Hallo, liebe Pilzfreunde,
nicht vom Walde komm ich her ...
sondern von Wiesen und Friedhöfen, denn da pilzte es fast mehr -
im Oktober und noch besser im November.
(Alle Querformate auf 1200 Pixel Breite, alle Hochformate auf 800 Pixel Höhe vergrößerbar)
Interessante Biotope gibt es auch auf dem Hörnli-Friedhof, Riehen/Basel.
Auf den "unteren" Wiesen war in diesem Jahr nicht viel zu sehen - oder ich habe es verpasst,
aber oben auf den Hangwiesen wächst fast immer irgend etwas Pilziges, besonders bei den Lärchen und Kiefern da und zusätzlich gibt es in der Nähe von Mauern (konstruktionsbedingt) einen sehr mageren, "flachgründigen" Untergrund (vermutlich etwas sandig).
An einem Seiteneingang in mittlerer Höhe stehen einige Quercus ilex (Steineichen) ... und die hatten braune Flecken, das sah aus wie Rostpilz - oder auch nicht, eher wie ein filziger Belag.
Gesucht und gesucht und nichts gefunden, obwohl es Uredo quercus gib (Kiefern-Eichen-Rost) - nur sieht das alles ganz anders aus.
Es ist nämlich gar kein Rostpilz, sondern das Ergebnis des Befalls mit einer Gallmilbe, Aceria quercina.
So kann's gehen!
01-02 Kein Rostpilz, sondern Aceria quercina auf Quercus ilex (Oktober)
Immer wieder am gleichen Ort, Suillus viscidus, Grauer Lärchenröhrling.
So junge Exemplare hatte ich noch nicht, diesmal habe ich sie probiert ... geschmacklich ... o.k. ging so, relativ neutral.
Verträglichkeit mangels Menge ist für mich persönlich noch nicht eindeutig feststellbar. Eine minimale einmalige "Beschleunigung" ist nicht ganz auszuschließen, aber ob das vom Pilz herrührte ist nicht klar.
Die Huthaut ist nämlich bei diesem Suillus entgegen der Info im Gerhard NICHT abziehbar (auch nicht mit Tricks, wie Pilz halbieren). Bei ganz jungen Pilzen ist die Haut eine gallertartige dicke Schicht, nicht so einladend.
Auffällig (und die auffälligsten Stellen habe ich vergessen zu fotografieren) ist eine vor allem bei sehr jungen Pilzen hin und wieder türkis-grün-blaue Verfärbung. Hier ist ein kleiner Rest davon sichtbar, die Farbe wird dann "olivlich"
03-04-05 Suillus viscidus (Oktober)
Ein Erstfund für mich, Suillus collinitus, der Ringlose Butterpilz (bei Kiefern am Wegrand).
Nicht besonders groß waren diese Pilze, hier ist die Huthaut gut abziehbar, kleine rötlich-rosaliche Stelle (+ rötliches Basismycel) war gar nicht so leicht erkennbar. Auch im Schnitt nur minimal sichtbar, mit KOH 20 Proz. sah man eine sofortige Rosafärbung des Fleisches, das war aber nicht fotografierbar, denn es erfolgt sofort ein Farbumschlag nach Grau-Violett (nicht probiert, da madig)
06 Suillus collinitus (Oktober)
Ganz ganz viele Erdritterlinge, Tricholoma terreum s.l. bei Kiefern gab es in diesem Jahr, an verschiedensten Orten auch noch bis weit in den November.
Schon im letzten Jahr fand ich die so appetitlich, hatte mich aber nicht getraut. Da es nun für Tricholoma terreum Entwarnung gibt, probierte ich ein 100 gr. Portiönchen. Mir schmecken die Pilze sehr gut, sie waren auch sehr angenehm im Biss.
07-08 Tricholoma terreum s.l. (Oktober und November)
Drei schon etwas ältere Saftlinge wuchsen am Wegrand (Halbtrockenrasen auf Kalk), alles gelb, alles spitz gebuckelt, die älteren Pilze (nicht fotografiert) weiter ausgebreitet (aber immer noch mit Spitzchen).
Lamellen schmal angeheftet, alles rel. trocken (bei Trockenheit), höchstens minimal schmierig.
Liege ich mit Hygrocybe persistens, Spitzgebuckelter Saftling (pers. Erstfund) richtig?
09 Hygrocybe cf. persistens (Oktober) ---> im Prinzip richtig, mehrere ähnliche Arten, also Hygrocybe acutoconica Agg.
Was ganz Normales ... aber bis auf den größten Pilz im guten (d.h. essbaren) Zustand, einige Schopftintlinge.
