Liebe Pilzfreunde,
gestern bin ich zu einer Tour in den Kocherwald bei Bad Friedrichshall aufgebrochen, einem am Neckar gelegenen Waldstück (für Fachleute: Stellario-Carpinetum) mit einigen angrenzenden Rasen-Freiflächen, welches schon früh im Jahr relativ viele interessante Pilze hervorbringt. Insgesamt waren immer noch die üblichen voreilenden Frühlingsarten dominant, aber wenn das Wetter jetzt tatsächlich umschlägt, so wie es vorhergesagt wird, könnte es dort in zwei bis drei Wochen richtig brummen mit Täublingen, Hainbuchenröhrlingen, Eichenfilzröhrlingen oder Sommersteinpilzen.
Hier nun meine Funde:
ein alter Schlappen von einem Becherling, Schüsseldurchmesser knapp 10 cm, mutmaßlich eine Peziza
die wirklich allerletzten Mairitterlinge für diese Saison
ein dafür im Startloch stehender, aus der Erde herausspitzender Stadtchampignon
ein Baumstumpf, der dicht mit Glimmertintlingen besiedelt war... aber halt, da ist doch wohl ein Fremdling bei!? Wer erkennt ihn?
eine der im Kocherwald häufig vorkommenden Psathyrellen: wahrscheinlich das Weißstielige Stockschwämmchen (Psathyrella piluliformis)
ein Pilz ohne Eigenschaften (oberflächlich gesehen), der aber mit seinem goldbraunen, radialstreifigen Hut immer gleich aussieht, und der mikroskopisch an seinen charakteristisch würstchenförmigen Sporen sehr leicht zu erkennen ist: Buchenwald-Wasserfuß (Hydropus subalpinus); natürlich wird die Diagnose dadurch erleichtert, dass man ihn schon dutzendfach in diesem Waldstück gefunden hat
und zum Schluss noch zwei etwas feinere Pilze:
- ein Erdritterling unter Eiche, der nicht so ohne Weiteres als Tricholoma scalpturatum oder Tricholoma argyraceum durchgewunken werden kann; zwar nach Zerkrümeln in der Hand mehlig-gurkig riechend, mild schmeckend, aber Hutoberfläche nicht entschieden schuppig, und keinerlei Velumfäden zwischen Hutrand und Stiel sichtbar, obschon ein jüngeres Exemplar - also sozusagen ein Zwischending zwischen scalpturatum und argyraceum - halt Ritterlinge
- eine kleine, komplett in einen dichten Velumpelz eingepackte, deutlich nach künstlichem Kaugummiaroma riechende Psathyrella, deren Name sich sicherlich durch Literaturwälzen herausfinden lässt (heißen so riechende Arten nicht meistens "sacchariolens"? )
Dann wollte ich noch erwähnen, dass jetzt auch direkt in meinem Garten unter der Hainbuchenhecke ein paar Erdritterlinge auftreten, nachdem sich letzte Woche dort schon eine Conocybe die Ehre gegeben hatte. Also: jetzt gemeinsam auf ein paar Gewitterregen hoffen, und dann könnte es was mit den Sommersteinis werden.
FG
Oehrling