Seltene Ascomyceten III. - Smardaea protea

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 6.328 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.

  • Nachdem ich die kleine Serie mit zwei coprophilen, also dungbesielnden Ascomyceten, begonnen habe, möchte ich Euch als dritte Art eine terricole,
    sprich erdbesiedelnde Species vorstellen.


    Auch hier wieder eine kurze Geschichte vorab.
    Anfang Oktober 2016 erreichte mich eine Mail von Frank Dämmrich (Tomentella) mit folgendem Wortlaut.


    "Bei mir im Garten wachsen schwarze Becherlinge mit einem violettem Hauch. Sie sind höchstens 8 mm groß, erst kelchförmig, dann fast ausgebreitet.
    Die Außenseite ist körnig. Sie wachsen auf nackter mit Nadeln bedeckter Erde. Die Sporen sind warzig, amyloid, mit zwei Öltropfen, durchschnittlich 25 x 10 µm.
    Kannst Du mit diesen wenigen Angaben schon eine Richtung vorgeben?"


    Mein Interesse war natürlich geweckt und ich antwortete, dass es eine Peziza mit apikulaten Sporen sein könnte und erwähnte, dass die Gattung Smardaea ebenfalls infrage käme.


    Das mir von Frank zugeschickte Material bestätigte meine letztere Annahme.
    Solch extrem violettes Pigment (Zellen, Paraphysen, selbst Asci) hatte ich noch nie gesehen.
    Meiner Meinung nach kamen nach mikroskopischer Untersuchung nur Smardaea purpurea oder protea infrage, wobei ich wegen der Sporenornamentation zu letzterer tendierte.
    Die Warzen waren deutlich isoliert und kaum zusammenfließend.
    Auch wenn Benkert 2005 protea provisorisch zu purpurea stellt, zweifle ich nicht an der Eigenständigkeit der Art!


    Um alle Zweifel zu beseitigen, schickte ich einige Apothecien an Matthias (Mreul).
    Ich hoffte auf ein paar gute Mikroaufnahmen und wurde wie immer nicht enttäuscht!
    Auch Matthias war sich sicher, dass es sich um Smardaea protea handelt.


    Er schrieb: "Wegen der klar isolierten Warzen der Sporen und deren Länge bis 26 µm komme ich auf S. protea."


    Nun möchte ich Euch die Art aber auch zeigen.


    Standortfoto von Frank.



    Ab jetzt beglückt uns wieder Matthias mit seinen wunderschönen Mikroaufnahmen. Ist dieses violette Pigment nicht unglaublich!




    Bereits ohne Anfärben kann man die charakteristische Sporenornamentation erkennen.



    Natürlich hat Matthias auch für dieses Portrait wieder zwei Collagen angefertigt. Dafür und für die Fotos nochmals ganz herzlichen Dank! :thumbup:



    In Baumwollblau kann man das isoliert-warzige Sporenornament ganz deutlich erkennen.
    Das ist eines der wichtigsten Merkmale, welches die Art von Smardaea purpurea trennt.



    Wie bereits bei den beiden vorangegangenen Portraits gibt es auch zu dieser interessanten Art wenig Literatur.
    Ein Grund dafür ist sicher auch hier der Umstand, dass es nur recht wenige Fundmeldungen gibt. Frank schrieb diesbezüglich:

    "Für Sachsen ist das auf jeden Fall ein Erstfund. Wie es deutschlandweit aussieht, weiß ich nicht. Auf Pilze-Deutschland.de gibt es keinen Eintrag!"


    Das wenige, was ich zusammentragen konnte, hänge ich wieder zu Vergleichzwecken als PDFs an.


    Da ist einmal die Originalbeschreibung von Zhuang & Korf nach einem Fund von Svrcek, Tschechien.
    Desweiteren eine ausführliche Beschreibung eines Schweizer Fundes von Renè Dougoud (Fungi non delineati, XVIII, 2002)
    sowie eine Arbeit zur nahestehenden Smardaea purpurea mit Gattungsschlüssel.


    LG Nobi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nobi,


    fantastischer Fund - und was für ein Teamwork! Ich staune ja immer wieder über diese geniale Vernetzung. So kriegt man letztlich tatsächlich jeden Fund raus, wenn man die richtigen Ansprechpartner findet und Interesse wecken kann. :thumbup: :)


    LG, Jan-Arne


  • Nachdem ich die kleine Serie mit zwei coprophilen, also dungbesielnden Ascomyceten, begonnen habe, möchte ich Euch als dritte Art eine terricole,
    sprich erdbesiedelnde Species vorstellen.


