an buche&fichte

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 8.444 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • hallo zusammen,
    heute an buche ist mir dieser geselle untergekommen, es dürfte sich um DENTIPELLIS FRAGILIS handeln.
    Mikroskopisch hat mir pablo letztes jahr einen sehr ähnlich aussehnden pilz untersucht und benamst- ich tipp jetzt wieder darauf. Am stamm hat er sich über gut einen meter ausgebreitet und lässt sich sehr leicht vom substrat lösen.
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    an der unterseite dieser buchen breitet sich auf fast drei meter der folgende geselle aus
    fleischfarben
    lässt sich leicht vom substrat lösen/eher zerbrechlich
    dumpfer geruch
    mglw was aus der gattung ceriporia?
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    jetzt mal an der unterseite von fichte
    pilz ist reinweiß
    löst sich leicht vom substrat- eher zerbrechlich
    keine verfärbungen
    geruch unauffällig
    ca 3x10 cm, wenige mm dick
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    nochmal fichte hier seitlich wachsend, momentan sowas wie ein massenpilz
    weißlich/cremefarben
    sehr zäh/lässt sich auch nur schwer vom substrat lösen
    keinerlei verfärbung
    intensiv holziger geruch
    um die 10x30cm
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    vielleicht kann man zu den pilzen auch ohne mikroskop was sagen...


    zum schluss noch schneerosen, blühen momentan zu tausenden


    danke&lg joe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joe!


    Interessant. Ja, makroskopisch sieht der erste tatsächlich aus wie Dentipellis fragilis.
    Der zweite kann Ceriporiopsis gilvescens sein oder eine andere Art aus dem Umfeld, aber auch Ceriporia purpurea wäre eine Möglichkeit.
    Beim dritten Pilz wäre Cinereomyces lindbladii eine Option (Grauender Resupinatporling), aber halt auch Antrodia oder Skeletocutis, vielleicht auch Oligoporus. Bei solchen resupinaten, weißen Porlingen geht ohne Mikrodetails leider so gut wie nie eine solide Bestimmung.
    Der letzte: Siehe oben. Kann ion dem Fall sogar ein Wurzelschwamm sein. Oder Antrodia serialis, wegen den dicken (wenn auch schmalen) HUtkanten an den Stellen, wo er unter dem Stamm hervorkommt und in die Senkrechte geht.


    Wenn du das Päckchen noch nicht abgeschickt hast, kannst du es ja noch etwas größer machen. ;)



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Joe,


    schöne Anfrage und bestimmt interessante Funde. :thumbup: ich wage aber mal zu behaupten, ohne mich wirklich bei den Rindenpilzen/resupinaten Porlingen auszukennen, dass deine Funde ohne Mikro nicht bestimmbar sind. Selbst Leute wie Tomentella-Frank können nur wenige Corti-Funde makroskopisch sicher ohne mikroskopische Untersuchung sicher bestimmen.


    l.g.
    Stefan


    Edit: Pablo war mal wieder schneller, sonst hätte ich mir die ausführliche Erklärung gespart. :D

  • hi pablo, hi stefan,
    danke für eure antworten!
    @Pablo das päckchen mit den funden geht nächste woche weg/vorab wieder mal besten dank für deine hilfe!
    Stefan: ums mit björns worten zu sagen: watt tu ich meine wälder lieben :D
    da liegt noch soviel zeug rum/leider braucht man für`s meiste das scharfe glas
    lg joe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Hier hat sich im grunde bestätigt, was man makroskopisch vermuten konnte. Manchmal erlebt man ja mikroskopisch Überraschungen, hier aber nicht. Brave Pilze. :)



    Pilz 1 - Dentipellis fragilis:


    Lustig, und mir nun zum zweiten Mal aufgefallen: Die getrockneten Fruchtkörper sind nicht wirklich brüchig. Im gegenteil sind sie steif - elastisch und fühlen sich ein bisschen wie eine uralte Badematte an. Die makrochemische Reaktion wird sich nur nachweisen lassen, wenn genug Sporen in den Stacheln hängen. Die sind es letztlich, die die tiefblaue Färbung verursachen.


