Naturverjüngung und Pilzaufkommen

Es gibt 28 Antworten in diesem Thema, welches 4.922 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Liebe Naturbegeisterte,


    ich habe da mal zwei allgemeine Fragen, die mir bislang niemand beantworten konnte. Vielleicht könnt Ihr es.


    Etwas später als in den alten Bundesländern setzt sich die Naturverjüngung auch in den ehemaligen DDR-Wäldern durch und man kommt zumindest hier in Thüringen von den Monokulturen, also den reinen Fichtenwäldern ab. Dass ist unzweifelhaft gut für die Gesundheit des Waldes, aber wie wirkt sich das auf die Welt der Pilze aus? Abgesehen davon, dass das Suchen im Dickicht beschwerlicher werden dürfte, müsste es den Pilzen doch gut bekommen, oder? Werden es mehr oder weniger, nimmt die Artenvielfalt zu oder ab? Hat jemand von den älteren Semestern von Euch im Forum Erfahrungen damit?


    Dann gleich noch eine zweite Frage zum Wald. Ihr habt alle schon gesehen, dass junge Buchen bis zu einer Höhe von ca. 2 Metern ihr Laub erst im Frühjahr, kurz vor dem Austrieb der neuen Blätter, abwerfen. Mir konnte bislang noch niemand erklären, warum das so ist. Nicht mal die Profis vom Forst haben eine Begründung. Mutmaßlich könnten die Blätter Schutz vor der Winter- bzw. Frühlingssonne oder vor Wildverbiss sein. Aber das ist Spekulation. Kennt von Euch jemand die Ursachen?


    Danke im Voraus.


    Liebe Grüße Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.


  • Liebe Naturbegeisterte,


    ich habe da mal zwei allgemeine Fragen, die mir bislang niemand beantworten konnte. Vielleicht könnt Ihr es.


    Etwas später als in den alten Bundesländern setzt sich die Naturverjüngung auch in den ehemaligen DDR-Wäldern durch und man kommt zumindest hier in Thüringen von den Monokulturen, also den reinen Fichtenwäldern ab. Dass ist unzweifelhaft gut für die Gesundheit des Waldes, aber wie wirkt sich das auf die Welt der Pilze aus? Abgesehen davon, dass das Suchen im Dickicht beschwerlicher werden dürfte, müsste es den Pilzen doch gut bekommen, oder? Werden es mehr oder weniger, nimmt die Artenvielfalt zu oder ab? Hat jemand von den älteren Semestern von Euch im Forum Erfahrungen damit?


     
    Hallo Claudia,


    durch was werden denn die Monokulturen nun ersetzt und wie kommt dann das Dickicht zustande ?
    Das eigentliche Dickicht kenne ich nur vom Fichtendickicht, wo kaum Wasser und Regen runterkommen.
    Wenn die Monokultur ersetzt wird, sollte das vorbei sein. Laubwald sollte ein unheimliches Mehr an Artenvielfalt hervorbringen,
    aber das braucht paar Jährchen.


    LG, Markus



    [hr]


  • Es ist schon richtig, Markus, dass auch im Unterholz überwiegend Fichten aufwachsen. Aber es mischen sich zumindest ein paar Birken, Buchen und Ahörner drunter. An den Hängen sind schöne Mischwälder entstanden. Die Revierförsterin hat Buchen und Ahorn unter die Fichten-Aufforstungen, auf den von Kyrill völlig verwüsteten Flächen gepflanzt. Es ist schon ein wenig mehr Abwechslung zu erkennen, aber zwischen den Fichten wird es eben auch ziemlich dicht.


    Ich weiß, dass es in Göttingen und in Lübeck vorbildliche Waldwirtschaft gibt, aber so weit sind die Landesforsten in Thüringen nicht. Laubwälder werfen nicht so rasch Profite ab, deshalb gibt es hier wohl nur ab und zu ein paar Buchenwälder. Da sind die Buchen aber auch nicht mit anderen Arten gemischt.


