...ist das nicht Rosea ´s Schwester?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.374 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kuhmaul.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,



    Russula rosea habe ich ja schon öfters mal angetroffen, auch Bilder und ein Protokoll darüber angefertigt.
    Aber das was mir am Samstag begegnet ist, da habe ich fast zwei Tage gegrübelt was das sein könnte.
    Erst als mir dann beim Bestimmungsprotokoll wieder der harte Stiel einfiel, konnte es nur eine Lepidinae sein.
    Eine grosse Auswahl habe ich ja nicht, vielleicht hatte die gute R. rosea ja nur ein neues Kleid an?
    Oder war es doch die R. amarissima Schwester?


    Auf euren Kommentar bin ich schon sehr gespannt und ich stelle euch den Pilz mal makroskopisch vor:


    FUNDORT:
    450m, By-Rhön, Buchenwaldrand, vereinzelt Eichen, im Gras, aber noch im Bereich unter der Traufe.
    Am gleichen Gras-Standort Sommersteinpilze und Perlpilze.


    HUT:
    Violett-rot, Mitte cremefleckig, trocken, matt, samtig, wildlederartig (wie ein schöner teurer Frauenschuh),
    Hh teils rissig, rauh, kugelig, Rand glatt, eingerollt, Peeling 1/3, unter der Huthaut rötlich


    LAMELLEN:
    splitternd, creme, Schneide rötlich-violett fast die ganze Länge, bei Berührung nach Zeit bräunend


    STIEL:
    6cm x 1,5 und 2cm, weiss-creme, rötlich-violett überhaucht, bei Berührung nach Zeit bräunend, Stielspitze nach Bruch vom Hut bräunend und nach einem Tag rundum dunkelbraun, Konsistenz fest, hart


    GERUCH:
    nichts


    GESCHMACK:
    mild, Lamellen verzögert leicht bitter, Huthautprobe nach 20sec leicht bitter,
    Taubheitsgefühl danach für 1/2 Std auf der Zungenspitze


    SPORENPULVER: nach Romagnesi IIa - IIb;
    EDIT: SpP jetzt nach Vergleich zwischen Objektträger und Deckglas: Ib - IIa


    CHEMIE:
    FeSo4: nach 30sec falb, blass-rosa
    Guajak: pos, tief blau-grün/grün nach 5sec.
    Phenol: nach 30sec nichts
    KOH: Huthaut nach 5sec orange-rot


    Los geht ´s. Bilder sagen mehr als 1000 Worte...


    1) Fundort


    2) Unscharf (meine Frau war nebenan mit dem Messer bei den Steinpilzen unterwegs


    3) Hutrand glatt eingerollt


    4) wieder unscharf...ich sag ´ nur Messer


    5) seht ihr jetzt den violetten Anflug am Hut?


    6) Huthaut 1/3 abziehbar, darunter rötlich


    7) felderig aufgerissene Huthaut


    8) Lamellen creme-ocker, Schneiden rötlich


    9) Lamellen bräunend, Bruch an der Stielspitze bräunend


    10) Stiel violett-rötlich behaucht, Stielspitze bräunend nach Bruch


    11) man beachte die Hutfarbe, auch die Stielbasis bräunt


    12) Lamellen nach einer Nacht aussporen, wie bei Kibby S. 118 Plate 46 (das braune ist KEIN Matsch)


    13) nochmals dieses schöne violett-rot


    Danke für euer Interesse
    claus

  • Hallo Claus,



    danke für die sehr schöne Dokumentation :thumbup: . Ich würde deinen Fund als R. rosea bezeichenen. Russula amarissima soll doch extrem bitter schmecken aber ich habe den noch nie gesehen und kann mir über dessen Bitterkeit kein Urteil erlauben.




    VG Jörg

  • Servus Claus,


    Frau Marxmüller gibt ja Sporenpulverfarbe 1b an, ist sich allerdings nicht so sicher, den richtigen Pilz zu haben...
    Sonst schauts schon ziemlich gut aus.
    Was sagt denn das scharfe Glas?


