Hallo, Forum!
Am letzten Wochenende meinte das Wetter es ganz gut mit uns und der Winter ging wieder in den Herbst über. Mit regen und mild und einer ordentlichen Düse sind wieder fast alle zum jährlichen Moderatorentreffen bei Melanie im Bergischen land zusammengeweht worden.
Fast...
Leider nur fast. Nachdem markus absagen musste und bei Frank kurz vor der Abfahrt der Kühler explodierte oder so - gib mal acht, daß das nicht beim Forum passiert! - konnte die verbliebene Mannschaft die Zügel etwas lockerer lassen, ein paar Sachen waren schnell besprochen ("nächster Punkt!") und wir ließen uns vom Wind durch den Wald treiben.
Wie üblich um diese Jahreszeit, also zu Beginn der Hauptpilzsaison, bin ich dabei oft an irgendwelchen Holzstücken hängen geblieben.
Ralf wollte helfen, aber die Axt im Walde konnte die Pilze auch nicht fern halten:
Den ersten hat er mir auch ohne Axt in den Korb gelegt. Sitzt an der Rinde an einer noch stehenden Kiefer und wirkt erstmal ganz unscheinbar:
Dieser dünne, etwas wachsartige Belag hört auf den Namen Globulicium hiemale (Winter-Kugelsporwachskruste wäre der logischste deutsche Name):
Unser lustiger Porling unter dem zerfallenden Baumstumpf im Talgrund ist etwas ganz Banales, nämlich eine ganz frische Fruktuation von Oxyporus populinus (Treppenförmiger Schichtporling):
In der Nähe an der Unterseite eines nass liegenden Buchenstammstückes sitzt eine großflächige Phlebia livida (Bleifarbener Kammpilz):
Und der Hausschwamm an dem Stumpf oberhalb vom Weg muss schon der Wilde (Serpula himantioides) sein:
Mikroskopisch ist da im Grunde nichts zu machen für die Trennung vom Echten Hausschwamm (Serpula lacrymans), aber dieser Beläge haben ja nur eine Dicke von an die zwei Millimeter. Vor allem die Rände sind hauchdünn, was Serpula lacrymans ausschließt.
Wo ich mich vertan hatte: Diese lustigen, meruloiden Beläge an allerlei Laubholz sind natürlich nicht Phlebia rufa, sondern Ceraceomyces serpens (Gewundene Wachskruste):
Makroskopisch ist das Hymenium etws feiner gefaltet als bei Phlebia rufa, die Farbverläufe sind ein wenig anders und es gibt keinerlei gelatinöse Bereiche bei frischen Fruktuationen (muss man auch mikroskopisch gucken nach gelifizierten Hyphen). Mikroskopisch sind die Unterschiede erstmal gering, am auffälligsten ist noch das völlige Fehlen der Pseudozystiden gegenüber Phlebia rufa. Die Sporen sind sehr ählnich, untescheiden sich nur gering in der Form, aber die Basidien sind bei Ceraceomyces kleiner, vor allem etwas kürzer und gelegentlich inkrustiert. auch die Basidiolen, was bei Phlebia so nicht vorkommt.
Am Ende unserer Samstagsrunde fanden wir noch einen feinen, weißen, resupinaten, poroiden Belag an einem morschen Buchenstamm.
Der ist tricky, ich nenne den mal Trechispora cf hymenocystis:
Problem: Keine aufgeblähten, rundlichen bis sackartigen zellen. Nicht im Subikulum, nicht in den Randbereichen, nicht in den Rhizomoprhen im Substrat. Allerdings einige total kollabierte Elemente, die vielleicht mal soclhe Zellen gewesen sein könnten. Ist aber im Grunde wohl irrelevant: Mit poroidem Hymenium, dicht stacheligen Sporen bis ca. 5,5 µm, ohne Skeletthyphen und ohne Zystiden kommt man im Dämmrich - Schlüssel zu dem Punkt, wo man die Kristalle im Subikulum beurteilen muss. Und da sind keine Nadelförmigen Kristalle, keine bipyramidalen Kristalle, nur neben den amorphen, rosettenförmigen viele couvertförmige bis rhomboide Kristalle.
Und damit wäre die Sache klar und Trechispora mollusca sowie Trechispora candidissima raus.
Auch nicht ganz so einfach war der letzte Krusti des Tages, den Ralf mir gebracht hat:
Faulbaum ist als Substrat allerdings recht ungewöhnlich. Hyphodontia pallidula bewohnt normalerweise Nadelholz. Kann aber durchaus auch mal fremd gehen. Die Bestimmung ist allerdings kritisch, da der Pilz schon ziemlich verwittert ist. So sind kaum zuordenbare Sporen zu finden, die aber (klein und breit elliptisch) passen schon zu der Art. Ebenso das fehlen von richtigen Lagenozystiden, dafür gibt es reichlich hyphoide, zystidenartige Elemente, die meist aus dem Subhymenium kommen, mehrfach septiert sind, vor allem in den unteren Gliedern etwas dickwandig und apikal ziemlich vielgestaltig (kopfig - zylindrisch - obtus). Basidien eingeschnürt, viersporig; überall ganz viele Schnallen.
Mit Bernicchia kann ich da nirgendwo sonst hinschlüsseln.
Für die Lamellenpilze müssen die anderen mal in ihrer Photobox kramen. Obwohl...
Pholiota lenta (Tonblasser Schüppling) habe ich noch:
Und ein ganz typisches Habitat, in dem man immer wieder mal fotografierende Pilzkunder antrifft:
In diesem Fall geht's um den Grauen Adermoosling (Arrhenia acerosa):
Prima Lamellenpilz.
Wer würde auch an sowas vorübergehen?
Der abend gehörte natürlich wieder nur der Arbeit, konzentriert und zielstrebig haben wir alle Belange des Forums besprochen und die Welt gerettet.
Selbstverständlich waren wir um 10 Uhr im Bett, völlig nüchtern und mit den Händen über der Bettdecke. Also nicht daß jemand denkt...
Dafür gab's am Sonntag nochmal Auslauf bei einer Wetterlage, um die uns auch gestandene Nordlicher beneidet hätten.
Und das in größerer Gruppe mit vielen netten Leuten; davon aber erst demnächst etwas mehr.
LG, Pablo.