Hallo zusammen,
nach Teil 1 geht's nun weiter mit Impressionen unseres Eifelurlaubs:
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Endlich (!) mal ein Schleimpilz im Thread und zwar Enteridium lycoperdon (Stäublings-Schleimpilz). Ich dachte bei der Farbe erst, ich hätte vielleicht etwas Besonderes vor mir, aber die Mikro-Merkmale behaupteten Gegenteiliges.
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Ein Dreierpack (+ Hypoxylon fuscum) gab ein Ast her, wohl Hasel. Neben der Eutypella alnifraga aus Teil 1 gab es noch Rosellinia corticium, die man an dem Basalfilz und den großen Sporen mit langer Keimspalte erkennen kann.
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Daneben gab es dann an besagtem Totholz-Ast noch Glyphium elatum (Keilförmiger Kernpilz), über den ich mich sehr gefreut hab, hatte doch Ralf mir vor zwei oder drei Jahren diese Art erstmals gezeigt. Die hat sich eingeprägt und es fühlte sich wie ein Wiedersehen an.
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Auf einer anderen Tour, bei der wir ein Kalkgebiet - einer Karte von Rainer folgend - auf eigene Faust aufsuchen wollten, gab es dann zwar keine Kalkarten, aber dafür die Scheibenlorchel (Discina perlata) an einem Holzstapel sehr ausgeprägt wachsend. Und: Zum ersten Mal konnte ich reife Sporen finden.
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Die Schuppen-Hundsflechte (Peltigera praetextata) mit ihren kleinen Zähnchen ist den meisten ja durch die außergewöhnliche Optik schon bekannt. Wir konnten sie auf der Tour an einigen Stümpfen finden.
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Die Verfärbung dieser Pflanze hatte nichts mit einem Pilz zutun. Das für Kalkgebiete typische Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis) setzt beim Trocknen einen Farbstoff frei, der die Pflanze derartig färbt. Im Hintergrund übrigens der Schuppenwurz des letzten Teils. Wir hatten die Stelle noch einmal aufgesucht, weil wir ohnehin in der Gegend waren. Dieses Mal sahen wir scheinbar genauer hin. Der richtige Tipp kam übrigens von Jule, die ich kontaktierte und fragte, was ich da vor mir hab. Danke!
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Der hier in letzter Zeit oft diskutierte Birnengitterrost (Gymnosporangium sabinae) konnte in der Wacholderheide, die wir wenig später anfuhren, natürlich auch nicht fehlen. Wacholder-Spaltlippen übrigens auch nicht, falls die Turbo-Kartierer unter euch die Art noch nicht kennen sollten.
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An Nadelholz gab es dann noch einen bisher unbestimmten Kernpilz, für den dieser auffällige Dorn und eine filzige Basis typisch sind. Der Fund war an Nadelholz. Unter dem Mikroskop fand ich nur die gezeigten Sporen, die ich aber eher für Fremdsporen halten würde. Jemand zufällig eine Idee?
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CUT (eigentlich nur einer von vielen, aber der für die "Story" wichtigste)
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Am letzten Tag vor meiner verfrühten Abreise gab es noch einmal eine gemeinsame Tour mit Rainer, der meine Mutter und mich in ein Totholzgebiet bei Gerolstein führte. Dort konnte ich endlich mal ungehemmt Stöckchendrehen. Beeindruckend war nicht nur die Anzahl der Schleimpilzarten, sondern vor allem die Anzahl der einzelnen Funde. Rund alle 30 cm war eine Ansammlung von Metatrichia vesparium zu finden und das auf bestimmt 15 x 15 Metern Totholzfläche. Natürlich gab es auch die recht häufigen Kelche Hemitrichia calyculata, von der Nachbarart (Hemitrichia clavata) gut mikroskopisch durch das engmaschine Capillitium zu trennen.
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Hier das zuvor erwähnte Wespennetz (Metatrichia vesparium) - omnipräsent!