    Liebe Grüße Rudi

    aktuell vor dem APR21: 8 Punkte... Eintritt: 8-5= 3 Punkte - inzwischen durch Stummmalus 3-5= -2 Punkte

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    Einmal editiert, zuletzt von rudi ()

  • Hallo Jörg,



    Entschuldigung, ich kann erst jetzt antworten, danke für deine Antwort.


    Ja, man liest immer von grosser Bitterkeit, aber hat den Pilz ausser ROMAGNESI, EINHELLINGER oder H. MARXMÜLLER schon mal jemand probiert? Hat da irgend jemand vom Forum Erfahrung sammeln können?


    Zitat H. MARXMÜLLER: "ROMAGNESI(P.419) merkt indessen an, dass auch schon weniger bittere Kollektionen von amarissima mit kräftiger roten, lepida-ähnlichen Farben gefunden wurden." Ende Zitat.


    Für mich schmeckte die normale R. rosea bisher eigentlich immer fast mild, dagegen ist für mich bei R. pseudointegra ein leicht bitterer Geschmack wahrnehmbar. Ich schrieb ja selbst: "mild, Lamellen verzögert leicht bitter, Huthautprobe nach 20sec leicht bitter, Taubheitsgefühl danach für 1/2 Std auf der Zungenspitze".
    Ob das eine normale R. rosea auch kann? Das werde ich nachholen.


    Ja und da ist bei meinem Fund noch das Peeling der Huthaut von 1/3. Bei rosea null, laut meiner Dokumentation.
    Bei der Huthautpräparation für das mikroskopieren hatte ich auch keine grossen Probleme damit gehabt.


    Hallo Rudi,


    schön dass du MICH mal besuchst.


    Das mit der Sporenpulverfarbe habe ich nochmals nachkontrolliert. Diesmal korrekterweise mit Objekträger, SpP, Deckglas. Ich renne da nach einem zusammengekratzten Abwurf immer gleich zur Farbkarte. :shy:
    Ergebnis liegt jetzt zwischen Ib - IIa mit der Farbkarte von H. MARXMÜLLER. Kommt also hin.
    Ich habe es weiter oben korrigiert.


    Ja, das mit dem scharfen Glas... da werde ich als Anfänger bei diesem Huthaut-Mikro-Ergebnis kapitulieren müssen.
    Ich kann da ausser dicken-verzweigten-septierten-divertikulaten-wirren Haaren und Dermatozystiden persönlich nichts gewohntes herauslesen, zumal sich ja auch R. rosea und R. amarissima ausser dem bitteren Geschmack wenig unterscheiden sollen.


    Also die Mikroskopie Bilder, fangen wir mit den Sporen an.
    Sporen [95% –• 70 –• SAP –• v –• H2O(nat) ] = 7 - 7,8 - 8,7(8,9) x 6,4 - 7,1 - 7,7(7,8) µm


    14) Sporenmessung ergab


    15) Melzer, Lamellenpräparat, Ormament bitte selbst enscheiden


    16) Melzer, Lamellenpräparat


    17) Melzer, Lamellenpräparat


    18) Warzenhöhe 0,58 bis 1,15 mü


    19) Haare, wie beschrieben


    20) Haare, auffällig dick, breit


    21) gegabelt, septiert, das andere alles Dermatozystiden?


    22) Dermatozystide bis 5,7 mü breit


    23) In Sulfovannilin, 100x, Dermatozystiden ohne Blau- o. Schwarzfärbung


    24) In Sulfovannilin, 400x, spätestens ab hier für mich nicht mehr weiter bestimmbar


    25) Karbolfuchsin + HCI, incrustierte DZ?, inkrustierte Primordialhyphen?


    26) Karbolfuchsin + HCI, für mich unbekannt in KF+HCI


    Ich weiss nicht, ob diese ganzen Informationen was bringen, ich bin jedenfalls mikroskopisch raus.
    Wenn ich im ROMAGNESI Schlüssel den erwähnten "sehr bitteren" Geschack ignoriere, komme ich an R. amarissima nicht vorbei!


    Vielleicht sollte ich dich bei einem erneuten Fund einfach mal anrufen... bringst den Hans-Jürgen noch mit...


    Herzliche Grüsse aus der Rhön
    claus


    EDIT: ...ich werde morgen mal nach dem KF die Zeit vom HCI auf 5 sec. begrenzen, obwohl das Ergebnis mit KF und Lactoglyzerol nicht anders aussah...

