Anmutige Büschelkeule, Clavaria amoenoides (statt Cl. fusiformis o. Cl. fumosa)

Es gibt 27 Antworten in diesem Thema, welches 5.629 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Enno.

  • Heute zusammen mit Mentor überraschend in meinem Saftlingsspot entdeckt und zwar zahlreich.
    Erst erfreuten wir uns der Wuchsfreude erster Saftlinge und dann auf einmal dieser Erstfund dort. Erst eine einzelne Stelle mit der Wiesenkeule von relativ dünner Statur, doch dann immer weitere und immer dicker werdende Fruchtkörper. Noch nie war dieser Pilz mir dort begegnet. :cool:


    100%ig sicher kann ich mir mit diesem Artnamen noch nicht sein aber doch so ziemlich. Eine passende Alternative hätte ich jedenfalls nicht mehr parat.
    Wenn jemand mehr dazu zu sagen weiß, gerne doch. :)


    Und nun ein paar Bildchen des seltenen Pilzes.
    Das kräftige Gelb der Pilze kommt auf den Bildern leider nicht so gut rüber. Korrigiere: Sooo gelb waren die Pilze nun auch nicht. Die große Freude an dem Fund hat mich das mit etwas Überschwung sagen lassen. *räusper


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    Die heutige Sichtung lässt auf ein gutes Saftlingsjahr hoffen!





    Ich habe mal in der Kartierung nachgesehen.
    Sollte besagter Fund richtig benannt sein wäre das der erste dieser Art in Hamburg.
    2010 u. 2011 wurde jedoch ebenfalls vom Ohlsdorfer Friedhof die Schönleuchtende Wiesenkeule, Clavulinopsis laeticolor gemeldet. Das nährt natürlich den Verdacht es könnte die selbe Keule sein. :/ Mit meiner Bestimmung wäre ich allerdings doch sehr viel glücklicher.

  • Ja coole Stelle dort :cool: Die FK sind in natura wirklich um einiges gelber...Handyfotos sind aber auch nicht besser geworden...das Grüne an den spitzen der jüngeren FK kommt allerdings gut rüber... :)
    [hr]
    Nee Mausmann...so leuchtend waren die alle nicht...Gelb aber nicht leuchtend.....

  • Die Nordmänner unterwegs :thumbup:


    schöner Fund. Wenn man weiß, dass es ein Pilz ist, kann die Begeisterung aufkommen.


    Aussehen tut es allerdings Alien-mäßig. Aber das wär dann sicher auch Erstfund :thumbup:


    Gratulation Euch beiden.

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
    ----------------------------------------------------------------------------
    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18


  • ...so leuchtend waren die alle nicht...Gelb aber nicht leuchtend.....


    Du meinst, nicht so leuchtend wie "Schönleuchtende"! Ich habe dich da erst anders verstanden.
    Ja, unser gefundener Pilz hat mehr ein mattes Gelb, dennoch deutlich. Und er wäre zu groß für Clavulinopsis laeticolor wenn das nicht als Ausreißer gewertet werden darf.


    Übrigens hätte ich auch eine Probe hier falls jemand Bedarf hat.

  • Hallo Nordlichter,

    euer Fund hat was Futuristisches. So was erkennt nicht jede/r auf Anhieb als Pilz.
    Danke fürs Zeigen.


    Lieben Gruß Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Mausmann


    Ich kann da beim besten Willen keine der gelben Keulen erkennen. Entweder sind das hitzegeschädigte C. fragilis/vermicularis oder allenfalls noch ausgeblasste C. fumosa.
    C. laeticolor verliert im Alter kaum die Farbe und hat ins orange gehende sterile Stiele.


    LG Karl


  • ... Entweder sind das hitzegeschädigte C. fragilis/vermicularis oder allenfalls noch ausgeblasste C. fumosa. ...


    Ist das nicht eine weiße Art ?



    Falls es nicht gut genug ersichtlich wird im Bericht ...
    Die Keul(ch)en hatten mehrfach eine Länge von ~10 cm und waren teilweise sogar annähernd fingerdick (aber natürlich plättlicher).
    Insofern kann ich deine Annahme wirklich nicht nachvollziehen.


    Ich kann noch mal auf 123 verlinken.
    Die dort gezeigten Bilder und Beschreibungen passen jedenfalls ausgezeichnet auf unseren Fund (wenngleich ich auch weiß daß das mit Vorsicht zu genießen ist).


