@ Ingo:
...aber schön den Sand abwaschen. Denn der ist laut Danner ja wohl das Hauptproblem
Wow, ist das legal? Grünlinge industriell in Mischpilzkonserven???
- beatephmc
- Erledigt
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Hallo,
Ich weiß nicht, ob dieser Artikel noch aktuell ist:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/…rzehr_von_gruenlingen.pdf
und hier wird er als unverträglich eingestuft (Seite 26)
http://www.bfr.bund.de/cm/350/risiko_pilze.pdf
Erinnert mich etwas an Beipackzettel von Arzneimitteln: "In seltenen Fällen...."
Viele Grüße
Josef -
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Find ich wirklich gut, daß zu diesem Thema jetzt nachgehakt wird. Deshalb noch mal herzlichen Dank für Euer Engagement. (Und ich bin echt gespannt, wie es weitergeht.)
Ich wünsche mir ja auch überhaupt keine Überregulation bei unzureichend belegter Gefahrenlage. Da gibt es tatsächlich einen feinen Grat zwischen Verbraucherschutz und Bevormundung, der sicher manchmal schwer zu navigieren ist. Aber wenn Verdachtsmomente für eine Gesundheitsgefährdung auch nur einigermaßen anerkannt bestehen, möchte ich als Konsument schon zumindest eine Hinweispflicht für die Anbieter sehen. Und zwar eben nicht nur in der Zutatenliste, sondern in Form eines expliziten Gefahrenhinweises in der Produktbeschreibung. Denn dann kann auch jeder Laie seine eigene Genuß-/Risikoabwägung veranstalten.
Übrigens gab es in der Parfumindustrie in den 90ern eine ähnliche Diskussion, die dann aber in harschen EU-Restriktionen mit komplettem Marktverbot diverser POTENTIELL allergieauslösender Substanzen endete.
Z.B. mußte echtes Eichenmoos, ebernia prunastri, in Europa komplett vom Markt genommen werden, obwohl es natürlich nicht in allen Fällen Allergien auslöste. Für traditionelle Dufthersteller war das damals eine echte Katastrophe. Zum Beispiel Dior Nr. 5, um nur einen Klassiker zu nennen, mußte bis zur Unkenntlichkeit synthetisch umgebaut werden. (Die Originaleichenmoosparfums aus der Zeit vor der Regulation werden heute übrigens zu unerschwinglichen Preisen gehandelt.) Und zahlreiche (heißgeliebte) Düfte verschwanden aufgrund der notwendigen "Umbaukosten" gleich ganz vom Markt. Ein schönes Beispiel dafür, wie gut gemeinte Regulation am Ende unsinnig die Wahlfreiheit beschränken kann.Aber leider ist es gerade im Lebensmittelbereich ja nun mal so, daß die eigentlichen Kontrollorgane oft überlastet und handlungsunfähig sind. Oder politisch deren Einschätzungen nicht in konkrete Maßnahmen münden. Ich habe zufällig am gleichen Tag meines Postings bei Euch einen WISO-Bericht über hohe Schadstoffbelastung mit krebserregenden Inhaltsstoffen ausgerechnet in Bio-Stilltees gesehen. Hier hatte das BfR wohl sogar schon vor Jahren ein klares Gesundheitsrisiko konstatiert! Dennoch war diese Risikobewertung wohl, warum auch immer, politisch ignoriert worden (un hisoit qui mal y pense...), und die erklärt schädigenden Produkte landeten achselzuckend über Jahre im Handel.
Na ja, letztendlich geht wohl doch nix über Eigenverantwortung. Dann muß ich halt selber lernen, welche Pilze gehen und welche nicht =o))
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Hallo Miteinander,spannende Geschichte das! Merkwürdig, dass die Seite jetzt erst irgendwem auffällt. So wie die Seite gestaltet ist, scheint sie (gefühlt) aus den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu stammen. Allein die wissenschaftlichen Namen der präsentierten Arten sprechen schon für sich.
Nach eigener Auskunft, ich hatte inzwischen etwas Zeit für Web-Recherche, betreibt die Firma das Geschäft auch schon seit 1920! Die Pilze scheinen allesamt aus Rumänien zu stammen, wo sie auch verarbeitet werden. Damit handelt es sich also um Produkte made in EU, wofür dann auch selbiges Recht gelten sollte. Das dürfte somit nicht mehr allein in den Bereich der lokalen oder bundesrepublikanischen Rechtssprechung fallen.
Allein der Werbetext offenbart schon einen Widerspruch. So werden die Grünlinge allein als eingelegt verarbeitet präsentiert. Am Ende des Textes findet sich der Hinweis, dass es sich um getrocknete Pilze handeln soll. Für den Fall, dass die Grünlinge in EU Länder ausgeführt werden, in denen diese noch nicht gebannt sind, dürfte es ohnehin kaum Handhabe gegen das Geschäft geben.
