Coprinellus sassii mit kleinem Fragezeichen

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 4.244 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von pilzmel.

  • Liebe Dungpilzler,


    nach vielen kleinen Dungpilzen möchte ich nun einen größeren vorstellen, einen, den man mit bloßem Auge nicht übersehen kann. ;)


    Maren schickte mir vor einigen Wochen etwas Rentierdung, den sie in Schweden sammelte.
    Seit einiger Zeit fruktifiziert daran ein kleiner Tintling, dessen Bestimmung weder einfach noch 100% sicher ist.


    Es gibt kein Velum, dafür reichlich Pileozystiden.
    Neben normalen auch kleinere, sehr dickwandige, z.T. gegabelte Sklerozystiden.
    Damit gehört er schon mal in die Untersektion Setulosi.
    Und die Basidien sind zweisporig!


    Meine erste Idee: Coprinellus bisporus.
    Aber.
    Dem fehlen die Sklerozystiden.
    Außerdem sind dessen Sporen mit 10-14 x 6-8,5 µm kleiner als die der "Rentiertintlinge", die inzwischen auch Maren fand.
    Maren nennt Sporenmaße von 13-21 x 8-10,5 µm.
    Die von mir vermessenen Sporen betrugen durchschnittlich 14-17 x 8-9,5 µm.
    Vereinzelte Sporen von 17-20 x 9-10,5 µm konnte ich bei gezielter Nachsuche entdecken. Vermutlich stammen diese von einsporigen Basideien.


    Also weiter gesucht, was es denn sein könnte.


    Da kommt an sich nur noch Coprinellus sassii infrage, eine wohl extrem seltene und wenig publizierte Art.






    Geschlossene Hüte bis 1,5 x 1 cm. Stiele bis 6 cm.




    Ein Blick auf die Lamellenflächen sollte die ballonförmigen Pleurozystiden zeigen. Solche besitzt bisporus nicht.



    Sporen mit großem seitlichen Keimporus und zweisporige Basidien.



    In Kongorot.



    Pileozystiden (Huthaare), Foto: Maren.



    Ein weiteres Merkmal zur Abrenzung von sassii und bisporus sind Schnallen, welche nur bei sassii vorkommen sollen.
    Maren hat etwas nachweisen können, was Schnallen sein könnten. Ich ebenfalls. Aber nur sehr vereinzelt. Leider gibt es keine aussagekräftigen Fotos.
    Deshalb auch das kleine Fragezeichen.


    LG Nobi

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hi Nobi,


    hast du mal mit Andreas Seite verglichen? Da ist C. sassii gelistet. Die Sporen von der Art sollen in KOH schwarzbraun werden. Hast du das mal getestet? Wäre vielleicht mal einen Versuch wert (ich benutze das gerne mal bei Parasola-Arten). Laut Andreas Seite soll die Art auch im Ludwig abgebildet sein.


    Vielleicht steht auch noch was im "Gröger" dazu...


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier


  • Oh sehr schön lieber Nobi, dann muß ich morgen mal reinschauen, ich hab nämlich auch gerade einige Tintlinge auf dem Rentierdung von Maren :) LG Harzi


    Na, wenn das nicht die gleiche Art ist, Harzi! :thumbup:


    Wenn Du nun noch Pleurozystiden und Schnallen finden könntest! Und natürlich zweisporige Basidien mit großen Sporen.
    Dann könnte ich das Fragezeichen entfernen! :D


    LG Nobi
    [hr]


    Hast du mal mit Andreas Seite verglichen? Da ist C. sassii gelistet.


    Tintlingsfunde mit der Seite von Andreas abzugleichen ist natürlich Standart!
    Leider scheint er die Art nicht zu kennen und die Angaben dort sind "nicht sehr ergiebig".


    Auch Ludwig hilft da nicht wirklich weiter, auch wenn er die Art vorstellt.



    Die Sporen von der Art sollen in KOH schwarzbraun werden. Hast du das mal getestet?


    Habe ich nicht, kann ich ja mal versuchen.
    Aber ist das tatsächlich ein Merkmal, um sassii von bisporus abzugrenzen?


    LG und vielen Dank für Deine Anmerkungen, Nobi

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    Chips: 72

    Einmal editiert, zuletzt von nobi_† ()

    • Offizieller Beitrag

    Hi Nobi,


    ich habe gerade nochmal im Gröger nachgeschlagen. C. sassii soll Pleurozystiden haben; C. bisporus nicht.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


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  • Ich habe gerade nochmal im Gröger nachgeschlagen. C. sassii soll Pleurozystiden haben; C. bisporus nicht.


    Genau, Stefan! :thumbup:
    Nichts anderes habe ich geschrieben und versucht mittels Foto nachzuweisen.
    Ist leider nicht ganz einfach bei diesen kleinen vergänglichen Pilzen.


    LG Nobi

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    Chips: 72


  • Toller Fund und wunderschön präsentiert.


    Danke, Karl.
    Den Fund haben wir Maren zu verdanken, die in Schweden fleißig Dung gesammelt hat. Ich gebe das Lob für den Fund gern an sie weiter! :)



    Toller Fund und der stimmt auch, Glückwunsch.
    Hier habe ich noch etwas Literatur!


