Magellans Pilze Vol. II

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Magellan hat mir letztens zwei Kollektionen von mehr oder weniger stiellosen Blätterpilzchen zugeschickt, die beide recht interessant waren.
    Zum ersten war das dieser Fund, die folgenden Makrobilder sind von Magellan selbst aufgenommen:



    Gewachsen wohl an einem modrigen Nadelholzstumpf. Magellan vermutete Ohrförmige Seitlinge (Pleurocybella porrigens), ich vermutete Stummelfüßchen (Crepidotus spec.), wir lagen beide falsch.
    Die Pilze haben längsrillige Sporen (wenn auch schwer zu dokumentieren), keine Schnallen und gehören zu den Räslingen (Gattung: Clitopilus).
    Weil die Fruchtkörper gegenüber allen meinen Funden von Clitopilus hobsonii viel zu groß sind, auch die Sporen größer als bei allen untersuchten Funden bisher, aber nicht groß genug für Clitopilus daamsii, bestimme ich den mal als Clitopilus rhodophyllus (= Clitopilus pinsitus ss. auct.)

    Ist halt die Frage, inwiefern die Trennungen zwischen den einzelnen Arten da überhaupt morphologisch funktionieren. Wenn ich aber zB nach Noorderloos in Persoonia 1993 schlüssele, dann muss es dieser Name für diesen Fund sein. etwas später wurde dann recht viel synonymisiert, aber wie gesagt: Die Pilze passen nicht wirklich zu dem, was ich bisher von Clitopilus hobsonii gesehen habe.


    Der zweite ist dann tatsächlich ein Stummelfüßchen, die folgenden Makrobilder sind wieder von Magellan:



    Ebenfalls wohl an einem alten nadelholzstumpf wachsend.
    Nach Consiglio & Setti bestimme ich diese als Crepidotus malachius var. trichifer.


    Gehört in die gleiche Gruppe wie Crepidotus applanatus, wird von Senn-Irlet auch als Synonym verstanden, aber die Sporen sind größer, die Form nicht so ganz schön rund, wie ich sie von Crepidotus applanatus kenne, und zudem sind die Sporen noch ein bisschen dickwandiger. Besonders auffällig sind die ganz anders geformten Cheilozystiden, die ich bei Crepidotus applanatus als ziemlcih regelmäßig keulig und dabei nicht besonders lang kenne. Hier sind die Zystiden anders geformt, deutlich länger, unregelmäßiger und so gut wie nirgendwo von keuliger Form.
    Ob "var. trichifer" in MyKis seperat kartierbar ist weiß ich nicht, aber da bei Crepidotus malachius var. malachius die Zystiden wieder ein wenig anders aussehen sollten, wäre es im grunde schon fast sinnvoll, das getrennt zu führen.
    Ob man es nachher doch zusammenschmeißen muss, das muss ich selbstverständlich offen lassen.



    LG, Pablo.

  • hallo Pablo, das ist ja viel noch komplizierter geworden als ich erwartet habe - ich dachte da würde man einfacher zu einem Ergebnis kommen - es sind also beide Pilze nicht ganz eindeutig zu bestimmen und für einen Karteneintrag nicht geeignet, oder kann man das Stummelfüßchen doch unter Crepidotus applanatus einordnen? nochmals vielen Dank für Deine Bemühungen die zu bestimmen -
    mfg magellan

  • Hallo Pablo


    Sicherlich gibt es einige Zweifel an der Eigenständigkeit von C. rhodophyllus, C. hobsonii und C. daamsii. Solange eine Synonymie nicht mit DNA-Analysen belegt ist, würde ich, ebenso wie Du, den Fund als C. rhodophyllus bezeichnen. Auch ich kenne C. hobsoni nur deutlich kleiner und C. daamsii hatte ich nur einmal mit Frk. kleiner als 1 cm.
    In Mykis werden die Arten ebenfalls getrennt aufgeführt.


    Noch interessanter ist allerdings der Crepidotus. Die Trennung von C. applanatus gegenüber C. malachius kann man neben den etwas größeren Sporen und etwas anderen Cheilos nach Abbildungen und Beschreibungen bei Consiglio & Setti nachvollziehen. Die Sporen sollten aber in allen Fällen nahezu kreisrund sein. Die Sporen mit den etwas ausgezogenen Enden passen irgendwie nicht. Möglicherweise fangen die schon an zu keinem oder sind sonstwie deformiert.
    Die Trennung der var. malachius von der var. trichfer sollte man recht sicher nach dem Länge/Breiteverhältnis der Zystiden vornehmen können. Qm = 3,5 bei var. malachius und Qm = 6 bei var. trichifer. Ökolgie var. trichifer an Nadelholz wäre auch noch ein Punkt.
    In Mykis kannst Du beide nicht eingeben, da offenbar noch kein derartiger Fund gemeldet wurde. Beide Varietäten sind ja aus den USA beschrieben und europäische Funde sind wahrscheinlich nach Senn-Irlet immer als C. applanatus bestimmt worden.