    Hier wachsen Rotbuchen. Hainbuchen sind systematisch glaube ich, gar keine Buchen. Der Wind hat damit nichts zu tun. Du bekommst die Blätter auch nicht ab, wenn du daran ziehst. Sie sitzen genauso fest, wie ein vitales grünes Blatt.
    Liebe Grüße Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Claudia,


    ich habe da vermutlich nicht ganz folgen können, wenn ich dich nun richtig verstanden habe, werden innerhalb der Monokulturen die
    bestehen bleiben, Laubhölzer gepflanzt ? Ohne Abholzung ? Das wird dann ggf. nichts, wenn es dann tatsächlich so ist.


    Nö, Hainbuchen sind keine Buchen....https://de.wikipedia.org/wiki/Hainbuche


    Da wären mal ein paar Fotos interessant. Mein bevorzugtes Morchelhabitat bestand auch ehemals aus Nadelholz, deutliche
    Überbleibsel sind vorhanden, allerdings wurde wirklich konsequent das ursprüngliche Nadelholz abgeholzt. Innerhalb eines flächig und
    dicht stehenden Nadelholzwaldes wächst sicher nichts anderes, da kommt sonst kaum was durch.
       
    Liebe Grüße,
    Markus

  • Hallo Claudia, Hallo Markus,


    zuerst mal eine Erklärung für Markus.


    Naturverjüngung bedeutet, dass sich die Bäume m.o.w. selbst durch Samenflug pflanzen. Es wird also kaum oder nur sehr wenig angepflanzt. Und wenn, dann eben nicht in Form einer Monokultur sondern gezielt und verstreut diverse Arten. Das Ziel ist genau das Gegenteil einer Monokultur, also ein artenreicher Wald mit allen Altersstufen.


    Claudia.


    Das manche Laubbäume ihr trockenes Laub im Winter teilweise behalten, liegt an der ursprünglichen Herkunft und ist genetisch veranlagt. Es betrifft auch eigentlich nicht die Buche, sondern die Hainbuche, die zu den Birkengewächsen gehört. Die Hainbuche kommt ursprünglich aus südlichen Gefilden und ist dort Immergrün. Das gleiche gilt übrigens für die Traubeneiche, die auch aus südlichen Ländern stammt.
    Diese Bäume behalten also im ursprünglichen Verbreitungsgebiet ihr Laub und haben es nicht nötig, sich im Winter kahl zu machen. Darum werfen sie ihr Laub auch nicht gezielt ab, vielmehr sterben die Blätter durch die Kälte. Der Abnabelungseffekt, wie er bei heimischen Bäumen geschieht, findet so nicht statt. Und darum bleiben die abgestorbenen Blätter oft fest an den Ästen hängen.


    Was die Pilze angeht, bist Du schon auf dem richtigen Dampfer. Je größer die Artenvielfalt der Bäume eines Waldes, um so höher ist auch die Anzahl der dort vorkommenden Pilzarten. Allerdings, und auch das hast Du richtig beschrieben, sind Naturverjüngungen meist sehr dicht und recht unzugänglich. Denn neben den Bäumen wachsen dort zunächst viele Sträucher, Stauden und sehr gerne auch Brombeeren. Die vollle Biodiversität erreicht so ein Wald auf Kahlschlägen erst, wenn sich die verschiedenen Altersklassen gebildet haben. So nach 30 - 50 Jahren aufwärts. Durch das immer dichter und höher werdende Kronendach geht der Lichteinfall am Boden zurück und Sträucher und Kräuter werden weniger. Beschleunigen lässt sich das, wenn man alte Bäume in lockerem Verbund stehen lässt, also die höchste Alterstufe bestehen bleibt.

  • Also ich kann nur meine Beobachtungen von einem kleinen! isolierten Waldgebiet in unmittelbarer Nähe zum besten geben. Dort gab es aber keine allmähliche Verjüngung


    Es gab dort einen reinen Fichtenwald, der abgeholzt wurde (die Fichten kränkelten extrem rum) , es wurden nur ein kleiner Teil der Fichten im Randbereich stehengelassen. In einem kleinen Teil des Gebietes wurden Eichen angepflanzt, in einem anderen Teil Buchen. Der Rest: da wurde einfach abgewartet, welche Bäume sich von selbst ansiedeln. Zunächst war das Gebiet als Schonung mit einem Zaun abgetrennt.


    Die Zäune wurde aber sukzessive vor einigen Jahren entfernt.


