Porling,Seitling,Tintling (Philippinen)

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.777 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Guten Abend!


    Ich hatte das Vergnügen die ersten zwanzig kalten und ungemütlichen Dezembertage in meiner 2.Heimat auf den Philippinen verbringen zu dürfen.
    Da ich in der ausgehenden Regenzeit eintraf, konnte ich auch einige Pilze entdecken. Leider waren die leckeren termitomyces   spec. schon alle der Vergänglichkeit und den einheimischen Leckermäulchen zum Opfer gefallen.
    Dafür fand ich drei mir bislang unbekannte Pilze:
    1. einen Stilporling
    2. einen Seitling
    3. Tintlinge
    Ich weiß, das Pilze aus fernen tropischen Gefilden sehr schwer zu bestimmen sind weil die geeignete Fachliteratur bei uns schwer oder gar nicht zu bekommen ist.
    Aber ich denke das meine folgenden Fotos und Beschreibungen für den einen oder anderen Pilzler doch interessant sind.


    Los gehts mit der Nr.1, dem Stilporling:


    Standort/ Fundort: am Boden(Korallenkalk) bei (nicht an) Kokospalmen, unmittelbare Nähe zum Meer, Bermudagras.
    Hut: ca. 17cm Ø, eingedellt-tricherförmig, Oberfläche bräunlich-weiß, zentral umbrabraun, braunflockig, schuppig, Rand wellig eingebogen, elastisch.
    Fleisch: weich, weiß, auf Druck leicht braunfleckig anlaufend. Geschmack mild.
    Geruch: angenehm pilzig, fruchtartig, süßlich.
    Röhren: Wabenförmig, unregelmäßig eckig, sehr klein, auf Druck leicht rötlich verfärbend (im Schnitt)
    Stiel: zentrisch ca. 3 cm lang, strunkförmig.


    Nr.2


    Der Seitling:


    Standort/Fundort: an Baumstumpf, Baum nicht bestimmbar.
    Hut Ø ca. 60mm, Trichterförmig, Rand nach unten eingerollt, wellig, trocken, schuppig-filzig, längsfaserig, zentraler Buckel.
    Stiel: voll, längsfaserig, Manschette (sehr fest, nicht flüchtig)
    Fleisch: cremeweiß, nicht verfärbend, Geschmack sehr mild, angenehm.
    Geruch: pilzig-würzig, nicht mehlartig.
    Lamellen: heranlaufend bis zur Manschette, dann kahl, dichtstehend, cremeweiß, nicht verfärbend.


    Die Tintlinge:


    Standort: auf Korallengrus mit Humusanteil
    Teilweise büschelig wachsend.
    Hut: Glockenförmig, brüchig, gerieft, grau, durchscheinend, Scheitel ungerieft, weiß - Junge Pilze weiß.
    Lamellen: graubraun bis schwarz,
    Stiel: hohl, zerbrechlich
    Geruchlos


    Fotos:


    Stilporling:
             


    Seitling:
               


    Tintling:
         



    Und so sieht es in meinem Paradies aus:


         

  • Hallo,
    klar doch ist das interessant :) (und interessante, schöne Gegend!) - aber schwierig ... ich habe mich ja auch schon mal mit Tropenpilzen herumgeschlagen.
    Wenn man eine Idee hat (irgendwo einen Namen aufgeschnappt), dann sucht man Vergleichsbilder ... findet manchmal welche, aber kaum Beschreibungen. Am ehesten noch bei Mycobank (Pilzname, dann auf der jeweiligen Seite nach "description" suchen).


    Zu Nr. 1, dem Porling kann ich wenig sagen.
    Du sagst "Stielporling", Stiel mittig?
    Aber ich sehe keinen Stiel. Du meinst diese winzige kleine punktförmige Ansatzstelle in der Mitte?
    Irgendwie kommt mir das doch eher wie ein Holzbewohner vor. Kann man einen Kontakt zu vergrabenem Holz ausschließen?


