Raritäten aus Minenfeld !

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.773 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo !
    Ich präsentiere hier ein paar Raritäten gefundene in einem entminten Minenfeld aus 90er Jahre in Region Konavle (nähe Dubrovnik) , Dreieck , Kroatien - Bosnien - Montenegro , ehemalige Kriegsgebiet .
    Entminte gebiet (???)

    Warnungstafel Minen . Betreten auf eigene Gefahr (mit viel glück) ,

    Minenresten ,

    Minenresten mit Saftling ,


    Ich war auf ein kurze (ca. 1 stunde) und gezielte Pilz Pirsch mit einem Experten der mit gezeigt hat wo Raritäten wachsen .


    Raritäten .


    Sarcodon cyrneus Maas Geest .
    Hat keine Deutsche Name , in Region keine Fundmeldung . Kroatische Name Korzikanska Jezevica oder Raspucana (Zerrissene) Jezevica (Stacheling) .
    Hat bittere Geschmack und leicht angenehme Geruch mich ähnlich an Filziger Gelbfuß - C. helveticus , obstartig .
    Wachst unten Steineiche - Quercus Ilex .
    Fruchtkörper , (nicht an Standort) ,

    Hut ,

    Hutrissen , typisch für Art , keine Krankheit (Trockenheit) ,

    Stacheln ,

    Stachelnboden ,

    Stiel , feine kleine Stacheln , fallen auf den leicht Touch ,

    Stielbasis - Anfang Stiel filzig ,

    Schnittbild ,

    Stielbasis - Anfang Stiel dunklere Fleisch ,

    Niederländische Mykologe Maas Geesterans hat an Insel Korsika in Jahr 1975 diese Sarcodon erste mall beschreiben . Jahr später Kroatische Philosoph und Mykologe , gestorbene prof. dr Ivan Focht hat sie in Region Konavle - Dubrovnik gefunden und beschrieben .
    Wachst fast jedes Jahr bei optimale Wetter an die gleiche stelle .


    Steppentrichterling - Infundibulicybe (Clitocybe) glareosa .
    Kroatische Name Pjeskovita Grlasica , hat Milde Geschmack und unbedeutend bis leicht pilzig Geruch . Fundort Waldrand , kalk - sandige Boden .
    Fruchtkörper an Standort ,

    Hut , Hutrand weißlich , gerippt ,

    Lamellen , Anfang Krankheit , mein Pilz Pirsch Fürer meint das Ursache zu viel regen ist . Nach lange regen hat er früher oft diese Art mit Lamellen Schimmelbefall gefunden .

    Stiel , spitz dicker ,

    Nach Entminung dieses gebiet bei ein Kartierung mein Pilz Pirsch Fürer hat diese Art gefunden , wachst fast jedes Jahr (bei optimale Wetter) an die gleiche stelle .


    Mediterraner Kiefernzapfen Helmling - Mycena seynii .
    L. Quelet zu Ehren des Mykologen Jules de Seynes anderer benannt hat .
    Kroatische Name Borova Sljemovka , hat unbedeutend Geruch milde Geschmack . In Kroatien seltene Pilz , in Deutschland gibt nur zwei Fundmeldungen aus Jahr 2005 nähe Quedlinburg , S. Anhalt (DGfM quelle) .
    Diese Helmlinge habe ich erstes mall in Jahr 2015 gefunden (Zapfen mit zwei Exemplaren) und an die gleiche stelle auch letztes Jahr (Zapfen mit ein Exemplar) .
    Fruchtkörper ,


    Danke für eure Meinungen !
    LG beli !

  • Coole Bilder beli :thumbup:


    Vor allem Nr 1. gefällt mir gut... da wurde "Winnetou" gedreht.... boa ich krieg schon wieder Gänsehaut.

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
    ----------------------------------------------------------------------------
    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18

  • Hallo Beli,
    tolle Sachen zeigst du uns da wieder. Falls du Clitocybe glareosa gefunden hattest, wäre dies ein Pilz, der in Deutschland als vom Aussterben bedroht gilt. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube dieser Pilz wurde in Deutschland bisher nur in Baden-Württemberg und Bayern gefunden.
    Das Minenfeld ist schon sehr erschreckend. Da wird einem wieder bewusst, was die Menschen in der Zeit mitgemacht hatten. Krieg ist in meinen Augen wirklich das Perverseste was es gibt.
    Viele Grüße.
    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

  • Hallo !
    Danke für eure Antworten !
    @ Marco , Winetou ist gedreht an Plitvice See ca. 450 km weit von Dubrovnik aber ungefähr gleiche Natur .
    @ Thomas , ich persönlich habe ich C. glaerosa nicht gefunden , ein Pilzfreund hat mir Wachsort gezeigt . An diese stelle wachst schon lange Jahre . In Kroatien (Mediterranraum) ist auch selten aber nicht so extrem wie in Deutschland .
    LG beli !