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An dieser Art, die ich aufgrund der Skulpturlosigkeit leider nur bescheiden ablichten konnte, hatte ich länger zu knabbern. Arcyria war klar, aber keine Art passte so richtig. Der Tipp kam dann von Ulla (Danke!): Arcyria minuta. Die Art ist jung rötlich und blasst später zu dieser leichtoliv-mattgelben Farbe aus. Den soll man mal erschlüsseln...
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Die meiner Erfahrung nach häufigste Trichia-Art durfte natürlich auch nicht fehlen: Trichia varia. Die makroskopisch durchaus variable Art, die hier größtenteils nur leere Becher zurückließ, lässt sich mikroskopisch problemlos durch die 1 bis 2 (statt mehr) Spiralleisten am Capillitium erkennen und gezielt von den anderen möglichen Arten unterscheiden.
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Ein schöner Nebeneffekt beim Stöckchendrehen. Häufiger mal kommen Vier-, Sechs- oder Achtbeiner zum Vorschein. Hier ein Bergmolch.
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Viele Monate lang hatte ich die Art immer nur gesehen, konnte sie aber nicht zuordnen. Irgendwann vor rund einem Jahr kam dann der entscheidende Tipp (über Facebook war's, glaube ich). Auch das hier dürfte eine eher blasse Variante von Haplotrichum aureum sein.
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Noch ein Unbestimmter, sofern es denn überhaupt ein Pilz ist. Diese Waben ohne Deckel (der aber wohl, wie unter der Stereolupe bei einem Fruchtkörper erkennbar, jung vorhanden war) zeigten mikroskopisch keinerlei pilzige Strukturen, auch keine Sporen. Vielleicht hat ja jemand eine Idee: Kernpilz, Produkt von Insekten, alles offen.
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Bei der gezielten Suche nach Schleimpilzen ist diese Art gar nicht so selten: Polycephalomyces tomentosus. Das sind die kleinen weißen Stiele mit Kugel, die auf verschiedenen Schleimpilzarten wachsen, hier auf Metatrichia floriformis.
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Ein Gattungsnachbar von der zuvor gezeigten Trichia varia ist Trichia persimilis, die man nicht nur an den mehr als 2 Spiralleisten voneinander abgrenzen kann, sondern auch durch die grobnetzige Struktur auf den Sporen.
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Metatrichia floriformis gab es wenig später auch ohne Befall.
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An derselben Stelle war dann noch Arcyria (cf.) denudata zu sehen, bei der sich das Capillitium - wohl aus Protest - neben Stiel und Kelch gesetzt hat.
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Und ein letzter Schleimer, der hier flächendeckend einen Baumstumpf bewuchs: Trichia botrytis.
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Man darf bei der Suche natürlich nie den Blick nach links und rechts bzw. auf die Oberseite der Hölzer verlieren. Dieses im Detail wunderschöne Moos war dort zu sehen.
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Danach fuhren wir dann einige Stellen an, an denen Orchideen zu finden waren / zu finden sein sollten / grundsätzlich zu erwarten sind. Diese Biene bewegte sich nicht und diente damit als dankbares Fotoobjekt. Als ich wenig später nachschaute, ob sie vielleicht gar nicht mehr lebte, flog sie entrüstet davon.
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In den Kalkbereichen überall zu sehen: Die ganzkörperbehaare Küchenschelle/Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris).
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Und abschließend kein Pilz, sondern eine Orchidee: Orchis mascula - Männliches Knabenkraut. An der Stelle nochmals einen lieben Dank an Rainer fürs Zeigen der Stellen, Begleiten und dieses Mal auch für den Fahrservice.
Ich hoffe, dass auch die zweite Tour gefallen hat, obwohl Morcheln fehlten und die Pilze wesentlich kleiner und damit auch z. T. unfotografierbarer wurden. Ich übe immer noch mit meiner Kamera und habe das Ziel, irgendwann das Bestmögliche rauszuholen, aber das braucht bekanntlich Erfahrung und Geduld.
Ich danke erneut fürs Mitgehen und nochmals für die netten Worte zum 1. Teil.
Liebe Grüße
Jan-Arne