Hallo zusammen,
ich und Matthias haben vorgestern diese vermutliche
Göttin der Rache bei der Arbeit erwischt.
Sie machte sich über eine Gemeine Fenstermücke
(Sylvicola fenestralis) her wie man sehen kann.
Wir vermuten die Ovalsporige Rachegöttin (Erynia
ovispora), sind uns aber unsicher.
Ja, ja ich weiß ich weiß - den deutschen Namen hab ich mit natürlich ausgedacht
- aber ich find den einfach schön und kann ihn mir merken. ;-))
Heißt übersetzt wohl so... Ach was ist der Dieter auch wieder
unwissenschaftlich! ;-))
Matthias: Die Konidien messen 26-33 x 12,5-14 µm, wobei ich nur die gemessen
habe, die bereits vollständig abgeschnürt, also frei herumschwimmend waren.
Diese Stäbchen, die man auf den Bildern 8-10 sieht müssten die Pseudozystiden
sein. Die Dinger sind so groß, dass ich sie im Durchlicht nicht sinnvoll
fotografieren konnte. Müsste man extra präparieren.
Fundnummer:
2017-06-10-1026:
Beste Grüße
Dieter & Matthias
Die Göttin der Rache
- Schwammer-Dieter
- Erledigt
Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 5.998 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schwammer-Dieter.
-
-
Hallo Dieter und Matthias, das nenne ich mal einen sympathischen Pilz. Aber vermutlich vergeifen sich die Pilzlein nur an toten Mücken oder?
LG Claudia
-
Hallo, Dieter!
Mir gefällt das außerordentlich gut, wenn sich jemand die Mühe macht, auch zu solchen Arten griffige, deutsche Namen zu überlegen.
Zum Pilzchen selbst kann ich freilich nichts sagen, da müssen wir wohl auf Thorbens Expertise warten.Was die Lebenszyklen dieser Insektoparasiten betrifft: Normalerweise befällt der Pilz lebende Insekten. Die angegriffenen Individuen sterben an dem Pilz, und das teilweise unter faszinierenden (oder aus menschlicher Sichtweise: gruseligen) Bedingungen, wenn die Pilze zB das Nervensystem manipulieren und den Wirt zu Handlungen zwingen, die das Insekt normalerweise nie durchführen würde (zB bestimmte Plätze aufsuchen und dort verharren). Denn Fruchtkörper kann der Pilz meist erst nach dem Absterben des Wirtes bilden, also muss er den Wirt töten, um sich vermehren zu können.
Klingt vom menschlichen Standpunkt aus brutal, ist aber im Zuge der Evolution ein natürlicher Vorgang.
LG, Pablo.
-
Hallo Dieter und Matthias, das nenne ich mal einen sympathischen Pilz. Aber vermutlich vergeifen sich die Pilzlein nur an toten Mücken oder?Hallo Claudia,
Das wissen wir noch nicht genau - Literatur dazu ist im Zulauf.
Mir gefällt das außerordentlich gut, wenn sich jemand die Mühe macht, auch zu solchen Arten griffige, deutsche Namen zu überlegen.Na dann bin ich beruhigt...
Zum Pilzchen selbst kann ich freilich nichts sagen, da müssen wir wohl auf Thorbens Expertise warten.Exactly... Thorben - we need your Help!
Was die Lebenszyklen dieser Insektoparasiten betrifft: Normalerweise befällt der Pilz lebende Insekten. Die angegriffenen Individuen sterben an dem Pilz, und das teilweise unter faszinierenden (oder aus menschlicher Sichtweise: gruseligen) Bedingungen, wenn die Pilze zB das Nervensystem manipulieren und den Wirt zu Handlungen zwingen, die das Insekt normalerweise nie durchführen würde (zB bestimmte Plätze aufsuchen und dort verharren). Denn Fruchtkörper kann der Pilz meist erst nach dem Absterben des Wirtes bilden, also muss er den Wirt töten, um sich vermehren zu können.
Klingt vom menschlichen Standpunkt aus brutal, ist aber im Zuge der Evolution ein natürlicher Vorgang.Danke für diese Kurzeinführung in das spannende Thema.
Für mich ist das alles Magie.
Also eine quasi "tote"(?) Spore... wird ein lebendiger Pilz der so etwas tun kann.. Für mich als Mechaniker und Elektroniker ist das nicht begreifbar. Wenn mein Chef mir sagte ich solle so etwas konstruieren, und ich hätte dazu unendliches Budget, und es könne auch beliebig groß sein, und ich hätte unendlich Zeit dafür, wüsste ich nicht im Entferntesten wie das umzusetzen wäre.
Beste Grüße
Dieter -
Hallo, Dieter!
Tja, wenn wir nun mal ganz pingelig sein wollen: Eine "tote" Spore kann gar nichts infizieren. Tot ist tot, die keimt nicht mehr aus. Mal angenommen, ich packe ein fünf Jahre Altes Exsikkat aus und versuche daraus eine Kultur zu erzüchten: Das wird nicht funktionieren, die Sporen sind abgestorben. Manche Sporen sind ganz schön hartnäckig, aber auch Sporen sterben irgendwann ab. Nur solange die Spore noch "vital" ist, kann sie an einer geeigneten Stelle auskeimen und ein Primärmycel bilden. Wie genau das im Fall eines Insektoparaasiten funktioniert, kann ich jetzt zwar nicht sagen, aber es gibt ein Zeitfenster, in dem eine freigesetzte Spore einen neuen Wirt finden muss, bevor sie abstirbt. Darum auch der Trick, die Wirtstiere in eine gewisse Position zu zwingen, wo die Sporenverbreitung und die Wahrscheinlichkeit, zu einem neuen Wirt zu gelangen, erhöht wird.
LG; Pablo.
-
Wow
Dieter, ich muss mal wieder Deine Bilder loben, die einen förmlich in den Bann ziehen. Großes Kino *I love it*
-
Hallo Dieter
Zuerst einmal finde ich es klasse das ihr diesen Pilz bearbeitet habt
Denn allzu schwer sind diese Pilze auch nicht zu bestimmen.Aufgrund der Konidienmaße, Zystide und dem Wirt würde ich sagen, dass es Erynia ovispora ist.
Bestätigen kann ich euch das aber nicht, dafür werde ich Siegfried Keller kontaktieren, der sicherlich weiterhelfen kann.
Habt ihr den Befall in der nähe eines feuchten Gebietes, wie z.B: einem Bach gefunden ?Hier ist mal eine Vorgehensweise von Siegfried Keller, wie man die Primären und Sekundärenkonidien präpariert.
Obtaining and observing conidia.docxVG : Thorben
-
Dieter&matthias,
danke für die hervorragenden fotos!
Fein das mit thorben auch zu diesem thema ein spezialist hier im forum ist/schon genial was sich da so alles an wissen rumtreibt!
Lg joe -
Hallo zusammen,
freut mich sehr, dass euch unsere Bilder so gefallen.
Für uns ist die Bestimmung dieser Insektenparasiten noch völliges Neuland, daher natürlich umso spannender.
Hallo Thorben,
schönen Dank für die Anleitung zur Konidienpräparation, ich werde versuchen es beim nächsten Fund möglichst genau so zu machen.
Der Fund stammt nicht direkt von der Umgebung eines Bachs, aber Wasser ist trotzdem daneben vorhanden: Das Insekt lag auf Erde am Rand einer mit Wasser gefüllten Fahrspur.
Ich habe schon etliche solche Befälle gesehen, aber sie kaum genauer untersucht, da mir selbst die grobe Bestimmung der Insekten schwer fällt. Meist wie Du schreibst, neben Bachläufen und in der Umgebung von Sümpfen.Viele Grüße,
Matthias -
Hallo zusammen
Ich habe gestern eine Antwort von Siegfried Keller bekommen.
Hier ist sie:Zitat von Siegfried Keller
Hallo ThorbenIch habe die Fotos (sehr gute Qualität!) angesehen. Mit der Zuordnung zur Gattung Erynia bin ich einverstanden, jedoch nicht mit der Zuordnung zu E. ovispora. Die vorhandenen Daten lassen keine Bestimmung zu.
Es gibt in der Gattung Erynia einige Arten, die bezüglich Konidienform und Konidiengrösse einander sehr ähnlich sind. Darunter gibt es Arten, die vor mehr als hundert Jahren beschrieben wurden, leider oft nur sehr rudimentär. Auch ist nicht auszuschliessen, dass der vorgestellte Pilz noch gar nicht bechrieben ist. Wichtig ist, alle vorhandenen Pilzstrukturen zu erfassen und zu beschreiben, und dies nach Möglichkeit von mehreren Wirten. Deshalb: Viel Glück bei der Suche nach weiteren Opfern.
Falls ihr an eine spätere Identifizierung denkt, dann gebt die sporulierenden Kadaver in 70% Aethanol in möglichst kleinen Probenröhrchen (so wie sie z.B. in der Molekularbiologie verwendet werden).
Viel Erfolg und herzliche Grüsse
SiegfriedDa müssen wir wohl noch einiges einsammeln und erforschen.
VG : Thorben
-
Hallo Thorben und Siegfried,
auch im Namen von Matthias sage ich danke schön für die Diagnose
Wir halten weiter die Augen offen und zeigen Euch unsere Ergebnisse.
Beste Grüße
Dieter