Bitte lacht jetzt nicht, aber nachdem ich vorhin die Antwort an Craterelle geschrieben hatte, sprudelte der Text zum Gundermann geradezu in die Tastatur - daher, und alles andere blieb jetzt halt erst einmal liegen, kommt ein kleines, für mich eher unzureichendes, Porträt des Gundermanns nun doch schon heute.
Viel Spaß beim Lesen und ausprobieren und bitte ergänzt den Text mit Eurem Wissen oder fragt einfach was Euch interessiert
Liebe Grüße
Maria
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Gundermann / Gundelrebe (Glechoma hederacea)
Mit einem Gundermann-Kranz auf dem Haupt lassen sich sämtliche Hexen erkennen. So schreibt noch der Magister Prätorius im Satyrus etymologicus von 1672 "man könne alsdann (mit einem solchen Kranz im Haar) die Hexen erkennen, da eine auf ihrem Kopf wird haben einen Schemel oder eine Kutschbank, die andere ein Getreidemass oder einen Kübel"
Geschichten über den Gundermann gibt es sehr, sehr viele. Und viele darunter lassen uns heute schmunzeln. Vielleicht sollten wir aber eher hellhörig werden und uns fragen woher all diese Geschichten kommen, was ihre wahre, ursprüngliche Bedeutung sein könnte. (Leider kann ich im nachfolgenden Text dazu nur kleine Streifzüge und einige wenige Andeutungen machen - es würde sonst einfach zu weit führen.)
Pflanzen haben zweifellos eine Ausstrahlung. Und zweifellos bewirken die ätherischen Öle vieles. Der Gundermann ist eine der Pflanzen mit einer sehr hohen Ausstrahlung und viel ätherischem Öl und dies wussten die Menschen schon immer. Und er ist eine sehr "warme" Pflanze. Dank dieser "Wärme" bleibt sein Laub auch unter der Schneedecke grün und er ist eines der ersten Pflanzen die im Frühjahr sprießen. Diese Wärme, die sich beim Genuss des Gundermanns auch auf uns überträgt, wussten die Menschen schon immer zu schätzen, so gehört der Gundermann z. B. zu den neun Kräutern die im Frühjahr auch als Kultspeise zubereitet wurden (Die grüne Neune) aus der dann die Gründonnerstagssuppe wurde. Heute wissen wir zudem, das der Gundermann verdauungsfördernd und sehr anregend auf den gesamten Stoffwechsel wirkt. Ferner ist er sehr vitaminreich.
Geweiht war der Gundermann unter anderem der Göttin Freya, der unter anderem die Ziege geweiht war - daher auch die Verbindung des Gundermanns zur Ziege bzw. Ziegenmilch.
Aber er war auch dem Gott Donar/Thor geweiht, denn der Gundermann wurde zum Bierbrauen verwendet und Donar war der "Schirmherr" unter anderem des Bieres. Aus diesem Zusammenhang heraus muss man übrigens das Bockbier sehen. (Gundermann - Freya (deren Tier ist die Ziege) - Donar - Bier) Viele der volkstümlichen Namen des Gundermanns rühren noch daher: Donnerkraut, Donnerrebe, Donderbloem (Donar war Herr von Blitz und Donner), Gartenhopfen, Ale-boof (in England)
Das altgermanische Wort "Gund" steht dagegen für Eiter, Beule, faulige Flüssigkeit oder Gift. Und unter anderem dagegen wurde Gundermann immer verwendet. Aber nicht nur dies: so schwärmt z. B. Hildegard von Bingen geradezu von der Gundelrebe. Jedenfalls wurde der Gundermann lange Zeit in der Volksheilkunde mit großem Erfolg gegen die verschiedensten Erkrankungen eingesetzt. Eine Anwendung, die wie ich meine auch heutzutage von enormer Wichtigkeit ist, will ich nennen. Als Tee oder frisch als Salatbeigabe fördert der Gundermann die Bleiausschwemmung aus dem Körper. Und wir alle täten gut daran, speziell aber die Menschen die beruflich damit zu tun haben, wenn wir regelmäßig Gundermann zu uns nehmen würden.
Eigentlich ist der Gundermann ein recht hübscher Bodendecker und dies nicht nur während der Blüte - eigentlich. In den Beeten lässt sich seine enorme Wuchskraft noch relativ gut und einfach in Schach halten, nicht so aber in den Fugen der Gehwegplatten oder gar im Rasen. Ich muss jedes Mal schmunzeln wenn ich die Zuchtformen in den Gartencentern sehe und frage mich dann, ob diese Wuchskraft weggezüchtet worden ist, denn, zwischen den Fugen und im Rasen ist er durchaus ein lästiges Unkraut.
Kulinarisch ist der Gundermann ein unverkennbares und wunderbares Würzkraut. Er hat einen sehr aromatischen, leicht herben Geschmack und man sollte ihn sparsam verwenden. Er passt in beinahe alle Salate, Quarks, Suppen, usw., man kann ihn in die Kräuterbutter einarbeiten und, und, und. Oder eine Kartoffelsuppe mit Gundermann überstreuen - ein Genuss. Ich verwende ihn auch für Kräuterlimonade oder für einige Kräuter-Gelees. Sehr, sehr lecker ist das Gundermann-Salz. Oder einfach einmal die Blätter in etwas Öl kross braten und leicht salzen - über Speisen (Nudeln z. B.)gestreut schmeckt dies ziemlich gut. Auch in Obstsalat oder Desserts schmeckt er gut. Oder ein Gundermann-Eis (mit Banane, Zitrone, Sahne) schmeckt wirklich gut. Etwas ganz spezielles sind Gundermannblätter in Schokolade getaucht bzw. bestrichen (Zartbitterkuvertüre) und damit Torten oder Süßspeisen dekoriert oder einfach so geknabbert - es schmeckt irgendwie leicht nach Ingwer.
Weitere Informationen z.B. zur Botanik findet man unter anderem hier oder zur Heilwirkung z.B. hier.
Ich persönlich finde es sehr, sehr schade, dass diese wunderbare, unglaublich starke und sehr vielseitige Pflanze so in Vergessenheit geraten ist. Probiert sie einmal aus (zu Heilzwecken vor und während der Blüte sammeln, zu kulinarischen Zwecken das ganze Jahr über, nach der Blüte nur die Triebspitzen). Und wem sie nicht schmeckt, der kann sehr schnell hübsche und würzig riechende Kränze winden, diese in eine Schale mit etwas Wasser legen und kurze Blüten einstecken. Und wer weiß, vielleicht setzt jemand solch einen Kranz ja dann auch einmal auf sein Haupt
Liebe Grüße
Maria
Es versteht sich von selbst, dass man Pflanzen, genau wie Pilze auch, nur dann sammelt und verwendet, wenn man sich mit der Bestimmung dieser Pflanzen zu hundert Prozent sicher ist!