Aporpium canescens (P. Karst.) Bondartsev & Singer
Bräunender Phragmobasidienporling
Synonyme:
- Poria canescens P. Karst.
- Aporpium caryae ss.auct.europ.
- Protomerulius caryae ss.auct.europ.
- Aporpium pilatii (Bourdot) Bondartsev & Singer
- Polyporus argillaceus Cooke
Familie: Aporpiaceae
Ordnung: Tremellales
Klasse: Tremellomycetes
makroskopische Eigenschaften: Fruchtkörper resupinat; anfangs hell, später über trüb cremefarben, altrosa / rosagrau zu graubraun verfärbend, bei Berührung und in der Endphase der Entwicklung schokoladenbraun verfärbend; klein bis großflächig, in der Wachstumsphase oft mit weißen, fransigen Rändern; Poren anfangs klein, ganzrandig, rundlich bis eckig, um 3-5/mm; im Alter auch geschlitzt, langgezogen bis fast sinuos mit unvollständigen Rändern, dann auch etwas größer, in der Breite (bei geschlitzten / sinuosen Poren die Breite messen!) um 2-3/mm; Konsistenz weich, zerreißbar, aber nicht gelatinös oder gallertig, sondern eher ähnlich wie ganz junge, gut durchfeuchtete Trameten.
mikroskopische Eigenschaften: Hyphenstruktur dimitisch, Skeletthyphen dominant, unseptiert und weitestgehend unverzweigt, im Alter zunehmend deutlich braun pigmentiert, in den Röhrenwänden oft mit auffälliger, grober Inkrustierung; generative Hyphen unauffällig, sehr dünnwandig, schwer zu beobachten, reich verzweigt und dicht verflochten, Septen mit Schnallen; Basidien kurz keulig, teils fast bläschenförmig, bisweilen gestielt, 4-sporig, zweifach längsseptiert; Sporen zylindrisch –“ allantoid; um 5-7 x 2-3 µm
Vorkommen: Eine eher seltene, europäische Art; vorwiegend an Laubholz, nach –žPoroid Fungi of Europe (Ryvarden / Melo) auch vereinzelt an Nadelholz oder alten Porlingsfruchtkörpern.
In Deutschland bisher kaum dokumentiert, vielleicht aber auch zu wenig beachtet.
Beide eigenen Funde stammen aus der nördlichen Oberrheinebene, jeweils in Rotbuchen –“ Mischwäldern auf sandigem (neutralem bis schwach basischem) Boden. Beide Kollektionen an stark zersetztem Rotbuchen –“ Stammholz mit intensiver Weißfäule, jeweils ziemlich versteckt wachsend: Einmal in einem zerfallenden Stamm, einmal an der Unterseite eines Stammstückes.
Bilder (Draufklicken für bessere Detailansicht):
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Verwechslungen: Makroskopisch mit gefühlt hundert weiteren resupinaten Porlingen. Bestimmungen in dem Bereich sind ausschließlich mit mikroskopischen Merkmalen möglich. Insbesondere in den Gattungen Antrodia, Skeletocutis, Ceriporiopsis, Oligoporus s.l., Chaetoporellus & Cinereomyces gibt es einige makroskopisch sehr ähnliche Arten. Selbst manche Inonotus –“ Arten können je nach Entwicklungsstadium täuschend ähnlich sehen.
Mikroskopisch sind die septierten Basidien (–žTremella –“ Basidien–œ) das wichtigste Merkmal. Mit dem makroskopischen Aussehen, Phragmobasidien und dominanten Skeletthyphen kommt nur noch die Gattung Aporpium in Frage.
Mikroskopisch erinnern die inkrustierten Skeletthyphen ein wenig an Skeletocutis, die kleinen Basidien etwas an Sidera. In der Summe der Merkmale (makro- wie mikroskopisch) kann man aber beide Gattungen rasch ausschließen.
In Europa gibt es nur noch eine weitere Art der Gattung: Aporpium macrosporum (Großporiger Phragmobasidienporling). Das maßgelbliche Trennmerkmal sollte die Breite der Sporen sein: überwiegend unter 3 µm bei Aporpium canescens, überwiegend über 3 µm bei Aporpium macroporum. Dazu sollten die Poren von Aporpium macroporum größer und breiter sein (1-4/mm) und die Verfärbung etwas anders (heller), mehr blass rosabraun / fleischrosa bei Aporpium canescens. Letzteres Merkmal wäre analog zu den weniger braun pigmentierten Skeletthyphen bei A. macroporum. Verfärbungen und Porengröße muss man aber wohl je nach Alter und Entwicklungsstand der Fruchtkörper kritisch betrachten, siehe die sinuos geschlitzten Poren der zweiten hier gezeigten Kollektion.
Verwechslungen können zudem mit Zitterlingsarten wie Tremella polyporina bestehen, die keine eigenen Fruchtkörper bilden, aber im Hymenium von abgestorbenen Porlingen wie Trametes oder Bjerkandera wohnen. Da gibt es aber keine Arten mit dieser Sporenform.
Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
>Aporpium macrosporum = Großporiger Phragmobasidienporling<
>Sidera vulgaris = Gemeiner Kristallknorpelporling
>Tremella polyporina = Porlings - Zitterling
>Ceriporia purpurea = Purpurbrauner Wachsporling<
Anmerkungen: Aporpium caryae (= Protomerulius caryae) im eigentlichen Sinne ist eine nordamerikanische Art, genetisch von der europäischen Aporpium canescens getrennt.
Nach Miettinen, Spirin & Niemelä in Ann. Bot. Fennici 49: 359-368 (2012) ist für diese Art der Gattungsname Aporpium vorzuziehen.
Besonderen Dank an Ursula Sauter, denn beim ersten Fund hatte ich den Pilz entnervt beiseite gelegt. Ausgehend davon, eine fruchtkörperlose Tremella gefunden zu haben, die in einem verfallenen Porling wohnt, passte da nichts zusammen (Sporenform!). Ursula hat letztlich die Bestimmung geschafft.