Sieht aus wie Steinpilz

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.747 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Helmut Krisch.

  • Den abgebildeten Pilz fand ich Mitte Juni zu mehreren, z.T. fast büschelig, am Straßenrand unter einer Eiche


    in meiner Straße. Der Stiel hatte die typische Netzzeichnung, die Poren erst weiß, später gelblich, das Fleisch
    blaute nicht. Allerdings fiel mir schon am Fundort auf, dass der Stiel ungewöhnlich porös war und dass einige
    recht junge Exeplare schon zu faulen begannen.
    Ich habe einige Exemplare mitgenommen und zuhause ins Gemüsefach des Kühlschranks gelegt. Nach 2 Tagen hatte
    eine Art Autolyse stattgefunden: die Pilze lagen völlig matschig in einer widerlich riechenden braunen Brühe.
    Das wäre für B. edulis sehr ungewöhnlich. Aber welchen Pilz habe ich dann da erwischt?
    Kennt jemand dieses Phänomen?
    In einigen Vorgärten hier wächst häufig B. radicans. Der hat aber festen, farbigen Stiel und blaut deutlich.
    Bin gespannt auf Eure Kommentare!

  • Sofern er nicht von Maden perforiert wurde und tags darauf zu gammeln anfängt und nach 2 Tagen in der braunen stinkigen Brühe schwimmt. ;)
    Gitcha next time!

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()


  • Sofern er nicht von Maden perforiert wurde und tags darauf zu gammeln anfängt und nach 2 Tagen in der braunen stinkigen Brühe schwimmt. ;)
    Gitcha next time!


    Vielen Dank für die Antworten.
    Allerdings bin ich noch nicht so ganz überzeugt, dass es wirklich ein Steinpilz ist:
    nach meiner Erfahrung wachsen Steinpilze nie büschelig, und dieses sehr schnelle wässrige Verfaulen habe
    ich auch noch nie beobachtet. Die verschimmeln doch eher als zu faulen.
    Ich werde die Fundstelle im Auge behalten, vielleicht kann ich bei der nächsten Fruktifikation
    noch genauere Angaben und bessere Bilder liefern.
    Helmut

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Helmut!


    Gerade >Sommersteinpilze< (auch für mich das, was du gefunden hast) sind sehr weichfleischig. Bei trockener Witterung schimmeln sie eher, oder werden einfach labbrig. Bei feuchter Witterung aber können die durchaus regelrecht zerfließen. Büschelig gteht auch in ordnung, beim Sommersteinpilz habe ich jetzt kein Bild (obwohl auch schon kleinbüschelig gefunden), aber >hier< gibts ein schönes Fichtensteinpilz - Büschel.



    LG, Pablo.



  • Auf die Gefahr, dass Ihr mich für einen Ignoranten haltet: ich muss nochmal nachhaken.


    Ich habe jetzt zu diesem Pilz eine 2.te Stelle ganz in der Nähe gefunden, wo er wächst.
    Von dort stammendie neuen Informationen und Bilder.


    Bild2 zeigt, dass die Hutfarbe anfangs cremeweiß ist und langsam braun wird (bei Trockenheit dkl. braun, bei
    feuchter Witterung gelb-braun (Bid4).
    Bild3 zeigt den büscheligen Wuchs, Bild5 nochmal die Stielmusterung.
    Ein jg. Exemplar war schwach, aber deutlich bitter, ein älteres nicht.
    Weiter bemerkenswert: beide Fundstellen liegen unter einer Eiche, aber die Art ist Quercus rubra, auch kanadische
    Eiche genannt. Diese Bäume hat die Stadt seit vielen Jahren an den Straßen gepflanzt (in meiner Straße sind sie
    50 Jahre alt).
    Bei den vielen Abweichungen von der normalen B. edulis habe ich die Vermutung, dass es sich um eine Varietät
    im Zusammenhang mit der (eingeführten?) Eichenart handeln könnte.
    Viele Grüße und Danke für die Beiträge,
    Helmut

  • All die Varitäten die es mal gab hat man ja nicht grundlos zusammengeführt zu den heute bekannten. Zu den alten Arten bzw. Varitäten fehlt mir allerdings die Literatur um dazu mehr sagen zu können.
    Deine Pilze aber sind und bleiben der Sommersteinpilz, Boletus aestivalis. Ich sehe da nichts was mich stören könnte.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Helmut!


    Das ist nicht ignorant, sondern genau richtig so. Wenn man etwas Ungewöhnliches beobachtet, soll man nachhaken und auch kritisch hinterfragen. :thumbup:
    Ein paar Sachen will ich mal versuchen, zu erklären: Sommersteinpilze (Boletus aestivalis = Boletus reticulatus) und Schwarzhütige Steinpilze (Boletus aereus) sind die beiden Arten mit der filzigen bis samtigen, matten Hutoberfläche. Im Gegensatz zum Fichtensteinpilz (Boletus edulis) und dem Kiefernsteinpilz (Boletus pinophilus): Das sind die beiden, mit der glatten, speckigen und niemals filzigen oder samtigen Hutoberfläche. Bereift können die Hüte bei allen Arten sein, wichtig ist die Haptik der Huthaut an sich.
    Darum sind Sommersteinpilze auch eigentlich nie als "Abweichung" von Boletus edulis beschrieben wirden, sondern als eigene Art.
    Zum Sommersteinpilz ist mir als "Abweichungsform" Boletus carpinaceus bekannt, der aber noch mal anders aussieht und eher ein bisschen an den Schwarzhütigen Steinpilz erinnert. Insofern gibt es da viel weniger Formen, Varietäten usw. als beim Fichtensteinpilz (Boletus edulis), wo eine ganze Menge abweichender Formen beschrieben wurde (teils als eigene Arten), von denen man aber mittlerweile festgestellt hat, daß sie sich zumindest genetisch nicht wirklich von Boletus edulis unterscheiden. Aber das wären ja alles Formen mit "speckiger" Huthaut.