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Magellan & Karl!


    Ja, der Clitopilus rhodophyllus ist jedenfalls auch über MyKis und PilzeDeutschland so kartierbar.
    Ich denke, der müsste sich morphologisch auch ganz gut abgrenzen lassen. Wie Karl sagt: Mit der Unwägbarkeit, ob er nicht genetisch irgendwann bei Clitopilus hobsonii eingegliedert werden muss. Vorerst sollte der aber schon getrennt kartiert werden.


    Bei dem Crepidotus ist es komplizierter.
    Zunächst mal: Ja, das kann gut sein, daß die Deformierung der Sporen mit Überreife zusammenhängt. Oder mit Quetschen. Oder Beides. Jedenfalls muss man da auch berücksichtigen, daß es eben kein lebendmaterial war unterm Mikro.
    Wenn man das mal außen vorlässt, bleibt da immer noch die Sporengröße (bei meinen bisherigen Kollektionen von C. applanatus Durchmesser im Schnitt kaum über 5 µm) und die Zystiden. ich hab's jetzt nicht detailliert ausgemessen (zumal auch das wieder angreifbar wäre, weil es eben Totmaterial ist), aber auch bei diesem Material dürften die im Schnitt deutlich mehr als 3,5 mal so lang wie breit sein. Ich denke, das ist sogar schon ohne Messung ziemlich klar zu sehen.
    Jedenfalls würde ich den nicht mit gutem Gewissen als Crepidotus applanatus kartiern wollen.
    Mykis kennt weder C. malachius (s.l.), noch C. applanatus var. subglobiger. Das wäre nach Consiglio ein Synonym zu C. malachius var. trichifer.
    Sollte sich aber herausstellen, daß zB die nordamerikanischen Sippen und die Europäischen Sippen unterschiedliche Arten sein müssen, dann wäre C. applanatus var. subglobiger der passende Name.
    Egal wie: Momentan ist der nicht kartierbar. Höchstens als C. applanatus, aber das wäre aus meiner sicht unpassend.
    Zumal die C. malachius s.l. und auch C. applanatus var. subglobiger gar nicht auftauchen, auch nicht als Synonyme zu C. malachius.
    Da müsste man vielleicht bei Frank nachhaken, ob es Sinn macht, die aufzunehmen.



    LG, pablo.


  • Zumal die C. malachius s.l. und auch C. applanatus var. subglobiger gar nicht auftauchen, auch nicht als Synonyme zu C. malachius.
    Da müsste man vielleicht bei Frank nachhaken, ob es Sinn macht, die aufzunehmen.


    LG, pablo.


    Hallo Pablo
    Richtig wäre dann im Gegensatz zum Index fungorum:


    Crepidotus malachius var. trichifer Hesler & A.H. Sm.
    Synonyme:
    C. applanatus var. subglobiger Singer
    Crepidotus stenocystis Pouzar


    Es gibt ja Funde in einigen europäischen Ländern also warum nicht.


    und am Besten noch dazu:


    Crepidotus malachius (Berk. & M.A. Curtis) Sacc. wohl schon in Österreich gefunden


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Das Problem beim Übernehmen in Mykis ist eben genau die unbefriedigende Situation in den Datenbanken.
    Sowohl bei Mycobank als auch bei IndexFungorum scheint mir das nicht optimal aufgelöst zu sein.
    Und was ich eben nicht weiß und auch nicht überblicken kann (ohne weitreichende Literaturstudien): Gibt es über die Bearbeitung von Consiglio & Setto hinaus noch weitere, eventuell sogar noch aktuellere Quellen, die man berücksichtigen muss? Wurden an anderer Stelle eventuell Untersuchungen, Sequenzierungen und daraus hervorgehend taxonomische Änderungen vorgenommen, von denen ich schlichtweg nichts weiß?
    Es wäre ja auch irgendwie Unfug, da nun etwas in MyKis aufzunehmen, was eventuell schon gar nicht mehr Bestand hat...



