne auch im Fleisch, evt. Farbe des Velums, usw. beurteile ich sofort am Standort und mache mir Notitzen. Das erhöht ein wenig die Trefferquote und vor Allem kann man eventuelle Fragen von später konsultierten Spezialisten besser beantworten.


    Ich hatte einen, auch mit dem Artikel in JEC 2014 nicht bestimmbaren Fund, im Mischwald. Zwei Jahre später fand ich dann C. talus im reinen Laubwald und konnte den Ersten Fund im direkten Vergleich als C. talus nachbestimmen. Ich hatte allerdings in beiden Kollektionen junge und alte Fruchtkörper, was die Sache etwas erleichtert hat.


    LG Karl


    PS. Das sind wirklich tolle Pilze :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Ich bin gar nicht betrübt, muss mich also auch nicht trösten. :)
    Es sind schöne Pilze und es lohnt sich, die angeguckt zu haben. Egal, ob am Ende ein Name steht oder nicht.
    In der Tat habe ich erstmal wenig Hoffnung ohne ein richtig junges Exemplar, wo das Velum noch geschlossen ist. Ein paar weitere ideen und Anregungen haben mich auch auf anderen Wegen dazu schon erreicht, also noch ein paar Spuren, denen ich nachgehen kann. Aber auch hier ist es natürlich eine Erfahrungssache und die fehlt mir total, weil ich bisher nur wenige Phlegmacien wirklich untersucht habe.



    LG, Pablo.