  • Die von mir aufgeführten Arten können übrigens noch deutlich länger als 10 cm werden und hitzegeschädigt ist fragilis/vermicularis nicht mehr weiß und C. fumosa sowieso nicht.
    Die Bilder bei 123 passen farblich nicht zu meinen Funden von C. fusiformis. Selbst ältere Frk. verlieren nicht so extrem Ihre Farbe.


    Hinzu kommt, dass C. fudsiformis büschelig wächst und Deine Funde zeigen allenfalls geselliges Wachstum auch wenn man die Stielbasis nicht immer sieht. Ich bleibe daher vorerst bei meiner Annahme.


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Moin ihr!


    Spannende Funde aber auf jeden Fall.
    Eine Idee, die mir dabei gerade durch den Kopf geht: Wie wäre es mit ausgeblassten Clavulinopsis luteoalba?
    Die 123 - Bilder würde ich hier auch mal ausklammern, das ist ja nicht nachvollziehbar, ob die auch richtig bestimmt sind und wenn ja nach welchem Artkonzept.
    Es gäbe auch noch ein paar ins ockerliche verfärbende, ursprünglich weißliche Clavaria - Arten, die hier eventuell in Frage kommen könnten, wie zB Clavaria krieglsteineri oder Clavaria daulnoyae.
    Wobei die hier schon ziemlich groß aussieht, was nicht zu den erwähnten beiden Arten passt, bzw. daulnoyae wohl eher abgerundete Spitzen haben müsste.


    Irgendwie gefällt mir Karls Idee mit der fragilis / vermicularis momentan am besten.


    Könnt ihr die nicht bei Gelegenheit mal Matthias Lüderitz unterjubeln?



    LG; Pablo.

  • Ja, doofe Kiste aber auch.
    Allmählich bekommt ihr mich in die zweifelnde Ecke. Irgendwie ist der Pilz mir nun auch nicht mehr gelb genug. Aber gelb ist er und für mich "fühlt" sich der insgesamt nicht hitzegeschädigt an. Die Spitzen mancher Fruchtkörper würde ich dabei gerne außer acht lassen denn da waren ja noch viele weitere Fruchtkörper, jung wie alt, die sowas nicht hatten und dennoch gleich in Farbgebung daherkamen. Ich würde ihn viel lieber als saftig und vital bezeichnen aber mir fehlt selbstverständlich ein Vergleich und die Erfahrung mit solchen Pilzen sowieso. Kleine gelbe Keulchen habe ich allerdings immer wieder mal.
    Andererseits will ich nicht verheimlichen daß von den vielen Saftlingen die dort gerade wuchsen ziemlich viele schon sehr am ausbleichen waren. Vielleicht hat das Wetter daher doch seine Wirkung gehabt. Es wird nicht einfacher wenn man an allem etwas zu zweifeln hat. :( Ich war mir anfangs so sicher.


    Ich werde wohl wirklich mal versuchen den Herrn Lüderitz einzuspannen oder jemand anderen.
    Die Frage ist allerdings wann ich es wieder hin schaffe zum Ort des Geschehens und ob ich dann auch noch das Glück habe die Pilze wieder sehen zu dürfen.
    Oder falls sich jemand anderes berufen fühlt kann ich auch dorthin eine Probe schicken. Interessiert, Karl?


    Dann noch eine Frage.
    Womit schlüsselt man nach derlei Pilzen am besten ? Wo überhaupt bekomme ich eine gute und möglichst vollständige Übersicht der Arten her die da bekannt sind ?
    Vielleicht auch generell zu den Wiesenpilzen. Ich habe mir wegen dieses Pilzes alle möglichen Beschreibungen und Bilder zusammengeklaubt und meine damit noch immer unterversorgt zu sein. :/

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mausmann!


    Vielleicht auch nicht durch Hitze verfärbt, sondern quasi verwässert in einer bestimmten Wachstumsphase? Das kann sich auch so oder so auswirken.


    Womit schlüsselt man nach derlei Pilzen am besten ? Wo überhaupt bekomme ich eine gute und möglichst vollständige Übersicht der Arten her die da bekannt sind ?


    Damit hast du den kern des Problems schon erkannt. Weil: Da gibt es nichts. Zu Clavariaceae gibt es eine Menge einzelne Arbeiten und Artikel, jeweils nur zu wenigen Arten, aber nichts Umfassendes, was auf einen zufriedenstellenden Stand wäre. :)
    Ziemliche Baustelle, der ganze Bereich. Ansätze wird man bei Jülich finden, oder in den Schlüsseln der FungaNordica. In wirklichkeit ist es aber wohl noch ein ganzes Stück komplizierter.