    Pilz 2 - Ceriporiopsis gilvescens:


    Pilz 3 - Cinereomyces lindbladii:


    Interessant dabei, daß ich den hier auch oft steril vorfinde. So auch bei diesem Exemplar: Keine einzige Sporen zu finden. Zur Bestimmung ist das unerheblich, ich kenne keine andere Art mit dem Aussehen, wo sich die Skeletthyphen in Sekundenschnelle so komplett in KOH auflösen.


    Pilz 4 - Antrodia serialis:


    Danke für den Pilz. :thumbup:
    Neulich hatte ich mich geärgert, von dieser häufigen Art keine Mikrodoku zu haben. Dann die Feststellung, daß die in meiner Ecke das Flachland wohl meidet, um eine Antrodia serialis einzusammeln, hätte ich in die umliegenden Hügel fahren müssen, was nun nicht mehr nötig ist. :)


    Pilz ? - Phlebia nothofagi (= Mycoacia nothofagi):


    Hat mich makroskopisch erstmal verwundert, als das Exsikat aus dem Päckchen zum Vorschein kam. Den kenne ich normalerweise mit unregelmäßigeren Stacheln und heller. Aber monomitische Stachel-Phlebien (Mycoacien) mit solchen Sporen und diesen Lamprozystiden gibt es nur eine.
    Nur die Bilder finde ich nicht, wo du den vorgestellt hattest, Joe?
    Wenn du noch Makrobilder dazu hast, wäre das eine willkommene Ergänzung. Frisch riecht der übrigens auffällig nach - irgendwas Komischem. Der Geruch ist sehr intensiv und war bei bisher jedem meiner Funde ausgeprägt. Beschreiben kann ich ihn nicht, irgendeine Mischung aus Obstbrand, Vodka und Tapetenkleister, glaube ich. Komplexer, verwirrender und sehr charakteristischer Geruch.



    LG, Pablo.

  • hi pablo,
    danke für`s untersuchen und die wirklich tolle aufbereitung! :thumbup:
    da sieht man mal wieder dass es nicht nur damit getan ist sich ein mikroskop zu kaufen und meint man könnte dann pilze bestimmen.
    die dentipelis fragilis freut mich wieder sehr, schönes schwammerl und an einem "zweiten standort" (ca 150 meter) vom letztjährigen fund entfernt. das sie getrocknet so stabil ist wundert mich auch, frisch hat man ja doch das gefühl ein filigranes schwammerl in der hand zu haben.
    in melzer werden die sporen dunkelblau/violett und falls genügend sporen vorhanden sind färbt sich der pilz blau? nicht schlecht


    zu cineromyces lindbladii: nach deinem tipp zum schwammerl habe ich vom auflösen der hyphen gelesen, super dass du es hier so schön abbildest.
    bzgl "steril" kann das fehlen der sporen eventuell auch am alter liegen (vlt. wurden einfach noch keine gebildet?)


    auf grund der lage des substrates wird die reihige tramete diese resupinate ausprägung haben (da an der unterseite keine notwendigkeit zur hütchenbildung und wie du schon schreibst kantenbildung zum übergang in die senkrechte) wieder was gelernt.


    von phlebia nothofagi hab ich leider nur das eine bild (die anderen waren noch unbrauchbarer/da komm ich leider immer erst zuhause drauf)

    geruch ist mir bei diesem pilz nicht in erinnerung geblieben, wird wahrscheinlich auch an der kälte gelegen haben.


    besten dank nochmal!
    lg joe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joe!


    Interessant. Wenn ich mich da mal mit der Phlebia nicht verrechnet habe.
    Denn wenn ich die finde, sieht sie meistens so aus:





    Vielleicht waren meine Funde aber auch alle einfach jünger, was auch die Ausprägung des Geruchs erklären konnte. Mit diesen (spindeligen) Lamprozystiden komme ich jedenfalls niemals zu den anderen Mycoacia / Phlebia - Arten wie Phlebia fuscoatra zum Beispiel...


    Das mit den amyloiden sporen klappt natürlich noch besser, wenn man vom frischen Pilz einen Sporenabwurf macht und dann nur die Sporen in Melzer versenkt.
    Das klappt auch bei so ziemlich allen anderen Pilzen mit amyloidem Sporenpulver: Zum Test kann man es mal mit einem Milchling probieren. Meist ist das ein gattungsspezifisches Merkmal, kann aber schon hilfreich sein zB zum erkennen von Gattungen wie Myxomphalina oder Leucopaxillus.


