Netzhexe und Trüffel?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 5.643 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Josef-08.

  • Einen schönen guten Tag alle zusammen!


    Obwohl es bei uns wieder zu trocken ist war ich heute wieder im Wald. Etwa 200g Pfifferlinge habe ich trotz Trockenheit gefunden. Der trockene Waldboden fühlte sich unter meinen Schuhen manchmal so an wie ein weicher Teppich (Moos) auf dem überall Cornflakes und Zwieback-Krümel verteilt sind ;):D Sehr crunchy.


    Dabei habe ich folgende zwei Pilze gefunden bei denen ich mir nicht sicher bin und die ich gerne Euch zeigen möchte mit Bitte um Bestimmungshilfe. Ich würde die beiden Pilze nicht essen, mir geht es dabei nur ums Lernen.


    Rätselpilz 1)
    Das hier scheint ein Netzstieliger Hexenröhrling zu sein. Was mich irritiert ist sein Stiel. Ich habe bis jetzt sehr wenige Netzhexen gefunden, die hatten aber immer einen gelben Stiel. Und dieser Pilz verfärbt sich anders.


    Größe: ca. 6 cm
    Hut Ø: ca. 4,5 cm
    Geruch: eher neutral, mild pilzig
    Geschmack: leicht säuerlich


    Bäume am Fundort: fast nur Kiefer. Etwas entfernt standen auch Kastanien und Birken. In diesem Waldabschnitt trifft man ab und zu einzelne Eichen, Buchen und Lärchen.
    Stellenweise wachsen dort Heidelbeeren und Fingerhut, das soll auf einen sauren Boden hindeuten. Steinpilze habe ich dort auch schon gefunden. Das passt wieder nicht ganz für Netzhexe weil Netzhexen andere Bodenansprüche haben, wenn ich es richtig verstehe.



    Verfärbung sofort nach dem Schnitt:


    Verfärbung 1-2 Minuten später - hier habe ich die Röhren vom abgeschnittenen Stück entfernt um die Farbe des Hutunterseite darunter zu zeigen:



    Rätselpilz 2)
    Kann das eine Trüffel sein?
    Durchmesser: 2,5 cm
    Geruch und Geschmack, pilzig angenehm. Ich würde sogar sagen - Richtung Steinpilz roh probiert.
    Gefunden im selben Wald wie 1). Andere Bäume als Kiefer habe ich am Fundort nicht gesehen, aber, wie oben geschrieben, theoretisch könnte eine Lärche oder ein Laubbaum da versteckt sein.


    Ich dachte zuerst an Kartoffelbovsite, aber ich glaube nicht das es einer ist, denn Kartoffeboviste riechen anders.



    Danke im Voraus und schöne Funde Euch allen! ;)

  • Hallo Alexander,


    auf den Röhrling gehe ich jetzt mal nicht ein, der ist mir zu groß und da gibt es Kompetentere als mich! ;)



    Kann das eine Trüffel sein?


    Ja, allerdings nur dem Namen nach.
    Ziemlich sicher ist das die Gelbbräunliche Wurzeltrüffel (Rhizopogon obtextus), ein nicht seltener Mykorrhizapilz der Kiefer.
    Hier ein kleiner, informativer Beitrag zu der Art.
    Im Gegensatz zu echten Trüffeln (Ascomyceten, Schlauchpilze) handelt es sich bei den Wurzeltrüffeln um Basidiomyceten, also sogenannte Ständerpilze.


    Liebe Grüße vom Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Wenn das ein Fund aus der Rheinebene war, dann kann man sich nicht auf Säure- und Kalkzeiger verlassen.
    Die Bodenverhältnisse wechseln da viel zu rasch. Um es mal lustig auszudrücken: Theoretisch kannst du hier eine Gruppe Stielboviste (relative Kalkzeiger) in der Mitte eines Hexenringes von Maronenröhrlingen (relative Säurezeiger) finden. ;)


    >Netzhexe< stimmt jedenfalls, die einzige Option mit einem so roten Röhrenboden wäre Boletus mendax, zu dem zwar die starke Rotfärbung im Fleisch passen würde, nicht aber die Hutfarben in Kombination mit der durchgehenden, kräftigen Netzzeichnung und den fehlenden roten Flocken im unteren Stielteil. Jedenfalls: Gesamterscheinungsbild passt gut zu Boletus luridus, aber nicht wirklich zu Boletus mendax.
    Weil die Farben der Stieloberfläche sind bei Netzhexen sehr variabel, und das Fleisch wird halt je nach den Wuchs- und Witterungsverhältnissen auch mehr oder weniger rot.



    LG; Pablo.


  • Ziemlich sicher ist das die Gelbbräunliche Wurzeltrüffel (Rhizopogon obtextus), ein nicht seltener Mykorrhizapilz der Kiefer.
    Hier ein kleiner, informativer Beitrag zu der Art.
    Im Gegensatz zu echten Trüffeln (Ascomyceten, Schlauchpilze) handelt es sich bei den Wurzeltrüffeln um Basidiomyceten, also sogenannte Ständerpilze.


    Wow! Vielen Dank Nobi! :thumbup:
    Selbst wenn es kein echter Trüffel ist, freue ich mich sehr :) Ich habe noch nie vorher sowas gefunden. Eigentlich habe ich diesen Pilz auch nicht selber gefunden, ich dürfte ihn aber für Lernzwecke behalten.



