Täubling sucht Namen

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.376 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Liebe Foris,


    schon im letzten Jahr hatte ich mir vorgenommen, mich intensiver mit den Täublingen zu beschäftigen - mangels Anschauungsmaterial ist das leider ausgefallen.
    Aber nun geht es los; die Gewitter der letzten Wochen locken besonders viele Täublinge aus dem Boden :) .


    Aber kaum mit den Bestimmungsübungen angefangen, gehen die Probleme schon los.
    Bei den ersten Exemplaren hat Karl mir den entscheidenden Tipp gegeben.


    Bei denen hier hoffe ich auf Eure Hilfe.


    Erst mal ein paar Angaben:


    Fundort: am Ufer eines Sees im Laubwald (Eichen, Weiden, Kirschen, ...)
    Geschmack: erst mild, nach 3 Sekunden deutlich scharf, aber nicht unerträglich (in den Lamellen getestet)
    Hutfarbe: rot, mit beige changierend, ausblassend
    Stiel: erst weiß, aber dann grauend
    Huthaut: etwas zur Hälfte abziehbar
    Sporenpulver: IVb bis IVd nach Romagnesi (also ein Dottersporer)













    Mit meinen Bestimmungsversuchen bin ich bei R. decipiens und R. maculata gelandet, komme da aber nicht weiter.
    Kennt jemand diese beiden Arten (ggf. noch weitere infrage kommende) und kann mir einen Tipp geben?


    Danke schon mal
    Gerd

  • Hallo Gerd


    Ich sehe nichts, das gegen R. decipiens spricht. Die braunfleckige, grauende Stielbasis passt gut und der Rest auch, wobei ich unterstelle, dass keine violettlichen Töne vorhanden waren, sondern ein Bild einen Blaustich aufweist.
    Da bei allen Fruchtkörpern die charakteristischen Flecken von R. maculata fehlen und diese Art auch meist Orangettöne aufweist, würde ich die ausschließen.


    LG Karl

  • Hallo,


    für mich auch ziemlich eindeutig Russula decipiens, auf jeden Fall NICHT Russula maculata.


    R. maculata hat Farben die von gelb bis orangerot reichen, aber immer im orangeroten Bereich bleiben und nie weinrot (also mit Blauanteil) sind. Ich finde die Bilder farblich durchaus typisch, kann keinen Blaustich erkennen auf meinem Monitor.
    Ökologisch gesehen gehört R. maculata in den Kalk-Buchenwald, während R. decipiens in den basischen bis schwach sauren Eichenwald gehört - mag sien dass es jeweils Ausnahmen gibt, aber generell passt das ökologisch schon so.


    R. decipiens habe ich im Nordharz (Harly) letzte Woche schon in erstaunlich großer Anzahl gefunden, typischer Begleiter ist Lactarius insulsus, während R. maculata in Jena schon vor drei bis vier Wochen da war.


    beste Grüße,
    Andreas


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo,
    ich kenn mich ja noch nicht so aus, daher möchte ich fragen, ob hier nicht auch Russula globispora in Frage kommen könnte, denn den hab ich mal im Wiener Prater im Übergangsbereich zwischen Weg und Wasser gefunden - er sah sehr ähnlich aus. Besser gefragt: wie unterscheidet der sich?
    LG,
    romana

    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127+18=145-15(APR24)=130

  • Hallo Romana,


    Russula globispora ist im Prinzip eine maculata mit großen rundlichen Sporen und einer stärekeren Tendenz zum Gelbflecken (sieht manchmal aus wie ein Heringstäubling ....). Auch hier immer meiner Erfahrung nach ein Rot dass ins Ornage geht und keine Blauanteile hat.
    Beide sind übrigen meist etwas gedrungenere, robustere Pilze, während R. decipiens (wie auch die ähnlichen veternosa und cuprea) etwas schlankere Pilze sind. Natürlich nur eine Tendenz, aber passt schon meistens.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo,
    ich kenne mich da auch noch nicht so aus (hantiere bisher nur mit Chemie), aber im Juli habe ich im Kalkbuchenwald (Hochrhein) auch einen schärflichen Dottersporer gefunden, ziemlich klein und unscheinbar, stand kunterbunt mit ebenso kleinen, angenagten Russula aurora.