10 Coprinus comatus (Oktober)
Und dann stand da so was auf der Wiese (am Waldrand bei Buchen auf Kalk), was sich als Hasenstäubling tarnte.
Von Nahem war es ein noch geschlossener sehr großer Wulstling (und ein weiteres kleineres Exemplar, doch fast "aufgefressen").
Ich habe versucht, die Basis zu sehen ... das ging nicht, viele Zentimenter dick, sehr rübenartig, sehr tief und fest im Erdboden, man hätte einen Klappspaten haben müssen.
Einen Teil des Pilzes habe ich mitgenommen, die Hälfte ist im Liegen noch aufgeschirmt!!
Wegen der Farben und der Fransen im Randbereich (das wurde deutlicher) und der zugespitzten Basis halte ich das für den Fransigen Wulstling, Amanita strobiliformis (pers. Erstfund, Oktober), Geruch und Geschmack angenehm (nicht gegessen).
11-12 Amanita strobiliformis ---> ja
Auf einer kränkelnden Schlehe, mit Flechten übermäßig bewachsen (und mit abgestorbenen Ästen) leuchtete es rosafarben ...
ein Pilz oder doch ein rosa Kaumgummi ??
Physcia cf. tenella (ev. plus P. adscendens) (Zarte ev. plus Helm-Schwielenflechte, die wachsen meist durcheinander und ich sehe hier Lippensorale (= tenella) aber vielleicht sind da auch irgendwo Helmsorale (= adscendens) mit Rosa Kissenpilz, Illosporiopsis christiansenii
http://www.lichens.lastdragon.…opsis_christiansenii.html (mit Verwechslungsartnennung und Links)
13 Illosporiopsis christiansenii
Ganz ganz viele ... ganz ganz kleine ... ganz ganz schmächtige ... ganz ganz lila (aber ausblassende) Rötelritterlinge mit ganz ganz geringem Geruch, d.h. Schmutzige Rötelritterlinge, Lepista sordida.
14 Lepista sordida
Ganz ganz viele ... ganz ganz büschelige ... ganz ganz frische ... ganz ganz schöne und essbare und zum ersten Mal probierte ... und für ganz ganz gut befundene Büschel-Raslinge, Lyophyllum decastes.
15-16 Lyophyllum decastes
Ganz ganz viele ... ganz ganz dickfleischige ... ganz ganz stark nach Kakao riechende Fälblinge (nicht Rettich, nicht süßlich riechend, keine Cortina, nicht tränend, nicht bereift, stark befaserter Stiel, unten dicker und stark bräunend), hier tippe ich auf den Bräunenden Fälbling, Hebeloma senescens (H. edurum) (pers. Erstfund)
17-18 Hebeloma cf. senescens (edurum) --> makrosk. zutreffend, aber mikroskopierpflichtig
Verwirrpilz, auf ganz magerem Grund, nur Moose und Flechten (wieder Cladonia rangiformis, die Falsche Rentierflechte da, aber kleiner als auf dem Totengrien).
Der Pilz sieht für mich genau so aus, wie der Pilz, den Karl hier vorgestellt hatte: Galerina atkinsoniana ...
http://www.pilzforum.eu/board/attachment.php?aid=154616 ....
die Farben, die Größe, die Hutform und Riefung, die Lamellendichte und - farbe und -dicke, der Stiel mit dem Farbverlauf und Dickenverlauf.
Nur ... es ist keine Galerina sondern er hat WEISSES Sporenpulver.
Also ein Lacktrichterling, aber welcher?
Irgendeine komische intensiv (aber nicht rot) gefärbte Magerversion des "echten" Roten Lacktrichterling, Laccaria laccata?
Irgendwie gefallen mir die Bilder alle nicht, und der Pilz stand nicht im Wald, nicht besonders feucht, sondern wie gesagt auf einem mageren steinig-moosig-flechtigen Standort.
Laccaria pumila (= altaica = striatula) vielleicht, wg. der starke Streifung des Hutes?
http://www.fichasmicologicas.com/?micos=1&alf=L&art=639
19-20 Laccaria spec. (cf. pumila) ---> mikroskopierpflichtig
Nächster Verwirrpilz:
so braun, die Lamellen so gräulich ... ich dachte an Tephrocybe (Graublatt), fand aber nichts, was passt.
