Kleine Friedhoftstour (und eine Frage zu cf. Hohenbuehelia)

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 5.201 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,


    normalerweise "haue" ich ja meine Bilder nicht so zeitnah nach dem Entstehen "raus" - aber heute mache ich das mal, es ist nämlich dabei eine Frage entstanden. (Alle Fotos sind 1200 Pixel breit, vergrößerbar).


    Im Wald war zuletzt nicht viel los (mit Mühe ein paar Täublinge und Ockerblättrige Trichterlinge, auf einer Wiese hauptsächlich nach mehrfachem Gewitterregen - und dann immer wieder warm - Nelkenschwindlinge und auch wieder ein paar Weiße Ackerlinge.)


    Heute im Nachbarort (Rheinfelden/Baden) kurz mal auf den Friedhof (auf kalkhaltigem Boden - nehme ich da an - zeigten bisherige Funde) ... alter Baumbestand ... Bächlein fließt (da habe ich schon einige Arten gefunden, wenn auch nicht große Mengen an Pilzen ) ... Rasenmäher brummt ...


    Am Bächlein unter Kiefer und Birke (Kiefer zählt), winzige Schmerlinge, Suillus granulatus mit winzigen Poren mit Tröpfchen dran. (Pers. Erstfund -hihi -, 2 Winzlinge mal mitgenommen ... nach Huthautabziehen gegart ... vertragen.
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    Eine Menge an winzigen Mehlräslingen, Clitopilus prunulus (gleiche Stelle wie letztes Jahr) überwiegend bei Birken, frisch und jung, riechen trotzdem "komisch" ranzig-mehlig, schmecken aber würzig, nicht mehlig-ranzig nach Brutzeln.
    (nicht fotografiert)


    Neben den Mehlräslingen bei den Birken auch einige Risspilze, kegelig, rimos, Stiel weiß, nicht bereift (höchstens minimal ganz oben), sehr tief in der Erde - meist abgebrochen, einmal ausgegraben ... keine Verdickung/keine Knolle, etwas spermatischer Geruch (nicht sehr stark) - mein bevorzugter Kandidat wäre "ganz einfach" Inocybe rimosa (cf.)? ---> Inocybe cf. obsoleta (wäre typisch für den Standort und vom Aussehen her, s.u.)
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    2 Meter weiter, immer noch bei Birken, winzige Netzhexen, Suillellus luridus, Syn. Boletus luridus, madig, trotzdem schön anzuschauen.
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    Bei einer anderen Birke ziemlich große Egerlings-Schirmpilze, Leucoagaricus cf. leucothites (ob Lamellen rosa werden, habe ich bei den großen Pilzen nicht geschaut, aber ich gehe mal von der Art aus.)
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    Highlight ... und ich dachte sofort an Hohenbuehelia petaloides/geogenia (und ich hatte schon mal Hohenbuehelia, einmal im Blumentopf - einmal im Wald, eher einzeln) sahen da etwas anders aus ... aber so wie hier habe ich mir die immer vorgestellt, stark büschelig auf Erdboden (möglicherweise alte Wurzeln da), Oberfläche, Lamellen, Farben, Geruch frisch gurkig-mehlig, Geschmack frisch gurkig-mehlig.
    Pilze noch sehr frisch und zart, brüchig, nicht zäh.


    Aber jetzt kommt es: NIRGENDWO eine gelatinöse Schicht, die Huthaut lässt sich abziehen, aber kein bisschen dehnen, geht beim Zupfen sofort entzwei, darunter ist auch keine gelatinöse Schicht.... (hatte ich bei den bisherigen Funden eindeutig feststellen können).


    Was meint ihr dazu? ... Ich finde keine Alternative zu Hohenbuehelia ...
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  • Sehr cooler Fund! Hätte ich auch mal gerne.
    Mit Muscheling, Hohenbuehelia wäre ich auch bei dir. Da gibt es ja schon noch einige Arten.
    Aber welche, da bin ich völlig überfragt. Einen Vorschlag lasse ich dennoch mal hier - Hohenbuehelia angustata. Maybe ...

  • Hallo abeja,


    von der Beschreibung passt Mausmanns Tipp ja ziemlich gut. Das wäre allerdings dann lt. Pilze-Deutschlands erst der 2. Fund für Deutschland!

  • Hallo !


