Schleim und Pilze

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.403 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schupfnudel.

  • Hallo Alle zusammen,


    derzeit wird die Hitzewelle bei uns von regelmäßigen, teils heftigen Gewittern abgelöst, was ein fast schon tropisches Klima erzeugt.
    Motiviert von unserer Pilzwanderung bei Drosophila bin ich mal losgezogen, um zu schauen, was die Witterung bei uns hervorbringt. Es war für mich hauptsächlich eine Bilder-Wanderung, ich habe keine konkreten Bestimmungen durchgeführt, deswegen kann ich euch (vorerst) nur Bilder als Information für mir unbekanntes geben. Ich versuche unnötige Eingriffe in die Natur so weit es geht zu vermeiden. Vielleicht hat trotzdem ja jemand eine Idee, in welche Richtung ich mich orientieren kann, um nochmal nach genaueren Merkmalen zu schauen.
    Wenn irgendwas falsch klassifiziert ist bitte ich ausdrücklich um Korrektur, aber bitte konstruktiv, also auch angeben, an welchen Merkmalen ihr das fest macht. Ich will ja aus den Fehlern lernen :)


    Hitzegewitter Nachts vor meiner Wanderung:



    Amanita phalloides



    Ein Hexenröhrling - nur welcher? Flockenstieliger? Kann mich hier jemand über die Umgruppierung aufklären, die sind ja soweit ich weiß nicht mehr in der Gattung Boletus, bzw sind die überhaupt noch zusammen?
    - auf Schnitt/Druck stark blauend, getestet an stark überaltertem Exemplar -



    Noch ne Amanita nur welche? Oder doch was anderes?



    Grüppchen irgendetwas?
    War in der Nähe noch am Grunde eines Baumstumpfes von - vermutlich - Fichte, stark vermodertes Holz.



    Der im Titel erwähnte Schleim, herausgelockt durch einen kurzen Regenschauer
    - So abundant, dass sogar ich irgendwann das Interesse verlor -




    Was dem Schleim gefällt, gefällt auch diesem Schleim:



    Ich vermute einen Pleurotus, vielleicht Pleurotus pulmonarius?
    - An gefällten Buchenstämmen mit 60-80 cm Durchmesser, hohe Fruchtkörperzahl, teilweise gestielt/ungestielt -




    Noch was unbekanntes, ohne Idee
    - An Buchenast, unten im rechten Bildrand erkennbar: Stiel am Grund behaart -



    Unbekannter "Regenschirm"
    - Am Grunde eines stark vermoderten Stammes entspringend, Holz nicht mehr klassifizierbar -



    Gemeinsam mit mehreren Grüppchen von:
    Vielleicht ne Mycena ?



    Guttierendes, pelzig weißes Etwas
    - In einem Gebiet mit sehr hoher Abundanz vertreten, an jedem dickeren Laubholz-Stamm (Eiche und Buche) -



    Das ist der Teil meines Ausflugs, der irgenwie mein Interesse geweckt habt und euch ein paar schöne Eindrücke vermittelt.


    Viele Grüße und danke für jeden Kommentar
    Robin

  • Hallo Robin, tolle Fotos, Danke fürs eigen. Das Gewitter ist perfekt getroffen. Ich hab von den Schönheiten, die du zeigst keine Ahnung, aber bei der Amanita würde ich rubescens vermuten und bei der Hexe den Flocki. Aber das werden Dir die Profis sicher gleich genau sagen.


    Lieben Gruß Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Robin!


    Echt geniale Serie. :thumbup:
    Das Eingangsbild ist total schön. ich hatte auch mal versucht, Blitze zu fotigrafieren. Und festgestellt, daß ich da noch sehr viel üben müsste, um es wenigstens einigermaßen auf die Reihe zu bekommen.


    -2- ist ein >Flocki<
    Das mit den neuen Namen ist eigentlich erst dann wichtig, wenn man es wirklich wissenschaftlich angehen will und die detaillierteren Verwandschaftsbeziehungen nachvollziehen möchte. Ansonsten kann man auch gut bei "Boletus" als Sammelgattung bleiben.
    Wenn man es morphologisch definieren möchte: "Neoboletus" = Rotporige Röhrlinge ohne Stielnetz (aber mit Stielbeflockung), sehr stark blauend, Hyphen der Stielbasis inamyloid, Trama sehr fest und kompakt.
    Unterschiede zu "Suillellus": Vor allem die bei Suillellus amyloidesn hyphen der Stielbasis und das weichere, lockerere Fleisch (was auch viel stärker dazu tendiert, von der Stielbasis her rot einzufärben).
    -3- = >Perlpilz<
    -4- = Höchstwahrscheinlich >Knopfstielige Rüblinge<
    Bei den folgenden Arten halte ich mich lieber zurück, auch diese Seitlinge sind gruselig in der Bestimmung. ;)
    Beim letzten beantrage ich eine Revision des Substrates: Hast du da Bilder, auf denen man viel von den Stämmen sieht und / oder am besten auch was von der Rinde (falls noch vorhanden)? Der Pilz sieht stark nach Getropften Saftporlingen (Oligoporus guttulatus) aus, aber die besiedeln fast ausschließlich Nadelholz.
    Die Pilze auf dem vorletzten Bild sind >Mycena haematopus<.



