Hallo zusammen,
außer bei den –œ Standard–œ Lorcheln und Morcheln, habe ich von Ascomyzeten so gut wie keine Ahnung. Vor ca. einer Woche fand Connie bei uns in einem Blumentopf eine Scutellinia. Wie ich hier im Einzelnen, für eine zumindest eingrenzende Bestimmung, vorgehen sollte, ist mir nicht geläufig. Aus diesem Grund, habe ich möglichst viele Fotos gemacht und bei den Mikroaufnahmen das fotografiert, wovon ich ausging, dass es einigermaßen relevant sein könnte. Vielleicht hat die Scutellinia ein oder mehrere besondere makroskopische Merkmale, so dass man Sie bereits makroskopisch bestimmen kann. Gleich eine Frage: Wie stelle ich am besten ein Exsikkat einer solchen Scutellinia her?
Bei den Fotos habe ich einige Fragen hinzugefügt, weil mir öfters nicht klar war, was ich da eigentlich sehe.
Aber nun geht–˜s mit den Fotos los.
VG.
Thomas
Die folgenden vier Bilder sind mit dem Fotoapparat aufgenommen.
Im Blumentopf.
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Ab hier Mikroskop.
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9.Ist das in der Mitte eine Paraphyse? Darüber befindet sich ein Ascus.
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13.Das Teil in der Mitte des Bildes sieht aus wie eine mit Kristallen besetzte Paraphyse? Was ist das darunter und was sieht man insgesamt noch?
14.Das links sieht für mich aus wie ein aus der Fruchtschicht rausgepresster Ascus. Dann nach rechts gehend, wieder zwei Paraphysen und ganz rechts außen sieht für mich wieder aus wie eine mit Kristallen besetzte Paraphyse? Kann es so etwas geben?
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Eine rein computertechnische Frage. Nach den Bildern kommt noch ein angehängtes Bild, obwohl ich nichts angehängt habe, jedenfalls glaube ich das. Wie kommt es zu diesem angehängten Bild?
Erstmal besten Dank im Voraus für eure Meinungen.
Viele Grüße.
Thomas
Welche Scutellinia?
- Bergwald
- Erledigt
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Hallo Thomas,
zumindest für die langhaarigen Scutellinias (dies könnte eine sein) hat man hier eine schöne Gegenüberstellung der beiden häufigsten Arten. Relevant sind neben dem Sporenornament (am besten in Baumwollblau) noch die Haarlänge, Haarwurzel und die Sporengrößen (-breiten). Leider fehlen diverse Angaben (auch z. B. zur Fruchtkörpergröße und dem Substrat [direkte Erde oder Holzstückchen im Blumentopf?]), weshalb ich mir erst einmal keinen Tipp erlauben mag.
LG, Jan-Arne
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Hallo Jan-Arne,
danke für den Link.
Schon bei der Länge der Haare stellt sich für mich folgende Frage: Die Haare sind verschieden lang, wie man z.b. aus Bild 6 sehen kann. Welche Haarlänge nimmt man, die längste, die kürzeste oder einen Mittelwert? Bezüglich der anderen Merkmale, werde ich versuchen diese noch raus zu bekommen. Die Scutellinia ist schon etwas hinüber, einige sind vom Schimmel befallen. Daher war auch eine meiner Fragen, wie ich bei diesen am besten ein Exsikkat mache. Vielleicht kannst du mir da einen Tipp geben, oder jemand anderes.
LG.
Thomas -
Hallo Thomas,
einen guten Exsikkat-Tipp habe ich leider nicht parat. Vielleicht schaut ja noch ein Asco-Spezialist rein, z. B. Ralf, Nobi oder Ingo. Die können dir vielleicht auch die Scutellinia so bestimmen.
