Kartierungsexkursion ins Tal der Düssel bei Erkrath

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  • Hallo zusammen,


    es gibt da einen größeren Bach, der vom Bergischen Land in westliche Richtung durch das Niederbergische zu einem größeren Dorf hin fließt und diesem dann seinen Namen gibt: Die Düssel. Gestern waren wir vom Mykologischen Arbeitskreis Bergisches Land (wieder einmal mit Unterstützung von zwei lieben Freunden aus dem Arbeitskreis Pilzkunde Ruhr) unterwegs, um die Funga des Düsseltales bei Erkrath (zwischen Wuppertal und Düsseldorf) einer ersten Sichtung zu unterziehen. Und wie von Klaus Büchler versprochen, fanden wir eine sehr schöne Landschaft vor, die von diesem Bach und von dem Untergrund (Kalk!) geprägt war.


    Schon auf dem Hinweg vom P&R-Parkplatz bei Hochdahl-Millrath gab es Orchideen (Großes Zweiblatt, Listera ovata) und viele Kalkzeiger zu sehen. Pilzliche Highlights hier schon waren der Schuppige Porling (Polyporus squamosus)

    und die ersten Maipilze (Calocybe gambosa)
    .
    Um diese herum zahlreiche Weinbergschnecken, die so zahlreich im Bergischen Land nur auf Kalkböden vorkommen.
    Auf abgefallenen Zweigen fanden sich zahlreiche Flechten; mal sehen, was wir davon in die Fundliste aufnehmen können.

    Der Muschelförmige Feuerschwamm (Phellinus conchatus) war offenbar nicht nur für mich neu.


    Wenig später ging es dann talwärts, vorbei an Kalkzeigepflanzen wie Aronstab (häufig mit schönen schwarzen Flecken, weshalb er ja auch Arum maculatum heißt) und Waldbingelkraut (Mercurialis perennis) in schönen großen Beständen.
    Die üppig wachsenden Scharbockskräuter wiesen gleich mehrere Rostpilze und einen Brandpilz auf. Überhaupt waren Phytoparasiten nicht gerade selten, wie wir noch sehen werden.


    An der Düssel angekommen,

    fanden wir zahlreiche Stellen mit naturnahem Fließverlauf, daneben aber auch eine kleine Fahrstraße, die uns z.B. zu einem alten Kalkofen führte.

    Dort zeigte sich dann auch, dass die heute naturnahe Landschaft schon früh durch zahlreiche Steinbrüche "erweitert" wurde:


    Wo Kalk ist, da gibt es dann gleich auch andere Lebewesen als im großen Rest des Bergischen Landes, wie z.B. diese Schnecke


    Damit wir die Wanderung auch für Ascomyten-Liebhaber wie Ralf (RaDa) attraktiv gestalten konnten, hatten wir extra Bereiche bestellt, auf denen die Vegetation etwas schütter war. Und dort kamen dann auch Ralfs Lieblingspilze zum Einsatz:


    Und damit es nicht langweilig wird, haben wir es so aussehen lassen, als wären es mehrere Arten (am Ende doch alles Peziza micropus)


    Wenige Meter weiter im Auwald an der Düssel einige pflanzliche Highlights: Gelbes Buschwindröschen (Anemone ranunculoides, im Bildvordergrund rechts), Bärlauch (Allium ursinum), auf dem Mario gleich einen in Pilze Deutschlands nur einmal nachgewiesenen Rostpilz (Caeoma allii-ursini) finden konnte, "fette" Hirschzungenfarne (Asplenium scolopendrium) usw.


    Und immer wieder Aronstäbe mit schon von oben erkennbaren Rostpilzen, die sich dann als Puccinia sessilis ansprechen lassen.


    Direkt am Weg dann ein kleiner Vorgarten mit Stockrosen, die Malvenrost (Puccinia malvacearum) aufweisen


    Und schließlich zum Abschluss unserer Begegnung mit der Düssel ein Auwaldbereich mit üppiger Krautschicht, Tüpfelfarnen (Polypodium vulgare agg.), z.T. auf lebenden Erlen wachsend, Rotrandigen Baumschwämmen (Fomitopsis pinicola) am Totholz, Sumpfdotterblume (Caltha palustris) sowie üppigen, weil sehr gut gefütterten Brennnesseln, die natürlich direkt von einem Rostpilz befallen sind: Puccinia urticata mit z.T. grotesk großen Wucherungen im Brennnesselblatt.




    Fazit: Eine tolle mykologische Kartierungsexkursion in einem Gebiet, wo wir dringend noch mal genauer gucken müssen!


    Und mehrere spannende Aufgaben sind zu erfüllen: Ich muss eine Fundliste für diese artenreiche Landschaft erstellen (gibt es dann unter http://www.mykologie-bl.de/), Ralf hat einen Becherling, der sich zunächst nicht ganz so verhielt wie er sollte (https://www.pilzforum.eu/board/thema-brauche-peziza-hilfe), und fast jeder unserer Pilzfreunde hat noch ein paar zu bestimmende Exemplare für's Restwochenende mitgenommen.


