Russula species

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.795 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Brassella.

  • Hallo Zusammen,


    Gestern habe ich die folgenden Exemplare auf sandigem Lehm bei Eichen
    gefunden. Sämtliche Fruchtkörper reagieren mit Eisensulfat rosa. Weshalb
    Russula parazurea, an den ich zuerst gedacht hatte rausfällt. Die Pilze standen eine
    Woche im Regen und gaben kein Sporenpulver mehr von sich.
    Allesamt mild im Geschmack und ohne bes. Geruch. Ich habe sie in zwei einander ähnlich
    sehende Kollektionen aufgeteilt.


    Bild 1


    Bild 2 von unten

    Leicht gegabelte Lamellen könnte R. heterophylla sein.



    Bild 3


    Bild 4


    Bild 5

    Da am Standort richtiger Kalkboden ausgeschlossen ist fällt auch R. grisea raus.
    Also tippe ich auf R. ionochlora.


    Was meint ihr?


    LG Brassella

  • Hallo Brassella,


    mit den beiden Optionen R. ionochlora und R. grisea liegst du meiner Meinung nach schon mal richtig. Trifft es zu, dass die Stiele der ersten Kollektion leicht rosa bzw. violett überhaucht sind? Dann kann man R. heterophylla ausschließen, das kann diese Art nicht.


    Nun ist aber leider die Sporenpulverfarbe (IIa für ionochlora, IIc für grisea) das beste makroskopische Unterscheidungsmerkmal. Wie der Boden bei dir genau beschaffen ist, lässt sich aus deiner Kurzbeschreibung des Habitats nicht gut erschließen. Sandig würde einen kleinen Hinweis Richtung ionochlora, lehmig Richtung grisea liefern. Aber es ist meiner Erfahrung nach nicht so, dass R. grisea unbedingt Kalkboden benötigt. Sie wächst auch in meinem Hauswald und der ist nicht ausgesprochen kalkig. Das Rosa, das man mit Eisensulfat bei R. grisea erzielt, geht etwas mehr ins Orangene als bei R. ionochlora, aber um das sicher zu erkennen, braucht man einschlägige Erfahrung. Wenn es dir nicht gelingen sollte, den Pilzen doch noch Sporenpulver abzuringen, bliebe für die exakte Bestimmung nur das Mikroskop, denn die Huthauthaare von R. ionochlora und grisea sind unterschiedlich geformt.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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    • Offizieller Beitrag


    Hi,


    dazu mal eine Rückfrage. Laut PdS kann man beide Arten durch die Reaktion mit Phenol auseinanderhalten, wenn ich mich recht entsinne. Hast du da ERfahrungen mit gemacht? Übrigens noch eine kurze Info/Ergänzung. Es gibt noch Russula columbicolor; der aber, wenn ich mich recht entsinne keine Rottöne unter der Huthaut und auf dem Stiel haben darf. HAst du den schon mal in der Hand gehabt?


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Stefan,


    für die Beantwortung deiner Rückfragen habe ich etwas Literatur wälzen müssen.


    Zunächst zu der Frage nach der Phenolprobe bei R. ionochlora/grisea. Ich habe in PdS gelesen, dass bei der einen Art "Phenol blass rosa", bei der anderen Art "Phenol blass weinbraun" steht. Hm. Erstes Problem: Wie unterscheidet man "blass rosa" von "blass weinbraun"? Zweites Problem: bei der Phenolprobe gibt es einen fließenden Verfärbungsverlauf, bei dem weder "blass rosa" noch "blass weinbraun" das jeweilige Endstadium darstellt, dieses wird nach ca. 5 bis 10 Minuten erreicht und ist bei beiden Pilzen "kräftig schokoladenbraun" oder in der Täublings-Fachsprache "banal". Vielleicht infolgedessen erwähnen die Täublingspäpste ROMAGNESI, SARNARI und EINHELLINGER die Geschichte mit dem Phenol gar nicht, auch in dem modernen Werk "Russularum Icones" von H. MARXMÜLLER liest man nichts darüber. Nun kann man das alles als "ROMAGNESI-Schule" betrachten, aber SARNARI ist schon eine andere Täublings-Denkschule, die deutlich stärker auf Chemie-Makro-Reaktionen ausgerichtet ist. D. h. zumindest er hätte das im Fall der Bestimmungsrelevanz beschrieben. Nach meiner kurzen Literatur-Wälzerei bin ich geneigt zu sagen, dass PdS hier wohl eine Exklusiv-Meinung vertritt bezüglich der Relevanz einer Phenolprobe in diesem Artenkreis. Ich weiß auch nicht, ob man überhaupt aus der schlichten Erwähnung der Phenol-Farbreaktion bei R. ionochlora/grisea schließen kann, dass BREITENBACH/KRÄNZLIN dem irgendeine bestimmungstechnische Relevanz zumessen. Es ist bekannt, dass PdS aufgrund des erhobenen Merkmals-Vollständigkeitsanspruchs sehr viel Redundanz und Irrelevanz enthält. Sprich: sie haben wohl einfach auf jeden Täubling alles Verfügbare draufgeschmiert und das jeweilige Ergebnis beamtenmäßig festgehalten, unabhängig von der Relevanz für die Bestimmung. Hinzu kommt, wie gesagt, die mangelnde Unterscheidbarkeit der Testergebnisse nach den dort gemachten Angaben "blass rosa/weinbraun".


