Bericht vom 31.05.2016: Kurzer Abstecher nach der Arbeit

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 1.447 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schwammer-Dieter.

  • [font="Arial"]31.05.2016: Kurzer Abstecher nach der Arbeit

    Liebe Schwammer-Freunde,
    heute machte ich einen kurzen Abstecher in einen Wald.
    Es gab 4 schnelle Funde...

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    [font="Arial"]Fundnummer: 2016-05-31-1621

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Erde unter Ahorn, ein junges Exemplar auf Totholz Laubholz
    Fundzeit: 31.05.2015
    Wuchsform: einzeln bis kleinbüschelig
    Hutform:
    jung konvex, alt ausgeflacht, Rand nach oben gebogen, zentraler Buckel
    Huthaut: mehrfarbig: Zentrum orangebraun, dann rosa, außen gelb, kahl, Lamellen minimal durchscheinend
    Hygrophanität: ja
    Hutrand: jung kantig, alt wellig und teilweise nach oben gebogen
    Lamellen: hellgelb, mit Zwischenlamellen, sehr eng stehend
    Lamellenschneiden: fein gesägt

    Lamellen-Stielübergang:
    frei
    Stiel: oben gelb, nach unten rosa-orange werdend, Spitze leicht bereift, längsfaserig, fest, hohl
    Stielbasis:
    mit weißlichem bis leicht rosa Mycelfilz, leicht wurzend, Wurzel+Myzelfilz+Erde lässt die Basis knollig aussehen
    Fleisch:
    creme-rosa
    Größe: Hutdurchmesser ca. 2,5-3,5 cm, Stiellänge 5-7 cm, Stieldurchmesser ca. 3 mm
    Sporenpulverfarbe: hellgelblich
    Geruch: unzerrieben leicht pilzig, zerrieben deutlich pilzig und fruchtig
    Geschmack:
    gut pilzig, mild, auch nach langer Kauzeit
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    [font="Arial"]Man landet hier bei Gymnopus dryophilus, ocior, aquosa.
    Schaut man sich die Literatur zu diesen Arten an, erkennt man dass Unstimmigkeit über die Trennungs-Merkmale herrscht.
    Schaut man sich die aktuellsten Gen-Sequenzen an, erkennt man dass sich hinter diesem Arten-Komplex sehr wahrscheinlich mehr versteckt als diese 3 Arten.
    Die Untersuchung des oft genannten Trennungsmerkmales - die Form der Cheilozystiden will ich noch machen - habe es aber noch nicht geschafft.
    Anhand des starken Geruches bleibt aber wohl nur der Gemeine Waldfreund-Rübling (Gymnopus dryophilus) übrig...

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    [font="Arial"]Sporen:
    (4) 4.8 - 5.6 (6.2) x (2.5) 2.6 - 3 (3.2) µm
    Q = (1.4) 1.7 - 2 (2.2) ; N = 39
    V = (16) 18 - 26 (34) µm ³
    Me = 5.2 x 2.8 µm ; Qe = 1.9 ; Ve = 21 µm ³

    [/font]
    [font="Arial"]Fundnummer: 2016-05-31-1654

    Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Erde unter Weißdorn, nebst Ahorn
    Fundzeit: 31.05.2015
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    konvex
    Huthaut: weiß mit rosa Flecken, mehlig-flockig, altes Exemplar mit "Eiskristallen" bedeckt, junges Exemplar tränend auf Huthaut (nicht durch Witterung verursacht)
    Hygrophanität: nein
    Hutrand: beflockt, fein eingerollt
    Lamellen: creme mit leichtem aber deutlichem Gelbstich, mit Zwischenlamellen, Randlameletten, mit Queradern
    Lamellenschneiden:
    ohne Besonderheiten
    Lamellen-
    Stielübergang: angeheftet aussehend, sind aber frei
    Stiel: Spitze hat eine kahle Zone, dann abrupt stark beflockt, nach unten rosa werdend, hohl, ohne Ring oder Ringzone (der Ring ist nicht abgefallen - auch das junge Exemplar hat absolut keinen Ring oder Ringzone)
    Stielbasis:
    knollig
    Fleisch:
    Hut weiß, Stiel oben oben creme, dann rosa, Basis rotbraun, Zentrum weiß, im Schnitt leicht rotbräunend
    Größe: Hutdurchmesser ca. 1-2 cm, Stiellänge 3 cm, Stieldurchmesser ca. 1,5-2,5 mm
    Sporenpulverfarbe: weiß
    Geruch: neutral, zerrieben fruchtig/parfümiert
    Geschmack:
    nicht probiert
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    [font="Arial"]Das ist der Weiße Flockenschirmling (Cystolepiota hetieri):