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Robin,


    ein toller Beitrag mit genialen Bildern. Meine Ideen und Kommentare:


    [...]


    Das Blitzbild ist genial!


    Grüner Knolli (Amanita phalloides) stimmt. Ein schöner Fund. Bei uns zumindest ist der gar nicht so häufig.


    Der Röhrling ist tatsächlich ein Flockenstieliger Hexenröhrling (Neoboletus luridiformis). Die Röhrlinge wurden vor einigen Jahren neu sortiert, u. a. mit Einbezug von Sequenzen. Deshalb wurden diverse Arten umgepackt und neue Gattungen "erfunden". Das ist die Kurzform. :D


    Amanita stimmt und dein Pilz ist ein Perlpilz (Amanita rubescens) Den erkennt man im Bild anhand der deutlichen Rottöne am Hut. Besser nachvollziehen könnte man das noch an den Fraßstellen, die auch so junge Exemplare zumeist in der Stielbasis schon aufweisen. Also im Zweifel mal aufschneiden. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist noch der oberhalb geriefte Stielring, wobei man den in diesem Stadium rausschneiden müsste.


    Dann folgen wohl Knopfstielige Büschelrüblinge (Gymnopus confluens). Die Art ist aktuell häufig, wächst immer in solchen Gruppen und trägt seinen Namen, weil man den Stiel vom Hut trennen kann und ein Loch im Zentrum bleibt, den der Stiel quasi dort rauszieht. Das Bild ist leider nicht optimal, weil man die Unterseite der Pilze nicht sieht. An sich wären Oberseite und Unterseite beide für eine seriöse Bestimmung am besten.


    Die Plasmodienbilder sind toll, gerade das erste! Und wenn ich überlege, was dort in Kürze für Schleimpilz-Horden wachsen müssen... 8|


    Oh, ein Steinpilz! :)


    Seitlinge sind's definitiv. Austern- und Lungenseitlinge sind leider ziemlich schwierig zu trennen. Man kann es anhand des Geruchs, der Hutfarbe, der Sulfovanillin-Reaktion oder den Mikromerkmalen machen, aber ob irgendwas davon am Ende Aussagekraft besitzt... keiner weiß.


    Dann kommt ein Helmling (Mycena), der so wohl nicht zu bestimmen ist.


    Anschließend: Wieder ein geniales Bild, das aber zur Bestimmung nicht geeignet ist. Ein Dachpilz (Pluteus) oder ein Scheidling (Volvariella - mit Scheide an Stielbasis) wäre möglich.


    Wieder Helmling (Mycena), vielleicht Bluthelmlinge (Mycena haematopus).


    Guttierend als Begriff passt gut, weil das hier wohl ein Saftporling ist und der Getropfte Saftporling (Oligoporus guttulatus) eine gute Option wäre.


    Ich würde dir noch empfehlen, die Bilder zu nummerieren. Das macht die Kommunikation, gerade bei so langen Beiträgen, deutlich einfacher. Danke noch einmal für den schönen Beitrag und weiter so! :thumbup::)


    LG, Jan-Arne

  • Guten Abend,


    Danke für's Lob, ich bemühe mich stets um ansprechende Bilder :)


    Ebenso für die Hinweise!
    Dann werde ich wohl erstmal bei Boletus bleiben, wenn man es wissenschaftlich machen möchte, kann man sich im Zweifelsfall ja die Synonyme raussuchen.


    Ich hatte auch einen Perlpilz vermutet, freut mich, dass ich vom Gefühl richtig lag.


    Zu den Kopfstieligen Rüblingen suche ich gleich nochmal ein Bild, aber ich habe das Gefühl, dass die alten Exemplare etwas anders aussehen, als in dem Portrait von euch...


    Nach dem Substrat kann ich gerne nochmal schauen, vielleicht habe ich was verwechselt/falsch im Kopf (kann immer vorkommen), aber Fichte von Buche und Eiche zu unterscheiden traue ich mir zu :D Bilder folgen!


    Also doch Bluthelmlinge, dann muss ich beim nächsten vorbeikommen mal einen abbrechen und mir den Saft anschauen :)


    Danke Euch!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Robin,


    da hast du schon sehr kompetente Antworten zu deinen Anfragen bekommen. Nur noch eine kleine Anmerkung meinerseits. :) Ich finde es toll, dass du die Natur nicht weiter schädigen willst, aber bei bestimmten Gattungen kommt man nur zu einer guten Bestimmung, wenn man auch mal 7-10 Fruchtkörper unterschiedlicher Altersstufen mitnimmt und dokumentiert. Gute Beispiele wären meine ach so geliebten Risspilze und Schleierlinge. Bei Gattungen, wie Scheidlingen oder Dachpilzen (deinen unbekannten "Regenschirm") geht nicht viel ohne mikroskopische Untersuchung. Wenn du diesen vom Baumstupmpf vorsichtig entfernt hättest, würdest du eine häutige Scheide sehen (oder auch nicht), wähnlich wie bei A. phalloides.