    Aber genau so haben wir es ja gewollt!!!


    Schöne Grüße vom MAB aus dem Bergischen Land
    Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    schöne Runde und ein paar tolle Funde habt ihr da. :thumbup: Was mich erstaunt: Puccinia sessilis kenne ich bisher nur vom Bärlauch. Seid ihr euch da mit der Bestimmung sicher?


    Macht da mal im Herbst noch eine Exkursion hin und stellt dann bitte die Phlegmaicen ein. :evil: So ein schönes Gebeit schreit ja förmlich danach. Ich helfe auch gerne bei der Bestimmung. :saint:


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier


  • Hallo Stefan,


    auf diversen Seiten des Internet wird auf die Art als Phytoparasit des Aronstabes hingewiesen, z.B. unter
    https://www.pilzforum.eu/board…he-kleinpilze-an-aronstab
    https://de.wikipedia.org/wiki/Puccinia_sessilis
    usw.
    Ich hätte speziell nach der Darstellung von Julia keine Scheu, mich dieser Wertung anzuschließen. Insofern wichtig, dass du da noch mal kritisch nachfragst, aber ich bin mir auch nach den makroskopischen Bildern ziemlich sicher, dass es passt.
    Habe allerdings selber nicht mikroskopiert.


    Viele Grüße
    Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich schlage morgen mal im Klenke/Scholler nach. Wenn Jule sagt, dass P. sessilis an Aronstab vorkommt, dann passt das. Sie ist ja ohnehin für mich eine wichtige Mentorin in Sachen Phytos; neben Friedemann Klenke versteht sich. ;) Ich hab mich nur gewundert, dass ein Rostpilz, der eine Alliaceae befällt auch Aronstab, der zu einer vollkommen anderer Familie gehört, besiedeln kann, das ist alles.


    l.g.
    Stefan


  • Hi,


    ich schlage morgen mal im Klenke/Scholler nach. Wenn Jule sagt, dass P. sessilis an Aronstab vorkommt, dann passt das. Sie ist ja ohnehin für mich eine wichtige Mentorin in Sachen Phytos; neben Friedemann Klenke versteht sich. ;) Ich hab mich nur gewundert, dass ein Rostpilz, der eine Alliaceae befällt auch Aronstab, der zu einer vollkommen anderer Familie gehört, besiedeln kann, das ist alles.


    l.g.
    Stefan


    Das, lieber Stefan,


    gehört allerdings auch für mich zu den Mysterien der Pilzkunde. Vielleicht sind das Varietäten?


    Ich bin gespannt auf die Auflösung.


    Einen schönen Sonntag noch
    Jörg

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Jörg,


    das Gebiet sieht interessant aus und irgendwann schaffe ich es sicher mal Euch zu begleiten. Puccinia sessilis hatte ich übrigens am Wochenende ebenfalls 2x an Aronstab.


    LG Karl


    Hi,


    ich hab vorhin nochmal im Klenke Scholler nachgeschlagen. An Aronstab kommt Puccinia sessilis und Melampsora allii-populina vor; beides Arten, die auch auf Bärlauch zu finden sind.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    eine schöne Tour war's. Und eine Gegend, die man sich unbedingt merken sollte!


    Von mir nur noch wenige Bilder:


    Lasiosphaeria ovina - Eiförmiger Kohlenkugelpilz



    Polycephalomyces auf Trichia varia



    Und dann gab's noch einen erfreulichen Erstfund für mich - wohl eigentlich gar nicht selten, aber halt Kernpilzzeug... ;) Eschen standen da auf jeden Fall genug rum und deshalb war dort auch Hypoxylon intermedium (syn. Hypoxylon fraxinophilum) zu finden.



    Liebe Grüße und ich freue mich schon auf die nächste Tour!


    Jan-Arne


    PS: Die Liste mit nachbestimmten Arten kommt dann per Mail, Jörg. :)

  • Hey, den Bericht habe ich ja fast verpasst, geht gar nicht. Ja das war echt eine tolle Tour. Und auf jeden Fall zu wiederholen.


    Ich kann nicht viel dazu beitrage außer.


    Caeoma allii-ursini







    Hyphodontia arguta




    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag


    Hey, den Bericht habe ich ja fast verpasst, geht gar nicht. Ja das war echt eine tolle Tour. Und auf jeden Fall zu wiederholen.


    Ich kann nicht viel dazu beitrage außer.


    Caeoma allii-ursini


    Hi,


    deine Caeoma sind eigentlich 2 Arten und zwar beides Melampsoras. Eine macht einen Wirtswechsel zu Pappel und die andere zu Weide. Beide sind im Caeoma-Stadium so gut wie nicht auseinanderzuhalten; max. über die Form der Spermatogonien.


    Das aber nur mal als Ergänzung.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier