Phlebia lilascens (Bourdot) J. Erikss. & Hjortstam
Lilafärbender Kammpilz
Synonyme:
- Corticium lilascens Bourdot
- Lilaceophlebia lilascens (Bourdot) Spirin & Zmitr.
- Corticium pallidoincarnatum Litsch.
Familie: Meruliaceae
Ordnung: Polyporales
Klasse: Agaricomycetes
makroskopische Eigenschaften: Fruchtkörper komplett resupinat; oft großflächig; junge Fruchtkörper im Wachstum mit fein gewimperten Rändern aus leicht gelatinösen Fransen, ansonsten Ränder unauffällig; frische Fruchtkörper mit wachsartiger Konsistenz und nur bruchstückweise vom Substrat abzulösen; Hymenium glatt bis warzig, Warzen überwiegend flach und rundlich; cremefarben, bald ockerlich mit fleischfarbenem Schimmer, trocknend und alternd mehr und mehr trüb violett verfärbend; zunehmend rissig aufreißend, trocken bisweilen vom Substrat ablösend (vor allem an Risskanten aufplatzender Fruchtkörper) und insgesamt hart und brüchig; Subikulum dünn, weißlich, jung etwas gelatinös
mikroskopische Eigenschaften: Hyphenstruktur monomitisch, Septen überall mit Schnallen, generative Hyphen dünnwandig, im Subikulum auch etwas dickwandig, gelegentlich gelifiziert, selten fein inkrustiert (Subhymenium), oft mit Inhalt aus Öltröpfchen; Hyphen vor allem im Subhymenium dicht verflochten und verklebt (und dadurch schwer zu beobachten), dort meist aufsteigend, im Subikulum etwas lockerer verknüpft; Basidien in dichter Palisade, schlank keulig, mit (2-)4 Sterigmen; Zystiden generell fehlend (ganz vereinzelt können zugespitzte, dünnwandige Zystiden auftreten); Sporen ellipsoid bis subzylindrisch, um 4-5 x 2,2-2,8 µm
Vorkommen: Die Art scheint nur gebietsweise etwas häufiger zu sein. Das >Fehlen in größeren Teilen Deutschlands< könnte aber auch Resultat einer Unterkartierung sein. Eigene Funde waren bislang an liegenden Kiefernstämmen, aber die Art kann auch Laubholz besiedeln. Bevorzugt werden anscheinend dickere Stämme und Äste mit Bodenkontakt im Optimalstadium, gerne in bodenfeuchten Gebieten bzw. an Stellen mit einigermaßen hohem Grundwasserstand. Die Fruchtkörper werden dabei an offenen Stellen des Substrats gebildet (während man Phlebia livida oft erst nach Umdrehen eines Astes oder Stammes zu gesicht bekommt). Bodenacidität und Thermophilie der Umgebung scheint nach eigenen Beobachtungen kaum eine Rolle zu spielen, ebenso wenig wie die Höhenlage.
Verwechslungen: Neben den makroskopischen Eigenschaften (Konsistenz, Farben, Oberflächenstruktur) sind die mikroskopischen Merkmale zur Bestimmung hier unbedingt notwendig. Hyphenstruktur, Eigenschaften des Hymeniums und Sporen spielen eine wichtige Rolle, so daß eine Bestimmung nur nach Betrachtung dieser Parameter möglich ist.
Neben einigen ähnlichen Arten aus der gleichen Gattung können auch Arten aus anderen Gattungen nicht nur makroskopisch, sondern teilweise auch mikroskopisch sehr ähnlich sehen. Zu beachten sind vor allem Arten aus Gattungen, wo ebenfalls Fruchtkörper mit wachsartiger Konsistenz gebildet werden. Beispielsweise bei Hyphoderma, Radulomyces, Ceraceomyces, Phanerochaete (und Weiteren).
Hyphoderma und Radulomyces haben eine mehr aufgelockerte Hyphenstruktur, die Basidien sind meist breiter und unregelmäßiger in der Form, vor allem bei Radulomyces sehen die Sporen völlig anders aus. Phanerochaete hat keine Schnallen im Hymenium und Subhymenium (gelegentlich aber im Subikulum); Ceraceomyces –“ Arten können mikroskopisch sehr ähnlich sehen (jeweils ähnliche Sporengröße und –“form oder ähnliche Hyphenstruktur und Basidien), hier muss man sehr genau auf Zystiden, Schnallen und Sporen achten, aber auch auf makroskopische Eigenschaften wie Struktur des Hymeniums (bei Ceraceomyces serpens zB meruloid und nicht warzig).
Innerhalb der Gattung Phlebia ist Phlebia livida eine sehr ähnliche Art, die makroskopischen Trennmerkmale sind schwer zu fassen (Struktur der Warzen, etwas andere Farbverläufe, leicht unterschiedliches Verhalten beim Trocknen der Fruchtkörper), mikroskopisch sehen sich die beiden auch sehr ähnlich, da die Zystiden bei Phlebia livida schwer zu finden sind. Gute mikroskopische Merkmale sind die kräftigen Kristallagglomerationen bei Phlebia livida und die etwas unteschiedliche Sporenform:
Phlebia lilascens representiert möglicherweise einen Komplex aus morphologisch schwer trennbaren Arten. Taxa wie zB Phlebia lacteola sind morphologisch kaum zu unterscheiden, im erwähnten Fall sei die Unterscheidung nur anhand der blasseren (weißlichen) Fruchtkörper von Phlebia lacteola, den marginal kleineren Sporen und den undeutlichen, mit Kristallformationen durchsetzten Subikulumhyphen möglich. Alles drei wären aber Eigenschaften, die bei den meisten Arten der Gattung recht variabel und stark abhängig von Substrat, Wuchsweise, Alter und Durchfeuchtungszustand der Fruchtkörper. Insbesondere die Farben wechseln bei allen Phlebia –“ Arten je nach Alter und Durchfeuchtung der Fruchtkörper.
Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
>Phlebia livida = Bleifarbener Kammpilz<
>Phlebia albida = Strohblasser Kammpilz<
>Phlebiopsis gigantea = Großer Zystiden-Kammpilz<
>Sistotremastrum niveocremeum = Cremeweißer Scheinschütterzahn<
>Cylindrobasidium laeve = Ablösender Rindenpilz<
>Phanerochaete velutina = Samtiger Lamprozystidenrindenpilz<
>Radulomyces confluens = Zusammenfließender Reibeisenpilz<
>Dacryobolus karstenii = Nördlicher Höckerrindenschwamm<
>Gloeocystidiellum luridum = Ockergelber Gloeozystidenrindenpilz<
und viele mehr–¦