  • Hallo Beli,


    danke für deinen Beitrag. Wie Thomas schon bemerkt hat, regt er zum Nachdenken an. Ja, Krieg ist pervers und schafft unermessliches Leid über Generationen hinweg. Ebenso pervers und perfide finde ich, dass nur noch Minenfelder, Truppenübungsplätze sowie instabile Regionen abseits der 1. Welt Einblicke in unsere ehemals natürliche Umwelt bieten. Deshalb gelten diese Lebensformen nun als "Raritäten".


    Man könnte zynisch formulieren, dass die größten Naturschützer heutzutage die übelsten Diktatoren sind - im gemütlichen Deutschland/Europa dagegen ist kein Platz mehr für die Ursprünglichkeit, die letztendlich unsere Lebensgrundlage darstellt. Und wer weiß, vielleicht ist sogar der sympathische Milliardär aus Übersee gar nicht so schlecht für die Welt, da er -ungewollt- das amerikanische Wirtschaftswachstum bremst.


    Wir dürfen uns also gerne an die eigene Nase packen. Unser westlicher Lebensstil fernab jeglicher Subsistenz schafft letztendlich ebenso "unermessliches Leid über Generationen hinweg" durch Ausbeutung von Lebensgrundlagen, fördert die Ungerechtigkeit in der Welt und damit Kriege.
    Wiederum perfide ist, dass in unserem Hamsterrad die Verwandlung von Rohstoffen über Konsum in Müll nicht mal das ist, was uns wirklich glücklich macht.


    Die einzige Chance der Menschheit ist, sich dessen bewusst zu werden. Nur was man kennt (und liebt, wertschätzt), kann man schützen. Ich mag mir auch einbilden, dass sich langsam aber sicher ein Bewusstseinswandel vollzieht. Und zwar gerade durch solche Menschen wie Pilzliebhaber, die neugierig tiefe Einblicke in die Ökologie erfahren :thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Beli!


    Ein sehr spannendes Exkursionsgebiet, aber sicher auch ein wenig gruselig.
    Mir reichen schon die ehemaligen truppenübungsgelände hier in der Gegend. Zwar sollten auch da alle Kampfmittel weggeräumt sein, aber an manchen abgelegenen Stellen jenseits der Wege weiß man es nie so genau.


    Sarcodon cyrneus sieht spannend aus, von der Art hatte ich bislang noch nicht gehört. :)


    Zu dem Tricht6erling und dem Helimling würde ich gerne noch mal nachhaken:
    Der Trichterling ist ja so wie du ihn zeigst optisch völlig identisch zu Clitocybe costata (= Infundibulicybe costata = Kerbrandiger Trichterling).
    Mal abgesehen von weiteren ähnlichen Arten (wie zB Clitocybe mediterranea) hatte ich mir den Steppentrichterling (Clitocybe glareosa) stets viel dunkler vorgestellt und als ein ziemlich kleines, dünnes Pilzchen mit eng stehenden Lamellen. Also viel mehr so wie >hier zu sehen<.
    Den von dir gezeigten Pilz hätte ich wohl im Feld schlichtweg als Clitocybe costata bestimmt, oder zumindest die KOH - Reaktion auf dem Hut (auch am Exsikat) überprüft.


    Bei Mycena seynii / seynesii müsste ja die Lamellenschneide farbig sein, >laut Aronsen purpur bis dunkel rotbraun<.
    Hast du da noch ein Bild, wo man das Merkmal erkennen kann?



    LG; Pablo.

  • Hallo !
    @ Verena , danke für tolle Beitrag !
    @ Pablo , ich habe keine zweifeln an C. glaerosa weil :
    Nach Entminung bei erste Kartierung hat mein Pilz Pirsch Fürer (Beamte , Mikroskopiert , Autor und Koautor mehrere Mykologische Titel) C. glaerosa gefunden und Mikroskopisch bestimmen . Seitdem es findet sie an die gleiche stelle fast in Meter .
    Er meint das bei diese Fund Lamellen wegen zu viel regen deformiert sind .
    Er hat mir erklärt das die wichtige Makro merkmalle Stielform ist , Stielspitz viel dicker als Stielbasis (steht auch in Buchbeschreibung) .
    Das passt ganz genau bei mein Fund , dein typ C. costata hat ganz andere Stielform , Stielspitz dünn Stielbasis dick .
    Sieche Stielform bei mein Fund ,

    Sieche Stielform bei C. costata ,
    http://www.saarpilz.de/kerbrandiger-trichterling.html


    Du hast zweifeln auch wegen FK große . Hutdurchmesser bei mein Fund ist ca. 5 bis max. 5,5 cm , (sieche Pilz in mein Hand) , ideale C. glaerosa Maße .
    Wegen Hutfarbe (dunklere) kann ich nicht viel zu sagen , vielleicht kriegt in ältere Stadium wie fast alle braune Pilze .


