Pachyella violaceonigra = Midnight - Disco

    • Offizieller Beitrag

    Pachyella violaceonigra (Rehm) Pfister
    Violettschwarzer Dickbecherling, Midnight - Disco
    Synonyme:
    - Pustularia violaceonigra Rehm
    - Peziza violaceonigra (Rehm) Donadini
    - Pachyella barlaeana (Bres.) Boud.


    Familie: Pezizaceae
    Ordnung: Pezizales
    Klasse: Pezizomycetes



    makroskopische Eigenschaften: Ausgewachsene Fruchtkörper ungestielt, mit breiter Basis festgewachsen, bis um 50mm im Durchmesser; normalerweise auf ganzer Breiteflach dem Substrat aufliegend mit unregelmäßig (wellig-faltiger) konvexer Oberfläche, seltener (und dann meist unreif) mit aufgebogenen und vom Substrat abstehenden Becherrändern; die Hymenialschicht ist glatt, etwas schmierig und erscheint bei manchen Kollektionen irgendwie hygrophan; typischerweise dunkel violettbraun gefärbt, bisweilen aber auch heller und ohne Violettöne; die Becheraußenseite / Unterseite ist heller, zur Basis hin weißlich und in der Haptik deutlich schmierig bis glitschig, oft mit dem Substrat und / oder ansitzenden Moosen verwachsen; Fleisch hyalin-weißlich, ohne Verfärbungen; weich-knorpelig und schmierig.


    mikroskopische Eigenschaften: siehe unten, Mikrodokumentation. Asci stark amyloid, oft auf mehr als der Hälfte blau färbend; Paraphysen apikal leicht keulig, regelmäßig, lange Zeit die Asci überragend; Sporen elliptisch, reif fein punktiert (Anfärben hilft, manchmal klappt Kongorot noch besser als Baumwollblau) und normalerweise etwas dickwandig; etwa 19-28 x 11-14 µm; Haarhyphen der Außenseiten vor allem in Bereichen, wo der Becher dem Substrat aufliegt kräftig ausgebildet, zylindrisch, in einer dicken, gelatinösen Matrix eingebettet und stellenweise mit feinem Pigment inkrustiert.
    Die Fruchtkörper reifen sehr langsam, oft ist das untersuchte Material noch weitgehend steril und insbesondere Sporenabwürfe sind ziemlich Glückssache.


    Vorkommen: Galt eine zeitlang als montan / submontan verbreitet; kommt aber auch im Flachland vor. Was die Art wohl benötigt, ist dickes, morsches Laubholz in Überflutungsgebieten (also temporär überschwemmt oder mindestens sehr nass), ob das nun entlang größerer Flusstäler im Flachland oder in Gebirgsschluchten liegt, scheint für den Pilz keinen großen Unterschied zu machen.
    Die Art gilt in Deutschland als zerstreut, in den meisten Gebieten selten oder fehlend. Doch müssen >Verbreitungskarten< kritisch beurteilt werden: Auch wenn die Art optisch auffällig ist, besiedelt sie Habitate, die eher selten und wohl nur von wenigen Pilzsuchern begangen werden.
    Die vorgestellten Kollektionen stammen aus Auwäldern des Oberrheingebietes, in temporär überfluteten Gräben / Altrheinarmen jeweils an stark morschem, weißfaulem Laubholz; die Fruchtkörper selten vereinzelt wachsend, meist gesellig bis rasig gedrängt.



    Bilder (durch Anklicken im Panoramaformat verfügbar):






    Ein typisches Habitat:


    ...mit ziemlich braunen Fruchtkörpern:




    Im nächsten Jahr am gleichen Ort und an den selben Stämmen wieder violettbraun:



    Verwechslungen: Die Gattung zeichnet sich –“ insbesondere in der Sektion –“ durch die Haarhyphen an der Becheraußenseite und die starke, weit herablaufende amyloide Reaktion der Asci (Frischmaterial!) aus. Ein paar wesentlich seltenere Arten der Gattung sollen ähnlich sein: Pachyella pseudosuccosa (= Pachyella aquatilis?) soll sich nur durch das Absondern eines gilbenden Saftes bei verletzungen unterscheiden lassen. Es soll aber auch Kollektionen von Pachyella violaceonigra geben, deren Fleisch leicht gilbt; selbst hatte ich noch nie ein Gilben bei eigenen Funden beobachten können.
    Pachyella clypeata soll sich durch vollständig glatte (auch in Baumwollblau) Sporen unterscheiden.
    Arten wie Pachyella punctispora gehören schon in eine andere Sektion, hier sind die Haarhyphen der Außenseite nicht als so auffällige, in Gel eingebettete Matrix ausgebildet.
    Das ist bei der häufigsten Art der Gattung (Pachyella babingtonii) ebenfalls nicht gegeben, die zudem viel kleinere, anders gefärbte Fruchtkörper bildet.
    Außerhalb Europas sind weitere Arten der gattung beschrieben, die hier erstmal nicht behandelt werden.
    Scheibenlorcheln (Gyromitra parma, Gyromitra ancilis, Gyromitra melaleuca usw.) haben keine amyloide Reaktion der Asci, ihre Außenseiten sind ganz anders aufgebaut.
    Die Ascusspitzen von Peziza –“ Arten sind zwar amyloid, aber ihr Fleisch ist größtenteils aus einer Textura globulosa aufgebaut, Haarhyphen (erst recht in einer Gelmatrix) fehlen.


    Vergleichsvorschläge:
    >Pachyella clypeata = Glattsporiger Dickbecherling<
    >Pachyella pseudosuccosa = Gilbender Dickbecherling<
    >Pachyella punctispora = Punktiertsporiger Dickbecherling<
    >Pachyella babingtonii = Braunrosa Dickbecherling<
    >Gyromitra parma (=Discina parma) = Schildlorchel<
    >Gyromitra ancilis (=Discina perlata) = Scheibenlorchel<
    >Gyromitra melaleuca = Schwarzweiße Scheibenlorchel<
    >Rhizina undulata = Wurzellorchel<
    >Peziza varia = Riesenbecherling<
    >Peziza arvenensis = Buchenwaldbecherling<
    >Pseudoplectania nigrella = Glänzender Schwarzborstlinge<



    Anmerkungen: Die verwendete Literatur zur Gattung und Art ist nicht die allerneueste (Pfister 1973; Baral 1981; Häffner 1992). Mir ist nicht bekannt, ob sich die dort jeweils beschriebenen und geschlüsselten Arten noch taxonomisch so verhalten wie zuletzt von Häffner bearbeitet. Auch bei den wesentlich selteneren Vergleichsarten in der Sektion der Gattung könnte es mittlerweile Verschiebungen gegeben haben (eventuell auch Synonymisierungen). Das taxonomische und morphologische Konzept von Pachyella violaceonigra ist allerdings aktuell und schlüssig. Nur die Stellung und Konzeption der erwähnten Vergleichsarten muss man unter Umständen nochmal kritisch nacharbeiten.