    Die ursprünglichen Pilze sind vollkommen verschwunden(Der alte war aber auch sehr artenarm, aber ein gutes Gebiet für Safranschirmlinge) Die ersten Jahre: extrem! pilzarm der Wald. Langsam hingegen wird der Wald wieder von Pilzen besiedelt. Angefangen im ältesten Teil des neuen Waldes, dem Buchenwald, da als erstes grünblättrige Schefelköpfe, sonst aber nicht viel , dann im Eichenwald
    aber selbst dieser Teil ist immer noch sehr artenarm. ( Kartoffelboviste kamen als erstes, dann horngraue Rüblinge, einige kleinere Pilze, die ich noch nicht bestimmt bekam, Tremella mesenterica, Judasohren, warzige Drüslinge, erste Kohlenbeeren, Judasohren, Stinkmorcheln, dann die ersten Filzröhrlinge)
    Der restliche wild gewachsene Wald- da ist immer noch nichts zu finden- außer jetzt dieses Jahr erstmalig Judasohren, wegen absterbendem Hollunder.


    Nur urteilend nach diesem Gebiet braucht die Neubesiedlung mit Pilzen Jahre, aber ein einziger Wald sagt nicht viel.

  • ...aah. Das ist ja sehr aufschlußreich, was Ihr da schreibt! Darf ich mich mit drei Fragen dranhängen?


    1. Rada - gilt dann eigentlich bzgl. der Hainbuchen auch der Umkehrschluß - daß man Hainbuchen und Rotbuchen noch vor Blattaustrieb anhand der noch verbleibenden respektive fehlenden Blattreste am Baum erkennen kann? Das wäre ja eine schöne Bestimmungshilfe, ich tue mich nämlich noch unglaublich schwer, die verschiedenen Baumsorten im Knospenstadium zu erkennen. (Wobei mir natürlich klar ist, daß ich erst mal etwas mehr über die Erkennung von Baumrinden lernen sollte...)


    2. Mir ist eben aufgefallen, daß es sich bei den "Neubesiedlungspilzen" ja fast ausschließlich um Folgezersetzer handelt (äh...richtig?) Dabei fiel mir auch auf, daß ich gar nicht weiß, ab welchem Alter ein Baum generell in der Lage ist, eine Mykorrhiza mit Pilzen zu bilden. Ist das wohl sehr unterschiedlich oder gibt es da eine Richtschnur?


    3. Bei der letzten hochinteressanten Exkursion mit dem MAB entstand folgende Frage: Kann es sein, daß es früh im Jahr fast ausschließlich Saprobionten oder Parasitäre Pilze gibt, weil die Bäume so früh im Jahreslauf noch nicht in der Lage sind, eine Mykorrhiza mit Pilzen zu bilden (weil sie evtl. noch nicht in der Lage sind, die entsprechenden Stoffwechselprozesse freizugeben / die entsprechenden Nährstoffe erst über die Photosynthese generieren müssen?) Ich hatte zu diesem Thema ein bißchen gegoogelt, aber nichts gefunden. Weiß hier jemand zufällig um die Zusammenhänge?


    Vielen Dank schonmal und schöne Grüße an alle, Beate.


    P.S. @ Rada: Wie schön, daß Du uns bei der letzten Exkursion den Frühlingsweichritterling gezeigt hattest. So konnte ich letzte Woche am Splashbad eine wunderschöne Gruppe von 8 Frühlingsweichritterlingen wiedererkennen. Sie wuchsen auf einer dieser Holzstreuflächen, von denen Du gesprochen hattest. Auch Trompetenschnitzlinge fanden sich dort, die hattest Du uns ja ebenfalls beim letzten Mal erklärt. Und da hab ich dann auf der gleichen Fläche auch meine ersten Teuerlinge erkennen können, die sind ja süß! Und viel kleiner als ich sie mir vorgestellt hatte... Also nochmal - TOLL und danke Dir!