    Danke auch Dir, Hans!
    Ganz besonders für die Bestätigung und die übersetzte Originalbeschreibung. :thumbup:
    Im Original (Mycologia 45: 755) wird die durchschnittliche Sporenbreite mit 8,7 - 9,8 µm angegeben. Was besser passt als 8,7 - 8,9.
    Da gibt es wohl einen kleinen Zahlendreher in der Übersetzung, was natürlich nicht weiter schlimm ist.
    Aber anmerken möchte ich es schon, damit Du siehst, dass ich den Text tatsächlich gelesen habe! ;)


    So, nun fehlt nur noch der deutsche Erstnachweis.
    Denn falls ich richtig recherchiert habe, gibt es den noch nicht, jedenfalls ist nichts dazu publiziert.
    Vielleicht sollte ich mal wieder ins Depot kommen? :D


    LG Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo zusammen,
    eine tolle Sache.
    Die Literatur drüber ist sehr übersichtlich, drum habe ich auch nicht allzu viel exzerpieren können und mangels eigener Anschauung auch nicht wollen. Die einzige umfängliche Darstellung incl. Farbfotos ist im Bull. Soc. Micol. Madrid 36 von Ruiz Mateo. Wenn den Aufsatz jemand möchte, kurze Nachricht.
    Im Laufe der Geschichte scheint es aber einen Knick gegeben zu haben, z. B. bei der Sporengröße, die bei Sass 12-15 µm beträgt. Andere Autoren melden Überlängen, Lange & Smith: 15-20 µm, Doveri: 16-21 µm, Ruiz: 15,7-18,3 µm.
    Nun kann man bei Tintlingen oft sehr großzügig sein und sich nicht um ein paar µm scheren, aber wenn die einen Sporen dort aufhören, wo andere erst beginnen? Ursprünglich wurde sassi ja als C. ephemerus f. bisporus beschrieben, und zwar mit capitaten Pileozystiden. Ich meine, mit dem Original hat der heutige Pilz nix zu tun.
    Beste Grüße,
    Andreas
    PS: Hat jemand ein paar Brösel Pilz für mich übrig?

  • Vielen Dank für Deine interessanten Anmerkungen, Andreas!



    Die einzige umfängliche Darstellung incl. Farbfotos ist im Bull. Soc. Micol. Madrid 36 von Ruiz Mateo. Wenn den Aufsatz jemand möchte, kurze Nachricht.


    Da wäre ich interessiert.



    PS: Hat jemand ein paar Brösel Pilz für mich übrig?


    Gern teile ich mit Dir. Vier für Dich, vier für mich! :D
    Die Exsikkate gehen morgen auf die Reise nach Wiedemar.
    Falls Du möchtest, kann ich Dir auch einige Bilder zuschicken. Einfach Bescheid sagen.


    LG Nobi

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    Chips: 72

  • Ist leider nicht ganz einfach bei diesen kleinen vergänglichen Pilzen.


    Lieber Nobi, das ist recht schwer, ich habe es heute vergebens probiert. LG Harzi
    [hr]
    und ein paar Bilder habe ich heute auch schonmal gemacht, es wachsen ja noch einige heran. Am Freitag kommt auch Rudi zu Besuch, er wird sich über viele Pilze freuen, es wimmelt nur so auf Dung und schöne Holzpyrenos hab ich auch liegen ;)


    Schnallen habe ich bisher nurgens gefunden, auch die Suche nach Basidien habe ich generft aufgegeben, wieso finde ich keine :cursing: Vielleicht liegt nicht die richtige Reife vor ?






    Sporen [95% –• 19 –• QPr –• v –• H2O(nat) ] = 14,7 - 16,5 - 18,3(18,7) x 8,6 - 9,4 - 10,3 µm




    Cheilozystiden?




    Stielhyphen ohne ! Schnallen



    Kaulozystiden




    Pileozystiden


    LG Harzi

  • Hallo zusammen,
    was für ein schöner Fund, der sich da auf den Rentierknödeln zeigt, bei mir haben sich noch eine Reihe Fruchtkörper entwickelt. Vielen Dank, Hans, für die Literatur.
    Hier nun noch ein Bild von einer! deutlichen Schnalle an einer Hyphe und einer als Basalschnalle und ein Bild einer Pleurozystide. Davon habe ich ein paar gesehen, Größe 64-80 x 42-54 µm. Es sind überwiegend 2-sporige Basidien zu finden, aber auch einige einsporige. Ich habe etwa 15% größere Sporen gemessen 18-21x10-11 µm und 85% kleinere Sporen 13-15,5 x 8-8,5 µm.
    Andreas, ich wäre auch an dem Aufsatz interessiert, ich habe auch noch einen Rentierknödel, könnte ich dir schicken, wenn du möchtest, gib' mir dann bitte deine Adresse.
    Gruß, Maren






  • Hallo Maren, hallo Harzi,


    das sind ganz großartige Ergänzungen von Euch! :thumbup:
    Da kann nun das kleine Fragezeichen gestrichen werden.


    Klasse Teamwork!


    Liebe Grüße vom Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi,
    super!!!
    Jetzt bräuchte ich nur noch deine mail-Adresse, wo ich was anhängen kann.
    Beste Grüße,
    Andreas pilzmel(ät)vielepilze.de
    [hr]
    Hallo Maren,
    auch super!
    Jetzt bräuchte ich nur noch deine mail-Adresse, wo ich was anhängen kann.
    Beste Grüße,
    Andreas pilzmel(ät)vielepilze.de
    A. Melzer, Kyhnaer Hauptstraße 5, 04509 Wiedemar