    LG, Pablo.


  • Hallo Mausmann


    Matthias Lüderitz ist natürlich eine erstklassige Adresse für ein derartiges Problem. Der kennt wahrscheinlich auch noch Arten, die aus dem üblichen Rahmen fallen oder noch nicht beschrieben sind :)
    Zur Literatur kann ich nicht anderes beitragen als Pablo
    Exemplare zur Untersuchung kannst Du mir gerne schicken wenn Du magst. Es gibt da mit C. flavipes = straminea noch eine blassgelbe Art mit fast runden Sporen.


    LG Karl


    PS. Adresse kommt mit PN

  • Post von Mausmann


    In Ermangelung von Styroporchips oder sonstigem Verpackungsmaterial war die Sendung mit Süßigkeiten ausgepolster :D Danke!


    Wichtigster Inhalt war ein nachgesammeltes Prachtexemplar mit eindeutig büscheligem Wachstum, welches ich noch im Garten bei Tageslicht fotografiert habe.


    Ich wurde leicht unsicher, da ich so seltene Arten auch nicht in allen Alterstadien gesehen habe, aber das Mikro gab Ausschluss. Clavulinopsis fusiformis war schon nach einem Blick auf die Sporen im Präparat raus, da diese länglicher waren als für C. fusiformis beschrieben.


    Zu anderen Arten der Gattung passten die Sporen in Verbindung mit büscheligem Wachstum aber auch nicht, also weiter.



    Keine Schnallen an der Basidienbasis


    und keine Schnallen an den Hyphen wiesen auf die Gattung Clavaria.


    Mit büscheligem Wachstum landet man unweigerlich bei Clavaria fumosa., wozu auch die Sporen passen. Die untersuchten Exempare waren absolut reif und enthielten massenweise Sporen, was eindeutig auf ältere Fruchtkörper hinweist und die gegenüber Frischfunden hellere Farbe erklärt.


    Das Päckchen enthielt noch eine rote Hygrocybe, die trotz Regen einen trockenen Hut und Stiel aufwies, was das Foto nicht eindeutig hergibt. Die Vermutung, dass es sich um H. helobia handelt kann ich bestätigen. Die deutsche Bezeichnung Knoblauchsaftling ist irreführend, da der Geruch nur außerordentlich schwach ist und allenfalls für Sekunden nach Aufbewahrung in einer kleinen Schachtel zu erahnen ist.


    Von allen trockenen Saftlingen hat nur H. helobia lang septierte Hyphen in der Lamellentrama (Boertmann 150 - 500 m µ). Die unseptierten Abschnitte auf dem Mikrobild haben eine Länge von ca. 280 m µ, was absolut passt


    Wie der Zufall so spielt hatte ich gestern noch H. helobia im Depot und konnte zur Sicherheit sehr schön die Sporen vergleichen.



    Herzlichen Glückwunsch zu zwei tollen Funden


    Karl

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Nun also doch Clavaria fumosa. Ein toller Fund, danke fürs finden und für die Vorstellung. :thumbup:
    Ein großes Lob an Karl für die anschauliche Untersuchung, Bestimmung und Bebilderung.
    Das verdient besondere Anerkennung, eine Bestimmung durch solche Bebilderung auch für Mitleser nachvollziehbar zu machen.


    Auch zu dem Saftling meinen Glückwunsch, den ich selbst nur einmal in den Alpen fand. Und auch da konnte ich keinen besonderen geruch feststellen, die Bestimmung gelang nachher auch nur dur die Sporen und langzellige Lamellentrama.



    LG; Pablo.

  • Ich kann mich da auch nur allerherzlichst für die prompte Bestimmungsarbeit bedanken! :thumbup: :sun: Kaum gepflückt und schon durchgechecked.
    Ganz große klasse! Die Mikrobilder und die Erklärung tun ihr weiteres. Das lehrt einem was. Ohne Mikroskop müßte ich bei solchen Pilzen sonst auch weiter im Tal der Vermutung leben. Mit der Wiesenkeule lag ich zudem daneben und bei der H. helobia war ich unsicher.