  • Hallo Beate,



    Solche Hächselhaufen solltest Du im Auge behalten, da kommen das ganze Jahr über interessantes Sachen. Bald können dort z.B. Spitzmorcheln erscheinen. Und Du musst mir nicht danken, mir machen gemeinsame Exkursionen ebensoviel Freude wie den Teilnehmern. :)


  • Liebe Beate,


    zu Deiner ersten Frage Folgendes:
    Die Blätter von Rot- und Hainbuchen sind sehr ähnlich und man nennt sie auch beide Buchen, aber das war's dann auch. Rotbuchen erkennt man recht gut, z.B. an den typischen Keimlingen mit den zwei großen Keimblättern, die zusammen scheinbar einen großen grünen Teller bilden. Die erkennst Du sofort, wenn Du sie vor dir hast. Rotbuchen haben einen graugrünen glatten Stamm und ebensolcher Borke an den Ästen. Dann erkennst Du sie an den oft massenhaft herumliegenden Bucheckern. Letztes Jahr gab es wieder eine Mast, also extrem viele Früchte an Ahorn, Buche, Fichte etc. Bei der Hainbuche sehen bluten, Keimlinge, Stamm und Früchte ganz anderes aus. Für die nicht abfallen wollenden Blätter bei den Rotbuchen muss es eine andere Erklärung geben. Ich mach gleich mal ein Foto aus dem Küchenfenster: Die Hasel ist schon verblüht und die Rotbuchen tragen noch Herbstlaub :cursing:


    Liebe Grüße Claudia
    [hr]
    Lieber Ralf,


    die Naturverjüngung hast Du sehr gut beschrieben. Vielleicht zur Ergänzung noch, dass die Voraussetzung ist, dass jeweils nur ausgewählte Einzelbäume geschlagen werden. Dann fällt Licht in den alten Baumbestand, so dass die zufällig angeflogenen Samen keimen können. Das sind zumeist Samen der umliegenden Bäume aber eben auch andere.
    Schade, die volle Biodiversität werde ich wohl nicht mehr erleben ;(:D . Aber das Wachsen und die Farbigkeit der Wälder sind ja auch schon mal was, das es zu erleben lohnt.


    Danke Ralf für Deinen Erklärungsversuch bezüglich des Laubabwurfes bei den Buchen. Er wäre plausibel, sofern es sich hier um Hainbuchen handeln würde. Aber die Buchenbestände, die es hier gibt, sind durchweg Rotbuchen-bestände. Das ist gesichert. Der Wind ist es auch nicht, denn die Blätter sitzen fest, als würde es sich um vitale angewachsen Blätter handeln.


    Es muss eine andere Erklärung geben.


    Liebe Grüße Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Claudia,


    zu Deiner Eingangsfrage kann ich vielleicht etwas sagen. In Mittelfranken herrschte in weiten Teilen eine Monokultur vor - die reinen Kiefernwälder (Steckerleswälder). Diese Kiefernwälder waren in der Regel äußerst pilzreich, allerdings häufig nicht übermäßig artenreich. Vor vielleicht 20 / 30 Jahren begann man in den Staatswäldern damit, diese reinen Kiefernwälder zum Missfallen vieler Pilzsucher in Mischwälder umzuwandeln. Heute findet sich, so zumindest meinem Empfinden nach, ein wesentlich größerer Artenreichtum an Pilzen vor wie früher und ich habe nicht den Eindruck, dass irgend ein Pilz von früher nun fehlt oder das es weniger Pilze gibt. Und, ich bin mir sicher, dass Du dies noch erleben wirst Claudia.


    Die ebenfalls angesprochene Verbuschung findet eigentlich nur auf sich selbst überlassenem Brachland statt aber diese Flächen sind eher selten anzutreffen. Ansonsten findet sich ein etwas stärker Krautwuchs, wie Ralf schon geschrieben hatte, in der Regel eher am Wald- oder Wegesrand vor, also dort, wo mehr Lichteinfall ist. Diese etwas stärker bewachsene Krautzone, oft in Verbindung eben mit Brombeeren, Holunder und vielen weiteren Pionierpflanzen, geht aber in der Regel nicht sehr weit in den Wald hinein. Und in dieser Krautzone finden sich dann auch Pilze, Pilze die man früher nicht so angetroffen hat.