Aber Sporenpulver ziemlich intensiv rot und dann passt alles (besonders auch die Hutoberflächenstruktur) zum Dunklen Rasenrötling, Entoloma sericeum - oder ?
21-22-23 Entoloma sericeum --> zutreffend, da starker Mehlgeruch vorhanden
Nächster pers. Erstfund (obwohl ja eher Allerweltspilz, zumindest die Gattung)
Scheinbar in der Streu bei Kiefern, aber ob überall auf Holz (Wurzeln) sitzend ... weiß ich nicht ... Geschmack leider nicht überprüft
Ob es nun der Gesellige Glöckchenschüppling ist, oder eine andere Art der Gattung (der Bittere Glöckchenschüppling z.B.) ... mmmh...
24 Xeromphalina spec. (cf. campanella) ---> eher nicht X. campanella sondern andere Art der Gattung (mikroskopierpflichtig) s.u.
Noch ein Verwirrpilz, hier bin ich sehr unsicher ... das ist doch auch ein Saftling (oder doch ein Lacktrichterling ????, aber der Stiel ist ziemlich glatt ohne Überfaserung und die Lamellen so zart orange-gelb-APRicot-blass)
Leider gab es nur ein einzelnes blasses (möglicherweise ausgeblichenes) Exemplar, Hut breit und flach, leicht streifig und gekerbt, Lamellen dick, breit, wachsig erscheinend, nur wenige Lamellen, gerade angewachsen,
Halbtrockenrasen auf Kalk (Sporenpulver weiß, Geschmack mild)
Meine nächste Annäherung ist der Kerbrandige Saftling, Hygrocybe marchii (coccinea ssp. marchii) aus der Sektion Pseudohygrocybe. (das wäre dann auch wieder ein pers. Erstfund)
25 Hygrocybe spec. (cf. marchii) ---> KEIN SAFTLING (vermutlich doch ein Lacktrichterling, mikroskopierpflichtig)
Ein kleine Pause mit Bildern vom Altrhein, herbstlich, d.h. Standortwechsel.
26-27 Altrhein bei Grenzach-Wyhlen
Da gibt (gab) es viele Pappeln, einige wurden gefällt, die Stämme bleiben in Ufernähe liegen .
NSG am Ufer und damit die Biber was zu knabbern haben, nehme ich an.
Pappelschüpplinge (Pholiota populnea) hatte ich noch nie gefunden, aber jetzt habe ich da mehrfach nachgeschaut ... da müssten doch mal welche ...und endlich .... JA !!!!
Viele ... nur Beipielbilder von der Entwicklung eines einzigen Pilzes ... über 3 Wochen lang ... und vermutlich wächst der noch weiter ... und so langsam! Und so widerstandsfähig, es war auch mal Frost zwischendurch!
Es gab Exemplare mit über 20 cm langem Stiel über 20 cm Hut, die wuchsen in "komischen" unfotogenen Ecken.
28-29-30 Pholiota populnea
Auf der Wiese kleine Helmlinge, das müssten Olivschneidige Helmlinge sein, Mycena olivaceomarginata.
Siehe Portrait http://www.pilzforum.eu/board/…-olivschneidiger-helmling
Allerdings waren die Schneiden kaum sichtbar dunkler, auch später nicht (wird auch im Portrait so beschrieben, dass das sein kann).
Die Lamellen wurden bei alten Pilzen (später noch mal gesehen) insgesamt etwas oliv-farben. (pers. Erstfund)
31-32 Mycena olivaceomarginata
In ziemlichen Mengen gab es so kleine weiße Pilze mit leicht dunklerer Hutmitte, mit stark herablaufenden Lamellen, das sollte der Wiesen-Scheinhelmling sein, Hemimycena mairei. (pers. Erstfund)
33 Hemimycena mairei
Die Pappelritterlinge (bei Pappeln und nur dort) haben sich in diesem Jahr sehr viel Zeit gelassen (sind erst spät im November gekommen).
34 Tricholoma populinum
Auf (nicht identifizierten) Wurzeln (Totholz) wuchsen Erlen-Schüpplinge, Pholiota alnicola (pers. Erstfund)
35-36-37 Pholiota alnicola ---> eher nicht (Oberfläche?) Pholiota cf. conissans (Feuchtstellen-Schüppling)
Und jede Menge Weichritterlinge (Melanoleuca spec.)