    Nun zu der Frage nach Russula columbicolor. Dies ist eine Art, die von JURKEIT und GUBITZ erst in diesem Jahrtausend neu beschrieben worden ist. Keinem der obengenannten Täublingspäpste ist diese Art trotz exzessivster Täublingsstudien je aufgefallen, ganz zu schweigen von traditionellen Täublingskennern wie SCHWÖBEL oder SINGER. JURKEIT gibt in diesem Artikel (in: Zeitschrift für Mykologie 73/2) zu, dass er diese Art auch nur an einem einzigen Fundort hat sicherstellen können, nämlich im Hofgarten in Bayreuth, und jubelt fast bei der Aussage, dass ihm diese Art auch genau einmal aus Niedersachsen zugeschickt worden ist (klar: weil er es damit als erwiesen ansieht, dass er nicht einem Phantom hinterherjagt). Soll alles heißen: es ist bei dem hier im Thread diskutierten Pilz theoretisch denkmöglich, dass es auch Russula columbicolor sein könnte, aber das wäre so ziemlich mit einem Sechser im Lotto vergleichbar. Ich selber war auch schon ein paar mal dabei, als man glaubte, R. columbicolor gefunden zu haben - am Ende war es dann doch immer R. ionochlora oder grisea.


    FG
    Oehrling

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    herzlichen Dank für deine Recherche. Ich bin über den Artenkreis aus dem vorletzten Tintling gesolpert und habe auch den tollen Artikel von Robin Dost und Felix Hampe in einem Tintling von 2010 gefunden.


    Ich wollte nur mal wissen; inwieweit R. columbicolor übehaupt schon gefunden wurde.


    l.g.
    Stefan

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  • Na, der Felix Hampe hat ihn bestimmt schon gefunden. Ich war einmal mit ihm auf Suche, da hatte er einen, von dem er dachte, es sei R. columbicolor, aber dann war er es doch nicht. Aber zumindest weiß er wohl, wie er aussieht.

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  • Hallo Öhrling, Hallo Stefan,


    vielen Dank für eure sehr ausführliche Diskussion. Weiß jetzt mehr als vorher.
    Habe auch den Artikel im Tintling 106 nochmal gelesen.


    Zum Boden kann ich sagen, dass in 200m Entfernung mal eine kleine
    Sandgrube war. Der Boden wird schwach sauer oder neutral sein.
    Laut Bodenübersichtskarte Parabraunerde aus lösshaltiger Fließerde
    über sandigen, kiesigen und tonigen Ablagerungen. Später im Jahr
    gibt es hier B. edulis und N. luridiformis.


    Ich werde nächste Woche noch mal Fruchtkörper holen und ihnen Sporenpulver
    abringen.


    LG Brassella

  • Hallo


    Vor einer Woche habe ich ungefähr 15 Fruchtkörper, vorallem
    solche, die gerade aus der Erde kammen geholt und zum Aussporen
    ausgelegt. - Nichts, überhaupt Nichts - :(


    Muss die Sache noch mal gründlicher angehen.
    Werde dran bleiben. Jetzt ist es heiß und trocken. X/ Mal sehen


    Herzliche Grüße Brassella