    Wenn das ein Fund aus der Rheinebene war, dann kann man sich nicht auf Säure- und Kalkzeiger verlassen.
    Die Bodenverhältnisse wechseln da viel zu rasch. Um es mal lustig auszudrücken: Theoretisch kannst du hier eine Gruppe Stielboviste (relative Kalkzeiger) in der Mitte eines Hexenringes von Maronenröhrlingen (relative Säurezeiger) finden. ;)


    Danke für die Info! Es war nicht die Rheinebene. Ich war heute mit Rainer wieder im Pfälzer Wald unterwegs, da wo wir letztes Jahr waren. Von dort sind die Funde. An der Habichtspilzstelle ist noch gar nichts zu sehen, habe extra nachgeschaut :) Eigentlich gab es kaum Pilze. Nur einige Wulstlinge, wenige Täublinge und immer wieder Pfifferlinge.

  • Hallo Alex,


    wenn die Waldwege Kalkschotter enthalten, reichen die Kalksandaufwirbelungen durch Forstfahrzeuge meist aus, dass in Wegesrandnähe kalkliebende Arten wie der Netzstielige HR (oder z. B. Fichtenreizker oder Stachelbeertäublinge) wachsen. Weiter drinnen im Wald findet man dann Flockenstielige HR, Amanitas und Steinpilze.


    Kurz stutzig wurde ich bei der Nennung des Habichtspilzes. Der (Sarcodon imbricatus) mag ja an und für sich auch Kalkboden. Wahrscheinlich war es dann der Kiefern-Habichtspilz (Sarcodon squamosus), der nährstoff- und basenarmen Sandboden liebt, anders als der Fichten-Habichtspilz.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Hej.


    Ok, das Gebiet ist im grunde schon ziemlich sauer. Aber was Stephan sagt wegen dem Wegschotter, das lässt schon mal schwache kalkzeiger auch in sauren Gebieten wachsen.
    Die Habichtspilze waren in der tat Sarcodon squamosus, Stephan. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Ich selbst würde die Hexenröhrlinge als gar nicht so spezifisch bzgl. des PH's ansehen, denn dann dürften Flockies und Netzhexen nicht auch kunterbund durcheinander wachsen- und das tuen sie nicht selten.: Ich finde tendentiell, aber nicht absolut Flockes mehr Richtung Waldinneres, Netzhexen eher am Rand und das auch ohne Schotterwege. Ich habe mehr den Eindruck, daß Netzhexen eher mehr Licht präferieren als Flockies.
    Das bei uns der netzstielige aber allgemein viel häufiger ist, als der Flockie, das würde aber tatsächlich eher für eine gewisse pH- Affinität sprechen- bei uns sind die meisten Böden eher in Richtung etwas alkalisch.


  • Hallo Alex,


    wenn die Waldwege Kalkschotter enthalten, reichen die Kalksandaufwirbelungen durch Forstfahrzeuge meist aus, dass in Wegesrandnähe kalkliebende Arten wie der Netzstielige HR (oder z. B. Fichtenreizker oder Stachelbeertäublinge) wachsen. Weiter drinnen im Wald findet man dann Flockenstielige HR, Amanitas und Steinpilze.


    Hallo Oehrling! Danke, ich habe wieder was dazu gelernt. :thumbup: Schotterwege und Spuren von Forstfahrzeugen waren da immer wieder zu sehen. Mein Pilz 1) stand tatsächlich direkt am Wegesrand.



    Ich selbst würde die Hexenröhrlinge als gar nicht so spezifisch bzgl. des PH's ansehen, denn dann dürften Flockies und Netzhexen nicht auch kunterbund durcheinander wachsen- und das tuen sie nicht selten.: Ich finde tendentiell, aber nicht absolut Flockes mehr Richtung Waldinneres, Netzhexen eher am Rand und das auch ohne Schotterwege. Ich habe mehr den Eindruck, daß Netzhexen eher mehr Licht präferieren als Flockies.
    Das bei uns der netzstielige aber allgemein viel häufiger ist, als der Flockie, das würde aber tatsächlich eher für eine gewisse pH- Affinität sprechen- bei uns sind die meisten Böden eher in Richtung etwas alkalisch.


    Diese Tendenz habe ich auch beobachtet. Obwohl ich Flockies schon direkt an einem Waldweg fand, im Gras etwas versteckt.
    Danke für Dein Kommentar! Bei Pilzen gibt es gibt so viele Sachen die eher als Tendenz zu verstehen sind, nicht als Regel :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Auch der Flocki (Boletus erythropus) ist nicht unbedingt der Säurezeiger, zu dem er gerne gemacht wird.
    Die Art kann man auch auf Kalkböden finden, da reicht mitunter die kleinste, oberflächliche Versauerung, damit der Flocki Fruchtkörper bilden kann. Beim Markus findet man so zB Flockis (Boletus erythropus) und Bronzeröhrlinge (Boletus aereus) in unmittelbarer Nachbarschaft und auf einem Boden, der tatsächlich so kalkhaltig ist, daß man überall die weßlichen, krümeligen Klümpchen herumliegen hat.



    LG; Pablo.


  • wenn die Waldwege Kalkschotter enthalten, reichen die Kalksandaufwirbelungen durch Forstfahrzeuge meist aus, dass in Wegesrandnähe kalkliebende Arten wie der Netzstielige HR (oder z. B. Fichtenreizker oder Stachelbeertäublinge) wachsen.


    Kalkhaltige Stellen können sich aber auch durch Auswaschung solcher Wege weiter davon entfernt mitten im Wald bilden.
    Als ich den Mönchskopf (ein typischer Kalkpilz) auf natursaurem Boden mitten im Wald fand, war das zunächst für mich unerklärlich. Später stellte sich dann heraus, dass weiter oberhalb ein Kalkschotterweg verlief und von diesem bei Regen Wasser zu der Stelle gelangte, wobei sich dann dort Kalk abgelagert haben muss.
    Auch die von der Forstwirtschaft in manchen Gebieten vorgenommene Kalkung der Wälder sollte man mit in Betracht ziehen.


    VG, Josef