Achtung, Scutellinia-lastig!

Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 6.613 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rada.

  • Ganz genau das. Nur mit dem Schlüssel sind die allermeisten Scutellinia nicht sicher zu bestimmen. Da muss man nach dem Schlüsseln halt in die Beschreibungen. Dort sind u.a. auch sehr gute Sporenzeichnungen enthalten.

  • Schön, dass der Rundsporer inzwischen aufgeklärt wurde!
    Klasse, Ralf! :thumbup:


    Besonders freue ich mich, dass Du in alten Forumsbeiträgen suchst, Jan-Arne!
    So werden diese immer mal wieder ans Tageslicht geholt.



    Nobi hat hier die Arten nach der Ornamentation (wie Schumacher es ja auch macht) zusammengefasst.


    Das, was ich damal schrieb, ist übrigens auch nach drei Jahren noch meine Meinung.


    Die rundsporigen Scutellinias scheinen übersichtlich und einfach bestimmbar zu sein, werden aber schon seit Jahren kontrovers diskutiert.
    Da gibt es einige lesenswerte Artikel...


    Danke nochmal für den interessanten Thread!


    Liebe Grüße vom Nobi


    PS. Ähm, Ralf, ne Idee zu den Käferparasiten?

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Hallo Jan-Arne


    In der bei uns immer noch pilzarmen Zeit muss man an den richtigen Standorten suchen und das hast Du perfekt gemacht. Super, das wir mit Ralf einen so erfahrenen Ansprechpartner haben. Da lohnt sich die Mühe gleich doppelt.


    LG Karl


  • Jo, hast Du doch schon ganz richtig erklärt. Das dürfte Parasitus coleoptratorum sein, die Käfer als Taxi von einem Futtertrog zum anderen benutzt. Sie ist also kein echter Parasit, sondern eher so eine Art Buckelgeist.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    gestern gab's auf der APR-Exkursion (zumindest in meinen Döschen) 4 verschiedene Scutellinias. Neben 2-mal Scutellinia scutellata, noch eine für mich neue Scutellinia:


    Scutellinia legaliae



    Und dann noch zwei andere... Die erste halte ich für Scutellinia minor (vgl. mit Ralf Doku oben):


    Fruchtkörper:




    engstehende Randhaare:



    abgerundete Zellen zwischen den Randhaaren:




    Sporen mit sehr unterschiedlich großen Warzen - nicht immer ganz rund:






    Und noch eine weitere Scutellinia. Die kann ich nicht gut zuordnen. Auffallend sind die kurzen Haare sowie die breiten Sporen mit ziemlich dicken Warzen. Geschlüsselt: Für mich sind die Warzen isoliert und bis zu 2,5 µm breit sowie 1-2 µm hoch. Damit gelange ich in den Scutellinia umbrorum-Komplex, bei dem mich vor allem stört, dass die Sporen zumeist nicht so breit sein sollen (wobei S. umbrorum die breitellipsoide Art wäre, bei der die Werte, laut Schumacher, noch im Rahmen lägen) und dass die ziemlich kurzen Randhaare nicht so breit und vor allem fast immer monofurcat sind. Was fast besser passen würde, wäre Scutellinia heterosculpturata, die hier schön und zu meiner Kollektion passend dokumentiert wurde.





    Nur kurze Randhaare:



    Die breitesten Stellen der Randhaare, die ich finden konnte:




    Sehr selten auch mal nicht monofurcate Haarwurzeln:



    Sporen:








    Ich bin auf eure Meinungen gespannt! :)


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    S. legaliae hatte ich letztes Jahr auch zur DGfM-Tagung. :) Die stacheligen Sporen sind für die Art sehr markant. :thumbup:


    Ansonsten bin ich begeistert, wo du die ganzen Scutellinias hernimmst. Ich hatte dieses Jahr noch keine. :(


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Seitdem ich vermehrt drauf achte, sehe ich gerade Wegränder voll mit Scutellinias. Immer eine Frage des Suchwinkels. Wir Großen haben's eben ein paar cm weiter bis zum Boden. In Hessen wird's aber sicher auch welche geben... :)


    LG, Jan-Arne

  • Tschja....hmmmm :/


    Die beiden ersten sind ok.


    Das was wir als S. umbrorum bezeichnen, ist ziemlich sicher ein Artenkomplex der noch nicht aufgedröselt wurde. Aber gut, nehmen wir das mal so hin. Das Problem ist die recht große Variabilität bei S. umbrorum, deren Warzen auch vereinzelt so groß werden können, wie bei S. heterosculpturata. Allerdings sind bei S. umbrorum Sporen mit so großen Warzen nur zu höchstens 40-50 % in einem Apothecium enthalten, während die restlichen Sporen normal gewarzt (wattn Wort) sind. Bei S. heterosculpturata sind mehr als 90 % der Sporen mit so großen Warzen bedeckt. Bei dieser Art ist die Betrachtung der Haare besonders wichtig. Diese sollten recht wenig septiert sein. Schumacher schreibt 3-7-fach. Ich hatte auch welche mit 8 oder 9 Septierungen dabei. Außerdem sind die Haare recht dünnwandig im Gegensatz zu den dickwandigen von S. umbrorum. Bei S. heterosculpturata findet man zwischen den normalen Haaren auch kurze, fast hyaline hyphoide Haare wie bei S.minor. Die Wurzeln bei S. heterosculpturata sind ganz überwiegend einfach, bifurcate sind selten.


