Hallo ihr lieben,
der Frühling hält auch in Sachsen Einzug und die Natur erwacht auch hier. Am Samstag hatte mein Kletterclub Jahreshauptversammlung. Vorher aber haben sich einige von uns noch zu einer kleinen Rundwanderung durch den Frühling getroffen. Es ging um und durch Freital, einem kleinen Nachbarstädtchen von Dresden. Von den teilweise traumhaften (Natur)Impressionen möchte ich gerne berichten.
Es ging schon gut los. Eine Magnolie war schon in den Startlöchern,
vorbei an wunderschönen Krokussen (auf Rindenmulch). Können wir gleich ne neue Art daraus machen; den Gelbblühenden Rindenmulchkrokus.
die ersten Kirschblüten trauten sich auch schon zaghaft raus; man beachte die von mir fein säuberlich platzierte Deko-Spinne.
Über diesen Fund habe ich mich sehr gefreut, der Hohle Lerchensporn Corydalis cava. Der riecht übrigens nach Clitocybe connata/Lyophyllum connatum. Wenn ihr also das nächste Mal den Weißen Rasling findet und daran riecht, dann wisst ihr auch, wie der Lerchensporn riechen muss.
Die Hasel Corylus avellana zeigte bereits ihre ersten Blättchen.
Auch die ersten Duftveilchen (Viola odorata) zeigten sich.
1. Ziel der Tour war das sog. Jochhöh-Schlösschen, ein altes Winzerschloss mit Weinberg, das erst mit der "Reblauskatastrophe" seine Bedeutung verlor.
Auf dem Weg dahin gabs auch schon die ersten Pilze.
Diatrype bullata
Biscogniauxia nummularia über diesen Fund habe ich mich sehr gefreut, denn ich hatte die schon lange nicht mehr gesehen...
Diatrype decorticata, wenn man so will "Diatrype stigma an Buche", denn die eigentliche D. stigma soll nicht an Buche vorkommen; der Fund ist auch mikroskopisch so bestätigt.
Flammulina velutipes s.l. nach neuesten Erkenntnissen wohl nicht über die Sporen von F. elastica zu trennen. Mikroskopiert habe ich die trotzdem. Die Sporenlänge war unter 10 µm und damit wäre es nach altem Schlüssel F. velutipes s. st.
Kurz nach dem Jochhöh-Schlösschen fiel mir eine interessante Pflanze auf, die bei Verletung gelb milchte. Unsere sehr kompetente Wanderleiterin hat diese als Schöllkraut (Chelidonium majus) bestimmen können; war für mich das erste Mal, dass mir die Pflanze auffiel.
Die Rote Taubnessel (Lamium purpureum) darf natürlich auch nicht fehlen. Leider ist das Bild etwas verwackelt.
Pilze auf dem Weg gabs natürlich weiterhin. An einer Stelle erfolgte ein großer Lauschangriff. Pilze hören eben alles.
Die obligatorische Peniophora quercina (Eichenzystidenrindenpilz) darf natürlich auch nicht fehlen.
Die ungeweihförmige Geweihförmige Holzkeule Xylaria hypoxylon, da teleomorphe Form. Sieht man auch nicht alle Tage.
Ein Schichtpilz an Buche. Denke hierbei an den Rußbraunen Schichtpilz Lophoria spadicea, bin mir allerdings unsicher. Bekommt Pablo, dann wissen wirs genau.
Am gleichen Buchenast war dann das. Bekommt auch Pablo. Ich halte mich von solch dubiosem Corti-Zeug fern und bleibe in meiner "Dunkelsporer- und Ritterlingskomfortzone". Da weiß ich, woran ich bin.
Die obligatorischen Schmetterlinge gabs auch. Immer wieder fotogen.
Bald danach kamen wir zu unserem 2. Etappenziel, dem Burgwartsberg. Der Ort hat eine große historische Bedeutung, denn dort hat ein Adliger im 12. Jahrhundert ein Castell erbaut; allerdings ohne Baugenehmigung. Er musste das aufgrund eines päpstlichen Dekretes wieder abreisen lassen. In diesem Dokument ist Dresden zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Habe leider dort keine Fotos gemacht, aber wir hatten immer wieder durch die laubfreien Bäume ganz nette Aussichten auf das Tal.
Wir kamen danach zu einem schnuckligen Kiefernwäldchen; leider ohne Frühjahrslorcheln. Lediglich eine paar Milde Kiefernzapfenrüblinge Strobilurus stephanocystis konnte ich finden.
Nach kurzem Abstieg machten wir auf einer großen Wiesenfläche Pause; direkt neben einem Tümpel mit tollen, alten, ausgehöhlten Weidenstämmen.
Von Weitem sah ich schon die vielen Feuerschwämme Phellinus igniarius an den Stämmen thronen.
Bei solch einem Habitat höre ich auch immer Anistrameten Trametes suaveolens rufen. Musste ganz schön suchen, bis ich die endlich hatte.
Weidentintlinge Coprinellus truncorum suchte ich mal wieder vergeblich. Ebenso schrecklich war, dass ich einige Bestände und Anemonen nach dem anemonenbecherling abgesucht hatte; ebenso die großen Scharbockskrautbestände. Kein Rost und keinen Falschen Mehltau daran gefunden. Warum müssen die Pflanzen alle dieses Jahr so schrecklich gesund sein.
Nach einem kurzen Fußmarsch an der Wiederitz entlang haben wir folgendes sehen können: ein Abfluss aus einem Bergwerksschacht mit rostrotem Wasser. Schon ein paar mal gesehen so was, aber immer wieder beeindruckend.
Weiter gings vorbei am Wohnhaus von Wilhelmine Reichard, der ersten deutschen Ballonfahrerin...
... zum Schloss Burgk, wo wir uns im dortigen Schlosscafe ´zünftig stärkten.
Am Sonntag hatte ich die Nase von Cortis, Porlingen und Pyrenos voll und habe gezielt ein paar mir bekannte Frühjahrslorchel-Standorte aufgesucht. Es nervt einfach keine Frühjarsascos zu finden. Ich bin nach laanger Suche endlich fündig geworden. Mir wurde auf einem Mal schlagartig klar, warum ich die über viele Jahre trotz intensiver Suche nicht fand. Die sind echt ein Meister der Tarnung, insbesondere, wenn die klein sind. Da übersieht man die leicht. Seit letztem Jahr aber habe ich das Lorchelauge.
Verabschieden möchte ich mich mit ein paar kleinen Mini-Sonnen.
Über Hinweise wegen möglicher Bestimmungsfehler (insbesondere der Pflanzen) wäre ich sehr dankbar.
Ich hoffe meine Frühlingstour hat euch (trotz fast fehlender Frühlingspilze) gefallen.
l.g.
Stefan