    Bei Porlingen muss Sterilität nicht am alter der Fruchtkörper liegen. Wobei in alten, schon abgestorbenen und am Substrat getrocknete Fruchtkörper natürlich oft wenig Sporen zu finden sind. Bei Cinereomyces hatte ich in allen Altersstufen schon Fruchtkörper, die einfach gar keine (oder nur sehr vereinzelt) Sporen produziert haben. Da standen dann im Hymenium auch reihenweise "Basidiolen" ohne Sterigmen rum.
    Wenn die Art mal Fruchtkörper mit Sporen produziert, sehen die Sporen so aus:


    Dieser resupinate Wuchs an Substratunterseiten passiert bei vielen Porlingen. Klar, warum soll man auch den Aufwand der Hutbildung bertreiben, wenn es auch einfacher geht? Die Porenschicht ist ja schon ideal ausgerichtet, insofern sind Hüte überflüssig.
    Aber Antrodia serialis hat ja ohnehin eine Tendenz, weitläufige Resupinatanteile zu bilden (auch an senkrechtem Substrat):



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!
    Zur Phlebia nothofagi kann ich auch was beitragen, denn die wurde mir schon mal gezeigt. Als typisch wurde mir der chemische Geruch beschrieben. Mein Fund sah auch so aus wie auf deinen Fotos zu sehen. Aber vielleicht ist ja Joes Fund wirklich schon betagter.
    Ich hänge mal ein Foto an.


    Lg
    romana




    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127+18=145-15(APR24)=130

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ja, mit der Bestimmung bin ich jedenfalls unzufrieden.
    Es kann auch gut sein, daß wie es hier mit Phlebia fuscoatra zu tun haben, obwohl die Zystiden im Subhymenium und der Stacheltrama eher dickwandig sind. Allerdings zeichnet zB Nakasone >hier< für Phlebia fuscoatra auch Zystiden mit zumindest leicht verdickten Wänden. Oder es ist noch eine ganz andere Art, dem muss ich noch genauer nachgehen. Wenn der nervig bleibt, frage ich mal bei Frank an, ob er sich den angucken mag.



    LG, Pablo.

  • Hallo romana, hallo pablo,
    Danke für eure fotos von euren funden!
    Der pilz ist für mein dafürhalten schon sehr betagt gewesen..
    Ausdehnung so um die 30cm und soweit ich mich erinnere in allen teilen so aussehend wie auf dem ausschnitt(keine verdickten stacheln oder "leere" stellen) Ich kann nachschaun ob ich nochwas finde bzw. Bessere fotos zusammen bringe. Und im zweifel war er dann halt schon zu alt um ihn noch sicher bestimmen zu können (im artikel werden ja auch die Schwierigkeiten bei der bestimmung von älteren exemplaren beschrieben. Und schmalere basidiosporen im vergleich zu p.nothofaghi? Erfahrungssache halt...
    Mit diesen fotos verglichen würds wiederum gut passen.
    http://www.mykologie.net/index…tem/256-phlebia_nothofagi
    Lg joe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joe!


    Erstmal liegt das nicht an dir und deinen Aufnahmen, wenn ich bei der Bestimmung unsicher bin. Das Exsikat ist einwandfrei und sieht einfach nicht aus wie andere Exsikate von Phlebia nothofagi, die ich verglichen habe. Den Sporen werde ich nochmal einen aufmerksamen Blick widmen, ebenso ein paar anderen Details. Da sind zB auch die durchgehend stark pigmentierten Hyphen, was ich in der Form bei Phlebia nothofagi noch nie hatte. Dazu kommen stark inkrustierte Hyphen in der Stacheltrama und eben daß die Zystiden zum Großteil in der Trama versteckt sind und nicht im Hymenium sitzen. Also insgesamt etwas zu viele Merkwürdigkeiten, als daß das eine sinnvolle Bestimmung wäre. bei diesen Arten muss man wohl sehr aufmerksam beobachten, weil es oft um recht feine Unterschiede geht, zT auch um quantitative Merkmalskombinationen. Dennoch sind auch bei den nicht - stacheligen Phlebien sind zudem oft makroskopische Merkmale von großer Bedeutung, darum wären natürlich weitere Bilder vom Frischmaterial hilfreich.
    Wenn ich dazu noch einen Tip geben darf: Versuch mal, die Fruchtkörper frontal zu erwischen. Bei deinen Bildern erscheint der Blickwinkel der Kamera oft schräg, wodurch man nur einen sehr kleinen Schärfebereich hat. Manchmal hilft es dabei auch, ein Substrat etwas freizuräumen oder - wenn möglich - auch vorübergehend zu drehen (und anschließend wieder in die Ausgangsposition zu bringen). Auch "Studioaufnahmen" können ein gewinn sein, wenn du ein Stückchen vom Pilz mitgenommen hast und dann zuhause (bei Tageslicht) und idealerweise auf einem Papier mit Skala nochmal abfotografierst.


