Anhängselröhrling

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.642 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Hallo zusammen,


    nachdem bei uns gerade die Pilze nur so aus dem Boden schießen war ich gestern mal ganz kurz im Wald (eigentlich hatte ich keine Zeit :P ) und habe unter Eiche an einem wärmebegünstigten Standort einen Röhrling gefunden, den ich auf den ersten Blick für einen älteren Sommersteinpilz hielt. Also kurzes Bild und weiter. Zuhause fiel mir dann auf einmal auf, dass die Röhren an den Stellen, an denen ich den Pilz angefasst hatte blauen. Also das Abendprogramm so gestaltet, dass man sowieso mit dem Auto an dem Waldstück vorbei muss und den Pilz doch noch eingepackt :) . Leider nur ein Einzelexemplar, aber ich würde ihn als Anhängselröhrling ansprechen. Was meint ihr? Da der Zustand nicht mehr der frischste war, liegt der Pilz jetzt im Dörrex und kann gerne auch verschickt werden. Kalk ist da im Boden zumindest etwas vorhanden, im Frühling kommt dort Bärlauch. In der Ecke lassen sich sonst massenweise Frauentäublinge, Perlpilze, wurzelnde Bitterröhrlinge, fahle Röhrlinge und etliche weitere Pilze finden. Neben Eichen stehen dort zudem Buchen und Kirschen, sehr vereinzelt auch mal eingestreute Nadelbäume, aber da ist der nächste gut 50 m entfernt.
    Der Pilz roch leicht säuerlich, aber nicht unangenehm, Geschmack habe ich nicht getestet. Auffällig ist eben die Blaufärbung der Röhren bei Berührung, das Fleisch selbst bläut nicht, zumindest würde ich die kleinen blauen Stellen als Überbleibsel von Röhren durch den Schnitt interpretieren.


    Hier ein paar Bilder:


    Vielen Dank für die Hilfe!
    Florian

  • Hallo Florian,


    sehr schöner Fund!! :thumbup: :thumbup: Den habe ich auch noch nicht selber gefunden. ;(


    Von Deinen sehr gut beschriebenen Merkmalen könnte der schon passen, würde aber ebenfalls mit Dir auf die Meinung der Experten warten wollen.


    Ist ja nett, dass Du für den Pilz Dein Abendprogramm umgestaltest... :D :D


    Liebe Grüße
    Kerstin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Florian!


    Der ist wunderlich. So schick rosabräunliches Stielfleisch, das könnte sogar noch was Anderes sein. Wenn nur der Hut mehr rosa wäre. Ist er aber nicht, insofern glaube ich, daß es halt doch ein Anhängselröhrling ist, und nicht >sowas hier<.



    LG; Pablo.

  • Servus Florian,


    die Röhren können auch beim Nadelwaldanhängselröhrling blauen (aber dann dezent), im Fleisch (abgesehen vom Röhrenboden) habe ich das aber noch nicht gesehen. Untypisch ist das sehr helle, weiße Fleisch, wenn ich an den "echten" Anhängselröhrling denke. Bezüglich des Blauens, das ich auch wirklich im Fleisch auf den Bildern sehe, müsste man sehe, wie schnell das ablief. Auch an den Röhren/Poren.


    Butyriboletus griseoroseus kann auch recht blasses Fleisch haben - siehe die Originalbeschreibung mit Fotos: http://www.czechmycology.org/_cmo/CM66101.pdf
    Allerdings scheint die Art auf Abies als Partner angewiesen zu sein, was du ja ausschließt.


    Wenn ich deine Beschreibung aber so deute, dass das Blauen im Fleisch langsam ablief und schwach war und die Poren wohl auch ein bisserl gebraucht haben, dann bin ich wieder eher bei B. appendiculatus.


    Man kann die drei in Frage kommenden Arten B. appendiculatus, B. subappendiculatus und B. griseoroseus gut mikroskopisch trennen. B. fechtneri und B. fuscoroseus hätten rote Töne am Stiel (B. fechtneri auch eine andere Hutfarbe).


    Du kannst mir gerne dir Probe schicken - sie müsste nur wirklich reif sein, da sich der Sporenquotient im Laufe des Alterns ändert. Zu junge B. subappendiculatus erreichen nicht die maximalen Q-Werte. Dem Foto nach könnte es aber passen (es lohnen sich hier auch Stücke von alten Schlappen wegen der Sporen, aber du hattest ha nur einen Fruchtkörper)...


    LG
    Christoph

  • So, ich habe den Fruchtkörper mittlerweile erhalten und habe reinmikroskopiert...


    ... und komme auf folgende Sporenmaße (n = 20): 10,5-12,9-15,5(-16,25) x 4,25-4,5-5,0(-5,5) µm
    Q = 2,4-2,87-3,6


    Die Sporen sind für B. subappendiculatus zu breit, was auch einen zu kleinen Q-Wert für ihn ergibt. Einzelsporen sind zwar lang und schmal, was große Quotienten einzelner Sporen ergibt, aber zu viele Sporen sind kurz und im Verhältnis zur Länge breiter als bei B. subappendiculatus.


    B. roseogriseus hätte noch kürzere / breitere Sporen (Qm liegt da bei 2,3), der fällt also auch weg.


    Boletus fuscoroseus käme makroskopisch hin, wenn die Farben des Fotos passen würden (Hut rötlichbraun), aber das Fleisch würde das stärker blauen. Er hat zudem stark inkrustierte HDS-Hyphen. Ich mustse zwar ziemlich viel Lauge nehmen, um die HDS wieder zu reanimieren, aber auch beim Quellen bzw. vorher in Wasser sind mir keine starken Inkrustationen aufgefallen. Zudem wären die Sporen dafür doch mit einem sehr hohen Q-Wert ungewöhnlich.


    Mich wundert nur das extrem blasse, weiße Fleisch. Das ist für B. appendiculatus untypisch, aber das kann auch am Foto liegen. Die braunrosa Farbe in der Stielbasis hingegen ist für viele typisch, auch für B. appendiculatus.


    Kurzum:
    Sporen und HDS sprechen für B. appendiculatus und schließen den Rest aus. Es ist daher m.E. ein etwas untypischer - weil zu weißfleischiger - Anhängselröhrling, B. appendiculatus.


    LG
    Christoph