    Was die nicht fallenden Blätter der Hain- oder Weißbuche angeht habe ich einmal versucht in meinen schlauen Büchern etwas herauszubekommen - leider ohne Erfolg. Ich glaube allerdings nicht, dass es etwas mit der Herkunft zu tun hat, den z.B. die Rotbuche kommt ebenfalls aus wärmeren Gefielden. Vielleicht hat es wirklich etwas mit der Genetik zu tun.
    Gerade lese ich, dass Du zwischenzeitlich geschrieben hast, dass es sich um nicht fallende Blätter der Rotbuche handelt - mmmh - vielleicht doch die Herkunftsländer von vor Tausenden von Jahren?


    Zur Unterscheidung von Buchen und Hainbuchen auch anhand der Rinde habe ich einmal zwei Links beigefügt (bei den jeweiligen Bäumen hinterlegt). In der Regel wird man die Hainbuche in Deutschland eher als Heckenpflanze antreffen, auch da durchaus größer. Eine Buche hingegen wird man in einer Hecke eher selten antreffen. Ansonsten, wenn man mit der Rinde Schwierigkeiten hat, empfiehlt es sich die alten Blätter vom letzten Jahr am Boden anzusehen, falls keine Fruchthüllen vom letzte Jahr da liegen, und spätestens dann müsste man eindeutig unterscheiden können.


    Liebe Grüße


    Maria


  • Liebe Maria,
    Danke für Deine Erklärung. Ich hatte gehofft, dass mit dem Umbau der Wälder ein größerer Artenreichtum verbunden sein würde. Du gibst mir letztlich die Bestätigung. Ich geb mir Mühe, dass ich noch ein bisschen was davon habe. ;)


    Im Zusammenhang mit Buchenhecken hatte ich irgendwann einmal gelernt, dass diese in der Regel aus Hainbuchen bestehen und dass diese zu den Birkengewächsen zählen. Seltsam, aber so ist das halt mit den deutschen Namen. Sie geben nicht unbedingt Aufschluss über ein Gewächs. Wenn das Festhalten der Blätter an den Buchen - das ja nur bis in einer Höhe bis zu ca. 2 Metern zu beobachten ist - genetische Ursachen hat, dann müsste das doch auch Ursachen haben. Manchmal haben auch mittelgroße Buchen in den bodennahen Schichten ihre alten Blätter bis in den April. Ich beobachte das seit vielen Jahren und rätsele herum, ohne dass ich bis jetzt eine plausible Erklärung finden konnte.
    Jetzt geh ich in den Giersch. :D


    Lieben Gruß


    Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Danke Ralf für Deinen Erklärungsversuch bezüglich des Laubabwurfes bei den Buchen. Er wäre plausibel, sofern es sich hier um Hainbuchen handeln würde. Aber die Buchenbestände, die es hier gibt, sind durchweg Rotbuchen-bestände. Das ist gesichert. Der Wind ist es auch nicht, denn die Blätter sitzen fest, als würde es sich um vitale angewachsen Blätter handeln.


    Hallo Claudia,


    nun es war weniger ein Erklärungsversuch, als eine Erklärung. :)


    Ich stimme Dir jedoch zu, dass das nicht den Laubbehalt der Rotbuche erklärt. Denn diese ist tatsächlich und im Gegensatz zu den Vorgenannten eine einheimische Art. Sie wurde lediglich mit der letzten Eiszeit in den Mittelmeerraum zurüchgedrängt und hat sich danach wieder zu uns ausgebreitet.


    Möglicherweise steht das festhalten des Laubs bei Rotbuchen mit einer anderen Beobachtung zusammen, die ich in den letzten Jahren verstärkt mache. Nämlich dass vornehmlich bei jüngeren Rotbuchen die Blätter schon im Juli beginnen, vom Rand her abzusterben. Und das betrifft die meisten Blätter. Sie sterben aber nicht völlig ab, sondern bleiben in der Mitte grün. Auch das ist ein bisher für mich ungeklärtes Rätsel. Pilze kommen nicht in Frage, vielleicht Viren, die langen Trockenperioden der letzten Jahre oder Bodenbelastung, wer weiß. Gut möglich aber, dass solche gestörten Blätter dann später auch den Prozess der Abnabelung nicht durchführen können. Ich werde mir das dieses Jahr mal notieren und schauen, ob die Blätter im Winter hängen bleiben.