    Die gelben Lamellen habe ich erst beim Pflücken entdeckt, und den Geschmack getestet.
    Ich stand dann auch vor der Frage, welche der scharfen Dottersporer das nun ist, und meiner Meinung nach sollte es Russula maculata sein (schon ziemlich ausgeblichen und fleckig)


    @ Romana, Russula globispora wird teilweise als Unterart davon betrachtet ... wahrscheinlich unterscheiden die sich hauptsächlich über die Sporen (? Ornamente ?), eventuell auch durch unterschiedlich starke Reaktion auf Guajak.



    Und jetzt kommt meine Frage (und ich hänge einfach mal 2 Bilder an, ich hoffe, das ist o.k.) ... irgendwas habe ich durcheinander geworfen, oder es steht in unterschiedlichen Quellen anders.
    Im Gröger steht zu R. maculata : auf Guajak schwache Rk./ auf R. decipiens intensiv. ...und zu R. globispora steht da Gu. positiv, doch langsam kommend (wobei langsam alles über 5 sec. ist, oder länger ?)

    Sagen das andere Quellen auch, bzw. wie sind eure Erfahrungen?


    Mein einzelner kleiner Pilz reagierte extrem schnell und stark (kaum fotografierbar), im gleichen Bild rechts der Stiel von einer Russula olivacea (etwas langsamere und weniger farbintensiver Reaktion nach der gleichen Zeit).


    Kann der Pilz links Russula maculata sein (mit der intensiven extrem schnellen Gu-Rk.) ?

  • Hallo abeja,


    also mit sehr schneller, intensiver Guajak-Reaktion kann es keine Russula maculata sein! Wenn die Farben auf meinem Monitor richtig sind, dann ist mir für R. maculata da auch etwas zuviel Rosa drin statt orange.


    CHALANGE (2016) im BSMF geben folgende Guajak-Reaktionen an:
    R. maculata: Stiel 0 - Lamellen 0 (Anmerkung: manchmal +++ nach 20 sek.)
    R. globispora: Stiel +++ - Lamellen +++


    langsam (+) ist nach 20 sek., intensiv (+++) nach bis zu 5 sek.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo Gerd,
    den roten Fruchtkörper würde ich einer Sonderbehandlung unterziehen. Er sieht m.E. nicht so aus, als wenn er zu R.decipiens gehören würde. Es reicht schon ein mikroskopischer Vergleich der Huthaut. Bei R.decipiens zeigen sich die Dermatozystiden überaus üppig in Größe und Anzahl.


    Grüße,
    Axel

    "Das Artensterben ist der neue Klimawandel. Der Verlust der Biodiversität ist die wahre Krise des 21. Jahrhunderts"

    aus Glaubrecht: "Das Ende der Evolution"


  • Hallo Andreas,
    vielen Dank für diese Informationen! Sollte ich den Pilz nochmals finden, werde ich ihn mir genauer ansehen. Letztes Mal wurde er mir bestimmt.
    LG
    romana

    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127+18=145-15(APR24)=130

  • Vielen Dank für Eure Antworten!
    Dann speicher ich den mal als R. decipiens ab.


    abeja
    Natürlich darfst Du Dich mit Deinen Fragen und Fotos hier einklinken; das bereichert ja nur die Diskussion und die Erkenntnisse.


    @Axel
    Soweit ich mich erinnere, gehörte der tiefrote Täubling schon zu der Kollektion, aber eindeutig belegen lässt sich das jetzt leider nicht mehr.


    Ich war heute noch mal in einem anderen Wald; auch dort beherrschen die Täublinge eindeutig die Szene. Vielleicht kommt also noch die ein oder andere Anfrage ...


    Viele Grüße
    Gerd

  • Hallo,


    @ Andreas/Mollisia (zu meinem kleinen Täubling): danke für die Info ... dann widerspricht sich das zumindest, was R. globispora - Reaktionsschnelle betrifft mit den Beschreibungen im Gröger.


    Würde dann aber wunderbar zu meinem Pilz passen (oder ... das habe ich doch richtig verstanden: R. globispora hat sehr schnelle und sehr intensiver Gu-Rk. Die Reaktion war so schnell ... im Moment des Abstreifens des Spatelchens war sie schon da.)


    Die Farbe wäre für R. globispora o.k - oder doch nicht so ganz typisch?
    Ich hatte mich bemüht, das möglichst naturgetreu aufzunehmen, bin mit den Pilzen ins offene Tageslicht (damit nicht das Grün-gelb des sonnendurchschienenen Laubs alles verfälscht.). Von oben sah der bis auf die Flecken wie R. aurora (ausgeblichen) aus, eventuell etwas gelblicher insgesamt.


    Seltener Pilz ? (oder nur übersehen? lt. Gröger wiederum "c" wie common)