Vielleicht genügt ja eine kurze Nachfrage beim Verursacher, wie das tatsächlich gemeint ist. Könnte ja gut sein, dass es gut für's Geschäft ist, je mehr Angebote präsentiert werden.p.s.
Der Thread ist mal wieder ein tolles Beispiel für Legendenbildung aufgrund von Halbwissen. Erst wird darüber gefachsimpelt, dass Erdritterlinge in Fernost großen Kummer bereitet hätten. Tatsache ist, dass aus jener Gegend die aktuellen Forschungsergebnisse stammen, bei denen auch bei der Terreum- Gruppe jener Wirkstoff entdeckt wurde. Die angeblichen Todesfälle mit den Grünlingen wurden für Frankreich und Polen angegeben. In Polen gab es genau zwei Vergiftungsfälle mit Laubwaldgrünlingen, die restlos geheilt werden konnten. Die dokumentierten Todesfälle stammen einzig aus Frankreich. Wer aktuellere Daten kennt, möge sich bitte melden.Ich hoffe, mein Statement kommt nicht zu derbe rüber, aber manchmal sollte man die Kirche auch im Dorf lassen. Die Grünlinge blieben auf dieser Seite ziemlich lange unentdeckt. Vielleicht bestelle ich mir jetzt mal ein Kilo getrocknete Bischofsmützen. Sauer eingelegte Grünlinge schmecken bestimmt eher wie Gewürzgurken.
Grüßlis Ingo
Hallo Miteinander,
auch ich finde dies ein interessantes Thema. Nur schade, dass es nicht schon vor einer Woche auftauchte. Die Firma Danner war bei der Bio-Fach in Nürnberg, die am Wochenende zu Ende ging, vertreten und da hätte ich mich ja direkt vor Ort einmal insgesamt und ganz speziell kundig machen können. So aber habe ich deren Angebot nur ziemlich oberflächlich registriert - schade!
Ansonsten schließe ich mich Ingo an - man sollte vielleicht wirklich die "Kirche im Dorf" lassen. Alleine die Web-Seite spricht für sich und scheint mir ehrlich gesagt nicht laufend gepflegt zu werden. Wer weiß schon, von wann die eingepflegten Daten stammen und was bei einer tatsächlichen Bestellung/Nachfrage geschehen würde? Gut finde ich daher, dass die Firma von DGfM-Mitgliedern angeschrieben wurde und auf eine (evtl.) Problematik hingewiesen wurde.
Das eigentliche Thema "Handel mit Grünlingen" wurde in diesem Thread ja mit einigen anderen Aspekten bzw. Themen vermischt. Nur mal so nebenbei: Egal um welche Produkte es sich handelt, also ob um Lebensmittel, Kosmetik-Artikel, Putzmittel, usw., usw., usw., beinahe überall finden sich gesundheitsbedenkliche oder gesundheitsgefährliche Inhaltsstoffe und falls dies einmal nicht der Fall sein sollte, dann findet man häufig genug umweltbedenkliche Stoffe. Ein Wirr-Warr aus Erlaubtem, Obergrenzen, Richtwerten, Verbotenem, ... Der erwähnte, sicher zu begrüßende, Codex Alimentarius schafft manchmal eine Erleichterung, manchmal aber auch noch mehr Verwirrung. Auch wurden in den letzten Jahren z. B. nicht wenige Pflanzen, nachdem sie Jahrtausende lang problemlos genutzt wurden, als gesundheitsgefährlich verboten (und manchmal danach auch wieder rehabilitiert ). Als Verbraucher steht man dem oft macht-, hilf- oder ratlos gegenüber, gelegentlich hat man aber auch den Eindruck, dass bei einigen Produkten bzw. Inhaltsstoffen mit "Kanonen auf Spatzen" geschossen wird. Ich will damit nicht sagen, dass der Grünling harmlos ist oder gar gehandelt werden sollte, aber im Vergleich mit so manch anderen Inhaltsstoffen in unseren Lebensmitteln bzw. Konsumgütern doch wohl eher als nicht ganz so schwergewichtig einzustufen, vor allem bei einem üblichen, normalen Konsumverhalten! (Bei einem EU-weit arbeitendem Unternehmen würde vielleicht schon ein Hinweis auf der Webseite, dass der Grünling in einigen Ländern "zumindest umstritten" ist, genügen.)
Es gibt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Leitsätze für Pilze und Pilzerzeugnisse. Darin sind viele verschiedene Pilze aufgeführt - Grünlinge finden sich dort nicht! Doch selbst wenn diese verarbeitet werden sollten, so müssen sie nach diesen Leitsätzen wohl jeweils deklariert werden!
Wie schon gesagt schließe ich mich Ingo an und beende diesen Text daher auch mit den selben Worten: Ich hoffe, mein Statement kommt nicht zu derb rüber, aber manchmal sollte man die Kirche auch im Dorf lassen.
Liebe Grüße
Maria
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Hallo zusammen!
Zunächst mal vielen Dank für eure Antworten.
Nein, natürlich sollte man da nichts dramatisieren. Zumal ich ja gestehen muss, daß ich mir selbst auch gerne mal ein kleines Pfännchen Grünlinge genehmige ( ), so ein- oder zweimal im Jahr.Mir ging es in der Tat darum, welche rechtlichen Grundlagen es in dem Zusammenhang gibt, wenn überhaupt welche. Und wenn ja, wie diese Richtlinien zustande kommen.
Da muss ich sagen: Die Antworten sind - ähm - interessant. Aufschlussreich, auf jeden Fall, auch im DGfM - Forum von Wolfgang und Andreas und Anderen. Es lohnt sich, dort auch mal weiterzulesen.
Eigentlich ging es mir jetzt auch nicht speziell um diese eine Firma (da sind sicher noch ganz andere Sachen von ganz anderen Anbietern im Umlauf), sondern darum wie das Thema "Wildpilze" überhaupt im lebensmittelrechtlichen Zusammenhang bearbeitet ist.
Dabei auch mal ohne näher auf die artenschutzrechtlichen Fragen einzugehen.
Ist aber natürlich auch richtig, daß Tricholoma equestre eine geschützte Art ist und das ist wohl auch berechtigt.Daß sich dabei herauskristallisiert, daß es in der tat recht wenig klare Vorgaben gibt, überrascht mich schon ein wenig.
Hätte ich kaum geglaubt, wo ich doch bisweilen das Gefühl habe in einem land zu leben, wo es selbst für die Länge jedes einzelnen Gartenzwerg - Nasenhaares strenge gesetzliche Vorschriften gibt.Also völlig wertungsfrei: Interessant, was hier bisher an Infos zusammenkam.
Danke auch an Konrad:
Zitat
Der Thread ist mal wieder ein tolles Beispiel für Legendenbildung aufgrund von Halbwissen. Erst wird darüber gefachsimpelt, dass Erdritterlinge in Fernost großen Kummer bereitet hätten. Tatsache ist, dass aus jener Gegend die aktuellen Forschungsergebnisse stammen, bei denen auch bei der Terreum- Gruppe jener Wirkstoff entdeckt wurde. Die angeblichen Todesfälle mit den Grünlingen wurden für Frankreich und Polen angegeben. In Polen gab es genau zwei Vergiftungsfälle mit Laubwaldgrünlingen, die restlos geheilt werden konnten. Die dokumentierten Todesfälle stammen einzig aus Frankreich. Wer aktuellere Daten kennt, möge sich bitte melden.
Dann bin ich ganz offensichtlich auch auf diese Legende heringefallen.
Es mag daran liegen, daß hier und da die Vergiftungsfälle in Frankreich in einem Atemzug mit denen aus Polen genannt wurden. Anschließend der alarmierende Begriff "Todesfälle" ohne es deutlicher zu differenzieren.
Gut, daß du es richtig gestellt hast.LG, Pablo.
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Die Diskussion ist interessant. Aber die Gretchenfrage, ob und wie giftig der gute alte Grünling wirklich ist, erschließt sich mir nicht. Meine Freundin isst ihn immer noch gern, aber eher selten.
Die vorhin angesprochenen Tierversuche zur Giftigkeit sind etwas genauer als der Blick in die Kristallkugel, mehr aber auch nicht. 95 % aller im Tierversuch erfolgreichen Substanzen scheitern in der klinischen Phase. Kann ein Pilzkundiger mir Forums-grünling einen Tip geben, der zu meiner Erhellung beiträgt? -
Hallo, Wutzi!
Eine definitive Aussage wie: "Grünling ist giftig" oder "Grünling ist ungiftig" gibt es nicht, die Frage kann dir also niemand beantworten.
Tierversuche sind eine Sache, die für die Säugetierart Homo sapiens offenbar völlig in Ordnung ist (nun, nicht für alle Individuen dieser Spezies), aber auch nur eine begrenzte Aussagekraft hat. Was bei einer Säugetierart tödlich wirkt muss bei einer anderen ja nicht auch tödlich sein. Manchmal ist das sogar bei verschiedenen Individuen innerhalb einer Art variabel.