  • Danke Ralf, vielleicht gibt es da ja einen Zusammenhang. Mir ist das Absterben bislang noch nicht aufgefallen. Ich kenne krankhafte Veränderungen bei Kastanien und beim Bergahorn. Aber da sind die Übeltäter ja bekannt. Ich habe übrigens festgestellt, dass die verbissenen Buchen am stärksten an ihren Blättern festzuhalten scheinen. Möglicherweise ist das aber deshalb so, weil diese Buchen dichter sind als Andere.


    Lieben Gruß Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Claudia,


    bitte nicht böse sein wenn ich dir jetzt diese Frage stelle :) Wenn ich mir das Foto betrachte (auf dem man leider keine Details erkennen kann) und Deine Beschreibung lese - bist Du sicher, dass es sich um junge Rotbuchen handelt und nicht doch um Hainbuchen?


    Liebe Grüße


    Maria


  • Weshalb böse sein :D ?Absolut. Es gibt hier wirklich nur Rotbuchen und eine Blutbuche, die aber auf dem Foto nicht zusehen ist, die ich irgendwann mal gepflanzt habe. Ein paar Bucheckern werden die Wildschweine sicher übrig gelassen haben. Ich schicke Dir Fotos von den Keimlingen. Aber Du bekommst morgen ein Bild von den Bucheckern, damit du mir glaubst. :D:D:D

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Lieber Ralf,


    Danke für deine Antwort. Und die Folgebeiträge, das hat sicher nicht nur mir weitergeholfen.
    Bei uns kenne ich so was wie Naturverjüngung gar nicht. In weitem Umfeld nicht, die Bewirtschaftung ist viel zu groß und deutlich zu
    sehen in den bestehenden Waldflächen. Möglicherweise habe ich das auch aus Unkenntnis bislang nicht wirklich wahrgenommen.
    Das es sehr lange dauern wird, bis wieder ein entsprechendes Habitat entsteht, war mir nach Claudias Beschreibung klar.
    Ein interessanter Beitrag !
     
    Herzlichen Dank und liebe Grüße,
    Markus


  • Lieber Markus,
    wenn ich mal aussagekräftige Beispiele vor die Linse bekomme, mache ich Fotos. Dann erschließt sich das besser. Mich bewegt das Thema seit dem Kyrill-Orkan. Er und nachfolgende Stürme und kleine Tornados haben hier große Landstriche des Fichtenwaldes verwüstet. Wenn Deine Umgebung plötzlich so aussieht s.u., machst Du Dir so Deine Gedanken.


    Liebe Grüße Claudia


    von einer Minute zur anderen ist alles weg




    ein paar Jahre später nach dem großen Aufräumen nur zwei Kilometer entfernt


    Lieben Gruß


    Claudia


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    Einmal editiert, zuletzt von Wutzi ()

  • Hallo Claudia,
    interessantes Thema!


    Zu Baumfragen und Baumbestimmung kann ich auch das Baumkunde-Forum empfehlen http://www.baumkunde.de
    Maria hatte ja schon die Steckbriefe von Fagus sylvatica (Rotbuche) und Carpinus betulus (Hainbuche) verlinkt.


    Witzigerweise gab es da kürzlich eine allg. Anfrage dazu, warum manche Laubbäume lange (bis ins Frühjahr) ihre Blätter behalten.
    Nun ja ... Phytohormone, Genetik, evolutionäres "Ausprobieren" (?).
    http://www.baumkunde.de/forum/viewtopic.php?t=16863


    Zu der Wirkung der Phytohormone (Auxin, Ethen) bei "Abszission" und "Seneszens"
    https://de.wikipedia.org/wiki/Abszission
    https://de.wikipedia.org/wiki/Seneszenz_bei_Pflanzen


    Ich hatte auch ein bisschen zu dem Thema im Baumkunde-Forum recherchiert und der beste und verständlichste Artikel dazu (gerade erst gefunden) ist m.M. der hier bei waldwissen.net (andere schreiben da in Teilbereichen ab)
    http://www.waldwissen.net/wissen/wsl_herbstlaub/index_DE
    darunter unter "Ausnahmen":



    Zitat


    Es fällt auf, dass manche Baumarten wie Buchen, Hainbuchen und Eichen ihre vertrockneten Blätter bis in den Frühling hinein behalten. Bei diesen Bäumen bildet sich kein Trenngewebe, sondern es werden sogenannte Thyllen aufgebaut. Das sind einwuchernde Zellen, welche die Nährstoffbahnen der Pflanze verstopfen. Die Phytohormone können jetzt nicht mehr zu den Blattstielen vordringen. Die Blätter werden meistens erst mit den Frühjahrsstürmen vom Baum gefegt.



