Pilobolus

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 7.209 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Felli.

  • Servus Leute,
    Auf fast frischen Reh-Hinterlassenschaften fand ich diese hübschen Dinger



    Leider kenn ich mich ( wie bei vielen anderen Sachen auch ) bei Pilobolus nicht so toll aus :/ ,


    nach meiner Recherche lande ich bei Pilobous umbonatus :/


    Beschreibung:
    Stiel: 0,7-1,5 (2) cm lang.
    Basis mit luftballon-ähnlicher Schwellung.
    Hyaliner Kopf: 0,4-0.7 x 0.3-0,4 mm
    Sporenkapsel graublauschwarz mit deutlicher Papille 0,12-0,15 mm hoch x 0,2-0,25 mm breit.
    Färbung mit 5% KOH von grau zu braun.
    Sporen: zylndrisch- breitellipsoid, leicht gelblich 5-6(7) x 3-3,5 µ
    Keine Verfärbung in 5% KOH




    Wäre schön wenn ihr was dazu sagen könntet.


    Grüße
    Felli

  • Schöne Doku, Bernd!



    Nach meiner Recherche lande ich bei Pilobolus umbonatus.
    Wäre schön wenn ihr was dazu sagen könntet.


    Pilobolus umbonatus ist auch meine Meinung.
    Sehr schön kann man auf Deinen Bildern den namensgebenden Buckel sehen.
    Das ist meines Wissens ein Alleinstellungsmerkmal in der Gattung.
    Hier könnte ich mir ausnahmsweise auch einen sinnvollen deutschen Namen vorstellen: "Gebuckelter Pillenwerfer".


    Die Art steht Pilobolus roridus sehr nahe, weswegen sie von manchen Mykologen lediglich als Variante angesehen wird. (P. roridus var. umbonatus)


    Ich finde P. umbonatus sporadisch und deutlich seltener als zB P. kleinii oder crystallinus.
    Auch Matthias hatte sie zum Zeitpunkt seiner PP-Präsentation noch nicht gefunden, was ein Indiz für deren relative Seltenheit sein mag.


    LG Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Bernd, hallo Nobi,


    Zitat


    Auch Matthias hatte sie zum Zeitpunkt seiner PP-Präsentation noch nicht gefunden, was ein Indiz für deren relative Seltenheit sein mag.


    Und auch bis heute hab ich ihn noch nicht gefunden. P. roridus hatte ich dagegen schon fast so oft wie P. kleinii, der scheint hier gar nicht so selten.


    Zitat


    Die Art steht Pilobolus roridus sehr nahe, weswegen sie von manchen Mykologen lediglich als Variante angesehen wird. (P. roridus var. umbonatus)


    Bei dem ersten Bild scheint das Exemplar rechts keinen Buckel zu haben. Wenn das so ist, wäre das vielleicht wieder ein Argument für den Varietätsstatus, andererseits könnten ja auch beide Arten ineinander wachsen.


    Deswegen hätte ich mal ne Frage an Dich, Nobi:
    Bei den Funden von P. umbonatus, hattest Du da immer sämtliche Exemplare mit Buckel oder kommen die auch gemischt mit P. roridus, also ohne Buckel, vor?


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.


  • Bei dem ersten Bild scheint das Exemplar rechts keinen Buckel zu haben. Wenn das so ist, wäre das vielleicht wieder ein Argument für den Varietätsstatus, andererseits könnten ja auch beide Arten ineinander wachsen.
    Deswegen hätte ich mal ne Frage an Dich, Nobi:
    Bei den Funden von P. umbonatus, hattest Du da immer sämtliche Exemplare mit Buckel oder kommen die auch gemischt mit P. roridus, also ohne Buckel, vor?


    Jetzt hast Du mich auf dem falschen Bein erwischt, Matthias! :D


    Ich habe P. umbonatus zwar mehrfach gefunden, aber irgendwie nicht dokumentiert.
    Und auf ein mögliches vergesellschaftetes Wachstum mit P. roridus habe ich auch nie geachtet.
    Ich gelobe Besserung, und werde mir die kleinen Kerlchen zukünftig noch genauer ansehen.


