Sclerotinia auf Polytrichum

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.175 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo liebe Leute,


    nach der ebenso freundlichen wie kompetenten Bestimmungshilfe zu Typhula hier nun ein weiterer Fund mit Bitte um Hilfe.
    Es handelt sich um eine Art aus der Sclerotinia-Verwandtschaft, gefunden auf Polytrichum piliferum, das auf sehr magerem Sandsteinverwitterungsboden wuchs. Das Pioniermoos kann sich hier aufgrund des felsigen, saurem und sehr kurzwüchsigen Habitats dauerhaft halten. Funddatum ist der 28.12.2017. Die Fotos sind auf Grund einsetzender Dunkelheit und ungenügender Kameraausstattung leider eher so lala...


    Die für Sclerotinia typischen Myzelballen fanden sich an diversen Polytrichum-Stengeln, Fruchtkörper gabs aber nur diesen einen. Sclerotinia sclerotiorum hat ja bekanntermaßen ein sehr breites Wirtsspektrum, Moose fand ich in bisher in der Literatur nicht als Substrat. Es soll ja noch S. bryophila Kirschstein 1938 geben, der bei Pilze-Deutschland aber nur mit zwei Funden vom Autor aus 1938 verzeichnet ist. Literatur hab ich dazu auch nicht finden können.


    Hat jemand sowas schon mal gesehen und kann weiterhelfen?




    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich muss Nobi beipflichten, du stellst sehr interessante Anfragen. :thumbup: Mit der Gattung habe ich mich bisher aber leider nur marginal beschäftigt; bzw. hatte ich die Becher leider noch nicht gefunden; nur die Sklerotien (an Raps z.B.;)).


    Ich denke mal, dass da ohne eine mikroskopische Untersuchung keine Bestimmung möglich ist. Ich bezweifle, dass es sich aber um deinen Fund um S. sclerotium handelt, denn ich denke mal, dass der nur höhere Pflanzen besiedeln kann und keine Moose. Allerdings ist das eher eine Einschätzung aufgrund eines Bauchgefühls. ;)


    Ich würde mich sehr freuen, wenn du auch weiterhin phytopathogene Arten einstellst. Leider kann ich meist nur zu Rostpilzen, Brandpilzen und zu Mehltauen was konkretes sagen. :shy:


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo und Willkommen im Forum!


    Wenn das tatsächlich eine bryophile Art ist, dann vielleicht gar keine Sclerotinia, sondern eher sowas wie >Roseodiscus formosus<?



    LG, Pablo.

  • An Roseodiscus formosus glaube ich nicht. Die Art tritt nicht einzeln auf, sondern in Gruppen. Außerdem ist sie nicht so langstielig wie die gezeigte. Auch ist der Übergang vom Hut zum Stiel eher konisch fließend und nicht so klar abgegrenzt. Sicher kann man aber ohne Mikroskop nichts sagen, zumindest ich nicht. :)

    • Offizieller Beitrag

    Hi und auch von mir: Herzlich Willkommen! :sun:


    Und damit ich meinem Beitrag auch noch ein wenig Gehalt einflöße: Optisch ist das für mich einem Stromabecher (speziell: Rutstroemia firma) gar nicht so unähnlich. Warum sollte es nicht mal so einfach sein und irgendwo war (Eichen-)Holz vergraben, was den langen Stiel erklären könnte. Dass sich Fruchtkörper beim "Ausbuddeln" nicht immer bis zum eigentlich Substrat zurückverfolgen lassen, ist ja nicht neu. Der Farbverlauf am Stiel von braun bis schwärzlich würde auch passen.


    LG, Jan-Arne

  • Bist Du Dir sicher, ob die Art tatsächlich mit Polytrichum in Verbindung zu bringen ist?
    Bei Pionierstandorten ist doch meist irgendein Klee in der Nähe.
    Dann wäre die recht häufige Sclerotinia trifoliorum doch auch eine Option.
    Mikroskopisch gut durch verschiedengroße Sporen erkennbar.
    Ohne Mikroskop kann man leider nur raten.



    Es soll ja noch S. bryophila Kirschstein 1938 geben, der bei Pilze-Deutschland aber nur mit zwei Funden vom Autor aus 1938 verzeichnet ist.
    Literatur hab ich dazu auch nicht finden können.


    Die "Annales Mycologici" mit der Originalbeschreibung von Kirschstein kann man sich bei Cyberliber ansehen.
    Dort kann man nachlesen, dass S. bryophila lediglich zwischen Moospolstern gefunden wurde und sich die Sklerotien vermutlich an Stängeln krautiger Pflanzen entwickelt haben.
    Dass es also keine an ein Moos gebundene Art ist, wie der Name vermuten lässt.
    Siehe hier und da.


    LG Nobi

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    Chips: 72

  • @alle: Vielen Dank für die netten und ermutigenden Begrüßungsworte und eure Hinweise! Ihr habt sicherlich Recht, ohne mikroskopische Merkmale kann man da vermutlich nicht viel machen. Hilft nur eins: Wiederfinden und angemessen untersuchen :)


    @Pablo: An Roseodiscus formosus (tolle Art - will ich auch mal finden!) glaube ich aus den von Rada genannten Gründen nicht. Mein Exemplar war eindeutig einzeln (wobei sowas ja auch mal zufallsbedingt sein kann), die morphologischen Unterschiede sind aber m.E. zu groß.


    jan-arne: Vergrabenes Totholz hat mich schon des Öfteren verwirrt. Da denkt man immer: Huch was hab ich denn da gefunden?! Und dann findet man beim Buddeln einen Ast... In dem konkreten Fall halte ich das aber für unwahrscheinlich. Das Moos wächst m.o.w. direkt auf dem dort anstehenden Buntsandstein, wenig Platz für vergrabenes Totholz. Rutstroemia firma kenne ich ein bisschen, das Teil sah definitiv anders aus. Der Farbverlauf des Bildes trügt da auch ein wenig (ist der Aufnahmequalität geschuldet).


    nobi_†: Ich hatte angenommen, dass die Art bryoparasitisch ist, weil das Polytrichum an mehreren Stellen absterbend bis tot war und dort die für Sclerotinia typischen weißen Myzelballen auftraten. Sieht man auch ein bisschen an dem Standort-Bild, dort ist u.a. neben dem Blatt von Hieracium pilosella ein befallenes Moos-Stämmchen zu sehen.
    Sclerotinia trifoliorum war auch mein erster Verdacht, trotz gezielter Nachsuche ließ sich im näheren Umfeld allerdings nichts Klee-artiges finden.


    Tausend Dank auch für deine Literaturhinweise! Du bist ja eine wahre Schatzkiste :thumbup:


    Liebe Grüße!

    • Offizieller Beitrag

    Moin!



    @Pablo: An Roseodiscus formosus (tolle Art - will ich auch mal finden!) glaube ich aus den von Rada genannten Gründen nicht. Mein Exemplar war eindeutig einzeln (wobei sowas ja auch mal zufallsbedingt sein kann), die morphologischen Unterschiede sind aber m.E. zu groß.


    Ja, absolut nachvollziehbar. :thumbup:
    Der Argumentation kann ich gut folgen, insbesondere die Form des Fruchtkörpers will nicht recht passen.



    LG, Pablo.