    Ich hatte schon mehrere Kollektionen, wo ich mich nicht zwischen den beden Arten entscheiden konnte und habe die dann verworfen. Erschwerend kommt hinzu, dass es kaum Aufzeichnungen über die Variationsbreite von S. heterosculpturata gibt.


    Lange Rede kurzer Sinn, ich mag mich nicht festlegen und halte beides für möglich. Natürlich steht auch hier mein Angebot, evtl. überzählige Exemplare zu untersuchen. Allerdings ohne Gewähr dass ich dadurch zu einem sicheren Ergebnis komme.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralf,


    na immerhin! Die "minor" kann ich jetzt. :) Danke! Bist du morgen beim MAB-Treffen? Dann könnte ich sie mitbringen.


    LG, Jan-Arne

  • Hallo Jan-Arne,


    zu 90% S. heterosculpturata. Die Sporen sind fast ausschließlich mit sehr großen Warzen versehen, die Haare könnten etwas länger sein, geht aber noch. Haarwurzeln überwiegend einfach, einge bifurcat, aber auch hier und da multifurcate. Die Zellstruktur war schon etwas hinüber. Die Sporenform weicht von den wenigen Beschreibungen ab, ist zu breitelliptisch. Aber so habe ich die auch schon gefunden und hier ist wieder die Frage nach der Variationsbreite der Art. Gibt nicht viel dazu zu lesen, eigentlich nix.


    Es ist nicht die ganz typische S. heterosculpturata, aber noch weniger eine aus der umbrorum-Gruppe.


    Fazit: Es reicht nur zum .cf


    Um sicherer zu sein müsste man mehrere Apothecien untersuchen, erst dann bekommt man einen besseren Eindruck.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralf,


    Na, das ist doch mal was! Vielen Dank für deine Hilfe - dann lag ich ja nicht völlig daneben und war zurecht von den auffallend großen Warzen und der enormen Sporenbreite irritiert. In dem Fall nehme ich das "cf." gerne in Kauf. :) Respekt natürlich auch, dass du aus den kümmerlichen Resten meiner Pilzzerstückelung noch was rausholen konntest. :D :thumbup:


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, ich bin's noch einmal!


    Eine Scutellinia vom Wochenende. Gewachsen auf Holz in sehr feuchtem bis nassem Matsch...



    Die recht engstehenden Haare waren sehr kurz. Gemessen wurden hier die längsten.



    Hier geht es um Haaresbreite *badummmts*:



    Die Sporen mit den Maßen: 17,94-18,79-20,23 x 11,20-12,13-12,77 µm



    Alle Präparate waren zu unruhig (trotz des Wasserabsaugens), deshalb leider kein Stack fürs Ornament. Hoffentlich sieht man dennoch, was man unter dem Mikro sah. Die durchgängig kleinen Warzen bildeten zum Teil Graten.





    Die Haarwurzeln sind mono- bis bifurcat.




    Und dann fand ich noch das hier und dachte zunächst, es würde sich um sternförmige Haare handeln. :shy: Allerdings sah man sie schon unter der Stereolupe und sie waren hyalin und auf bzw. zwischen den Fruchtkörpern. Irgendwie seltsam, aber wohl nicht bestimmungsrelevant.




    Meine eigentliche Idee wäre, dass es sich um Scutellinia nigrohirtula handelt. Die ellipsoiden Sporen besaßen kleine Warzen und Graten, beim Erhitzen, sofern ich das richtig angestellt habe, geschah nichts Bestimmungsrelevantes. Die Randhaare sind gerade und weit unter 1000 µm. Das Problem: Die Ascosporen sind insgesamt durchaus unter 22 µm lang und damit passen sie nicht zu S. nigrohirtula (Länge 19,4 - 26,5 nach Schumacher [1990]). Sonst würde alles passen, auch der in der Anmerkung auf Pilzflora-Ehingen erwähnte feuchte Standort. Wenn ich allerdings an der Stelle zu "unter 22 µm lang" abbiege, gelange ich zu einer weißen Art, einer Art ohne erkennbare Warzen und einer Art mit eckigen und Warzen bis 1,5 x 1,2 µm. Die Warzen meiner Art sind wesentlich kleiner und die Art scheint sehr selten zu sein. Hat jemand eine Idee, wie man das Problem löst? Vermutlich sollte ich mich noch ein weiteres Mal um bessere Ornamentierungs-Bilder bemühen?