Bei der Haarlänge würde ich dir raten, die längsten Haare zu suchen. Kurze gibt es immer dabei, das stimmt. Die Maximallänge ist in dem Fall entscheidend und trennt schon mal die langhaarigen von den kurzhaarigen Arten. Die Angaben aus der Vergleichstabelle von Ralf geben auch Maximallängen an, die sich bei den beiden genannten Arten unterscheiden, wobei Björn (gdno81) mir noch vor wenigen Tagen erzählte, dass seine S.-crinita-Kollektion auch Haare über 2 mm aufwies. Also ist das Merkmal für sich auch kein Allheilmittel und eher die Kombination aller Merkmale macht die Bestimmung aus.
Das in Kürze von mir. Mehr müssen dann die Asco-Spezis übernehmen, die weit mehr Ahnung und Erfahrung mit der Gattung haben.
LG, Jan-Arne
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Hallo Thomas,
wie süß, Borstlinge im Blumentopf
Hätte ich auch mal gerne. Bei mir tummeln sich, glaube ich zumindest, nur Schimmelpilze in meinen Blumentöpfen (hab sie mir neulich mal mit meiner neuen Stereolupe angeschaut).
Zur genauen Artbestimmung kann ich leider nichts beitragen. Danke fürs zeigen!Liebe Grüße
Rotfüßchen -
Hallo Rotfüßchen,
ich war auch ganz baff als ich die sah. Die sehen unter der Stereolupe ganz toll aus.
Das mit dem Schimmel, kenne ich selber zu gut. Der macht sich schnell, wo es warm und feucht ist, breit. Wie ich oben schrieb, sind zwei bis vier der Scutellinia auch bereits vom Schimmel befallen.
Liebe Grüße.
Thomas -
Hallo Thomas,
aaaalso....... vorab, Scutellinia sind eine recht knifflige Gattung. Makroskopisch geht da gar nichts, und nach mikroskopischen Fotos bestimmen ist schwierig oder oft ebenso unmöglich. Sehr oft geht die Bestimmung nur über Merkmalskombiantionen mehrerer!!! untersuchter Exemplare, manchmal auch überhaupt nicht. Es ist eine Gattung, an der man dranbleiben muss, d.h. immer wieder untersuchen und bestimmen was einem an diesen hübschen Becherchen in die Hände fällt. Und ohne die Hilfe sehr erfahrener Kollegen geht immer noch so mancher Schuß in den Ofen. Was also muss man tun, um eine Art zu bestimmen?
Als erstes macht man ein Sporenabwurfpräparat nur in Wasser um die Größe reifer Sporen zu ermitteln.
https://www.pilzforum.eu/board…renfotos-bei-becherlingen
Dabei achtet man auch auf Größe und Anzahl der Öltröpfchen in den Sporen. Bei vielen Tröpchen muss man nicht zählen, es reicht die Feststellung "viele kleine Tröpfchen".Dann das Ganze nochmal in Baumwollblau, um die Ornamentation der Sporen zu erkennen. Hier misst man, wenn möglich, mindestens die Höhe der einzelnen Wurzeln oder Grate oder Warzen.
Jetzt geht es an die Haare. Dabei sind zwei Bereiche zu untersuchen. Die Randhaare. Dabei misst man die längsten, lässt aber einzelne Ausreißer nach oben weg. Man ermittelt die Breite und die Wandstärke der Haare. Und, ganz wichtig, man schaut sich die Haarwurzeln genau an. Da gibt es einfache, doppelte, dreifache und mehrfache. Und man achtet auch auf Sekundärwurzeln, also Wurzeln, die aus einer anderen Wurzel herauswachsen. Auch die Form der Haare, die Anzahl der Septierungen und die Farbe der Haare, bzw. deren Opazität, muss beachtet werden.
Das Gleiche gilt für die Haare an der Außenseite des Apothecium, von unterhalb des Randes bis zur Wurzel. Hier ermittelt man von-bis Werte und achtet darauf, ob diese Haare heller sind als die Randhaare. Ansonsten das gleiche Prozedere wie bei den Randhaaren.
