Hallo,
kleine Bestimmungsübung mit kleinem braunen Pilz, das soll die Überschrift bedeuten.
Oder auch "Fingerübung durch Buchblättern und Tastaturklimpern", was führt zum Ziel - und ob überhaupt ...
bezieht sich auch ein bisschen auf diese Frage von Grüni hier (welche Bücher) ab hier:
Im SW war es ja so trocken - und trotzdem stolpert man hin und wieder über einen Pilz - und sollte man sich den näher anschauen, klein, braun, unscheinbar ... aber eines ist sicher: noch nie gesehen, also NEU! FREU!
Fund vom 21.04.2017,
Hochrhein, Laubmischwald auf Kalk, bei Buchen in der Laubstreu, bei trockenem warmen Wetter
Größe der 3 Pilze, Hutdurchmesser 15 bis 40 mm, in der Mitte mit einem kleinen Buckel oder Papille
Stiellänge max. 40 bis 50 mm, 2-3 mm dick, seitlich abgeplattet
Stiel hohl, ohne Ring, faserig, keine Bereifung erkennbar (auch nicht ganz oben) unten etwas dicker und wurzelnd
Farbe des Hutes ein absolut fahles Grau-braun, Farbe des Stieles sehr ähnlich (sehr schwierig vor Ort zu fotografieren, wegen gelb-grünem Licht, Sonne durch jg. Blätter, die Oberfläche erschien mir auf dem Kameramonitor immer zu gelblich, trotz div. Versuchen - also die Pilze sind nicht gelb-braun, nicht rot-braun, nicht oliv-braun - die "Studioaufnahmen" sind optimiert.)
Oberfläche des Hutes ein leicht faserig-wolliges und dabei doch anliegendes aufschülferndes Etwas, ob hygrophan oder nicht habe ich nicht überprüft, leicht einreißend
Fasern bis zum Rand, keine Riefung oder Streifung erkennbar, ev. eine leichte Schwärzung an manchen Stellen,
auch beim kleinsten Pilz kein Velum erkennbar
Farbe von Hutfleisch (sehr dünnes Hutfleisch) und Stielfleisch weißlich-grau-braun, im Stiel unten geschwärzt, möglicherweise ist da auch eine rötliche Stelle
Farben der Lamellen ein fahles Braun, Lamellen sehr bauchig, sehr schmal angeheftet, optisch relativ glatte Schneide, bei den größeren Pilzen mit einem Ansatz von Anastomosen (jedenfalls mit seltsamen seitlichen Auswüchsen an den Lamellen).
Geruch: vorhanden, aber uneindeutig, irgendwie erdig-pilzig mit spermatischer Komponente
Geschmack: nicht überprüft
Sporenpulver: hat nicht ausporen wollen
Als ich die Pilze sah, ging ich von einem Dunkelsporer aus, der einreißende faserige Hut und der mit etwas Mühe als spermatisch interpretierte Geruch lies mich als erstes an Risspilz denken.
Die sehr bauchigen Lamellen, die Anastomosen und der hohle und wurzelnde Stiel verwunderten mich ... hier wäre dann der Punkt gewesen, per Internet zu überprüfen, ob es das bei Inocybe gibt.
(Habe ich jetzt gemacht: hohle Stiele gibt es wohl, aber so mit Wurzeln, da liest man nichts, zu Anastomosen habe ich auch nichts gefunden.)
Da ich an Risspilz dachte (und offline war) habe ich zuerst in den Bon geschaut und komme mit den sichtbaren Merkmalen (keine Knolle, nicht bereift, Hutform und -farbe) so ungefähr auf Inocybe glabripes (microspora) - Bilder dazu gibt es im Laux und im Gerhardt nicht.
Der Bildvergleich und die Beschreibungen im Web sagen aber doch eher : Neee!
Der wäre farblich "freudiger", Hut beim jungen Pilz mit sichtbarem Velum, Hutfarbe zum Rand hin heller, Stiel ganz oben doch leicht bereift und wie bepudert, doch eher leicht knollig der Stiel.
ALTERNATIVEN ? Mmmmh ... vielleicht ja gar keine Braunsporer, sondern ein Rotsporer?
Mal bei Entoloma schauen, da gib es (sehr) viel.
Also wieder (offline) in den Bon geschaut, bei Untergattung Nolanea und ähnlichen, aber wolligeren Pilzen gelandet, grobe Annäherung an Entoloma araneosum, Silberfaseriger Rötling.
Aber wie silber-faserig ist silber-faserig - und außerdem ist der sehr selten, Standort und Erscheinungszeit fraglich.
Da ich ja den Gröger habe, schau ich da mal rein (offline) ....120 Seiten Entoloma, nach Mikromerkmalen verschlüsselt ...
o.k. manche Hutzellenmerkmale und Stielzellenmerkmale korrelieren ja "irgendwie" mit dem äußeren Erscheinungsbild ... "irgendwie" + Farbe, Form, Geruch, Erscheinungszeit, Standort ... ergab mit vielen JA-ABERS eine Liste zum Nachschauen im Web:
Entoloma vernum, nitens, araneosum, canosericeum, plebejum z.B.
Aber der Bildvergleich hinkt stark bei all den graueren Pilzen und bei den wolligeren und bei den seidigeren Pilzen.
Mein "Schluss" ist, dass es sich wahrscheinlich um eine ausgetrocknete, ältere (und deshalb so helle) auffasernde Kollektion von Entoloma vernum handeln könnte (auch wg. Erscheinungszeit, Standort und Geruch) - und ich habe wenig Skrupel, den bei mir - ist ja geheim, weiß ja keiner ... unter Entoloma cf. vernum abzulegen (wohl wissend, das das keine sichere Bestimmung ist)
Im Laux und im Gerhardt ist Entoma vernum abgebildet, danach käme man vom Bild her nicht auf die Idee, mit der sehr ausführlichen Beschreibung im Laux schon eher. Entoloma plebejum ist im Gerhardt (filziger und grauer als meine Exemplare)
Noch mal ins Forum geschaut ... da schlagen sich die erfahrenen Pilzologen mit herum ...
https://www.pilzforum.eu/board…ntoloma-vernum-mit-fragen
und meiner sieht so aus wie Pablos Pilz.
Ich wage trotzdem zu fragen -
kann man dazu was sagen
außer: das ist nichts für den Magen?
Bilder auf 1200 Pixel Breite vergrößerbar, Proben sind vorhanden.