    PS.: Die Bilder bei Mykologie.net müssen ja auch nicht zwangsläufig stimmen. Das letzte sieht relativ typisch aus, aber bei allen anderen bin ich erstmal skeptisch. Ist halt immer unvollständig und muss man mit Fragezeichen versehen, wenn nirgendwo Mikrodokus dabei sind. Wenn es um solche Arten geht, wo Mikromerkmale einfach zur Bestimmung dazu gehören, ignoriere ich inzwischen konsequent alle Seiten, wo keine Mikromerkmale zu den Funden dokumentiert sind. Die Makroaufnahmen mögen schön sein, helfen aber nicht weiter. Mit ein paar Ausnahmen, wenn zB als Bestimmer ein Mykologe dransteht, die / der durchaus dafür bekannt ist, sich mit der entsprechenden gattung auszukennen (und Funde auch mikroskopisch zu untersuchen).



    LG, Pablo.

  • hallo zusammen, hi pablo
    mittlerweile ist schon starker schimmelbefall an mehreren stellen erkennbar
    ausdehnung auf ca 60x5cm direkt am holz (buche, nicht an der rinde)
    geruch bestenfalls noch muffig
    in einem "geschützten" bereich unter einem zunderschwamm noch halbwegs intakt
    die stellen mit schimmelbefall sind von den zähnchen her schon deutlich ausgedünnt
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    lg joe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joe!


    Super, danke für diese Aufnahmen. :thumbup:
    Ich denke die Bereiche des Pilzes mit "Befall" aus Fremdhyphen (Schimmel) muss man ignorieren, da sehen die Zähnchen schon ziemlich ausgelutscht aus.
    Was aber auffällt sind die gedrängten und vor allem zugespitzten Stacheln. Die Stacheln (eigentlich eher Zähne) bei Phlebia nothofagi sind halt mehr oder weniger durchgehend abgeplattet und unregelmäßiger. Dazu diese dunkle, rotbraune Farbe...
    Morgen setze ich mich nochmal dran und gehe noch ein paar Details durch.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    durch spannende Funde und eine gewohnt exzellente Aufarbeitung ist hier ein sehr interessanter Thread über die mir doch noch recht fernen, laut Pablo "echten" Pilze, entstanden. Chapeau und danke dafür! ;) :thumbup:


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Also vielleicht...
    ...ich weiß auch nicht. Phlebien halt. Gestern habe ich noch das hier eingesammelt:



    Optisch geht das schon in die Richtung der fraglichen Phlebia von Joe. Also von Formen und Farben her ein Übergang zwischen der und meinen bisherigen Funden von Phlebia nothofagi. Immerhin sind hier die Stacheln schon recht dicht stehend und teilweise auch spitz zulaufend (vor allem in den älteren bereichen). Und der gestern eingesammelte Pilz riecht halt klar und deutlich nach Phlebia nothofagi. Was fehlt sind nach wie vor diese dunkel rotbraunen Farben.
    Naja, nachher wird mikroskopiert, danach sind wir hoffentlich ein bisschen schlauer.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Nun hat Frank sich diese Mycoacia / Phlebia (also das Stacheldingens) auch angeguckt und kommt zu gleichen Ergebnis: Phlebia nothofagi.
    Die typischen Zystiden könnten seiner Einschätzung nach auch gut durch Alter der fruchtkörper kollabiert sein, aber immerhin so ein paar finden sich ja noch in der Trama.



    LG, Pablo.