Ich komm' nicht mal in die Gattung

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 4.729 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wühlmull.

  • Hallo Pilzfreunde,


    gestern habe ich bei einer Wanderung etwas entdeckt, was mich zunächst an ein Stummelfüßchen oder Muschelkrempling erinnert hat, konnte aber vor Ort nicht viel damit anfangen. Geändert hat sich seitdem nicht viel. Es paßt mal wieder gar nichts. Sägeblättlinge sind raus, ebenso Muschelinge, zumindest was meine Recherche angeht. Vielleicht etwas, dem irgendwann irgend jemand mal den deutschen Namen "Seitling" gegeben hat... :/ .


    Die Details:


    Fruchtkörper nahezu stiellos am Substrat angewachsen. Die Lamellen reichen bis zum Substrat.
    Substrat (schon ziemlich vermorscht) wahrscheinlich Hainbuche, evtl auch Eiche. Auf jeden Fall Laubholz, es sei denn, es hat hier den einzigen Nadelbaum gekostet.
    Breite 3-5 cm
    Oberfläche filzig, Haut nicht abziehbar.
    Beschaffenheit biegsam bis zerbrechlich.
    Lamellen längs betrachtet z. T. fein gesägt
    Fleisch weiß bis schmutzig-weiß
    Geruch angenehm pilzig, kein besonderer Eigengeruch
    Sporenpulverfarbe kakaobraun
    Sporen rund und feinwarzig, golfballartig, mit Keimporus. Durchmesser 6 µm, recht gleichmäßig ohne große Toleranz.
    HDS mit großen Hyphen und kleinen Schnallen. Hyphen mit grob strukturierter Oberfläche.








    HDS




    Bei den Sporen ist mir irgendwie zwei mal die selbe reingerutscht :)



    Schon mal danke für eure Mühen.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • Crepidotus dürfte ja schon mal richtig sein, ein paar gibt es ja mit kugelige Sporen. Schau dir mal C. applanatum an die Masse mussten auch passen,

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Hallo Holger,
    Crepidotus applanatus sollte passen , mich stört eigentlich nur die Oberflächenstruktur , ich fand die bisher nur mit glatter Huthaut.
    Sporenform/Farbe/Größe passen jedenfalls , auch die Schnallen.
    Als ich die zum ersten Mal fand , dachte ich auch an einen Seitling.
    Gruß Norbert

    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Crepidotus ja, applanatus nein. Der hat keine schuppige Hutoberfläche und auch keine inkrustierten HDS - Hyphen.
    Für einen Vertreter aus der Gruppe um Crepidotus crocophyllus ist der insgesamt zu blass, vor allem die Lamellen.
    Ratlosigkeit meinerseits, aber du könntest mal noch die Cheilos beobachten, die sind in der Gattung oft hilfreich.



    LG; Pablo.

  • Hallo,


    mit dem C. applanatus werde ich auch nicht so ganz eins, auch wegen der aalglatten Oberfläche, dann schon eher der C. crocophyllus. Cheilos habe ich keine gefunden. Basidien ja, abe keine Zystiden bzw. nichts, was ich dafür halten könnte. Ich hab' den aber noch, trocknet seit gestern vor sich hin. Vielleicht werfe ich den morgen wieder unters Mikro. Dann fehlt mir aber die passende Literatur. Ich fürchte, das wird noch ein ziemliches Gewurschtel.


    Edit: Tante Google spuckt noch C. brunneoroseus aus. Zumindest makroskopisch ein vielversprechender Kandidat.


    Noch'n Edit: Ok, die Sporen passen so richtig gar nicht. Hat sich was mit C. brunnedingsbums.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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    Einmal editiert, zuletzt von Wühlmull ()

  • Hallo Holger,
    nach GroßpilzeBW, Band 4, S. 427 bist du fast am Ziel. Mit der Merkmalskombination Schnallenhyphen und runde Sporen bleiben nur drei Arten übrig, die man anhand der Cheilozystiden unterscheiden können soll. Also jetzt doch noch irgendwo ein paar Cheilos gefunden und geschaut, ob sie finger- oder gar geweihförmig verzweigt sind, dann sieht's richtig gut aus.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling,



    Band 4, das ist der mit den Dachpilzen, den hab' ich sogar. Ich hätte schwören können, die Stummelfüßchen wären in einem der Bände die mir noch fehlen. Und ich Blindfisch fasele irgendwas von fehlender Literatur :haue: . Gott, wie peinlich. Ist schon von Vorteil, wenn man in seine eigenen Bücher auch manchmal reinschaut. Morgen wird geschlüsselt, was das Zeug hält.

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  • Hallo,
    C.crocophyllus ist in den Großpilzen nicht erwähnt...
    Gruß Norbert

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  • Hallo,


    hab' noch gar nicht reingeschaut. Ich schlüssel morgen mal durch, mal sehen, wo es mich hinführt. Für heute ist es schon etwas spät.

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  • Hallo Holger


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass etwas Anderes als C. crocophyllus dabei herauskommt. Makroskopisch hat Pablo natürlich recht, wenn man junge Fruchtkörper und die Lamellenfarbe bedenkt. In der Europäischen Monographie von Consiglio e Setti wird noch C. nephrodes mit blasseren Lamellen erwähnt. Phylogenetisch gibt es aber wohl keinen Unterschied. Vielleicht entdeckst Du ja noch einige Winzlinge von Deinem Fund, die makroskopisch den Abbildungen in der Literatur näher kommen.