    Ich habe diese Pilze zuerst in Jahr 2015 und zweites mall an gleiche stelle (Sommer) in Jahr 2016 gefunden ,
    An Anfang Hutfarbe ist etwas heller wie bei Abejas Fund . Begrabene Substrat wachsen Büschelig aus Erdboden , Geruch angenehm , Geschmack mild . Nur Linde ist nähe und keine weitere Bäume .
    Ich glaube das um Pleurotus gehet aber habe keine beweise . Ich habe mein Fund auch mit Hohenbuehelia ausprobiert vergleichen aber passt nicht , besser passt Pleurotus .
     
    Bilder .



    Bei Abejas Fund ein paar merkmallen sprechen gegen H. angustata , Geruch , Fleisch zäh bei Abejas Fund ist brüchig und H. angustata hat schuppige Stiel .


    @ Abeja , ich hoffe das du klein Exsikat für Mikro hast weil Fund ist Megainteressant -


    LG beli

  • Hallo Abeja, was deine Risspilze angeht: Das ist nicht I. rimosa/fastigiata, sondern vermutlich Inocybe obsoleta. Der Hut ist feinfaseriger, die Sporen sind kleiner, wächst zur Zeit häufig auf Friedhöfen, in Parks etc.
    Herzlich, Ditte

    • Offizieller Beitrag

    Hallo abeja,


    zum vermuteten Muscheling sage ich mal nix; da hab ich keine Erfahrung; aber dafür was allgemeines zur Inocybe. Die Inosperma-Rimosa-Gruppe ist sehr tricky und keinesfalls leicht in der Bestimmung (auch mit Mikro); löbliche Ausnahmen sind z.B. I. cookei, I. quietiodor und I. erubescens in typischer Ausprägung und mit typischem Geruch. Ansonsten kannst du immer davon ausgehen, dass es noch Arten gibt, die in deinen Bestimmungswerken nicht drin stehen, was teilweise eine Bestimmung extrem erschwert.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo,


    ich danke euch für die Hilfe und die Ideen. :sun:


    @ Ditte und Stefan: die Risspilze ... dann speichere ich den mal als Inocybe cf. obsoleta ab (typischer Parkpilz).


    Zum mutmaßlichen Erd-Muscheling:
    @ Beli: die Oberfläche ist aber anders als bei deinen Funden, frisch etwas samtig, bereift, wird dann glatter.
    Deine Pilze sind für mich typische Pleurotus ostreatus mit speckiger Oberfläche.


    Ich habe noch etwas gesucht zu Hohenbuehelia (und Unterschied zu Pleurotus, die sind ja in ein und derselben Familie).


    Wenn meine bisherigen kleinen Funde eine eindeutig dehnbare gelatinöse Schicht hatten, dann kann das m.M. entweder an äußeren Einflüssen liegen, oder es handelt sich vielleicht um sehr nah verwandte aber eben nicht ganz identische Arten.


    Ich habe mir bisher "gelatinös" immer als dehnbar (gummiartig ziehbar) wie bei Crepidotus mollis vorgestellt, nur so steht das eigentlich nirgendwo.
    Es steht an manchen Stellen was von "gelatinöser" Schicht , aber auch so etwas wie "gelatinöses" Gefühl beim Anfassen.
    Mikroskopisch: "Pileipellis a thin cutis-like tangle of elements 2.5-7.5 µ wide, with scattered, embedded pileocystidia above a thick zone of gelatinized hyphae."
    Es kann ja sein, dass die mikroskopischen Eigenschaften gar nicht so eindeutig "haptisch" zu erfassen sind, jedenfalls zieht man die Huthaut im Stück ab, da wird die gelatinöse Schicht mit drin sein, unter der extrem dünnen obersten Schicht.


    Wenn ich die Huthaut abziehe, dann ist das schon insgesamt eine dicklich wirkende Schicht, die sich leicht gelatinös anfühlt und durchscheinend ist, aber sie ist bei den jetzigen Funden nicht dehnbar.
    Ich habe ja zum Glück Detailaufnahmen vom Stiel und den Lamellen gemacht, und dabei sieht man (besser als mit bloßem Auge), dass die Lamellen fast fein gesägt sind bzw. wie mit kleinen Fransen besetzt.
    Und das soll ein Hauptunterscheidungsmerkmal zu Pleurotus sein: "edges finely pubescent" (wegen "large, thick-walled cheilocystidia")


    http://www.mushroomexpert.com/hohenbuehelia_petaloides.html
    http://www.mykoweb.com/CAF/spe…nbuehelia_petaloides.html


    Ein Bild hatte ich gestern vergessen zu laden:



