Hapalopilus nidulans (Fr.) P. Karst.
Zimtfarbiger Weichporling
Synonyme:
- Polyporus nidulans Fr.
- Hapalopilus rutilans (Pers.) Murrill
- Boletus rutilans Pers.
- Boletus variegatus Sowerby
- Boletus versicolor Schaeffer
Familie: Phanerochaetaceae
Ordnung: Polyporales
Klasse: Agaricomycetes
makroskopische Eigenschaften: Fruchtkörper deutlich pileat, an schrägem (überhängenden) Substrat mit mehr oder weniger deutlichen Resupinatanteilen, aber auch an Substratunterseiten mit dem Bestreben zur Hutbildung; stets recht einheitlich gefärbt, hell zimtocker bis zimtbraun; frisch weichfleischig, leicht zerreißbar, getrocknet spröde aber kaum schrumpfend, sehr leicht; Fleischfarben analog zu Hut- und Porenfarben; Hutoberfläche anfangs flauschig –“ filzig, Haare aber bald zusammenklebend und angedrückt, von der Ansatzstelle zum Hutrand hin mehr und mehr verkahlend, zuletzt glatt und feucht glänzig, dabei oft etwas rippig oder gerillt, ansonsten unzoniert; Poren anfangs rundlich bis schwach eckig, 2-4/mm, später mehr und mehr irregulär aufreißend bis sinuos; am Hutrand vor allem jung mit steriler Zone; Geruch unbedeutend, von Kauproben ist unbedingt abzusehen.
mikroskopische Eigenschaften: Hyphenstruktur monomitisch, generative Hyphen dünn- bis dickwandig, Septen mit Schnallen; Zystiden fehlen; Sporen elliptisch, glatt, dünnwandig, inamyloid; um 3,5-5 x 2-3 µm
Verwendung: Der Pilz kann zum Färben von Textilien verwendet werden. Sein Farbstoff ist allerdings hochgiftig, bei Verzehr können schwere Organschäden auftreten. Der Zimtfarbige Weichporling (und möglicherwese seine Gattungsverwandten) ist der einzige bekannt giftige Porling in Europa. Sammelt man andere Porlinge zu Speisezwecken, sollte man diese Art kennen.
Vorkommen: Weit verbreitet und stellenweise häufig; besiedelt werden abgefallene Laubholzäste und dünnere Stämme in ganz unterschiedlichen Waldgemeinschaften.
Verwechslungen: Hapalopilus croceus sollte tendenziell etwas größere Fruchtkörper bilden, die im Farbspiel greller sind, mehr ins Gelbliche oder Goldgelbe spielend. Mikroskopisch durch die deutlich größeren Sporen (um 4-7 x 3-4,5 µm)gut abgegrenzt. Hapalopilus ribicola ist (wenn man ihn als eigene Spezies akzeptiert) sehr ähnlich, soll aber nur an Johannisbeersträuchern wachsen und ist möglicherweise hauptsächlich in Nordeuropa heimisch. Hapalopilus eupatorii (= Ceriporiopsis herbicola = Hapalopilus nidulans f. resupinata) wächst resupinat und normalerweise an abgestorbenen Stengeln von krautigen Pflanzen.
Weitere makroskopisch annähernd ähnliche Porlinge ohne rote bis violette Laugenreaktion:
Das Fleisch von Riesenporlingen (Meripilus giganteus)verfärbt sich bei Verletzungen nach wenigen Minuten bis ¼ Stunde über bräunlich nach schwarz.
Ausgewachsene Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) sind schon aufgrund ihrer Größe kaum zu verwechseln. Junge Schwefelporlinge sind viel aufregender gefärbt, in leuchtenden Gelb- und Orangetönen; solange sie noch klein sind, sind sie knubbeliger und unregelmäßiger geformt als Zimtfarbene Weichporlinge.
Bjerkandera fumosa ist insgesamt etwas heller gefärbt, mehr holzfarben bis ockerbräunlich, mit einer dünnen, dunklen Schicht aus gelifizierten Hyphen zwischen Hutfleisch und Röhren, die bei Hapalopilus fehlt.
Schillerporlinge wie Inonotus radiatus (Erlen –“ Schillerporling) sind ebenfalls weniger einheitlich zimtbraun gefärbt. Die Poren frischer Fruchtkörper flecken bräunlich; die mikroskopischen Unterschiede (schnallenlose Septen, Setae) sind eklatant.
Die blasse Borstentramete (Trametes trogii) bildet deutlich festere, zähere Fruchtkörper; ebenso wie ähnliche Antrodia –“ Arten (zB Antrodia malicola).
Pycnoporellus fulgens besiedelt vorwiegend Nadelholz, auch ist er freudiger gefärbt.
Pycnoporus cinnabarinus ist fester und rot, rotbraun oder orangeockerlich gefärbt.
Blättlinge wie Gloeophyllum trabeum oder Gloeophyllum odoratum sind bedeutend fester und stabiler, sie besiedeln vorwiegend Nadelholz.
Albatrellus –“ Arten (wie zB Albatrellus confluens) sind hellfleischig, vorwiegend Bodenbewohner und sollten auch anhand ihrer Form kaum Anlass für Verwechslungen bieten.
Vergleichshinweise:
>Hapalopilus croceus= Safrangelber Weichporling<
>Hapalopilus ribicola = Johannisbeer - Weichporling
>Hapalopilus eupatorii = Krautstengel - Weichporling<
>Meripilus giganteus = Riesenporling<
>Bjerkandera fumosa = Graugelber Rauchporling<
>Laetiporus sulphureus = Schwefelporling<
>Inonotus radiatus = Erlen –“ Schillerporling<
>Trametes trogii = Blasse Borstentramete<
>Antrodia malicola = Zimtfarbige Braunfäuletramete<
>Pycnoporellus fulgens = Leuchtender Weichporling<
>Pycnoporus cinnabarinus = Zinnoberporling<
>Gloeophyllum trabeum = Balkenblättling<
>Albatrellus confluens = Semmelporling<
Anmerkungen: Die Namen –žHapalopilus rutilans–œ und –žHapalopilus nidulans–œ sind einigermaßen gleich geläufig. Es fällt schwer, sich da für einen Namen zu entscheiden: Am besten merkt man sich beide, weil beide je nach Autor regelmäßig für den Zimtfarbenen Weichporling verwendet werden. Ob man dem älteren, Persoonschen Basionym (Boletus rutilans, 1798) den Vorzug gibt, oder generell das Friessche Basionym (Polyporus nidulans, 1821) bevorzugt, ist wohl eine Meinungsfrage, die den Pilz selbst allerdings nicht weiter interessieren dürfte.
Ob Hapalopilus ribicola eine eigene Art ist, dürfte noch strittig sein; in >Miettinen O, Spirin V, Vlasák J, Rivoire B, Stenroos S, Hibbett DS (2016) Polypores and genus concepts in Phanerochaetaceae (Polyporales, Basidiomycota). MycoKeys 17: 1–“46.< wird er als eigene Spezies geführt, was wohl auch durch DNA –“ Analysen gestützt ist.