    Mit dem weißen Innenleben, den weißen Poren, der dunklen Oberfläche, da denke ich am ehesten doch in Richtung Trametes.
    So ähnlich (aber an Holz wachsend) könnte Trametes cingulata aussehen (man findet auch Webstellen, die ein Vorkommen auf den Philippinen bestätigen).


    Bei Nr. 2, dem mittleren Pilz bin ich relativ sicher, dass ich den kenne: Lentinus sajor-caju (mit deutlichem bleibenden Stielring, sehr engstehenden Lamellen). Auf die +- Hutschuppung braucht man nicht ganz so viel zu geben (je nach Alter, je nach Feuchtigkeit) und auch die Konsistenz ist extrem variabel (ist auch ein Zucht - , bzw. Speisepilz, das sind dann die "zarteren" Varianten).
    http://www.pilzforum.eu/board/…ed-19-lentinus-sajor-caju



    Die Tintlinge sehen sehr ähnlich zu unseren Coprinellus disseminatus aus, diese Art ist weltweit verbreitet.
    Das heißt natürlich nicht, dass es sich hier tatsächlich um diese Art handelt, oder um einen nahen Verwandten.

    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Das ist doch aber auch ein wunderschöner Ort, um ein paar Winterwochen aus dem graukalten Deutschland zu fliehen.
    Schöne Pilze gibt's auch, mehr sagen als Abeja könnte ich nun dazu auch nicht. Aber ein Dankschön für die gelungenen Philippinen - Bilder ist es mir wert. :)



    LG, Pablo.


  • Hallo abeja


    vielen Dank für deine Antwort und deine Einschätzungen.


    Ja, beim Seitling (Lentinus) denke ich das deine Bestimmung passt.
    Leider werden Pilze auf "meiner" Insel grundsätzlich allesamt als ungenießbar bzw. tödlich giftig bewertet. Grundsätzlich wird fest daran geglaubt das "Ligbos" (allgemeiner Begriff auf Cebuano für "Pilz") nur auf den Stellen wachsen auf die die Hunde ihr Geschäft machten und danach noch ein Blitz einschlägt.


    Das ist wohl auch gut so, da ansonsten alles ungeprüft in den Kochtopf wandern würde.


    Bei dem "Stielporling" ist ein kräftiger, ca. 3-4 cm langer Stil feststellbar gewesen. Er war etwas dezentral positioniert.
    Leider kommt er auf dem Foto (das mit dem Messer) nicht richtig zur Geltung. An allen Standorten fruktifizierte er nicht direkt auf Holz. Man kann das recht deutlich auf dem Foto anhand der Grasfragmente an der Stielbasis erkennen.
    Was aber nicht ausschließt das der Pilz Kontakt mit Wurzeln der Kokospalme etc. hatte.


    Gruß
    Gorio

  • Hallo Gorio,
    eigentlich bin ich sicher, dass der Porling Kontakt zu Holz (Wurzeln) hat. Da kann die Wuchsform auch schon mal sehr ungewöhnlich werden. Wir hatten hier im Forum auch (glaube ich) schon mal "gestielte" Schmetterlingstrameten die oben auf einem Holz wuchsen.
    Das wird so ein ähnlicher Effekt sein.
    Trotzdem werden wir mit der Artbestimmung wahrscheinlich nicht weiter kommen.


    Zum Lentinus:
    das ist auch gut so, nicht alles "unkritisch" zu essen (auch wenn es wirklich ein Speisepilz wäre). Ich bin auch schon mal an wunderschönen frischen (zarten) Lentinus squarrosulus vorbeigekommen - und es hat in den Fingern gejuckt.


    ABER: liegendes Holz, immer im Siedlungsbereich, immer streunende Hunde unterwegs, eventuell an Wegrändern auch Autoverkehr, eventuell in Hausnähe (da waren auch mal welche), da werden auch um die Häuser herum (außen) oft Pestizide gesprüht.
    Also lässt man da am besten die Finger von.