Seit einigen Tagen zeigt sich nun endlich auch bei mir zuhause, im vom Winter ziemlich gebeutelten Randerzgebirge, der Frühling.
Nachdem ich mich vor ein paar Tagen an blühender Hasel erfreuen konnte
war die Vorfreude auf eine Exkursion in ein urwüchsiges Tal bei Halle/Saale sehr groß.
Diese fand, langfristig angedacht, am vergangenen Samstag gemeinsam mit einigen Forianern statt.
Unter Harzis sachkundiger Führung waren die z.T. weit angereisten Pilzfreunde zwei ganz besonderen "Blumen" auf der Spur.
Ich erzähle ein wenig davon.
Wer mag, darf uns gern begleiten.
Der Schluchtenwald wurde auf der einen Hangseite hauptsächlich von Robinie und Holunder geprägt.
Dankenswerterweise bleibt das Totholz im Wald liegen und ermöglicht so vielen holzbewohnenden Pilzen ihr Dasein.
Mitunter war das Vorankommen recht beschwerlich.
Wie weiß gekalkt sahen viele Stämme vom Holunder aus. Bei diesem auffälligen, von den meisten kaum beachteten Pilz,
handelt es sich um den Holunder-Rindenpilz (Lyomyces sambuci, auch unter dem Namen Hyphodontia sambuci bekannt).
Da auf Holunder auch andere weiße Rindenpilze vorkommen können, muss man allerdings das "Scharfe Glas" bemühen, um ihn sicher anzusprechen.
Natürlich war dieses Biotop ein optimaler Wuchsort für das Judasohr (Auricularia auricula-judae), welches extrem häufig am Holunder vorkam.
Sehr gefreut habe ich mich über den Geschwisterpilz, den Gezonten Ohrlappenpilz (Auricularia mesenterica), der ebenfalls sehr häufig war.
Die zottige, auffällig gezonte und namensgebende Hutoberseite ist hier schön zu erkennen und erinnert überhaupt nicht an das Judasohr.
Wenn man sich allerdings die Unterseite anschaut, erkennt man schon die Verwandtschaft.
Rudi entdeckte schließlich beim Ästchendrehen einen resupinaten Pilz, den ich so flächendeckend und in dieser Farbe noch nicht gesehen hatte.
Orangeroter Kammpilz (Phlebia radiata). Stimmt doch, Rudi. Oder?
Ist wohl eher der Gallertfleischige Fältling (Phlebia tremellosa). Danke, Pablo!
Das Sichelsporige Krustenscheibchen (Melogramma campylosporum) ist eine Charakterart an abgestorbenen Hainbuchenästen.
Es ist durch unregelmäßige grauviolette Stromata bereits makroskopisch gut erkennbar.
Mikroskopisch beeindruckend sind die wunderschönen "Sichelsporen", die ich leider nicht zeigen kann. Aber vielleicht ergänzt ja noch jemand.
Ein weiterer auffälliger Pyrenomycet, den ich an Robinienästchen fand, ist der Langhalsige Kohlenkrustenpilz (Eutypella scoparia).
Er ist durch die kleinen allantoiden (wurstförmigen) Sporen von äußerlich ähnlichen Arten gut unterscheidbar. Hier betrugen sie 5-6 x 2 µm.
Wenn man intensiv nach Pilzen schaut, entdeckt man nebenbei so allerhand.
Wie den hübschen, ca. 2,5 cm großen Violettrandigen Laufkäfer (Goldleiste, Carabus violaceus), den ich Euch nicht vorenthalten will.
Ich korrigiere.
Nach Hinweis von Ralf ist das der Hain-Laufkäfer (Carabus nemoralis). Danke!
Noch fehlen die "Blumen", ich weiß. Ein wenig Geduld, dann dürft Ihr sie bewundern.
Blick ins tiefeingeschnittene Bachtal. Es zu überqueren war eine echte Herausforderung.
Bilder davon habe ich fairerweise nicht gemacht.
Harzi, Eike und Gerhard in freudiger Erwartung.
Worauf?
Natürlich auf die ersten "Blumen"!
Der Schwarze Tulpenpilz (Schwarzer Kelchpilz, Urnula craterium) war ein Grund für diese Exkursion.
Und wir fanden ihn reichlich in verschiedenen Altersstufen, mal büschelig, mal einzeln.
Weswegen geht denn Harzi hier auf die Knie?
Oh. Noch mehr "Tulpen"!
Dieses Mal die leuchtenden, die orangeroten. Tulpenbecherlinge (Microstoma potractum).
Ich kenne diese wunderschönen Pilze seit einigen Jahren. Aber so leuchtend und so üppig habe ich sie noch nie gesehen!
Dafür fahre ich doch gern einmal 150 km. Eine Strecke.
Apropos Blumen.
Da gab es noch einige mehr.
Wie diese Winterlinge (Eranthis hyemalis).
Ursprünglich aus Südeuropa stammend, inzwischen als Neophyt auch in Deutschland weit verbreitet.
Das Frühlings-Hungerblümchen (Draba verna) war auch bereits am Start
ebenso der Persische Ehrenpreis (Veronica persica), ein weiterer Neophyt.
Danke, Hartmut (Harzi) für eine unvergessliche Tour!
Und schön, Euch wiedergesehen bzw. kennengelernt zu haben.
Eike (Pilzler13), Gerhard (Scrubbi I), Rudi (rudi) und Klaus.
Es war mir ein Vergnügen. Gern wieder.
Liebe Grüße vom Nobi