    Alle europäischen Steinpilze sind variabel in der Wahl ihrer Mykorrhizapartner. Wieder Boletus edulis als Beispiel: Der heißt zwar "Fichtensteinpilz", bildet aber minestens genauso häufig mit Rotbuchen Mykorrhiza. Und nicht nur das: Der geht Verbindungen mit ungefähr jeder Baumart ein, die generell in der Lage ist Ektomykorrhiza zu akzeptieren (sämtliche Ahorn - Arten, Rosskastanie & Eberesche können das zB nicht).
    Sommersteinpilze sind etwas wählerischer, haben aber immer noch ein breites spektrum an möglichen Mykorrhizapartnern. Es wird sogar über Verbindungen mit Weißtanne gesprochen, auch wenn ich selbst noch keinen Boletus aestivalis eindeutig einem Nadelbaum zuordnen könnte. Aber Roteiche (Kanadische Eiche) geht auf jeden Fall als Mykorrhizapartner für Boletus aestivalis.


    Die Hutfarben sind in der Tat sehr variabel, und dazu auch noch witterungsabhängig. Bei sonnigem, trockenem, heißem Wetter finde ich auch oft fast weiße Boletus aestivalis. Du kannst ja nochmal ins Portrait schauen, Jörg hat gerade Bilder von einer besonders schicken, rothütigen Kollektion hochgeladen. So wie du es beschreibst, scheint sich der Umfärbungseffekt beim Trocknen auch umkehren zu können.


    Wichtig ist: Das Fleisch muss immer komplett weiß sein, die Pilze dürfen nirgendwo blauen, die Poren müssen bei ganz jungen Exemplaren weiß sein und dann zu gelblich umfärben. Die rostroten Poren bei deinem ziemlich alten Exemplar sind ein Hitze- / Trockenschaden, den ich auch schon oft bei eigentlich gelbporigen oder weißporigen Röhrlingen beobachtet habe.


    Wunderlich ist der bittere Geschmack bei einem sehr jungen Exemplar. Von dem wäre natürlich ein Bild interessant, und weil besonders hell gefärbte Sommersteinpilze auf den ersten Blick mal recht ähnlich aussehen können wie Wurzelnde Bitterröhrlinge (Boletus radicans) wäre das vielleicht noch was, das man überprüfen könnte. Nicht sicher beurteilen kann ich da den größen Fruchtkörper auf dem ersten Bild (der kleinere ist aber klar ein Sommersteinpilz). Boletus aestivalis und Boletus radicans können aber auch mal kunterbunt durcheinanderwachsen; wobei dir Fruchtkörper auch direkt nebeneinander stehen dürfen. Trotzdem ist die Unterscheidung normalerweise kein Problem, weil ja Boletus reticulatus nicht blaut und komplett weißes Fleisch hat.
    Ansonsten hat der Bittere wohl irgendwas aus dem Boden aufgenommen, was ihn unangenehm macht.



    LG; Pablo.

  • Guten Morgen Ihr Lieben,




    .......oder er wurde zu lange gebraten? Wie lange hast Du ihn denn gebraten Helmut?




    Liebe Grüße




    Heidi

    Jeder Tag an dem Du nicht gelacht hast, ist ein verlorener Tag.
    Auch von mir gibt es keine Essensfreigabe.



    100 Chips, da Islandwette verloren = 95 Chips
    95-2 Chips für Jan-Arnes Rätsel = 93 Chips
    93-5 Chips für Grünis Grauen Wulstling= 88 Chips
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    78 + 10 (APR 2017 als erste über die Hälfte der Gesamtpunkte gekommen) = 88

    88-3 Chipse für OPR = 85

    85 - 10 Chips für APR 2018 = 75

    75 + 5 fürs APR = 80

    80 -10 Chipse für APR 2019 = 70 Chipse

    70 +5 Apr 2019 = 75


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  • Hallo Pablo,
    vielen Dank für diese ausführliche Antwort.
    Da muss ich wohl akzeptieren, dass es sich doch um B. aestivalis handelt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass
    diese Art so variabel ist.
    Da bin ich jetzt wieder ein Stück schlauer.
    Viele Grüße,
    Helmut
    [hr]


    All die Varitäten die es mal gab hat man ja nicht grundlos zusammengeführt zu den heute bekannten. Zu den alten Arten bzw. Varitäten fehlt mir allerdings die Literatur um dazu mehr sagen zu können.
    Deine Pilze aber sind und bleiben der Sommersteinpilz, Boletus aestivalis. Ich sehe da nichts was mich stören könnte.


    Pablo hat mich mit seinem ausführlichen Kommentar vollkommen überzeugt.
    Danke an alle Beteiligten!
    Helmut
    [hr]


    Hallo Heidi,
    ich habe den Pilz überhaupt nicht zum Essen zubereitet, weil er mir suspekt war.
    Ich habe ja schon in der Anfangsfrage beschrieben, dass sich die gesammelten Pilze schnell
    zu einer übel riechenden Masse verflüssigt hatten. Im Übrigen suche ich Pilze eigentlich selten zum Essen,
    mehr aus wissenschaftlichem Interesse.
    Viele Grüße,
    Helmut