Eichhörnchen Sciurus vulgaris
Verschiedene Leute hatten das schwarze Eichhörnchen hier im Wald für einen schädlichen eingewanderten amerikanischen Konkurrenten unseres heimischen Eichhörnchens gehalten. Sie äußerten die Sorge, dass dieses schwarze Tier unser rotbraunes einheimisches Hörnchen verdrängen würde.
Die Leute waren dann überrascht, wenn ich ihnen erklärte, dass dieser schwarze Kobold ein waschechtes heimisches Eichhörnchen ist und dass es die amerikanischen Einwanderer im Gegensatz zur landläufigen Meinung noch gar nicht bis nach Deutschland geschafft haben.
Ich denke, dass es einige unter euch vielleicht interessiert könnte, ob und welche Bedrohungen für unsere Eichhörnchen bestehten und so habe ich das einmal aufgeschrieben.
Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) sind geschützte Tiere. Die gute Nachricht ist, sie sind nicht vom Aussterben bedroht. Unsere heimischen Eichhörnchen können verschiedene Färbungen aufweisen. Am bekanntesten sind die rotbraunen Hörnchen. Es gibt aber auch dunkelbraun bzw. fast schwarz gefärbte Tiere. Im Winter tragen die Eichhörnchen pinselförmige Haarbüschel auf den Ohren.
Berlin: rotbraunes Eichhörnchen
Thüringer Wald: schwarzes Eichhörnchen
Das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) ist in Nordamerika zu Hause. Es ist etwas größer und plumper als die heimischen Eichhörnchen. Es hat niemals Pinselohren und ist nicht so flink und wendig wie sein Europäischer Verwandter. Beide Hörnchen-Arten sind aufgrund ihres Körperbaus leicht voneinander zu unterscheiden.
London: Grauhörnchen im St. Jame's Park in der Nähe vom Buckingham Palace
Vor mehr als 100 Jahren wurden Grauhörnchen in England und später Italien ausgesetzt. In England haben sie große Teile der heimischen Eichhörnchenpopulation verdrängt. Das liegt daran, dass die Grauhörnchen im neuen Lebensraum erfolgreich mit den Eichhörnchen um Nahrung konkurrieren konnten. Zudem schleppten sie den Parapoxvirus ein, gegen den sie selbst immun sind, der aber bei den meisten infizierten heimischen Hörnchen tödlich wirkte. In einigen Regionen Englands hat die inzwischen auf mehrere Millionen Individuen angewachsene Grauhörnchenpopulation erhebliche Verbissschäden im Wald verursacht. Die Grauhörnchen durften in Folge bejagt und verspeist werden.
Im Jahr 2016 wurden sie in die Liste der unerwünschten Spezies in Europa aufgenommen https://de.wikipedia.org/wiki/…on_unionsweiter_Bedeutung.
Von Italien aus haben sich die Grauhörnchen bis zur Schweiz verbreitet. Im kühleren Klima und der Nadelwaldvegetation der Höhenlagen gab es jedoch die Verdrängungseffekte der heimischen Eichhörnchen nicht. Auch eine massenhafte Vermehrung konnte nicht beobachtet werden.
die Wanderung der Grauhörnchen nach Norden wird durch die Alpen erst einmal gestoppt. Sollten sie dennoch doch den Weg über die Alpen finden, gibt es bis dahin vielleicht Erkenntnisse über Möglichkeiten der Immunisierung der heimischen Hörnchen gegen das Parapoxvirus.
Feinde des Eichhörnchens
Greifvögel, Krähen, Elstern und gelegentlich Eichelhäher und Baummarder können Eichhörnchen, insbesondere ihren Jungtieren gefährlich werden. Zahllose Hörnchen verlieren ihr Leben allerdings durch das Wirken von uns Menschen. Sie werden Opfer des Autoverkehrs, von Baumfällungen oder durch Ertrinken in nicht abgedeckten Regentonnen und Swimmingpools. Viele Eichhörnchen (wie auch Igel und Vögel) fallen dem sogenannten Schneckenkorn oder phosphathaltigem Blaudünger zum Opfer. Besonders tragisch ist es, wenn ein Muttertier ertrinkt oder getötet wird. Dann müssen die Jungen im Nest verhungern.
Eichhörnchen unterstützen
Ein wenig mehr Achtsamkeit kann Eichhörnchen vor Schaden bewahren. Die Tiere brauchen Wasser zum Trinken. Damit ihnen offene Wassertonnen oder Pools nicht zum Verhängnis werden, sollten diese eine Abdeckung oder aber wenigstens einen Kletterstamm bekommen, damit hineingefallene Tiere herausklettern klettern. Wer Hörnchen, Igel und Wildtiere unterstützen will, sollte auf Pestizide, Herbizide, Blaudünger etc. verzichten.
Bevor ein Baum gefällt wird, muss sehr gewissenhaft überprüft werden, ob sich ein Eichhönchennest (Kobel) in seiner Krone befindet. Da Eichhörnchen bereits im Januar ihre Jungen bekommen, bieten die Baumschutzverordnungen, nach denen die Baumfällungen von November bis Februar erlaubt sind, den Hörnchenfamilien keinen Schutz.
Welche Eichhörnchen brauchen Hilfe?
Solltet ihr auf ein verletztes Hörnchen stoßen, dürft ihr es bei euch aufnehmen, bis es gesund gepflegt ist. Dann muss es wieder ausgewildert werden. Dasselbe gilt für ein Jungtier. Manchmal folgen Jungtiere einem Menschen bis zum Haus oder klettern an ihm hoch. Wenn das passiert, ist das kein Zeichen von Tollwut, sondern dass das Jungtier seine Mutter verloren hat und Hilfe braucht. die Auswilderung der gesunden Hörnchen sollte langsam, mit anfänglicher Zufütterung geschehen.
Hier ist eine Anleitung, die zeigt, wie junge Eichhörnchen versorgen werden müssen.
Es gibt einige wenige Vereine, die sich um verletzte und kranke Hörnchen kümmern. Diese Vereine arbeiten ehrenamtlich und haben nicht die Möglichkeit, sich um jedes kranke Tier zu kümmern. Einen guten Rat bekommt man jedoch immer. Ich hatte vor ein paar Jahren Kontakt mit einem solchen Verein und war beeindruckt.
Ein geheiltes Eichhörnchen kurz vor der Auswilderung auf Erkundungstour bei der Besucherin
Liebe Grüße Claudia