Aber es gibt keine ausführlichen Testreihen, wo auch Menschen unter Laborbedingungen mit Grünlings - Inhaltsstoffen behandelt wurden. Also ist in der Hinsicht keine sichere Aussage möglich.LG, Pablo.
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Hallo, Wutzi!Eine definitive Aussage wie: "Grünling ist giftig" oder "Grünling ist ungiftig" gibt es nicht, die Frage kann dir also niemand beantworten.
Tierversuche sind eine Sache, die für die Säugetierart Homo sapiens offenbar völlig in Ordnung ist (nun, nicht für alle Individuen dieser Spezies), aber auch nur eine begrenzte Aussagekraft hat. Was bei einer Säugetierart tödlich wirkt muss bei einer anderen ja nicht auch tödlich sein. Manchmal ist das sogar bei verschiedenen Individuen innerhalb einer Art variabel.
Aber es gibt keine ausführlichen Testreihen, wo auch Menschen unter Laborbedingungen mit Grünlings - Inhaltsstoffen behandelt wurden. Also ist in der Hinsicht keine sichere Aussage möglich.LG, Pablo.
Danke, lieber Pablo, so hab ich mir das gedacht. Also ist der gute Ruf der Grünlings ruiniert, ohne dass letztlich bewiesen werden konnte, dass er giftig ist. Schade.
Ich mache mich jetzt auf die Socken. Ich habe gestern Pilze gesehen, die ich für vergammelte Boviste hielt. Das kann aber nicht sein, die hätte der Schnee platt gemacht. Ich guck mir das gleich noch mal an.
Lieben Gruß Claudia
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Eine definitive Aussage wie: "Grünling ist giftig" oder "Grünling ist ungiftig" gibt es nicht, die Frage kann dir also niemand beantworten.Hallo Pablo,
Die Frage Grünling giftig oder nicht stellt sich mir eigentlich nicht, da der Grünling in unserer Gegend eher selten zu finden ist und ich ihn daher nicht als Speisepilz betrachte.
Ich hatte ihn bisher nur einmal bei einer Pilzausstellung gesehen, selbst aber noch nie gefunden.
Trotzdem verfolge ich die Diskussion mit großem Interesse, weil es ja auch noch zahlreiche andere Pilze gibt, die früher als Speisepilze galten und dann auf Grund von Vergiftungsfällen als giftig oder problematisch eingestuft wurden.
Wenn die Vergiftungsfälle wie im Falle des Grünlings in bestimmten Ländern oder Gegenden gehäuft auftreten, in anderen aber nicht, stellt sich mir aber auch die Frage, ob es nicht auch in manchen Fällen möglicherweise an den Sammelgewohnheiten (mögliche Verwechselung) oder an den Zubereitungs- oder Verzehrgewohnheiten liegen könnte, z.B. dass Pilze nicht genügend durchgegart werden.VG, Josef
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Hallo, Claudia!
Ich denke auch, man muss nicht übermäßig in Panik verfallen.
Grundsätzlich enthalten alle Pilze irgendwelche "Giftstoffe", es ist immer eine Frage der Mengen schon auch.
Wenn man an vier aufeinanderfolgenden Tagen jeden Tag zwei Kilo Steinpilze aufisst, geht es einem vermutlich danach auch nicht so richtig gut.
Sicherlich sind Grünlinge noch eine Stufe kritischer. Angesichts der dokumentierten Vergiftungen, die es eben gab, muss man sich halt überlegen, wie viel man davon im Jahr essen möchte. Daß sich jemand mit einer einzelnen Grünlingsmahlzeit (in moderater Menge) vergfitet hätte, davon habe ich jedenfalls noch nie gehört.Die Fruchtkörper von vielen Bovist - Arten sind übrigens erstaunlich dauerhaft. Ruinen (vor allem von Birnenstäublingen) aus dem letzten herbst findet man oft noch bis in den frühling / Sommer des nächsten jahres.
PS.:
Klar, Josef.
Auch das sind Fragen, die man im Hinterkopf haben sollte. Zumal ja "Grünlinge" eine recht komplizierte Gruppe sind. Auch besteht die Möglichkeit, daß Inhaltsstoffe je nach Standort unterschiedlich stark konzentriert sein können. Ich meine das so: Vorsicht ist auf jeden Fall geboten, dazu gehört auch sich zu informieren um eigenverantwortlich handeln zu können. Es wäre allerdings unfair, solche Pilze als ganz normale Lebensmittel zu verkaufen, an viele Leute, die eben gar nicht wissen, worauf sie sich möglicherweise einlassen und welche Risiken bestehen können. Aber das ist ja hier auch nicht der Fall, da die Firma diese Pilze schon längst nicht mehr im Sortiment hat. Siehe Diskussion im DGfM - Forum.LG; Pablo.