  • Na Claus,


    schaut doch schon ziemlich gut aus!
    Besser kann ichs sicher nicht, eher deutlich schlechter...
    Ich hab schon den Täublingsboss zu Hilfe gerufen!


    LG Rudi

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  • Hallo Rudi,



    schaut ziemlich gut aus? Für wen? Dilemma hoch drei.


    Also, ich habe heute nochmals mit KF experimentiert. Sowohl mit HCI wie auch mit Lactoglycerol.
    Es waren nur keulige, alles? unseptierte, teils lange Dermatozystiden auffindbar.


    Keine Primordialhyphen auffindbar wie sie von H. MAXMÜLLER für die Lepidinae gefordert werden oder für mich typisch aussehen sollten. Ende der Fahnenstange, muss ich wohl wieder eine Russula cf. daraus machen.


    Und eine Atropurpurinae kann ich mir mit dem Bräunen und rotem Stiel/Lamellen nicht vorstellen.


    Grüsse
    claus


    EDIT:
    ok, eine letzte Chance bekommt der Schönling noch von mir. Sollte ich morgen in den fünf Huthaut-Proben die ich heute Abend von verschiedenen Hutstellen vom Exsikkat genommen habe, keine einzige Primordialhyphe finde, heisst der für mich CF.

  • Hallo Pilzfreunde,



    ich kann euch noch ein paar Mikro- und Makro-Informationen zu meinem Fund geben.


    meine letzte Untersuchungsreihe war bei der dritten Huthautprobe positiv. Primordialhyphen sind vorhanden,
    wenn auch nicht in dem von mir erwarteten Aussehen und sehr schwer aufzufinden.
    Also ohne äussere sichtbare Verkrustung oder Tröpfchen-Ausscheidungen.
    Vielleicht für mich als Anfänger aber auch nicht genau unterscheidbar, wer weiss.


    Hier die letzten Informationen die ich euch noch liefern kann...


    27) in KF + HCl, Primordialhyphe, das Gewusel rundum unbestimmbar für mich


    28) KF + HCl, Primordialhyphen sehr lang, schmal


    29) KF + HCl, endlich... Primordialhyphen Messbild, Breite 3,7 - 5,1 mü, wie bei ROMAGNESI S. 420


    30) Sporenpulver: IIa dominiert, passt doch besser


    31) Sulfovanillin Test am Exsikkat Stiel Fund "kleines Exemplar", aussen, rotbraun


    32) Sulfovanillin Test am Exsikkat Stiel Fund "grosses Exemplar", innen, rotbraun


    33) HaHaHa... :D Ehrlich, da ist mir fast das Herz in die Hose gerutscht. Sulfovanillin Test am Exsikkat Stiel Fund "grosses Exemplar", aussen, rot


    Zum Geruch am Exsikkat: stark, Küchengewürzmischung, meine Frau meint Malz, Malzbier
    Ich hoffe, ich habe euch nicht gelangweilt und mich nicht blamiert.


    rudi danke, JETZT sieht es ziemlich gut für mich aus!
    Meinen Fund nenne ich damit Russula cf. amarissima


    Grüsse
    claus

  • Update


    Hallo Pilzfreunde,


    heute war ich nochmal an der gleichen Stelle, gleicher Platz.
    Und siehe da, ich habe sie nicht ausgerottet und es wachsen wieder welche mit der wunderschönen Hutfarbe nach.
    Bei beiden Pilzen sieht man jetzt schon die rost-braun Färbung an den Lamellen.
    Beim linken Pilz war der Hut vom Stiel gelöst und man sah an der Stielspitze und dort wo er angewachsen war wieder die gleiche Rostfärbung wie beim ersten Fund.


    Beide blieben unberührt und wurden nur fotografiert.


    Ja und da habe ich an einem anderen Platz auch noch eine R. rosea gefunden und gekostet, um einen Vergleich zu haben.
    Ganz leicht bitter schon, aber eine halbe Stunde Taubheitsgefühl hat sie nicht geschafft.


    ...sie verbreiten sich weiter


    bis zum nächsten Mal
    claus