    Stielbasis mit Scheide --> Scheidling Volvariella
    Stielbasis ohne Scheide --> Dachpilz Pluteus


    Beide Gattungen erfordern meist eine mikroskopische Untersuchung; ebenso ist es bei Helmlingen. Inzwischen überlege ich für Kartierungszwecke nicht lange, ob ich eine Pflanze (Mit Phytoparasit dran) oder Pilz mitnehme. Ich weiß inzwischen, dass ich bei bestimtmen Funden das auch mikroskopieren muss. Wenn in einem tollen Habitat ein toller Pilz wächst muss das dokumentiert werden, um das Habitat zu schützen und dazu muss ich den Fruchtkörper (leider) mitnehmen. Das ist das Grundprinzip der Pilzkartierung; neben einigen anderen Aspekten.


    Und das allerwichtigste, bevor ich es vergesse. Suuuper Fotos. :thumbup: :thumbup: :thumbup: Bitte gerne bei Gelegenheit mehr. Sorry, dass ich dir erst jetzt antworten; ich musste erstmal was essen. ;)


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hey Robin!


    Wahrhaft beeindruckende Bilder an denen du uns da teilhaben lässt. Das Gewitter ist genial!
    Aber auch die Pilze...da steckt bestimmt gut Fummelarbeit und Rumgekrieche hinter.
    Danke dafür!


    LG der Ole ==Pilz24

  • Hi,


    ich wollte auch nur noch mal ein Kompliment für die tolle Fotoserie da lassen.


    Auch mir gefällt das Geblitzdings-1:21 Gigawatt Foto am besten. Das ist echte Klasse :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Wir waren heute auf der Autobahn unterwegs und kamen auch in ein mächtiges Gewitter. Etliche Blitze. Meine Tochter hatte die ganze Zeit ihr Handy am Anschlag, um im richtigen Moment, wenn es blitzt, zu "knipsen". Ist ihr aber leider nicht gelungen. Also kann man sich vorstellen, wie schwer das ist, so'n Ding einzufangen.:lightning:

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
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    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18

  • Hallo nochmal,


    nach 2 Tagen Dauerregen konnte ich endlich eure Meinungen genauer überprüfen, was mir zeigt:
    Auch bei für die Bestimmung unvorteilhaften Bildern habt ihr ein gutes Auge.


    Die Knopfstielige Büschelrüblinge (Gymnopus confluens) haben sich als solche herausgestellt (durch den Hut-Abzieh-Test ausprobiert)
    Der Bluthelmling ist auch einer, bzw. er blutet, wie er es sollte. (Ist das einzigartig oder gibt es da noch andere Vertreter mit ähnlicher Morphologie und blutrotem Milchsaft?)
    Und Pablo hatte recht, eine Revision des Subtrates ist vonnöten, da lag zwar viel Buche und Eiche, aber unser getropfter Saftporling wuchs nur an eingestreuten Fichtenstämmen.


    Das verbliebene war nicht mehr aufzufinden, ich weiß aber, worauf ich zukünftig achten muss.


    Herzlichen Dank an euch alle!


  • Darf man fragen mit welcher Ausstattung du fotografiert hast? Das Bokeh ist verdammt schick.


    Selbstverständlich!


    Ich habe von meinem Vater den Camerabody "gekapert" von Canon (EOS 500D) - nix besonderes.
    Als Objektiv nutze ich das Sigma 105 mm 1:2.8 DG Makro HSM (habe ich mir im Winter organisiert)
    Für mich derzeit mein absolutes Lieblingsobjektiv. Die Abbildungsqualität ist genial und wie du auch schon festgestellt hast gefällt mir das Bokeh sehr gut.
    Es hat selbstverständlich auch seine Schwächen (irgendwo muss ja der Unterschied zu den 800-1200€ Makros sein)
    Es könnten gerade bei den Lichtreflexen noch ein/zwei Blendlamellen mehr sein, wenn man nicht mit Offenblende fotografiert sieht man häufig 9-Ecke (gefällt mir persönlich nicht so gut). Der Autofokus mag häufig nicht ganz so, wie ich das will, bei schnellen Motiven wie Schmetterlingen ist das dann problematisch, bei Pilzen ist manuell ja kein Problem. Es ist ziemlich schwer (mit Body ist das Gespann 1,4 kg), und die 105 mm bereiten mir mit dem Crop-Faktor hin und wieder ein paar Probleme mit der Entfernung. Da muss man sich den Wald halt passen Aufräumen, wenn man 3 m vom Motiv weg liegt :D


    Viele Grüße
    Robin

  • Vielen Dank. Wenn's bei mir mal Geld regnet, könnte das ein heißer Kandidat für mein erstes Makro sein, bei den schicken Bildern. :)
    Hast du es mal mit zusätzlichen Zwischenringen versucht?

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]