    Bleibt die Frage, warum wieso weshalb manche Bäume Trenngewebe aufbauen und manche nur die Bahnen verstopfen (ohne "Sollbruchstelle") - und da kommt dann die Genetik ins Spiel, die ursprüngliche Herkunft, der evolutionäre Anpassungsprozess an irgendwelche Veränderungen. Da kann man oft nur mutmaßen.


    Seltsamerweise heißt es oben im Text auch ganz allg.:
    Buchen, Eichen, Hainbuchen (letztere gibt es bei mir im SW durchaus als große Bäume im Wald) behielten lange ihr Laub.
    Die Aussage kann ich gar nicht so vollständig nachvollziehen.
    Große Bäume mitten im Wald haben hier kein Laub mehr - einzelne Blättchen vielleicht - zumindest nach den ersten großen Herbststürmen sind sie - schon - "nackich" .
    Ich kenne das auch nur so, dass z.B. kleinere freistehenden Eichen in Gärten, Hainbuchen-Hecken oder auch Jungbuchen (dicht stehend auf gerodeten Flächen, Naturverjüngung ...) bzw. kleinere Bäume am Waldrand (etwas überschirmt von größeren Bäumen) noch +- braunes Laub bis ins Frühjahr haben.


    Es könnte vielleicht einfach nur so sein, dass an diesen Orten (Waldrand/ Lichtung/ Garten) die kräftigen Winde nicht die Angriffsfläche haben wie bei hohen Bäumen - und dann erst beim Neuaustrieb die Blätter fallen und es könnte sein, dass das eine sehr gute Anpassung (durch Evolution) an Umweltbedingungen ist, wie z.B. starke seitliche Sonneneinstrahlung im Winter - gerade bei Schattenbaumarten (d.h. bei Arten, die im jugendlichen Zustand normalerweise im Schatten der größeren Bäume wachsen - und das normalerweise auch so "brauchen").



    Kleine Anmerkung am Rande ... wenn ihr die Schnellantwort den kleinen Antwortbutton benutzt, wird automatisch alles zitiert (mit der Schnellantwort oder dem größeren unteren Antwortbutton nicht)- man muss viel scrollen und m. M. leidet die Leserlichkeit des Gesamtthreads. Oder sind die vielen ganz ganz langen Zitate alle beabsichtigt?

  • ein paar Jahre später nach dem großen Aufräumen nur zwei Kilometer entfernt


    Hallo Claudia,


    danke für die Eindrucksvollen Fotos. Ich muss gestehen, dass mir das Herz lacht wenn ich so etwas sehe. OK, für die Pilze mag das erst einmal negativ erscheinen, vor allem für die Speisepilze. Wenn man sich jedoch das letzte Bild anschaut kann man schon erahnen, wie die Artenvielfalt gradezu explodiert. Für die Biodiversität ist es ein Segen, wenn solche Monokulturen umgelegt werden.

  • @ Abeja,


    hab Dank, dass Du die vielen Quellen noch einmal zusammengesucht hast. Die Frage, warum das so ist, beantworten sie leider nicht wirklich. Wahrscheinlich kann frau da nur spekulieren.


    Meine Beobachtungen decken sich mit Deinen. Ich nehme das Überwintern des trockenen Laubes auch ausschließlich bei kleinen Bäumen wahr. Deshalb hatte ich die Idee, dass das zum Schutz vor Verbiss sein könnte, denn welcher Hirsch hat schon gern so Knisterzeugs im Maul. Der Ilex macht das z.B. so, um sich vor Eseln zu schützen. Er hat mit Stacheln bewehrte Blätter und ab 2 Metern Höhe, außerhalb der Zone der Fressfeinde, sind die Blätter oval und glatt wie ein Kinderpopo.
    Eine Erklärung könnte auch sein, dass die Raschelblätter bis in den Frühling dem Schutz der Jungbäume vor der Wintersonne dienen. Die führt ja bekanntermaßen zum frühzeitigen Aufsteigen der Säfte und oft zum Aufplatzen der Rinde, wenn es dann noch einmal richtig Frost gibt. Bei Obstbäumen ist das bekannt und zum Schutz kalken manche Leute die Stämme. Das sieht zwar blöd aus, verhindert aber die Erwärmung der Rinde im Winter. ... aber wie gesagt, alles nur Spekulation


