Riesenbovist

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 5.596 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Craterelle.

  • Bei Riesenbovisten freue ich mich schon seit Jahren über jedes junge Exemplar, das ich finde. Sie scheinen mir eigentlich sogar recht häufig zu sein hier in Berlin und Umgebung, aber man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.


    Meistens kommen sie einfach in dicken Scheiben unpaniert, sondern nur etwas mariniert in die Pfanne (oder hoffentlich mal auf den Grill).


    Der Eigengeschmack ist nicht extrem stark, aber m.E. vorhanden. Gut fand ich zum Marinieren Olivenöl und Kräuter der Provence. Knoblauch schon wieder eher zu dominant.


    Im Ggs. zu Flaschenstäublingen finde ich auch nicht, dass sie muffig schmecken, allerdings ist da eine schwache Note, die ich am ehesten Richtung metallisch sortieren würde.


    Die Konsistenz gefällt mir so zubereitet sehr gut. Weich, aber nicht zu weich, saftig, aber nicht wässrig.


    Aktuell experimentiere ich, wie der Pilz das Einfrieren verkraftet. Gerade beim Grillen wähle ich eher das Grillgut nach dem Termin als umgekehrt. Man findet dazu alles mögliche von funktioniert prima über nur blanchiert bis geht gar nicht. Könnte jemand evtl. eigene Erfahrungen beisteuern?


    Noch eine weitere offene Frage wäre die zum Rohgenuss bzw. Durchgaren. In der deutsche Wikipedia ist aktuell Rohgiftigkeit zu lesen, basierend auf einem Tierversuch mit dem (mutmaßlich hoch dosierten) Inhaltsstoff Calvacin, der aber auch als Krebsmedikament in Diskussion war, also wohl kaum in schwächerer Dosierung tödlich sein kann. Die englische Version vermerkt, dass Calvacin nur in äußerst geringer Konzentration enthalten sei, nur leider ganz ohne Quellenangabe. Beides nicht so befriedigend, v.a. was die Angabe von Nachweisen angeht.


    Irgendwie abgedreht, aber doch interessant war außerdem dieser Fund:
    http://nordicfoodlab.org/blog/2015/10/15/the-giant-puffball


    Erstmal noch nicht so zum Nachmachen, aber wer weiß...


    LG, Craterelle

  • Hi craterelle,
    Eigene erfahrungen kann ich leider keine beisteuern da sie bei uns recht selten sind.
    Die einmarinierten sachen vom link sehen interessant aus/ein großteil der konsistenzänderung kommt da glaube ich aber nur vom einvakuumieren.
    Flaschenstäublinge sind mir bis jetzt noch nicht muffig vorgekommen/mit denen könnt ich mal in diese richtung experimentieren.
    Lg joe

  • Hi Joe,


    Danke für deine Antwort. Vielleicht muss ich den Flaschenbovisten doch noch mal eine letzte Chance geben. Sie sind aber auch in der Konsistenz etwas anders, so wie ich sie in Erinnerung habe. Der Riesenbovist wirkt kompakter, weniger luftig-fluffig.


    Eine Frage kann ich selbst schon beantworten: mir schmeckt er frisch besser als roh eingefroren, obwohl er nur ein oder zwei Tage im Frost war. Durchgegart einfrieren steht noch aus.


    À la Saltimbocca (ungefähr zumindest, Doppeldecker mit Salbeiblättern, aber ohne Schinken) kam auch sehr gut an.


    Toll finde ich, dass er innen so cremig wird. Erinnert eher an Grillkäse als an Fleisch (und an Pilze ohnehin nicht besonders).


    LG, Craterelle

  • Es gab in meiner Kindheit mit meiner Familie mal einen spektakulären Fund an Riesenbovisten.
    Wir hatten so viel von dem Zeug daß wir einen ganzen Block damit versorgten und es eine Woche lang ständig Boviste gab.
    Das ist einerseits eine ganz phantastische Kindheitserinnerung, andererseits führte es dazu daß ich diese Pilze fast schon nicht mehr sehen kann.
    Iss die mal jeden Tag bis zum Abwinken. <X
    Dieser metallische Geschmack und (für mich) auch Geruch (wohl durch dieses Erlebnis) ist mir seitdem der am meisten verinnerlichte überhaupt.