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    [font="Arial"]Sporen:
    (4) 4.1 - 4.7 (4.9) x (2.1) 2.2 - 2.6 µm
    Q = (1.6) 1.7 - 2.1 (2.3) ; N = 29
    V = (10) 11 - 16 (17) µm ³
    Me = 4.4 x 2.4 µm ; Qe = 1.9 ; Ve = 13 µm ³

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    [font="Arial"]Fundnummer: 2016-05-31-1711
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    [font="Arial"]Ein hübscher Gold-Mistpilz (Bolbitius vitellinus):

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    [font="Arial"]Dann noch schnell in Oma's Garten:

    Fundnummer: 2016-05-31-1750
    Maipilze (Calocybe gambosa)
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    [font="Arial"]Das war's für heute....
    Beste Grüße
    Dieter
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dieter!


    Ist ja top, mal wieder! :thumbup:
    Bei dem Mehlschirmling täten mich mal die Hymenialzystiden interessieren. Ich vermute nämlich fast: Der hat gar keine.
    Cystolepiota seminuda verfärbt ja auch von der Stielbasis her (und hat keine richtigen Cheilos). Bisweilen bildet die Art auch mal etwas kräftigere Fruchtkörper. Cystolepiota hetieri kenne ich mit etwas anderem Habitus. also kürzerem Stiel im Vergleich zur Hutbreite, und vor allem mit wirklich unmittelbar bei Berührung rötender Hutoberfläche. Später schwärzend. Ein Blick auf die Zystiden, und man hat das in trockenen Tüchern. Bzw... Mit Zystiden gibt es ja noch ein paar Nachbararten von C. hetieri...



    LG, Pablo.


  • Bei dem Mehlschirmling täten mich mal die Hymenialzystiden interessieren. Ich vermute nämlich fast: Der hat gar keine.
    Cystolepiota seminuda verfärbt ja auch von der Stielbasis her (und hat keine richtigen Cheilos). Bisweilen bildet die Art auch mal etwas kräftigere Fruchtkörper. Cystolepiota hetieri kenne ich mit etwas anderem Habitus. also kürzerem Stiel im Vergleich zur Hutbreite, und vor allem mit wirklich unmittelbar bei Berührung rötender Hutoberfläche. Später schwärzend. Ein Blick auf die Zystiden, und man hat das in trockenen Tüchern. Bzw... Mit Zystiden gibt es ja noch ein paar Nachbararten von C. hetieri...


    Aha - OK, danke für den Hinweis - das wusste ich alles nicht da absoluter Erstfund.
    OK das werd ich auf jeden Fall näher untersuchen und hier mitteilen - dauert ein Bisschen.
    Beste Grüße
    Dieter

  • [font="Arial"]Hallo Pablo und alle anderen,
    also das wird ein Problem.
    Ich untersuchte zunächst die Lamellenschneide.
    Es gibt dort Zystiden - bzw nehme ich an dass es Zystiden sind nenne sie aber mal vorsichtig "unbekannte Elemente".

    [/font]
    [font="Arial"]Zystiden (unbekannte Elemente):
    keulig, ohne Besonderheiten
    (15.8) 17 - 22.7 (23.2) x (6.9) 7.2 - 8.9 (10.7) µm
    Q = (2.1) 2.2 - 2.8 (3) ; N = 9
    Me = 20.1 x 8 µm ; Qe = 2.5


    Basidien:
    4-sporig
    (19.7) 19.73 - 22.17 (22.2) x 5.5 - 5.6 µm
    Q = (3.5) 3.51 - 4 ; N = 2
    Me = 21 x 5.6 µm ; Qe = 3.8

    Schnallen:
    nicht gesehen, heißt aber nicht dass keine da waren


    [/font]
    [font="Arial"]Und nun haben wir ein Problem!
    Denn diese passen nicht zu Cystolepiota hetieri.
    Ich schlüssle nach Gröger und es passiert folgendes:

    [/font]
    [font="Arial"]1 > 1b > 2 > 2b > 3 > 3b > 4 > 4b > 6 > 6b > 7 > Sackgasse aber hinweis bei 7a: Lepiota cystophoroides --> nein passt auch nicht - Sporen zu klein.
    Also endgültig Sackgasse.
    [/font]


