Nachdem ich Euch bereits drei recht seltene Ascomyceten vorgestellt habe (1, 2, 3), möchte ich abschließend noch eine weitere Art zeigen.
Es handelt sich nochmals um einen coprophilen, also einen ausschließlich dungbesiedelnden Pilz.
Da dank Sven und Björn Wergen die Species bereits zweimal im Forum gewürdigt wurde, könnte man einen recht häufigen Pilz vermuten.
Dem ist natürlich nicht so.
Svens Fund im "NSG Bockwitz" (den auch Björn wunderschön vorstellt) war erst der dritte mir bekannte in Deutschland.
Zuvor konnte ich die Art jeweils einmal auf Norderney und im Depot entdecken.
Der Fund, den ich Euch hier zeigen möchte, gelang während des Nordtreffens 2016 auf Dung von Exmoor-Ponys im "NSG Nordoe".
Überhaupt scheint die Art, ähnlich wie Poronia punctata, die Punktierte oder Kleinsporige Porenscheibe, sehr hohe Ansprüche an das Substrat zu stellen.
So gelangen die wenigen Funde nur an Dung von Pferderassen, die ganzjährig +/- im Freien leben, wie z.B. den Koniks oder Exmoors.
Alle folgenden Bilder stammen von Matthias (Mreul), der diesen winzigen Pilz wiederum überragend abgelichtet hat, weswegen ich mich entschlossen habe,
ihn ein weiteres Mal im Forum vorzustellen.
An Dich, Matthias, an dieser Stelle nochmals ein ganz großes Dankeschön!
Es folgen einige Makros, die die ca. 0,5 mm "großen" Hälse zeigen. Die eigentlichen, ca 1 mm großen Fruchtkörper sind +/- tief im Substrat eingesenkt.
Die kleinen Pilzchen gehören zu den Dothideomycetes, einer Klasse von Schlauchpilzen mit bitunicaten, also doppelwandigen Asci.
Der innere, dehnbare Ascus durchbricht bei Reife die starre äußere Wand und kann sich dabei gut um das doppelte seiner ursprünglichen Größe ausdehnen.
Infolge dieser Ausdehnung treten die reifen Asci teilweise aus dem Fruchtkorper heraus.
Matthias hat das mittels eines kleinen Tricks sehr anschaulich in Szene gesetzt!
Die Sporen sind zweizellig, im reifen Zustand dunkelbraun und weisen eine Keimspalte auf. Bei Delitschia griffithsii liegen sie zudem uniseriat, also einreihig, im Ascus.
Die reifen Sporen werden schließlich durch einen Porus ausgestoßen oder durch Platzen des inneren Ascus infolge mechanischer Einflüsse freigesetzt.
Auf den nächsten vier Bildern seht Ihr Sporen verschiedener Reifegrade.
Und natürlich hat auch hier wieder Matthias die wichtigsten makroskopischen und mikroskopischen Merkmale zu wunderbaren Collagen zusammengefügt!
Roy F. Cain (Studies of Coprophilous Sphaeriales in Ontario, 1934) benannte die Art nach David Griffiths, einem nordamerikanischen Mykologen,
der 1901 mit "The North American Sordariaceae" ein für die Pyrenomycetenforscher bahnbrechendes Buch veröffentlichte.
Seitdem sind nur wenige Funde bekannt geworden, u.a. aus Ungarn und Schweden.
Da die Art außer im Pilzforum.eu nirgendwo beschrieben zu sein scheint und sie selbst F. Doveri noch nicht gefunden hat, füge ich die kärgliche Originalbeschreibung an.
Danke für Euer Interesse an den Beiträgen zu den "Seltenen Ascomyceten".
LG Nobi
PS:
Ist die Natur in all ihrer Vielfalt nicht ein Phänomen!
Wenn es sie nicht gäbe, müssten wir sie erfinden!