    Aber jetzt strahlt der Mausmann.
    Seine seltenen Bewohner bekommen ein Namensschild. Gelbblättriger Filz-Saftling, Hygrocybe helobia (Rote Liste D) und in den "Verantwortungsarten in Deutschland" geführt als "In besonders hohem Maße verantwortlich"
    2001 wurde die Art schon mal in der Nähe gefunden (NSG Höltigbaum). Der einzige Eintrag für Hamburg.
    Und die Rauchgraue Keule, Clavaria fumosa (für welche ich mir wegen des Aussehens noch einen anderen dt. Namen suchen möchte). Rote Liste G. Für Hamburg existiert noch gar kein Kartierungseintrag bei der DfGM.


    Beide Pilze sind ein Erstfund für mich, auf meinem Saftlingsspot sowieso. Erfreulicherweise ist die Population beider Arten üppig und, ich vermute, auch nicht in größerer Gefahr. Ich habe da natürlich auch ein Auge drauf. Warum die sich gerade jetzt gezeigt haben und so zahlreich weiß ich nicht. Vermutlich ist das Wetter daran Mitschuld. Zwei, drei trockene Jahre und nun einen schön regnerischen Sommer. Da tat es wohl Not.


    Hier noch ein paar Bilder von Hygrocybe helobia.







    Oder auch in jung und sexy ...




    Mal sehen ob sich da noch weitere Schätze heben lassen, dieses Jahr. :P

  • Hallo Matthias


    Im Exsikkat waren Deine Fruchtkörper viel heller als meine C. fumosa die ich mal angelegt hatte, weshalb ich noch etwas nachgeforscht habe. In der Funga Nordica wird eine Clavaria amoenoides erwähnt, von der ich noch nicht gehört hatte. Nachdem ich las "Sp oblong ellipsoid to bean-shaped" habe ich die nicht weiter beachtet. Jetzt habe ich mir mal die Sporenzeichnung angesehen, die nichts von bohnenförmig zeigt und im Text gelesen "Frb. densely fasciculate, pale yellow" und auch "lengthwise centrallay compressed" Dass passt hervorragend zu Deinem Fund. Inzwischen habe ich auch eine Abbbildung gefunden, die super passt:
    https://www.researchgate.net/f…TK-1859-Photo-Tapio-Kekki Die Art ist wohl in Skandinavien verbreitet und aus Deutschland sind nur wenige Funde im Norden bekannt. http://www.pilze-deutschland.d…ner-ks-thind-anand-1956-1


    Wie Du siehst, hättest Du eingentlich mir die Art vorstellen müssen und nicht umgekehrt :D :D :D



    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Na, darauf muss man erstmal kommen. :thumbup:
    Auch makroskopisch passt das Bild bei Researchgate ja wie angebügelt zu Mausmanns Fund.
    Tolles Ding, von der Art hatte ich auch noch nie gehört.



    LG, Pablo.

  • Ja mei ... :D


    Wo hast du die denn ausgegraben? Die ist mir ja noch gar nicht begegnet. Da schmeckt der Kaffee gleich noch mal besser.


    Ich kann dazu vielleicht noch eine Beobachtung hierlassen die evtl. zu erneuter Verwirrung beitragen könnte. Ich habe hier noch so einiges an Pilzproben liegen mit denen ich mich bisher nicht auseinandersetzen konnte und darunter sind noch zwei von dem Keulchen. Die Aufsammlungen haben 1 Woche auseinander gelegen.
    Nun sind das zwar keine Exsikkate aber verwunderlich ist daß die ältere Probe sich zum weißlichen hin verändert hat und relativ fit aussieht und nicht zerfließt, die jüngere Probe sich hingegen in Richtung bräunlich-lachsfarben verändert hat und allmählich sabschich wird, sich aufzulösen beginnt. Die jüngere Probe ist Bestandteil dessen gewesen was ich dir geschickt habe.
    Die Fruchtkörper der älteren Probe sind allerdings um einiges kleiner als das was ich dir schickte. Zum Zeitpunkt des Auffindens hielt ich sie für junge Exemplare der Großen, was vllt. ein Irrtum sein könnte.


    Jedenfalls kommt mir nun der Gedanke daß dort möglicherweise zwei Arten wachsen die makroskopisch ziemlich identisch wären oder vielleicht auch nur eine Art mit verschiedenen Gesichtern? Varitäten vielleicht ?
    Die Frage des büscheligen und des geselligen Wachstums bekäme dann vielleicht erneut vermehrten Stellenwert ? Die eine so, die andere so, vielleicht ? Das sind so die Gedanken die mich nun spontan angesprungen haben.



    Jedenfalls bin ich heilfroh daß du dir die Probe noch mal zur Brust genommen hast und nun dieser Name dabei heraus kam. Den wird hoffentlich niemand mehr ändern.