    LG Nobi

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    Chips: 72





  • So, jetzt bin ich dazu gekommen einen der Piloboli mit der halbrunden Kappe zu mikroskopieren. Und wenn ich richtig liege, dann ist das P. crystalinus.
    Ob das jetzt auch die var. crystalinus?
    Die Makroskopie ist sehr ähnlich w.O., deshalb auch keine Beschreibung.
    Sporengröße:
    zylindrisch graugelblich, 5 -9(10) x (3)3,5 - 4,5(5) µ Einzelsporen: 6x3; 8x4, 9 x 4, 9 x5; 9 x5, 10 x4 µ



    Basis


    Kopf


    Sporen


    Grüße
    Felli

  • Hallo Bernd,


    Dein Pilobolus ist ohne Zweifel crystallinus. P. kleinii betrachte ich als eigene Art, die ist es auf jeden Fall nicht, denn:


    P. kleinii hat deutlich größere, kräftig gelb gefärbte Sporen, in den allermeisten Fällen ab 10 µm aufwärts, oft bis 13,14 µm (laut Literatur sogar bis 20 µm). Eine kleinsporige Kollektion hatte ich mal mit 9-12 µm großen Sporen.
    Außerdem ist nach meiner Erfahrung der Ansatz der Sporenkapsel etwas anders als bei crystallinus. Während die Sporenkapsel bei crystallinus nahezu vollflächig aufliegt, gibt es bei kleinii einen seitlichen Zwischenraum. Die Kapsel ist also nur in der Mitte angewachsen und an beiden Seiten besteht etwas Abstand zwischen Kapsel und der darunterliegenden Blase.


    Hier habe ich dazu ein Vergleichsbild erstellt:



    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.


  • Hallo Mathias,
    sind ja tolle Aufnahmen.
    V.G.
    Thomas



    Servus Matthias,
    Danke für deine Bestätigung und die Vergleichsdoku.
    Und ja, ich kann Thomas nur beipflichten: deine Bilder sind super !


    Das mit der Aussparung bei P.kleinii hab ich auch schon bemerkt,


    bei unreifen Piloboli ist an dieser Stelle eine dicke Ringwulst, die sich in kurzer Zeit verflüchtigt s. Bild


    hier die Sporen dazu


    Dann hab ich noch einen den ich 2009 gefunden habe und auf Hasen / Kleintier - Stallmist wuchs.
    Bis heut kann ich den nirgends richtig zu ordnen.
    Auf Grund der 8-17 x 7-14 µ, gelb gefüllten,
    teils evtl. doppelwandigen, rundlichen- breitellipsoiden Sporen
    hab ich ihn als P.spec. cf oedipus bezeichnet.
    Was hälst du von denen ?
    Wenn ich nach der Ausparung gehe könnte es auch P. kleinii sein, aber die makroskopische Erscheinung ( ca 5 mm hoch) sowie die Sporenform spricht hier doch dagegen.




    Grüße
    Felli

  • Servus Bernd und Thomas,


    Freut mich, dass Euch die Bilder gefallen.


    Bernd, Du findest ja wirklich alle Pillenwerfer, die mir noch fehlen.
    Hab grade einige Dungproben in Kultur, bisher noch kein Pilobolus drauf, aber die kommen bestimmt noch.


    Also zu Deinem rundsporigen Pilli:
    P. oedipus ist das nicht, aus mehreren Gründen:
    - wächst nur an Pferdedung (wurde jedenfalls noch nie an anderem gefunden)
    - die Sporen sind nahezu alle doppelwandig und relativ gleichmäßig groß, bis ca. 13 µm.
    - die Aussparung unter der Sporenkapsel hab ich bei oedipus auch noch nie gesehen, kann aber nicht sicher sagen, ob das hier wirklich bestimmungsrelevant ist.


    Hier habe ich P. oedipus schon einmal im Forum vorgestellt:
    http://www.pilzforum.eu/board/thema-pilobolus-oedipus


    Deiner hat, jedenfalls bei den normal ausgeprägten Sporen, keine doppelte Wand und sehr unterschiedliche Sporengrößen. Das alles passt perfekt zu P. lentiger, für den ich Deinen Fund halte. Auch die Makroskopie stimmt hier gut z.B. mit diesem Fund überein:
    http://www.ascofrance.com/forum/41749/pilobolus


    Das einzige, was hier nicht sehr gut passt ist die Form großen Sporen, aber die sind zum einen sowieso irgendwie atypisch ausgeprägt und zum anderen sind Pillenwerfer sehr variabel bei der Sporengröße und auch in deren Form, wie es ja auch bei P. kleinii der Fall ist.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.