Hallo, Alle!
Über die Ostertage war ich mal ein wenig weg. Wie so oft in Oberitalien im schönen Valle Cannobina am Lago Maggiore.
Und es passierte, was passieren musste: Kaum haue ich ab, bessert sich daheim das Wetter. OK, auf den Frost hätte man verzichten können, aber endlich gab es Regen!
Dafür war im Süden das Wetter sehr schlecht, und das - wie mir erzählt wurde - seit vielen Wochen. Kein Tropfen Regen also, die Dürre forderte auch dort ihren Tribut. In der Osterwoche gab es sogar "Föhn", der um diese Jahreszeit und mit dem Wetter nördlich des Alpenhauptkammes natürlich nicht warm ist, sondern eiskalt. Der Effekt ist aber der Gleiche: Starker Wind, Luftmassen, die sich beim Abstieg erwärmen und somit von knochentrocken zu staubtrocken wechseln, dazu gleißende Sonne.
Glücklicherweise speichern die Granitmassen der Berge eine Menge Wasser auch auf lange Zeit und somit findet man immer einen feuchten Einschnitt im Hang, manchmal sogar ein wenig tröpfelndes Nass, wo normalerweise um diese Jahreszeit auch Sturzbäche von Schmelzwasser herabrinnen müssten. Aber auch Schnee gab es viel zu wenig in diesem Winter, selbst in den Höhenlagen. Die umgebenden Berge habe ich um die Osterzeit selten so wenig verschneit gesehen.
Dennoch, dem Wetter zum Trotz, waren es ein paar sehr schöne Tage und ein paar hübsche (und spannende) Eindrücke könnten dingfest gemacht werden.
Orrido St. Anna:
Kapelle, Gumpen und Schlucht am Eingang zum Valle Cannobina.
Ein Nachbartal, das Valle Loana:
...auf ca. 1250m üNN mit dem Blick auf den Talschluss und die noch verschneiten Hänge von Cima Cortechiuso und Cima della Laurasca.
Die Wiesen in dem Tal wären gute Saftlingswiesen, wenn es denn mal Niederschläge gibt. Im Frühjahr aber gibt es höchstens ein paar Blüten zu bestaunen.
Wie zB weiße Krokusse und Silberdisteln:
Sowie Seidelbast (Daphne cf mezereum):
Das Tal könnte zu Australien gehören. Im Spätsommer ersetzen dort die wunderschönen Blüten des Blauen Eisenhutes die Pracht des Seidelbast.
Auch beim Spazieren durch die Wälder im Valle Cannobina, in geringerer Höhe blüht es, hier ist die Natur viel weiter als in den Hochtälern.
Nur Pilze...
Wo sollen die auch her kommen, ohne Wasser?
Also, zumindest, wenn man von Pilzen entweder ein stattliches Gemörch oder dicke Brummer mit Hut + Stiel + Lamellen / Röhren erwartet.
Sowas ist hier nicht zu holen. Aber natürlich findet man trotzdem immer drei bis acht Krusten beim Stöckchendrehen, und den einen oder anderen Kleinpilz als Beifang. Man muss sich nur darauf einlassen.
Gespickt mit einigen Heftnabelingen (Rickenella fibula):
Und Backenzahnkreislingen (Cudoniella tenuispora):
An Stöckchen, Netziger Wachsporling (Ceriporia reticulata):
An anderen Stöckchen, Punisches Filzgewebe (Tomentella cf punicea):
...glaube ich jedenfalls momentan, bis Frank mich irgendwann eines Besseren belehrt.
An Stämmchen, Südlicher Prachtrindenpilz (Corticium cf meridioroseum):
...jedenfalls schlüsselt Bernicchia mich da recht glatt hin, ein "cf" muss ich dennoch vorerst stehen lassen.
An anderen Stämmchen, Milchweißer Eggenpilz (Irpex lacteus):
An Stapel von gelagertem Esskastanienholz, Zimtfarbene Braunfäuletramete (Antrodia malicola):
Die zwar mikroskopisch ein paar eigentümliche Sachen macht, aber insgesamt scheinen andere, ähnliche Arten noch weniger zu passen.
...erstmal die obligatorischen Kleiebecherlinge (Encoelia furfuracea):
Sowie Hasel - Rindensprenger (Vuilleminia coryli):
Und - Schwärzender Haselporling (Dichomitus campestris):
Super, der Art laufe ich schon echt lange hinterher. Nun also endlich gefunden.
Und natürlich gleich an mehreren Haselgebüschen etliche Fruchtkörper entdeckt...
...nur die zwei, die ich mitgenommen hatte, waren die Unpraktischsten: So gut wie keine Sporen dran. Was nicht so schlimm ist, da die Art in der Ausprägung ganz gut makroskopisch bestimmt werden kann.
Was sonst noch so passierte: Was halt so passiert bei schlechtem Wetter. Also monatelanger Dürre, starkem Wind und Sonne. massenhaft trockenem Gestrüpp an den Hängen, das auch nicht vom Schnee bedeckt ist (vor allem Adlerfarn, Ginster, Brombeeren...).
Der kleinste Funken reicht, der Wind bläst das immer schön an. Bei so schlechtem Wetter (also ohne regen) dauert das auch mit Hubschraubern und Löschflugzeug Tage, um so einen Brand in den Griff zu bekommen.
Am Vormittag:
In den Nächten natürlich ein besonderes Schauspiel.
Was man dazu sagen sollte: Durch den großartigen Einsatz der Feuerwehren und zivilen Helfer wurde - soweit ich weiß niemand (also keine Menschen) verletzt. Ob das feuer bewohnte Häuser in Olzeno oder Gurrone oder dazwischen zerstört hat, weiß ich nicht. Muss ich mal nachfragen. Olzeno wurde jedenfalls vorübergehend evakuiert, wie ich hörte.
Bei uns, auf der anderen Seite der Schlucht, kam das Feuer diesmal nicht an. Auch dafür einen Dank an die "Firefighters".
Hoffentlich regnets da unten jetzt auch so schön wie hier.
Dann kann ich mich schon mal aufs Brandstellenpilzegucken im kommenden Frühjahr und Herbst freuen.
LG, Pablo.