    Liebe Grüße
    Jan-Arne

  • Hallo Jan-Arne,


    ich seh nix, was gegen nigrohirtula spricht. Auch die Ökologie passt haargenau. Die Sache mit den Sporengrößen und dem Schlüssel ist immer kritisch zu betrachten. Im Schlüssel sind wohl die Größen angegeben, die dem Verfasser am häufigsten erschienen. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht auch Kollektionen geben kann, die kleinere Sporenmaße haben. Darum, ich kann das nur immer wieder betonen, möglichst viele Apothecien einer Kollektion betrachten.
    Das Sporenornament ist gut genug zu erkennen. Die Haare könnten deutlicher gezeigt werden, denn die sind nicht minder bestimmungsrelevant, wie die Sporen.


    Trotzdem, wenn sich das Epispor beim erwärmen mit BWB (und hier ist das Feuerzeug einzusetzen, weil die Wärme einer Lampe oft nicht ausreicht) nicht ablöst, bleibt nur S. nigrohirtula.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralf,


    das hört man doch gerne. Gut auch zu wissen, dass man die Sporengröße nicht als Ausschlusskriterium sehen darf. Gerade die große Spannweite an möglichen Sporenlängen in Kombination mit der Tatsache, dass meine Werte kaum reinpassten, hat mich doch verunsichert. Leider hat nur einer der 3 Fruchtkörper im Sporenabwurf selbige abgeliefert.


    Was genau wäre an den Haaren relevant? Die dicke der Wände oder Anzahl der Septen? Oder auch die Zwischenräume im Detail?


    Ich habe ein Feuerzeug benutzt ohne erkennbaren Effekt, außer dass das Ornament größtenteils verschwunden war. Die Umrisse blieben klar, eine sich lösende äußere Haut war nicht zu sehen.


    Danke für die Bestätigung!


    LG, Jan-Arne

  • Hallo Jan-Arne,


    bei den Haaren muss man Lateral- und Marginalhaare untersuchen. Man achtet auch auf hyphoide Haare zwischen den regulären, also ob solche vorkommen oder nicht. Wie dicht sind die Haare angeordnet. Neben der Länge und Breite der Haare ist die Dicke der Haarwand zu beachten und die Septierung. Wieviele Septen und wie sind sie verteilt. Die Farbe kann ebenfalls wichtig sein und ob die Haare durchweg gleich gefärbt sind oder zur Wurzel oder Spitze hin heller oder dunkler werden. Die Form der Haare ist wichtig. Sind sie gerade, oben gekrümmt, S-förmig verbogen, im ganzen gekrümmt, bauchig, schmal, dick usw.
    Last not least die Haarwurzeln, sind die mit einfacher Wurzel, bi-, tri oder multifurcat und gibt es Nebenwurzeln, also solche, die aus Hauptwurzeln wachsen.


    Am besten zupft man mit einer feinen Pinzette Haare oder Haarbüschel aus, dann kann man sie am besten betrachten.


    Hört sich wieder gewaltig an, aber wenn man die Probe selbst unter dem Mikro hat, registreirt man viele Merkmale quasi automatisch, bzw. kann sie gezielt abprüfen. Darum ist es auch recht schwierig, Scutellinia per Fotos einwandfrei bestimmbar darzustellen. Vielleicht gelingt es uns ja mal, einen gemeinsamen Scutellinia-Schlachtabend zu organisieren :)


    Hier mal ein paar Beispiele, wie unterschiedlich die Haare sein können und wie sie dargestellt werden sollten. Wobei auch meine Fotokunst begrenzt ist.

  • Hört sich wieder gewaltig an, aber wenn man die Probe selbst unter dem Mikro hat, registreirt man viele Merkmale quasi automatisch, bzw. kann sie gezielt abprüfen. Darum ist es auch recht schwierig, Scutellinia per Fotos einwandfrei bestimmbar darzustellen. Vielleicht gelingt es uns ja mal, einen gemeinsamen Scutellinia-Schlachtabend zu organisieren :)


    Da wär ich gerne dabei :thumbup: :) .


    Danke für die Dokumentation Jan-Arne! Ich finde, dass man das Ornament schön erkennen kann. Schade, dass das Apothecium auf dem Fichtenzapfen verloren ging, wäre interessant gewesen, ob das die gleiche Art war.


    Liebe Grüße,
    Florian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo noch einmal,


    danke für die erklärenden Ergänzungen, Ralf. Stimmt, ein paar relevante Merkmale aller Scutellinias habe ich jetzt auch schon automatisch parat, z. B. die Enden der Haarwurzeln zu überprüfen. Septen, Dicke der Haarwände und Weiteres werde ich beim nächsten Mal auch genauer beachten. Das ließ ich bisher außen vor, weil es im Schlüssel nicht/kaum abgefragt wurde. Dass die Randhaare kaum länger waren als die anderen Haare war mir ja immerhin schon aufgefallen. :)


    LG, Jan-Arne