Schließlich ermittelt man noch de Länge und Breite der Asci und deren Wurzel. Bei den Paraphysen schaut man nach den Septierungen, Form und Breite der Spitzen und ob diese einfach oder verzwillingt sind.
Damit kann man nun in den Schlüssel einsteigen und versuchen zu einem Ergebnis zu kommen. Auf jeden Fall muss man das Ergebnis dann auch mit der Beschreibung der Art abgleichen. Oft genug passt das nicht und man muss den Schlüssel nochmal durchgehen. In seltenen Fällen kann der Zellaufbau des Apothecium dann letzte Zweifel beseitigen. Heißt, wenn man mehr als einen Kandidaten übrig hat und der Zellaufbau eventuell eine Unterscheidung ermöglicht.
Deinen Fund würde ich als S. crinita einstufen, aber mit allem Vorbehalt weil eben wichtige Merkmale fehlen. Also eher eine begründete Spekulation. Um Exsikkate zu bekommen, läst man die Becherchen ganz einfach komplett und vollständig durchtrocknen und bewahrt sie dann in einem luftdichten Probendöschen auf.
Das hört sich alles ziemlich kompliziert an, und ist es am Anfang auch. Man braucht schon Durchhaltewillen und darf sich von Fehlschlägen nicht beeinflussen lassen. Mit der Zeit bekommt man dann mehr Sicherheit und die Erfolge stellen sich auch ein. Aber, wie gesagt, man muss dranbleiben.
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Lieber Ralf,
ganz herzlichen Dank für deine ausführlichsten Darlegungen. Ich bin da eigentlich wie mit–œ der Stange im Nebel–œ rumgestochert. Vielleicht kann man sich ein paar Sachen auch über die Bücher zusammensuchen, aber zum einen habe ich da praktisch fast nichts, zum anderen sind die Anwendungshinweise oft nicht in einem Stück abgehandelt, sondern an verschiedenen Stellen verstreut. Jetzt habe ich dank deiner Arbeit ein Gerüst. Ich habe mir das mal ausgedruckt.
Es ist wirklich nicht gerade einfach bzw. es ist sehr schwer, wie bei manchen anderen Gattungen/Arten auch. Aber die gesamte Pilzkunde ist nun mal eine Wissenschaft, in der man bekanntermaßen niemals zu einem Ende kommt (Gott sei Dank). Das Schöne ist, dass sich jede/jeder damit soweit beschäftigen kann –“ soweit sie/er es nicht beruflich macht –“ wie sie/er will und Freude daran hat. Wie du sagst, wenn man tiefer einsteigen will, braucht man schon einen ordentlichen Durchhaltewillen. Aber ich persönlich finde, dass es nichts Großartigeres gibt, als die Beschäftigung mit der Natur, egal in welcher Art und Weise auch immer.
Du schreibst, nach Abklärung der von dir genannten Merkmale, kann man in einen Schlüssel einsteigen. Da ich bei den Ascomyceten ausschließlich Bd. 1 der–œ Pilze der Schweiz–œ habe, möchte ich jetzt mal bei dem MykoShop von Andreas Gminder schauen, was diesbezüglich angeboten wird. Ich will dich jetzt nicht unbedingt nochmal beanspruchen, aber eventuell könntest du mir nur ganz kurz mitteilen, mit welchem Schlüssel du zum Beispiel Scutellinia bestimmst.
LG.
Thomas -
Hallo Thomas,
das schwierige an der Sache ist nicht das mikroskopieren, sondern das interpretieren der Ergebnisse. Das braucht die Erfahrung. Um die zu erlangen muss man sich auf wenige Gattungen oder Bereiche beschränken, sonst wird das nix. Und Scutellinia ist, neben Peziza und den coprophilen, für mich eine der interessantesten.
Literatur bekommt man meist über andere Mykologen, denn käufliche Bücher auf Gattungsebene gibt es kaum.
Wenn Du mir Deine E-Mail Adresse per PN schreibst, schick ich Dir was.