    Makroskopisch ähnlich mit anderen Sporen ist wie Du ja selber schreibst C. brunneoroseus. http://bender-coprinus.de/pilz…idotus_brunneoroseus.html
    Ich war wenige Tage nach Entstehen der Bilder am Standort und die Fruchtkörper waren deutlich heller und kahler, woraus ich die Vermutung ableite, dass es bei Deinen Funden ebenso ist.


    LG Karl

  • Hallo,


    alles zystidenähnliche, was ich noch finden konnte, war das hier:






    Durchgeschlüsselt führt es mich zu C. applanatus (falsch abgebogen?). Komme mir jetzt vor, als schlüssele ich einen Hainbuchenraufuß durch und lande bei der Espenrotkappe :cursing: :huh:
    Aber wie Norbert schon sagt, ist C. crocophyllus im Schlüssel nicht erwähnt. Am Stamm waren ausschließlich ausgewachsene Fruchtkörper. Vielleicht fahre morgen nach der Arbeit wieder hin, ist nicht weit, aber bei den aktuellen Temperaturen dürfte da nur noch Kompost am Stamm hängen. Wäre schön gewesen, ein paar junge Fruchtkörper vorzufinden, nicht nur der Bestimmung wegen. Ergoogelte Bilder älterer Fruchtkörper stimmen mit meinem Fund überein, ebenso Mikrobilder. Bin motiviert, ihn als C. crocophyllus abzuhaken.

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Holger!


    Und wenn C. crocophyllus das kann mit den blassen Farben...
    Karl hatte den immerhin schon in der Hand (ich nicht), aber Crepidotus applanatus ist bei mir in der Gegend sehr häufig und den kann man hier definitiv ausschließen.
    GPBWs ist für die Bestimmung nicht wirklich geeignet. Crepidotus crocophyllus ist ja nicht die einzige Art, die man mit dem Schlüssel nicht erreicht. Da sind halt nur Arten berücksichtigt, die bis zum Redaktionsschluss in BaWü nachgewiesen waren. Auch hier (wie eigentlich immer) geht man idealerweise nach einer monografischen Bearbeitung, die mindestens mal alle in Europa nachgewiesenen Arten behandelt (Consiglio / Setti hat Karl ja schon genannt, ist auch mein Lieblingsschlüssel für Crepidotus). Alternativ ein möglichst umfassender Generalschlüssel, also wahlweise FungaNordica oder Gröger, wobei da halt ausführliche Beschreibungen fehlen.


    Bei Crepidotus crocophyllus sollten die Lamellen mit KOH (keine Ahnung ob 5% ausreichen, probier am besten sowohl eine niedrige Konz. als auch 20%) sofort orangerot reagieren, was auch noch ein aufschlussreiches Merkmal sein könnte.



    LG; Pablo.


  • Und wenn C. crocophyllus das kann mit den blassen Farben...
    Karl hatte den immerhin schon in der Hand (ich nicht),


    Hallo Pablo


    Ich hatte ältere ausgeblasste C. brunneoroseus in der Hand ;) und habe daraus geschlossen, das ältere C. crocophyllus sich ähnlich verhalten. Inzwischen kann ich das mit einem Bild aus Consiglio e Setti bestätigen und deine absolut berechtigten Bedenken wohl zerstreuen.


    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Ach so. :)
    Aber: Die Farben der Hutoberseite waren gar nicht so mein Problem, mehr die Farben der Lamellen. Wenn das mit dem KOH tatsächlich finktionieren sollte, wie zB bei Ludwig beschrieben, dann wäre das aber schon auch ein Hinweis und man könnte über die Lamellenfarbe nochmal besser hinwegsehen.



    LG; Pablo.

  • Hallo, ich war heute wieder dort und erwartungsgemäß waren die am Sonntag reifen Fruchtkörper alle hinüber, aaaaaaber: es waren junge erschienen, noch klein (max. 1 cm) aber mit aussagekräftigem Äußeren. Drei Stück habe ich eingetütet und ab nach Hause. KOH habe ich nur 40%. Die Lamellen damit beträufelt, zeigte sich sofort eine Reaktion ins tief Orangene.







    Fast vergessen:

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    • Offizieller Beitrag

    Genialer Fund, Holger. Gratuliere!

  • Hallo und noch mal Dank an alle. Das dürfte bis jetzt wohl mein Fund des Jahres sein. Immer wieder klasse, wenn so eine gemeinsame Recherche zum Erfolg führt. Dafür laß' ich für jeden eine ==morchel springen :thumbup: .

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  • Hallo,


    schöner Fund!
    Ich habe C. crocophyllus mal in Ungarn gefunden, ziemlich reichlich im Tiefland nahe der rumänischen Grenze in einem Eichen-Eschenwald (Fraxinus angustifolia). Dabei konnte ich ebenfalls beobachten, das die älteren Fruchtkörper ganz blass in den Lamellen und wenig filzig auf dem Hut werden. Sie waren dann makroskopisch kaum von den gleichzeitig vorkommenden Crepidotus mollis f. calolepis zu unterscheiden.
    Crepidotus brunneoroseus scheint ein typischer Auwaldpilz zu sein, der auch ausgewachsen ziemlich klein bleibt. In den Donauauen bei Passau und an der Isarmündung gibt es mehrere Fundstellen dieser Art.


    beste Grüße,
    Andreas


    beste Grüße,
    Andreas

  • Ok, danke,


    vielleicht wächst der mir ja irgendwann auch mal über den Weg, obwohl ich in den Auwäldern (wenn man sie hier so nennen kann) mehr im Frühjahr unterwegs bin.

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