    Vielen Dank Nobi für die tolle Vorstellung mit den Fotos. Von dieser Gattung hatte ich noch nie einen unterm Mikro.
    Vielleicht klappt es ja mal. LG Harzi


  • Die Doku ist natürlich wieder allererste Sahne. :thumbup:


    Der Dank gebührt Matthias!



    Fantastischer Fund - und was für ein Teamwork! Ich staune ja immer wieder über diese geniale Vernetzung.


    Finde ich ebenfalls genial, wie hier länderübergreifend gearbeitet wird!
    Toll, dass uns dieses Forum so etwas ermöglicht!
    Vielen Dank an dieser Stelle nochmals den "Machern".



    Alles wieder mal hammerartig! Einfach spitze!


    Danke, Thomas!
    Nun warte ich auf ähnliche Fundmeldungen von Dir! ;)



    Die ersten Mikrobilder von Matthias sind in Wasser?
    Also ganz und gar nicht angefärbt? Das ist ja ein unglaubliches Farbspiel!


    Ist es! Der Wahnsinn!



    Von dieser Gattung hatte ich noch nie einen unterm Mikro.
    Vielleicht klappt es ja mal.


    Warum nicht?
    Habe noch ein paar Exsikkate, die ich Dir gern schicken kann.
    Teil mir bitte nochmal Deine Adresse mit (PN oder Mail), dann geht das Zeug sofort in die Post.


    LG und vielen Dank für Eure Kommentare, Nobi

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  • Hallo Nobi


    Eine klasse Präsentation und Literatur von einer Pilzart von dem ich noch nie etwas gehört habe. Auch die Mikros von Matthias sind wieder astrein gemacht :)
    In der beigefügten Literatur ist als Begleitbäume von der Buche und der Tanne die Rede, weswegen mich interessieren würde was bei Frank an Begleitbäume stehen.


    VG : Thorben

  • Servus Nobi,
    Echt Klasse die Darstellung :thumbup:
    und immer weiter so !


    Ich fand diese Teilchen 2011 in einem schnöden Fichtenwald. Die Farben des Pilzchens lassen wirklich keine Wünsche offen.
    Einen kleinen Aufsatz darüber findest du / Ihr auch noch im Tintling Nr. 1 / 2012


    Grüße
    Felli


  • In der beigefügten Literatur ist als Begleitbäume von der Buche und der Tanne die Rede, weswegen mich interessieren würde was bei Frank an Begleitbäume stehen.


    Auf alle Fälle wuchsen die Apothecien unter einem Nadelbaum, welcher genau muss ich noch recherchieren.



    Ich fand diese Teilchen 2011 in einem schnöden Fichtenwald. Die Farben des Pilzchens lassen wirklich keine Wünsche offen.
    Einen kleinen Aufsatz darüber findest du / Ihr auch noch im Tintling Nr. 1 / 2012


    Danke, dass Du nochmal auf Deinen tollen Aufatz im Tintling hingewiesen hast, Felli! :thumbup:
    Wie konnte ich den nur übersehen! X(
    Was Du da als Smardaea purpurea vorstellt, ist natürlich ganz klar Smardaea protea, wenn man denn an die Eigenständigkeit der beiden Arten glaubt.
    Wovon ich überzeugt bin!


    Dürfte ich ein PDF Deines Aufsatzes der Vollständigkeit halber noch anfügen?
    Oder kannst Du es selbst tun?


    LG Nobi

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  • Lieber Nobi, besten Dank. Wir können ja die Pilze zur Tulpenexkursion austauschen. LG Harzi


  • Viel Spaß beim Lesen


    Danke, Felli! :thumbup:
    Das macht den Beitrag jetzt so richtig rund!
    Allerdings fehlt da leider ein ganz wichtiger Absatz!


    Direkt über "Verwechselbare Nachbararten" gibt es in der Printversion noch ein paar Zeilen unter


    Anmerkung:
    "Die Sporengröße bzw. -breite weicht bei meinem Fund etwas von den in der Literatur angegebenen Maßen ab, so dass es noch der Klärung bedarf,
    ob die Synonymisierung von S. purpurea und S. protea gerechtfertigt ist."



    Lieber Nobi, besten Dank. Wir können ja die Pilze zur Tulpenexkursion austauschen.


    Wollten wir nicht eher eine Urnenexkursion machen? 8|


    LG Nobi

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  • Lieber Nobi, Urnen und Tulpen sind im gleichen Gebiet zur gleichen Zeit. ;)


    Das wird ja immer besser!
    Nun muss nur noch das Wetter mitspielen.


    LG Nobi

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