    Vergleichsbilder, die den Lamellenanzatz in großer Auflösung zeigen, sind nicht so häufig.
    https://upload.wikimedia.org/w…elia_petaloides_60070.jpg (vergrößerbar)


    Der Lamellenansatz stimmt eigentlich sehr schön, bis auf die Tatsache, dass bei meinen Pilzen neben untergemischten Lamellen manchmal auch leicht gegabelte Lamellen sind mit fast schon queraderigen Verbindungen, was ich wiederum auf Vergleichsbildern nicht so (gut) finden kann.
    EDIT bei Wikibild sehe ich jetzt doch an wenigen Stellen ganz unten am Ansatz Gabeln, aber nicht so deutlich wie bei meinem Fund.



    Proben habe ich (ohne kompletten Stiel ... eigentlich wollte ich ein paar Pilzchen davon essen ) - weiß aber nicht, ob ich sie gut trocken bekomme (es ist gerade sehr feucht-warm).
    Zusammen mit dem eindeutigen Mehlgeruch - Mehlgeschmack bin ich weiterhin sehr zu Hohenbuehelia petaloides geneigt.


    Pleurotus empfinde ich vom Fleisch her immer als deutlich zäher, allerdings waren meine Hohenbuehelia-Funde aus dem Wald zumindest im Stiel leicht zäh, aber nicht am Hut.
    Die Originalbilder von damals sind nicht so gut, dass ich da die Lamellenschneide eindeutig erkennen könnte. Jedenfalls waren da die Lamellen nur untergemischt, und nicht gegabelt ... wollte ich schreiben, aber an einem größeren Pilz sah ich nun ganz unten auch Gabelungen (Bilder von 2015)

    • Offizieller Beitrag


    Hallo,


    ich danke euch für die Hilfe und die Ideen. :sun:


    @ Ditte und Stefan: die Risspilze ... dann speichere ich den mal als Inocybe cf. obsoleta ab (typischer Parkpilz).


    Hi,


    nur noch mal fürs Protokoll. Ditte hat I. obsoleta vorgeschlagen; ich hab lediglich nur eine allgemeine Ergänzung gemacht. Ich habe bei den Inosperma-Rimosae und den unbereiften Höckersporern ziemliche Bestimmungsprobleme aus den oben genannten Gründen. Deswegen würde ich mich hüten hier Artvorschläge zu bringen; es sei denn ein beschriebenes Merkmal (inkl. eventueller Mikrodaten) macht den Fund eindeutig.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Also zumindest das, was Erhard Ludwig unter Hohenbuehelia angustata versteht, kann nicht dein Pilz sein, Abeja.
    Nach Ludwig wäre das ein Holzbewohner (modernde Stämme und Stümpfe) mit viel kleineren Fruchtkörpern (1,5-4,5 cm; in Ausnahmefällen bis 6), auch die Zeichnungen sehen da nach einem anderen Pilz aus.
    Ich glaube nicht, daß die gelatinöse Schicht immer abziehbar sein muss. Wichtig ist: Sie ist vorhanden.
    Ich würde bei deinem Fund schon an eine schicke, üppige Kollektion von Hohenbuehelia geogenia denken.


    Und dein Pilz, Beli, ist für mich ein Austernseitling, also da sollte deine Bestimmung stimmen. Eben auch aus den Gründen, die Abeja genannt hat: Die flaumigen Lamellenschneiden von Abejas Hohenbuehelia hat dein Pilz ja nicht.



    LG, Pablo.

  • Hallo,
    ... also was interessiert mich mein Schrieb von letzter Nacht ... :D .


    Ich habe die restlichen Pilze noch mal untersucht (1 Tag im Kühlschrank gelagert) ....und zubereitet ... dabei jedes einzelne Häutchen probeweise gezupft ... und an ein zwei Pilzen war das dann doch etwas dehnbar.


    Also gelatinöse Schicht ist im frischen Zustand fühlbar (etwas dicklich-glibberig, abgezogen leicht durchscheinend) , im älteren (?) oder leicht abgelagerten Zustand zumindest kann man die Huthaut teilweise etwas in die Länge zu ziehen (und das war bei den früheren Einzelfunden grundsätzlich so, also waren die Pilze eventuell nicht so frisch, nicht so feucht).


    Die Pilze waren zart und nicht bitter, aber etwas würziger als Pleurotus z.B. (man las schon mal irgendwo im Web "zäh" und "bitter" - das wird auch am Frische- und Feuchtigkeitszustand liegen.)