Diese hier hatten einen kleinen dunklen Hut mit Papille, sehr weiße Lamellen, einen langen dunklen Stiel, ich bezeichne die mal als Gemeine Weichritterlinge/ Schwarz-weiße Weichritterlinge, Melanoleuca cf. polioleuca (sensu Gröger)
38 Melanoleuca cf. polioleuca --> makr. zutreffend, wenn Stielbasis im Fleisch schwarz (war so ... vermutlich....)
Neben denen mit der auffälligen Farbverteilung fanden sich weitere Weichritterlinge, die aber einen ganz blassen grau-weißen Hut hatten (mit Buckel) und die Hutoberfläche war nicht glänzend oder speckig sondern leicht bereift. Von den Größenverhältnissen aber sehr ähnlich der anderen Art.
Als Idee: Melanoleuca cf. exscissa (sensu Gröger), Bereifter (Blassgrauer) Weichritterling
39-40 Melanocleuca cf. exscissa ---> könnte auch der gleiche Pilz wie oben sein, ausgeblichen
Nicht weit davon ist ein weiteres Biotop (ehemaliger Kiesabbau + Abraumhalden mit Bewuchs + Wasserstellen mit unterschiedlichem Wasserspiegel).
Auf dem künstlichen "Hügel" wachsen vor allem junge Weiden gebüschartig (Salix spec. mit schmalen Blättern, nicht näher angeschaut) und Birken und ähnliche Pioniergehölze.
41 Ausblick vom Hügel
Bei Weidengebüsch eine sehr kleinhütige, sehr langstielige Fälblingsart. (pers. Erstfund)
Kein Velum, keine tränenden Lamellen, Hüte hell bleibend, ausgesprochen süßer Geruch.
Also eine Hebeloma aus dem Sacchariolens-Aggregat, da gibt es einige, die nur mikroskopisch sicher zu bestimmen sind.
Rein makroskopisch und vom Standort her finde ich aber die Beschreibung von Hebeloma fusisporum ganz passend.
http://www.dgfm-ev.de/sites/de…files/ZM472195Groeger.pdf (das PDF wird z.Zt. gerade nicht gefunden, bemerke ich)
Hebeloma-Arten mit sacchariolens-Geruch F. GRÖGER - der DGfM eV
42 Hebeloma sacchariolens Agg. ---> mikroskopierpflichtig
Oben auf dem Hügelchen bei Birken einige Milchlinge, sehr schön zottig (pers. Erstfund)
Wegen der Hutfärbung, Geschmack etc. (scharf !!! auch die Locken finde ich scharf !!!) komme ich da auf Lactarius pubescens, Flaumiger Birken-Milchling.
43 Lactarius pubescens
Als Beispiel für die für mich nicht bestimmbaren Häublinge im Gras bzw. Moos - das ist doch eine Galerina?
... mit dem Ringrest und Stiel überfasert, nicht rillig und nicht bereift (im Gegensatz zu Conocybe)?
Ist Galerina laevis eine Option (rein makrosk.)? Im Bon komme ich von der "Außenansicht" her ich eher in Richtung Galerina praticola (Klebriger Grashäubling) - aber Vergleichsfotos finde ich nicht.
44-45 Galerina spec. ---> mikroskopierpflichtig
Zum Abschluss etwas von einem Friedhof
erst dachte ich ... ist das langweilig hier ....
und dann lag da (lose!) ... so eine komische "Nuss" ... mit aufgeplatzer "Schale" (unter Buche, Berberitze und Mittelmeerschneeball)
Das war ein Exemplar (gar nicht richtig "aufgegangen"??) und mit etwas Suche fand ich noch einen:
Bewimperte Erdsterne (meine ersten!), Geastrum fimbriatum
Es gibt ja noch G. rufescens, aber der soll seltener sein, und röten - auch im jungen Zustand, was hier natürlich nicht mehr feststellbar war.
46 Geastrum fimbriatum --> ok.
Und noch eine Wiese auf noch einem Friedhof (Rheinfelden, Baden) - leider schon bei fortgeschrittener Dämmerung.
Da hatte ich plötzlich einen Pilz in der Hand (ähh, wie geht das, irgendwie eine Reflexhandlung vermutlich .... jedenfalls sah der von oben nicht nach dem aus, was er dann war, jedenfalls habe ich das nicht als Besonderheit erkannt)...
grüner Stiel (!!!!!), also doch mal gründlich in Grün gesucht ...
und dann waren da doch noch drei Papageigrüne Saftlinge, Hygrocybe psittacina (pers. Erstfund)
47-48 Hygrocybe psittacina
Und das war der krönende Abschluss der "Nicht-Wald-Fungis" ... zumindest bisher in diesem November