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Klar, so kann man das machen. :thumbup:
    Für die Kartierung von Magellan über Maren (für Schleswig Holstein) wär's natürlich schon schick, wenn es da eine saubere Lösung geben würde.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hans!


    Doch, wichtiger Einwand von dir. :thumbup:
    Warum ich wegen der Sporengröße nicht zu der Art kam, dürfte danke Karls Anmerkung klar sein.
    Aber: Da gibt es mit Clitopilus fasciculatus ja noch eine weitere Art mit größeren Sporen, die auf Champignons wohnen soll.
    und die wäre maikroskopisch wie makroskopisch von Clitopilus rhodophyllus nicht wirklich zu unterscheiden, wenn ich das beim Durchlesen richtig verstanden habe.
    Wenn nun aber Clitopilus passeckerianus eben auch nicht streng an Champi - Kulturen gebunden ist, dann ist das mit Clitopilus fasciculatus eventuell auch so. Und dann würde sich diese Art nicht mehr wirklich von C. rhodophyllus trennen lassen.
    Dennoch: Solange da keine weiteren Untersuchungen vorliegen (mir sind jedenfalls keine zugänglich), dann müsste man hier nach dem Standort unterscheiden und auch getrennt dokumentieren. Wenn sich nachweisen ließe, daß beides nicht zu trennen ist, kann man die Datensätze ja immer noch zusammenschmeißen.



    LG, Pablo.

  • hallo !
    habe Maren gestern wieder eine Liste mit Pilzen für ihre Karteneinträge geschickt - dabei waren natürlich auch die beiden, die hier besprochen worden sind - ich habe ihr auch mitgeteilt, sie solle sich wegen der Schwierigkeiten mit dem Crepidotus diese Themen hier einmal durchlesen - mal schauen, ob sie etwas mit dem Pilz anfangen kann - zur zeit hat sie aber viel zu tun, und es kann noch etwas dauern
    mfg magellan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Magellan!


    Genau, nur nichts überstürzen. :thumbup:
    Das geht halt auch in Bereiche, die eher kompliziert sind. Auch weil die Arten selten gefunden werden und darum viele Fragen wegen Abgrenzungen und Eigenständigkeiten offen sind.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo


    Auf Anfrage hatte ich Exsikkate von meinem Fund Clitopilus passeckerianus zu Andreas Gminder geschickt, der davon eine DNA machen wollte um diese mit einem Fund von Clitopilus fasciculatus oder C. rhodophyllus abzugleichen.
    Leider habe ich dann nichts mehr gehört. Du könntest ja da mal anfragen?


    VG. Hans

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hans!


    Das wäre eine gute Idee. :thumbup:
    Vielleicht hat er ja auch an diesem Fund Interesse. Oder ist das schon länger her?
    Besser verschiebe ich das aber auf das kommende Jahr (ist ja nicht mehr lange hin und die Zeit rennt schneller davon als man glaubt), Notiz ist angelegt in meinem kleinen Büchlein mit Sachen, die ich mir merken muss.



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    zufällig bin ich auf den Beitrag gestoßen, und habe ihn mit großem Interesse gelesen, leider bleiben noch Fragen offen.


    Gibt es zu den crepidotoiden Clitopilus Arten etwas neues zu berichten?


    LG, Chris

    ...........................:snail:

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Chris!


    Von meiner Seite zu der Thematik nichts Neues. Ich habe Clitopilus zur Zeit nicht im Blickfeld, also auch keine neueren Veröffentlichungen dazu gelesen.
    In diesem Fall hatte ich vor Jahren wohl mit FAN (Flora Agarica Neerlandica) und dem einen oder anderen online rausgekruschtelten Artikel gearbeitet, sowie bei Ludwig, Gröger und FN abgeglichen, wenn ich das noch richtig im Kopf habe. Das kann aber schon damals nicht aktuell gewesen sein und muss es stand heute erst recht nicht.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    erst mal Danke, vielleicht liest das ja noch Andreas, der dazu ja etwas geforscht hat: link



    LG, Chris

    ...........................:snail:

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Chris!


    Wenn man Andreas auf das Thema aufmerksam machen wollte, müsste man wohl ein mollisia einbauen.
    Seine Einschätzung ist immer interessant und hilfreich, wobei ich in diesem Fall mal gucken müsste, ob ich von Magellans Beleg noch was aufgehoben habe.
    Falls ja, schicke ich das Material gerne weiter, auch für Magellan dürfte das sicherlich gut sein.



    LG, Pablo.