    @ Ralf,


    Lieber Ralf,
    das sehe ich genauso. Zwei Jahre nach so einem Sturmdesaster hast du üppige Fingerhutfelder, dann kommen niedrige Stauden und Schlingpflanzen (meint die fiesen Brombeer-Fußangeln, die mich immer mal zu Boden gehen lassen), dann säen sich nach und nach die Bäume aus. An den steilen Hängen bewirtschaften die Förster hier nicht mehr intensiv.


    Da darf wachsen was will. Birken kommen zuerst und bilden wunderbare Farbkontraste zum blauen Himmel und dann kommen die anderen. Birkenpilze, Täublinge und Rotkappen und viele andere Pilze findest du 20 Jahre später an diesen Hängen zuhauf.



    Das Sammeln ist anfangs für mich Flachländerin etwas gewöhnungsbedürftig gewesen. Ich dokumentiere jetzt die Entwicklung von der Fläche oben. Sie liegt direkt visavis. Ärgerlich ist nur, dass noch vor wenigen Jahren solche Flächen wieder mit Fichten aufgeforstet wurden, wie auf dem letzten Foto von einer Kyrillfläche beispielsweise. Schade um so eine vertane Chance.


    Liebe Grüße Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Liebe Maria,
    hier noch ein paar Fotos von Bucheckern und dem was da so herauswächst- Rotbuchen :P




    Hier gelungene aber pilzsammlerunfreundliche Naturverjüngung. In Baumlücken säen sich verschiedene Baumarten aus.



    Und abschließend noch eine Jungreiche im Frühling- auch mit Herbstlaub. Die war mir bislang noch gar nicht aufgefallen, vielleicht weil ich sie selbst gepflanzt habe. :/ Mir ist übrigens aufgefallen, dass die eine oder andere mittelgroße Buche hin und wieder doch ein paar übrig gebliebene Blätter hat. Das sind aber keine Blattmengen, wie bei den Jungbäumen. Aufgefallen ist mir auch: die jungen Bäume haben immer dann besonders viele Blätter, wenn sie stark verbissen oder zurückgeschnitten sind.


    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Danke für die interessante Diskussion und die Links hier im Thread. Die Beobachtung habe ich in unseren Wäldern auch gemacht, dass manche junge Buchen (Rot- und Hainbuchen) die Blätter bis ins Frühjahr behalten. Eine weitere Erklärung bzw. Versuch dafür habe ich hier gefunden:
    http://www.rp-online.de/panora…m-fruehjahr-aid-1.2316761
    Aber auch in dem Beitrag finde kein Argument, warum es vor allem bei jüngeren Buchen der Fall ist.


    Grüßle
    Heide

    Liebe Grüßle

    Heide



    ________________________________________________________
    Hier entlang gehts’ zu meinen Themen.

    Erebus-Pilzkalender 2019:


    ... 70 - 2 + 20 Mausis OsterBRrätzel - 2 Nobis Wirbelrätsel - 10 APR 2018 - 5 + 10 nochn-Pilz-Bilder-Rätsel = 81 + 2 von Unki - 2 APÄ-Spende = 81 - 10 APR 2020 = 71 - 1 Heilige Gral = 70 + 5 GnuspaGnolm = 75

  • Liebe Heide,
    Danke für den Link. Wie das biologisch funktioniert, ist gut erklärt. Darüber gibt es ja ein paar Hinweise im Netz. Aber weshalb regeln " tun" die das. In der Natur passiert doch nichts zufällig oder aus Versehen. Eigentlich müsste der Baum ja einen Nutzen davon haben. Offenbar hat das noch niemand erforscht. Dann werde ich in 20 Jahren noch mal nachfragen ;)


    Lieben Gruß Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


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