    Zu vergleichen , C. glaerosa ,
    http://images.google.de/imgres…RAhULJcAKHaKpCZ8Q9QEIHjAB


    Noch ein link zu vergleichen ,
    http://images.google.de/imgres…RAhVJJMAKHfLwDqQQ9QEIIDAC


    LG beli !

  • Hallo beli,


    bei Sarcodon habe ich lange Zähne bekommen, deine Aufnahmen dazu haben Seltenheitswert. Lesenswert ist er, dein Bericht; der Krieg stand vor unserer Grenze, in Kärnten sind Panzer in Stellung gegangen ...


    Beachtlich, was du dir an Pilzwissen angeeignet hast. Ohne mikroskopische Bestimmung geht es sehr oft nicht weiter, dass ist leider so.


    Coole Aufnahmen,


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Hallo Peter !
    Ganz klar das ohne Mikroskopie Bestimmung nicht ganz siecher ist , aber es gibt viele Pilze bei welche Mikroskopie nicht nötig ist .
    Ein Beispiel , fast jeder Pilzsammler aus Deutsche Region brauche kein Mikroskop bei Maronenröhrling Bestimmung aber niemand aus Region Dubrovnik kann diese Pilz bestimmen . Ich habe ihnen Maronenbilder gezeigt , alle wahren überrascht , ein Pilz aus andere Welt , wachst nicht in Region (keine Fichten und Buchen) .
    LG beli !

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen! :)


    Ich weiß nicht, in wie weit die Stielform als Merkmal sinnvoll ist. Clitocybe costata ist mir auch schon eher kurzstielig und basal verschmälert begegnet, aber wohl nicht so extrem wie hier. Andererseits sieht man bei Clitocybe glareosa auf den von dir vorgeschlagenen Vergleichsbildern (>hier< und >hier<) einen eher zylindrischen Stiel, der nicht kürzer ist als die Hutbreite. Ein Vorkommen von mehreren Arten an einem Standort wäre ja nicht ungewöhnlich. Dennoch gehe ich mal davon aus, daß dein Pilzfreund richtig bestimmt hat. Was die Sache umso interessanter macht, mit diesen Hutfarben. Weil es dann durchaus sein kann, daß ich Clitocybe glareosa schon ab und an in der Hand hatte, aber als Clitocybe costata betrachtet habe.


    Übrigens: >hier< stimmt einiges nicht. Ganz offensichtlich zB das Sporenbild, denn Clitocybe (gesamte Gattung) hat niemals warzige Sporen. Auch die Form wäre bei Clitocybe costata etwas anders. Welche der Makroaufnahmen fehlbestimmt sind, ist nun schwer zu sagen, mit Sicherheit zeigen aber Bild 2, 3 und 6 andere Arten.


    Maronen (Imleria badia) kommen in ganz Europa vor, auch mediterran. Die Art kann mit diversen Eichenarten und natürlich Esskastanie Mykorrhiza bilden (und natürlich auch mit Kiefernarten, Lärche, Hainbuche, Birke usw.). Was in der Region Dubrovnik eventuell nicht passt: Der Kalkboden. Imleria badia benötigt saure Böden um Fruchtkörper zu bilden. Auf Kalk findet man die Art nur dann, wenn der Boden oberflächlich stark versäuert ist. Imleria badia kenne ich als noch viel stärkeren Säurezeiger als zB Flockis (Boletus erythropus).



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo !
    Danke für Antwort und tolle Erklärung .
    Leider ich habe keine weitere optimale Bilder von Kiefernzapfen Mycena , alle unscharfen (Kamerablitz) .
    LG beli !

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Beli!


    Dann drücke ich mal die Daumen, daß du die Helmlinge bei einer weiteren Exkursion in dem Gebiet wieder finden kannst. :thumbup:
    Und den einen oder anderen Trichterling in meiner Gegend werde ich sicher in Zukunft mit anderen Augen betrachten.



    LG, Pablo.