    Was ich aber sagen wollte.
    Wir mußten den Pilz seinerzeit so viel essen weil alle aus unserem Umfeld, die behaupteten Ahnung von Pilzen zu haben, meinten man könne ihn nicht konservieren.
    Ob wir damals schon eine Gefriertruhe hatten weiß ich nicht. Wahrscheinlich nicht. Aber auch sonst niemand, denke ich.
    Jedenfalls mußte das alles schnell verputzt werden. Ich vermute, einfrieren wird nicht so optimal sein für den Pilz.


    Genaueres kann ich aber nicht beitragen zu deiner Frage.
    Vielleicht kommen ja gute Ideen von den anderen.

  • Ja, ich kann das durchaus nachvollziehen. Ich habe bisher noch positive Assoziationen zu diesem ganz speziellen Geruch. Bei mir gab's jetzt drei Tage in Folge jeweils kleine Mengen davon (frisch, eingefroren, zum Vergleich nochmals frische geholt), und ich habe jetzt wirklich das Gefühl, es ist erstmal genug.


    Übrigens habe ich immer bedauert, dass in meiner Kindheit Pilze jenseits von Champignons praktisch nicht vorkamen (was im Wortsinn ganz sicher nicht stimmt, es werden schon überall welche gewesen sein so wie jetzt auch, aber als Gesprächsthema oder gar Nahrungsmittel eben nicht).

  • Hallo Craterelle,
    leider habe ich auch noch keinen Riesenbovisten im verzehrbaren Zustand gefunden (d.h. ein mal einen noch kleinen jungen Pilz, da habe noch nicht "zugegriffen", ansonsten 1 x uralt ... und ja vor kurzem im WALD - da lag was, wie ein kugelrunder "Schädel" mit vielen Augenhöhlen drin .... alter Riesenbovist im WALD.


    Ich habe es dann nachgelesen, ist wohl möglich, besonders lt. Wiki "in lichten Wäldern (aufgelockerte Kiefernwälder auf eher trockenen Standorten)" ... nun, bei mir im jüngerer Buchenwald, nahe "Rückeweg" ... allg. soll er auch im Wald an nährstoffreichen Stellen (Brennnessel-Ecken) vorkommen können.


    Die "Curing-Rezepte" habe ich mir angeschaut und mich etwas gewundert. Wenn die die Pilze marinieren, reifen lassen, bei 55 Grad trocknen - dann ist der Pilz doch eigentlich ein ROHER Pilz?
    Und dann wird der in diesem Zustand direkt (roh, trocken) verwertet (oder habe ich zu diagonal gelesen?)


    Zum metallischen Geschmack bei Stäublingen kann ich nur mit den Erfahrungen beim Flaschenstäubling (immer nur rein weiß probiert) beitragen, bei meinem ersten Versuch war der absolut geschmackslos bzw. neutral, dann einmal (obwohl weiß) deutlich muffelig-metallisch und noch einmal minimal metallisch, was ich da als o.k. (etwas würzig) empfunden habe.
    Äußerlich war kein Unterschied feststellbar, aber schon der Geruch beim Durchschneiden war leicht anders. Ich kann mir das nur so vorstellen, dass die Reifung innerhalb von ganz kurzer Zeit (Stunden? Tag?) da schon Unterschiede macht.


    Wenn ich einen Riesenbovisten hätte (und zu viel davon), dann würde ich wahrscheinlich auch probieren, ein (halb)-fertig gegartes Gericht einzufrieren (also z.B. in kleinen Stücken mariniert, angebraten, eingefroren etc.)

  • Hallo Abeja,


    Ob der roh verzehrt werden kann, sehe ich erstmal als ungeklärt an, würde es vorsichtshalber aber nicht ausprobieren. In der französischen Wikipedia wird es unter Berufung auf ein französisches Pilzbuch explizit als mögliche Zubereitung angegeben.


    Nochmal zu dieser metallischen Note: ich hatte den Eindruck, diese verstärkt sich beim Einfrieren deutlich und tritt auch beim Dünsten eher hervor als zurück. Am schwächsten war sie in relativ kleinen, scharf angebratenen Stücken ausgeprägt. So vorbehandelt würde ich sie auch nochmal wieder testweise einfrieren.


    LG, Craterelle