    [font="Arial"]Tja, was machen wir denn nun?
    Beste Grüße
    Dieter

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    [font="Arial"]
     

    [/font]

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    nur mal so ne Idee. Kann es sein, dass die keuligen Strukturen vielleicht Basidiolen sind?


    l.g.
    Stefan

  • Danke Stefan,
    ja das kann sein, aber sie sind doppelt so dick bei ungefähr gleicher Länge - ich denke deshalb eher an Zystiden.
    Basidolen sind normalerweise kleiner als Basidien soweit mir das bislang bgegenet ist - weiß jemand diesen Zusammenhang? (also wie groß sind Basidolen im Verhältnis zu den Basidien?)
    Beste Grüße
    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dieter!


    Hast du einen Ludwig I zur Hand? Oder Persoonia 13(3): 325?
    Da erwähnt Ludwig eine von Else Vellinga in der Zeitschrift vorgestellte Kollektion von Hujsman aus dem seminuda - Umfeld, nur eben mit Cheilos und etwas größeren Sporen (die lustigerweise nach Ludwigs Notiz ziemlich gut zu deinem Fund passen können).
    Ist aber vielleicht auch wieder zu weit hergeholt. Aber eine Cystolepiota sollte das schon sein, und wenn mit gröger nicht schlüsselbar...



    LG; Pablo.

  • Hey Pablo,



    Hast du einen Ludwig I zur Hand? Oder Persoonia 13(3): 325?


    Aber logisch - beides ;)



    Da erwähnt Ludwig eine von Else Vellinga in der Zeitschrift vorgestellte Kollektion von Hujsman aus dem seminuda - Umfeld, nur eben mit Cheilos und etwas größeren Sporen (die lustigerweise nach Ludwigs Notiz ziemlich gut zu deinem Fund passen können).


    Ach du dickes Ei! Ja, aber asbsoult - die Mikrozeichnung auf Seite 322 von Persoonia 13(3) stimmt gut mit meinen Pilz überein.
    Lecko Mio! Na das ding wird sequenziert - das ist ja wohl logisch.
    Ich gebe ihm vorerst den Arbeitsnamen Cystolepiota seminuda var. vellinga ;)
    Ich sage Euch bescheid was ich raus finde...
    Greets
    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Und wieder mal bin ich begeistert, wie tief Erhard Ludwig für sein Werk recherchiert hat und was man da so alles finden kann. :)
    Nicht nur zum vergleichen ist das eine tolle Sache, sondern auch als Ansatz für die "Spurensuche" bei ungewöhnlichen Funden.


    Zur Abrundung noch ein paar Bildchen von Cystolepiota hetieri:





    Bild 2 & 3 zeigen die selbe Kollektion, Mikros von Kollektion 1.



    LG, Pablo.

  • Hi Pablo,
    danke, auf den letzten Bild unten rechts sehe ich aber auch Cheilos ohne auswüchse.
    Vielleicht hatte ich zufällig en Lamellenstück ohne diese.
    Ich werde hier nochmal auf die Suche gehen - un dauch die Pleuros und Velumzellen aufnehmen.
    Mal sehen was ich raus finde.
    Auf jeden Fall hatte mein Fund nicht das röten beim trocknen.
    Beste Grüße
    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dieter!


    Anscheinend hatten mich mikroskopisch mehr die untypisch ausgeprägten Zellen interessiert bei den Cheilos. ;)
    Direkt oberhalb der Mickeymouseohren - Zystide wäre zB noch eine typisch ausgeprägte lageniforme Zelle mit moliniformem Halsteil, aber die ist unscharf.
    Nach Pleuros muss man bei Cystolepiota auf jeden Fall gucken. Aber auch Makroskopie ist wichtig: In der Hinsicht passt mE. dein Fund auch nicht recht zu Cystolepiota hetieri, sondern mehr zu C. seminuda (s.l.). Aber ich kenne auch nur vier Arten der Gattung (wenn man Cystolepiota pulverulenta auch da einschließt).



    LG, Pablo.

  • OK, ich schau noch mal was ich alles an Daten aufnehmen kann.
    Wird schwer die nächsten Tage, weil es ja wieder voll los geht.
    Im Hintergrund laufen ja nun wieder die Schwergewichts-Pilztouren los ;)
    Greets
    Dieter